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Veröffentlicht am 03.01.2020

Hat mir wieder besser gefallen als Teil 4 + 5

Die Sonnenschwester
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Mit dem sechsten Band "Die Sonnenschwester" nähern wir uns bereits dem Ende rund um die "Sieben Schwestern Reihe" von Lucinda Riley. Diesmal begeben wir uns mit Elektra, der jüngsten Adoptivtochter von ...

Mit dem sechsten Band "Die Sonnenschwester" nähern wir uns bereits dem Ende rund um die "Sieben Schwestern Reihe" von Lucinda Riley. Diesmal begeben wir uns mit Elektra, der jüngsten Adoptivtochter von Pa Salt, auf Reisen.

Doch bevor wir uns ins tiefste Afrika begeben, hat Lucinda Riley diesmal einen eher langen Gegenwartsstrang rund um Elektra geschrieben, die als Ich-Erzählerin agiert. Die jüngste und für mich, neben CeCe, auch unsympathischste der d’Aplièse Schwestern ist ein berühmtes Model. Sie ist der umschwärmte Star der High Society in New York. Doch diese Glamourwelt hat auch ihre Schattenseiten: Drogen, Alkohol und wechselnde Männerbekanntschaften sind Elektras täglich Brot. Zu keiner ihrer Adoptivschwestern hat sie eine wirklich familiäre Bindung. Einzig mit Maja (aus Band 1) hat sie ab und zu Kontakt. Um sich herum hat sie eine Mauer aufgebaut, die keiner durchdringen soll. Beruflich ist Elektra ein Stern am Modehimmel, doch menschlich ist sie ein Wrack.
Eines Tages kontaktiert sie ihre leibliche Großmutter Stella Jackson, die ihr mehr über ihre Wurzeln erzählen möchte. Hier hat Riley erstmals eine andere Art gewählt, um mit ihrem Vergangenheitsstrang zu beginnen, denn erstmalig kontaktiert die Großmutter die Enkelin und nicht umgekehrt.
Auch die folgenden Kapitel ließen mich anfangs etwas überrascht zurück. Wir bleiben vorerst noch in Manhatten des Jahres 1939 und lernen Cecily Huntley-Morgan kennen, eine junge Frau der Upper Class. Sie hat gerade eine aufgelöste Verlobung hinter sich hat - mehr oder weniger ein Skandal in ihren Kreisen und der damaligen Zeit. Da kommt die Einladung ihrer Patentante Kiki, die aus Kenia angereist ist, gerade recht und Cecily begleitet sie nach Afrika in ihr Haus am Naivasha See....

Deutlich besser hat mir wieder der Strang in der Vergangenheit gefallen, wobei wir alle lange gerätselt haben, wie die weiße Cecily Huntley-Morgan und die dunkelhäutige Elektra genetische Gemeinsamkeiten haben könnten....

Toll fand ich die Beschreibungen vom damaligen Leben in Kenia in den 1930iger Jahren. Vieles erinnerte mich an den Roman "Lady Africa", den ich 2015 gelesen habe, aber auch an den Filmklassiker "Jenseits von Afrika" mit Meryl Streep, Robert Redford und Klaus-Maria Brandauer.
Die dekadente britische Oberschicht, die sich in Kenia benehmen, als würde es kein Morgen geben, stieß mir ziemlich auf. Drogen, Swingerparties und die herablassende Behandlung gegenüber der schwarzen Bevölkerung, sowie die Großwildjagden, machten die Amerikaner und Briten nicht wirklich sympathisch. Aúch Patentante Kiki lebt dieses "glamuröse" Leben im berüchtigten "Happy Valley", dem sich Cecily entzieht. Nur am Rande wird der Zweite Weltkrieg erwähnt, der zuerst in Europa wütet und danach den Rest der Welt einnimmt. Und dieser ist auch der Grund, dass Cecily vorerst in Kenia bleiben muss...

Die wundervolle und bildhafte Beschreibung der atemberaubenden Tierwelt und der Schönheit des Landes, sowie der Stammeskultur gelingt Riley wieder perfekt.
Ihre Charaktere sind ebenfalls vielschichtig, wenn auch manchmal etwas stereotyp. Cecily ist eine liebenswerte junge Frau, die sich vielen Schwierigkeiten stellen muss. Trotzdem konnte ich viele ihrer Entscheidungen persönlich nicht nachvollziehen.

