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Veröffentlicht am 23.02.2020

Wenn Opfer nicht zur Ruhe kommen

Der Luzifer-Killer
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Bücher von Elias Haller haben für mich schon Suchtpotential. Ich liebe komplizierte Charaktere, schwierige und aussergewöhnliche Ermittler und davon bietet der Autor gleich zwei in seinem Repertoire. Klara ...

Bücher von Elias Haller haben für mich schon Suchtpotential. Ich liebe komplizierte Charaktere, schwierige und aussergewöhnliche Ermittler und davon bietet der Autor gleich zwei in seinem Repertoire. Klara Frost und Eric Donner sind so speziell, wie verschieden, aber haben doch vieles gemeinsam. Es sind Figuren, die sicher nicht bei jedem Leser Anklang finden, ich aber liebe sie und genau deshalb war ich natürlich begeistert, als der Autor im letzten Donner Krimi anklingen ließ, dass es eine Zusammenarbeit geben könnte.

Im Luzifer Killer begibt sich der Autor auf eine Zeitreise, es geht um ein geheimnisvolles Video, von dem eigentlich niemand weiß was es genau zeigt. Dieses Video ist verschollen, im Netzt kursieren viele Fälschungen, während die einen davon ausgehen es ist ein Mythos, sind Andere überzeugt davon, dass es existiert und etwas grauenvolles, teuflisches zeigt, daher auch der Name, das Luzifer Video. Die Aufnahmen sollen vor Jahren in der ehemaligen DDR entstanden sein und Mitglieder einer Art Geheimorganisation zeigen, Ermittlungen zur Existens des Videos und möglichen Mitwirkenden laufen aber stets ins Nichts. Bis jetzt. Teile des Videos tauchen auf und wenig später die Leichen der gezeigten Personen. Die Polizei hinkt immer einen Schritt hinterher.

Elias Haller bringt in diesem Buch natürlich alle bekannten Gesichter aus den Donner und Frost Krimis zusammen. In gewohnter Manier wird um Kompetenzen gerangelt und werden Alleingänge unternommen. Der Autor hat es gut geschafft die schwierigen Charaktere zur unfreiwilligen Zusammenarbeit zu verdonnern. Das Buch gibt durch die Geschichte tiefe Einblicke in die Vergangenheit von Klara Frost, was dem Leser die Figur wieder etwas näher bringt, und man erfährt, woher sich Donner und Frost kennen. Dieser Punkt der Geschichte könnte für mich gern in späteren Büchern immer mal wieder ergänzt werden.

Generell geht es in diesem Buch etwas ruhiger zur Sache. Es ist zwar wieder blutig und an Leichen mangelt es nicht, allerdings werden die Taten nicht explizit beschrieben, sondern der Leser steht, wie die Ermittler, dem Ergebnis gegenüber. Es bleibt in diesem Buch vieles auf der psychologischen Ebene und das passt gut zum Grundthema des Buches, geht es doch darum, wie schwer Opfer von Gewalt und Missbrauch traumatisiert und psychisch zerstört sind, auf Jahre hinaus.

Das Buch schließt natürlich an den 7. Fall von Eric Donner an, der Autor sieht es aber nicht als Fortsetzung der Reihe. Ich kann dem nur zustimmen. Das Buch funktioniert gut als Übergang zum nächsten Donner Krimi, kann aber auch für Leser, die die Reihen noch nicht kennen, als Einstieg genutzt werden. Ich könnte auch nicht sagen, wem der beiden Ermittler ich es eher zuordnen würde. Obwohl Klaras Vergangenheit hier eine große Rolle spielt, ist es kein typischer Klara Frost Krimi, aber eben auch kein alleiniger Donner. Für mich funktioniert das Buch gut als Ergänzung, eine Art Ableger, der die einzelnen Figuren des Autors zusammenführt, ohne diesen Zustand zum Dauerthema werden zu lassen. Ich persönlich mag es sehr, wenn ein Autor so Zusammenhänge schafft und seinem literarischen Universum damit mehr Tiefe verleiht.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

Der Titel ist Programm

Opernführer für Einsteiger
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Eine Oper ist ein sehr komplexes Konstrukt aus verschiedenen Kunstformen. Es gibt Musik, Gesang, Schauspiel, Kostüme und ein Bühnenbild, ganz zu schweigen von der Geschichte, die erzählt wird. Gerade diese ...

