Packend und kritisch
Die JuryInhalt:
Die Vergewaltigung seiner Tochter verändert Carl Lee Haileys Leben von einem Tag auf den anderen. Zum Glück hat er Lester in der Familie, der sich damit auskennt, Menschen zu töten und anschliessend ...
Inhalt:
Die Vergewaltigung seiner Tochter verändert Carl Lee Haileys Leben von einem Tag auf den anderen. Zum Glück hat er Lester in der Familie, der sich damit auskennt, Menschen zu töten und anschliessend freigesprochen zu werden. Bei Lester holt er sich den notwendigen Rat und eine Waffe besorgt er sich bei einem zwielichtigen Freund. Nach einer der Verhandlungen versteckt er sich im Gerichtsgebäude und gerade als die Gefangenen an ihm vorbei geführt werden, verlässt er sein Versteckt und schiesst diese auf blutige Art und Weise nieder. Dabei verwundet er aber auch einen Desputy schwer und lädt somit eine zusätzliche Schuld auf sich. Er lässt sich festnehmen und engagiert den selben Anwalt, der Lester damals aus dem Gefängnis geholt hat. So will er für sich auch einen Freispruch erzielen. Er hat aber nicht damit gerechnet, dass er den Hass einer ganzen County auf sich geladen und sich so sein Leben unglaublich erschwert hat. Doch Jake Brigance, sein Anwalt setzt sich für ihn ein, hätte er doch seine Tochter genau so gerächt. Und gerade weil es so sehr ein mit Emotionen verbundenes Verbrechen ist, gerät die ganze Situation ausser Kontrolle. Morddrohungen am Telefon und Demonstrationen verschiedenster Organisationen sind da nur ein kleiner Teil der Mittel, mit denen ein Freispruch verhindert oder gewaltvoll erzielt werden will.
Meine Meinung:
Wer hier fleissig mitliest, weiss, dass ich John Grisham sehr gerne lese. Er schafft es wie kein anderer, Hintergründe des Gerichtsalltages mit psychologisch vertrakten Fällen zu verstricken und dabei nie langweilig zu werden. Was mir aber auch in diesem Buch von ihm zu schaffen machte, war die fast unüberblickbare Anzahl von Namen und dazugehörige Geschichten. Das Schwierige dabei ist, dass die Personen teilweise beim vollen Namen, manchmal aber auch nur beim Vor- oder Nachnamen genannt werden. Dies hat mich verwirrt, was aber nicht am Autor des Buches, sondern an meinem katastrophalen Namensgedächtnis liegt.
Die Personen sind sehr fein ausgearbeitet und ich habe mich sofort mit der Familie Hailey und vor allem mit Carl Lee Hailey angefreundet. Auch wenn das amerikanische Justizsystem sich sehr stark vom System hier in der Schweiz oder generell in Europa unterscheidet, so habe ich doch sämtliche Abläufe im Geschworenengericht verstanden. Dies liegt sicher auch daran, dass der Anwalt Jake Brigance seinem Mandanten einige Abläufe erklären muss und diese natürlich sogleich dem Leser versändlich macht. Zudem habe ich vor einiger Zeit bereits den Roman "Das Urteil" von Grisham gelesen. Dort wird der Fokus vor allem auf die Vorgänge in den von der Aussenwelt getrennten Geschworenenräume gerichtet. Ich denke aber, dass ich auch ohne diese vorgängige Lektüre verstanden hätte, wie genau ein Geschworenenprozess aufgebaut ist.
Auch wenn ich persönlich Selbstjustiz nicht unbedingt für angebracht halte, verstehe ich jeden Vater (und jede Mutter, ich würde wohl genau so handeln), welcher die Vergewaltigung seiner Tochter rächt, so wie Hailey dies getan hat. Dass Grisham für die Rolle des mordenden Vaters ausgerechnet einen von der Gesellschaft sowieso benachteiligten Schwarzen wählt (das Buch wurde 1989 geschrieben), verleiht der Handlung eine zusätzliche und leider nach wie vor aktuelle politische Dimension. Dass auch die Kirche in der ganzen Geschichte nicht nur gut weg kommt, spricht wohl für sich.
Fazit:
Einmal mehr ein Buch voller psychologischer Spannung in einem brisanten Kontext von Moral, Religion und Rassismus.
Ganz klar ist auch dieser Roman von John Grisham unbedingt lesenswert und vor allem für Krimi- und Thrillerfans geeignet, welche es eher unblutig mögen.