Elektra ist ein schwieriger und anstrengender Charakter. Man wird nicht richtig mit ihr warm, aber ich habe ihren inneren Konflikt mehr oder weniger verstanden. Bis zum Ende des Romans wandelt sie sich sehr - fast zu sehr. Mir war diese 180° Wandlung vom herrischen ichbezogenen Star zum Gutmenschen etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.

Riley hat sich wieder einigen Themen angenommen: Rassentrennung und -diskriminierung, Religion und die Bürgerrechtsbewegung in den USA...manches erschien mir etwas zu klischeehaft.
Erwähnen muss ich auch die etwas wundersame Aufteilung der Geschichte. Während die ersten zwei Drittel sehr detailliert sind, bekommt das letzte Drittel viel zu wenig Platz, wo es doch um die Vergangenheit von Stella geht und somit der Bezug zu Elektra hergestellt wird. Das Ende war mir dann auch etwas zu konstruiert.

Bei den etwas mehr als 800 Seiten kommt es ab und zu zu einigen Längen. Trotzdem hat mir dieser Band weitaus besser als die letzten beiden Bücher der Reihe gefallen und ich bin gespannt, wie Riley das Rätsel um die ominöse siebente Schwester auflösen wird.


Fällt euch eigentlich auf, dass bis auf das erste Cover alle abgebildeten Frauen weiß sind? Dabei ist Elektra dunkelhäutig und stammt aus Kenia

Fazit:
Ein sehr komplexer Roman aus der Sieben Schwestern Reihe, der mir wie üblich im Vergangenheitsstrang besser gefallen hat. Manche Charaktere sind etwas schwierig, aber Riley erzählt wie gewohnt bildhaft und spannend. Trotz der kleinen Kritikpunkte hat mir dieser Band wieder besser als die beiden Vorgängerbände gefallen.

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Pageturner, der aber einige Fragen offen lässt

Schweige still
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Michael Robotham hat mit "Schweige still" eine neue Reihe gestartet, die sich um den Polizeipsychologen Cyrus Haven dreht. Cyrus hat durch einen grausamen Mord als Kind seine Familie verloren und lebt ...

Michael Robotham hat mit "Schweige still" eine neue Reihe gestartet, die sich um den Polizeipsychologen Cyrus Haven dreht. Cyrus hat durch einen grausamen Mord als Kind seine Familie verloren und lebt seitdem alleine in dem baufälligen Haus seiner Großeltern.
Zu Beginn des Thrillers wird er von einem Bekannten als Psychologe hinzugezogen, der mit schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen arbeitet. Cyrus soll sich einem ganz speziellem Mädchen annehmen: Evie Cormac. Sie wurde jahrelang gefangen gehalten und erst entdeckt, als ihr Entführer auf brutale Weise umgebracht wurde und sie sich wochenlang neben der Leiche versteckt hielt. In den Polizeiakten wird sie "Angel Face" genannt, denn weder ihr richtiger Name, noch ihr Alter ist bekannt. Evie möchte endlich frei sein und nicht mehr in einer psychologischen Betreuung leben, doch ohne einer richtigen Identität ist dies schwierig. Evie besitzt außerdem die Fähigkeit zu erkennen, ob jemand lügt. Cyrus versucht bei ihr durchzudringen und etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren. Mit der Zeit entspinnt sich eine ganz eigene Beziehung zwischen den Beiden, eine ungewöhnliche Freundschaft. Diese wird jedoch immer wieder auf die Probe gestellt, denn Evie vertraut niemanden...

In einem zweiten Strang wird die Leiche der erst 15jährigen Jodie Sheehan gefunden. Die aufsteigende Eiskunstläuferin wurde von der Brücke gestoßen und vermutlich anschließend vergewaltigt und mit Zweigen zugedeckt. Jodie war beliebt, bildschön und stammte aus einer fürsorglichen und unterstützenden Familie und sie war der zukünftige Olympiastar. Lenny Pavel vom Policedepartment bittet ebenfalls Cyrus um Hilfe, der mit dem schnellen Ermittlungsergebnis nicht wirklich zufrieden ist. Gemeinsam versuchen sie den wahren Mörder von Jodie zu finden...