Eine Oper ist ein sehr komplexes Konstrukt aus verschiedenen Kunstformen. Es gibt Musik, Gesang, Schauspiel, Kostüme und ein Bühnenbild, ganz zu schweigen von der Geschichte, die erzählt wird. Gerade diese Geschichte ist nicht immer leicht zu verfolgen, der Komponist macht es dem Zuhörer da nicht immer leicht. Je nachdem wie genial der Künstler gewesen ist, ist seine Vision meist sehr detailreich, oft kompliziert und verwirrend, mit einer Vielzahl an handelnden Personen. Da kann man, gerade als Neuling, schon mal den Überblick verlieren und damit vielleicht auch die Freude am Gesamtwerk.

Die Autorin hat sich in ihrem Buch gerade den Neulingen gewidmet und versucht durch ihre Erklärungen den Einstieg in das Medium Oper zu erleichtern. Sie nimmt sich drei sehr bekannte Werke und gibt einen Überblick über die handelnden Personen und ihre Beziehungen zueinander, ebenso wird die Handlung kurz und nachvollziehbar geschildert. Die Autorin bedient sich einer Erzählerfigur, die ebenfalls aus einer Oper stammt, die uns dann durch das jeweilige Werk führt. Das Ganze ist sehr kurzweilig und amüsant geschrieben, die Geschehnisse und Zusammenhänge sind leicht verständlich und eine große Hilfe beim nächsten Besuch im Opernhaus.

Das Buch ist zweigeteilt. Ähnlich einem Wörterbuch gibt es eine deutsche Fassung und, man höre und staune, eine im wunderbaren fränkischen Dialekt. Leider muss ich gestehen, dass ich diesen Teil nur kurz angelesen habe, denn ich verstehe kein einziges Wort davon. Aber natürlich ist der Text absolut deckungsgleich mit dem ersten Teil. Wer dem Fränkischen mächtig ist, wird sicher großen Spaß haben.

Für Einsteiger sehr zu empfehlen, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und würde mir das gern für weitere Werke, oder als Vorwort im Programmheft der Aufführung wünschen.

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Veröffentlicht am 16.01.2020

Alte Wunden

Rache und roter Schnee
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Ich habe das Buch passenderweise in der Weihnachtszeit gelesen. Passenderweise, weil in Erik Donners zweitem Fall übel zugerichtete Leichen auf einem Weihnachtsmarkt entdeckt werden. Eigentlich sollte ...

Ich habe das Buch passenderweise in der Weihnachtszeit gelesen. Passenderweise, weil in Erik Donners zweitem Fall übel zugerichtete Leichen auf einem Weihnachtsmarkt entdeckt werden. Eigentlich sollte der Job dort Donner nur beschäftigen, das er plötzlich mitten in der Jagd nach einem Mörder steckt gefällt keinem so wirklich.

Im zweiten Buch bin ich nun endlich auch etwas näher an dem Erik Donner, den ich aus den bereits gelesenen, späteren Büchern kenne. Während der erste Teil noch stark an den sonntäglichen Tatort erinnert hat, bekommt der unbequeme Ermittler hier nun den Dreh, der ihn ausmacht. Natürlich hadert die Figur noch immer mit ihrer Vergangenheit, ist nicht wirklich umgänglicher, oder freundlicher geworden, damit muss man als Leser umgehen können und das gefällt sicher nicht jedem. Auch ich möchte Donner gern manchmal einfach schütteln, aber das übernimmt ja schon eine andere Frau in der Story.

Generell hat der Autor hier eine Figur geschaffen, die man entweder liebt, oder hasst, dazwischen gibt es nichts. Man muss sich hier, wie so oft auf die Geschichte, die Figur einlassen und darf nicht alles auf die Realität ummünzen.

Wie auch schon in anderen Büchern mangelt es nicht an Verdächtigen und Theorien, wie auch vorher schon lag ich mit meinen Vermutungen daneben. Die Aufklärung ist dann durchaus plausibel und nachvollziehbar. Das Buch endet mit einem, wie ich finde, grandiosen Showdown, der jedem Hollywood Blockbuster Ehre machen würde. Wenn ich in Zukunft ein Räumfahrzeug sehe, werde ich mit Sicherheit an Erik Donner denken.

Ich gehöre eindeutig zu denen, die Erik Donner lieben.

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Veröffentlicht am 05.01.2020

Was vom Osten übrig blieb

Ost Places
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Beim vorliegenden Buch handelt es sich um einen großformatigen Bildband, der Titel ist angelehnt an den Begriff Lost Places, verlassene, verlorengegangene Orte. Verlassen oder bereits verschwunden sind ...

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um einen großformatigen Bildband, der Titel ist angelehnt an den Begriff Lost Places, verlassene, verlorengegangene Orte. Verlassen oder bereits verschwunden sind viele der im Buch beschriebenen Orte, einige existieren nur noch als Ruinen, während manche tatsächlich gerettet werden konnten und heute in neuem/altem Glanz erstrahlen. Der Autor hat eine Reise in die DDR Vergangenheit der neuen Bundesländern unternommen und ist Orten nachgespürt, die den Alltag, das Leben, die Landschaft im Osten geprägt haben.

Ich bin ein Kind des Ostens und mit der beschriebenen Architektur, dem bildnerischen Kulurgut, den Parolen groß geworden. Viele der im Buch beschriebenen Orte kenne ich tatsächlich. Ich habe miterlebt, wie direkt nach der Wende vieles davon nicht schnell genug abgerissen werden konnte, wie plötzlich Straßen, Schulen umbenannt werden mussten, um das Erbe der jüngsten Geschichte zu verleugnen und sich möglichst schnell an den goldenen Westen anzugleichen.

Das Buch ist aufgeteilt in verschiedene Themengebiete, zu denen es dann eine Sammlung von Fotos gibt, vorangestellt ist jedem Kapitel eine kurze Einführung und die Fotos sind kurz beschrieben mit Bedeutung und Ortsangabe. Die Beschreibungen sind zweisprachig in deutsch und englisch verfasst, so ist das Buch auch interessant für kulturhistorisch interessierte Besucher aus anderen Ländern. Der Inhalt reicht von den typisch ostdeutschen Bauten, über riesige Wandbilder bis hin zu Verkehrsmitteln und Denkmälern. Es werden wirklich viele verschiedene Facetten gezeigt.

Ich habe es sehr genossen in Erinnerungen zu schwelgen, ein bisschen Wehmut war allerdings ebenfalls in die Nostalgie gemischt, wenn einem bewusst wird, wie viel unvergleichbares für immer verschwunden ist. Um so mehr freut es mich dann, dass gerade ein umdenken stattfindet und heute viele Versuche unternommen werden um einzigartiges Kuturgut zu erhalten. Auch hierzu gibt es einige Beispiele im Buch.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Adventskalender mal anders

Der magische Adventskalender
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Die Vorweihnachtszeit hat ja viele Bräuche und Rituale, eines davon ist der, besonders bei Kindern beliebte, Adventskalender. Jeden Tag wird ein Türchen geöffnet und der Inhalt erkundet. Auch Jonas hat ...

Die Vorweihnachtszeit hat ja viele Bräuche und Rituale, eines davon ist der, besonders bei Kindern beliebte, Adventskalender. Jeden Tag wird ein Türchen geöffnet und der Inhalt erkundet. Auch Jonas hat einen Adventskalender, ungewöhnlicher Weise findet er den Holzkasten auf der Straße vor dem Haus und die Türchen lassen sich einfach nicht öffnen.

Zusammen mit Jonas begibt sich der Leser nun täglich aufs neue durch die fiktive Stadt Ravenhagen mit ihren teils sehr skurilen Bewohner. Bewohner, die Jonas manchmal nur vom Sehen kennt, die ihm vielleicht sogar Angst machen, mit denen er noch nie, oder schon langer kein Wort gewechselt hat.

Zu Ort und Zeit gibt es im Buch nur vage Hinweise. Es bleibt dem Leser überlassen, das näher einzugrenzen. Die Geschichte ist weder altmodisch, noch zu modern, wirkt aber aufgrund des Schreibstils, der Wortwahl und besonders der Namen der Figuren eher nostalgisch. Stellenweise wirkt sie fast wie ein moderneres Märchen.

Die Figuren sind wie schon gesagt besonders und recht zahlreich, schließlich brauchen wir ja täglich eine neue, um den Kalender zu öffnen. Ihr Aussehen und der Charakter wird kurz, aber prägnant beschrieben. Es gibt welche, die offenkundig sehr sympathisch sind, aber auch manche, die einem etwas merkwürdig vorkommen.

Die einzelnen Kapitel sind recht angenehm von der Länge und somit auch gut zum vorlesen geeignet. Die Kinder sollten allerdings schon etwas älter sein, um die Zusammenhänge auch verstehen zu können. Die Gesamtheit der Geschichte hat natürlich eine Moral, die sich im Verlauf immer mehr offenbart.

Ein liebevoll gestaltetes Buch mit interessanten Zeichnungen. Eine Alternative zum klassischen Schokoladenkalender. Zum vorlesen und selberlesen.

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