Cyrus ist das Bindeglied zwischen den beiden Mädchen - eines mit einer geheimen Vergangenheit und eines, das ihrer Zukunft beraubt wurde. Die Charaktere sind definitiv der große Pluspunkt an diesem Thriller! Sie sind komplex, unkonventionell und vielschichtig. Die Liste der Verdächtigen steigt mit den Seiten immer weiter an. Ich hatte jedoch beim Strang der toten Eiskunstläuferin bald einen Verdacht, der teilweise bestätigt wurde. Bei "Angel Face" Evie hingegen hat mich eine Offenbarung wirklich umgehauen. Hier konnte Robotham mich "alten Thrillerhasen" noch wahrlich überraschen! Chapeau!
Kritisieren muss ich allerdings den immer wieder erwähnten Umstand von Evies Fähigkeit Lügen zu enttarnen. Auf den 500 Seiten wird dies immer wieder erwähnt, doch in der Geschichte selbst kommt dies überhaupt nicht zum Tragen.

In beiden Fällen gibt es überraschende Wendungen und jede Menge Geheimnisse. Wie diese beiden Stränge im Laufe der Geschichte zusammenkommen sollen, war mir lange unklar. Genauso rätselhaft ist auch die Vergangenheit von "Angel Face". Schlussendlich hat aber am Ende wirklich alles gepasst, auch wenn ich die Vorfälle, die Evie immer wieder zugestoßen sind, etwas zu übertrieben fand.

Einige Fragen blieben vorallem in den Nebenhandlungen offen, aber auch rund um "Angel Face" und der ermittelnden Polizistin. Ich denke (und hoffe), dass sich Robotham im nächsten Teil dieser Fragen rund um die Hauptcharakere noch annimmt.

Schreibstil:
Robothams Schreibstil ist wie immer kurzweilig und fesselnd. Erzählt wird aus verschiedenen Sichtweisen, großteils aber aus der von Cyrus und Angel Face. Durch die 72 eher kurzen Kapitel lässt sich der Thriller sehr schnell lesen. Man kann ihn schwer aus der Hand legen und ich hatte ihn auch in zwei (freien) Tagen durch. Die Spannung ist allgegenwärtig und steigert sich zum Ende hin, wie es bei einem Thriller auch sein soll.

Den deutschen Titel finde ich nicht gut gewählt und ich finde auch nicht wirklich einen Bezug zum Inhalt.


Fazit:
Ein Thriller, den man schwer wieder aus der Hand legen kann: rasant und gut lesbar. Trotzdem habe ich noch ein paar Kritikpunkte, vorallem die offenen Fragen am Ende. Ein guter Reihenstart mit einem neuen unkonventionellen, aber sympathischen Polizeipsychologen, den ich weiter verfolgen werde.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Heimat ist, wo mein Herz ist

Sehnsucht nach St. Kilda
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Auf zwei Zeitebenen erzählt Isabel Morland die Geschichte der Insel St. Kilda und ihren Einwohnern und dessen Nachkommen. Bis 1930 lebten auf der Insel, die zu den Äußeren Hebriden gehört, nur mehr wenige ...

Auf zwei Zeitebenen erzählt Isabel Morland die Geschichte der Insel St. Kilda und ihren Einwohnern und dessen Nachkommen. Bis 1930 lebten auf der Insel, die zu den Äußeren Hebriden gehört, nur mehr wenige Familien unter einfachsten Bedingungen. Die wahren Begebenheiten rund umd die letzten Jahre auf der einsam gelegenen westlichsten Insel Großbritanniens und der Evakuierung ihrer Bewohner ist ergreifend. Im Vergangenheitsstrang erleben wir die letzten Jahre auf St.Kilda mit der kleinen Annie McVicca, die wir auch im Gegenwartsstrang als 83jährige Frau kennen lernen. Als 8jährige hat sie damals nicht begriffen, dass sie St.Kilda für immer verlassen muss. Annie hat nie wirklich verwunden, dass sie nicht mehr nach St.Kilda zurückkehren konnte, als auch ihren besten Freund Finley aus den Augen verlor. Alle Einwohner der Insel wurden nicht zusammen aufgenommen, sondern auf verschiedene Gebiete in Schottland aufgeteilt.

Ihre Enkelin Rachel lebt in Lodon und ist nach dem Tod ihres Mannes die Alleinerzieherin des gemeinsamen Sohnes Sam. Sie kommt kaum über die Runden und arbeitet in zwei Jobs, die immer noch zu wenig Geld einbringen. Als sie gekündigt wird, beschließt sie mit ihrem Sohn zu ihrer Großmutter zu fahren und ein neues Leben aufzubauen. Doch die beiden Frauen leben in unterschiedlichen Welten, Erst ein kurzfristiges Angebot für 4 Wochen als Köchin für ein Workshop-Team von freiwilligen Helfern und Forschern auf St. Kilda, bringen Großmutter und Enkelin näher...

Die wunderbaren bildhaften Beschreibungen der wind- und sagenumwobenen Insel haben mein Herz erobert, genauso wie Rachel bei ihrem Job die Liebe zur ehemaligen Heimat ihrer Großmutter findet. Isabel Morland hat in ihrem Roman dieses Inselkleinod für Basstölpel wieder etwas Leben eingehaucht, denn St. Kilda ist tatsächlich seit der Evakuierung 1930 unbewohnt. Nur eine kleine Militärbasis befindet sich dort und wie im Roman gibt es Helfer, die die wenigen Häuser auf der Insel instand halten. Man erhält einen tiefen Einblick in das damalige Leben, das beschwerlich und von Wind und Wetter abhängig war. Isabel Morland erzählt aber auch, wie es dazu kam, dass man die letzten Bewohner aussiedeln musste. Viele Schicksale sind herzergreifend und berührten mich sehr. Auch die schottische Mythologie wird miteinbezogen.

Die Charaktere der Vergangenheit und der Gegenwart sind sehr authentisch und könnten Menschen wie du und ich sein. Man kann sich in diese hineinversetzen und man spürt ihre Ängste und Sorgen. Im Gegenwartsstrang erkennt man bald, wie Rachel dem Charme der Insel erliegt und auch endlich wieder der Liebe begegnet. Die Verschmelzung der beiden Stränge ist der Autorin wunderbar gelungen.
Am Buchanfang befindet sich eine Karte, ein Gedicht und über jedem Kapitel befindet sich eine bebilderte Einleitung....sehr schön gestaltet.

Fazit:
Die Autorin hat das Schicksal der letzten Bewohner von St.Kilda mit einem fiktiven Plot zu einer wunderbaren Geschichte verwoben, die mich sehr schnell gefangen nahm. Die bildhafte Beschreibung und die lebendigen Charaktere konnten mich wirklich überzeugen. Gerne empfehle ich den Roman weiter!

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Veröffentlicht am 17.12.2019

Würdevolle Fortsetzung

Für immer Rabbit Hayes
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"Für immer Rabbit Hayes" ist eines dieser Bücher, die mich dieses Jahr überrascht haben und zwar weil nach langer Zeit ein zweiter Band erschienen ist. Neben "Erebos 2" und "*Postscript" ist es die dritte ...

"Für immer Rabbit Hayes" ist eines dieser Bücher, die mich dieses Jahr überrascht haben und zwar weil nach langer Zeit ein zweiter Band erschienen ist. Neben "Erebos 2" und "*Postscript" ist es die dritte "unverhoffte" Fortsetzung eines Bestsellers.

"Die letzten Tage der Rabbit Hayes" war eine Achterbahn der Gefühle. Die sterbenskranke Mia, genannt Rabbit, die im Hospitz ihre letzten Tage verbringt, war für viele - wie auch für mich - eine ganz besondere Geschichte. Eine, die von der Autorin mit sehr viel Fingerspitzengefühl erzählt wurde und nebenher trotz des schwierigen Themas mit jeder Menge Humor punkten konnte. Kann das auch Band 2 war meine Frage? Nicht ganz, finde ich, aber das hatte ich auch erwartet.

"Für immer Rabbit Hayes" beginnt, wo Band 1 aufgehört hat...Rabbit Hayes ist tot und ihre Familie muss lernen mit diesem großen Verlust umzugehen. Vorallem ihre erst 12jährige Tochter Juliet, um die sich ihr Onkel Davey kümmern soll, der jedoch als Mitglied einer Band großteils in den USA wohnt oder durch die Weltgeschichte tourt. Der Rest der Familie fürchtet deswegen den Kontakt zu Juliet zu verlieren und auch, dass Davey nicht imstande ist seine Vaterrolle einzunehmen. Und er ist auch anfangs sehr von der neuen Verantwortung überfordert, die er als erwachsener Mensch übernehmen soll. Rabbits Mutter Molly verliert durch ihre Trauer den Glauben, der ihr während der Krankheit Halt gegeben hat und auch ihre Ehe mit Jack droht daran zu scheitern. Dieser zieht sich immer mehr zurück und verkriecht sich auf dem Dachboden. Grace wiederum erfährt, dass sie das BRCA-2-Gen ebenfalls in sich trägt und weiß nicht, wie sie damit weiterleben soll. Und Rabbits beste Freundin Marjorie fühlt sich verloren und allein gelassen.
Jeder versucht mit seiner Trauer anders umzugehen und Anna McPartlin schafft es diese innere Zerissenheit und die Verschiedenartigkeit der Trauer wundervoll darzustellen. Man erfährt wie der Schmerz eine Familie fast auseinander bringen kann oder sie schlussendlich noch mehr zusammenwachsen lässt. Es gibt Streitereien und Missverständnisse und dennoch gibt es auch wieder viele humorvolle Momente. Einzig Juliet bleibt in diesem Chaos dabei fast auf der Strecke, obwohl sich doch alle Familienmitglieder für sie das Beste wünschen....

Anna McPartlin lässt in der Fortsetzung alle Charaktere aus ihrer Sicht erzählen, die wir als Leserinnen fortan bei ihrer Trauer begleiten und ihre Gefühle hautnah miterleben. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die teilweise etwas derbe Sprache. Im ersten Band war sie für mich Ausdruck des Schmerzes und des Leids von Rabbit. In dieser Fortsetzung finde ich sie nicht wirklich angebracht.

Cover:
Was ich etwas seltsam finde ist, dass ich weder auf der Homepage von Anna McPartlin noch sonstwo eine englische Originalausgabe finden konnte. Die deutsche Fortsetzung ist zwar gelistet und auch ein Originaltitel, aber sonst nichts. Deswegen kann ich euch heute auch leider kein anderssprachiges Cover zeigen...

Fazit:
Eine würdevolle Fortsetzung, die sich mit dem Unterschied der Trauerbewältigung auseinandersetzt und aufzeigt, wie selbst eine eingeschworene Familiengemeinschaft fast daran zerbrechen kann. Sehr gefühlvoll und mit viel Empathie erzählt.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Berührende Geschichte zur Weihnachtszeit

Das Strandhaus der kleinen Kostbarkeiten
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Die 51jährige Karen ist Literaturagentin und hat eine eigene kleine Verlagsagentur in Berlin. Gemeinsam mit ihrer erwachsenen Tochter Hannah lebt sie im oberen Stockwerk ihrer Büroräume. Es ist wenige ...

Die 51jährige Karen ist Literaturagentin und hat eine eigene kleine Verlagsagentur in Berlin. Gemeinsam mit ihrer erwachsenen Tochter Hannah lebt sie im oberen Stockwerk ihrer Büroräume. Es ist wenige Tage vor Weihnachten und der jährliche Pflichtbesuch bei ihrer Mutter auf Husum steht an. Hannah verbringt den Heiligen Abend bei ihrem Vater und seiner neuen Familie, während Karin sich widerwillig auf den Weg Richtung Nordsee macht. Die Beziehung zu ihrer Mutter Marit ist sehr distanziert und Karen ist meistens froh, wenn sie sich wieder auf den Heimweg nach Berlin aufmacht. Zwischen den Frauen herrscht seit einem Ereignis in der Vergangenheit, welches der Leser zu Beginn noch nicht kennt, eine Art Mauer. Doch diesmal ist es anders, denn in Husum angekommen, trifft Karen bei ihrer Mutter auf Bent. Er ist einige Jahre älter als Karen und war ihr Teenagerschwarm. Bent hat sich nach dem Tod seiner Mutter, die eine Freundin von Marit war, mit ihr angefreundet und unterstützt Marit hin und wieder. Zudem ist er wieder zurück in der Heimat, nachdem er seinen anstrengenden Job, der ihn rund um die Welt geführt hat, gekündigt hat. Bent möchte demnächst ein Restaurant in Husum eröffnen. Nach all den stressgen Jahren sucht er nach Ruhe. Im Beisein von Bent geben sich Mutter und Tochter nicht so verkrampft und beide Frauen gehen etwas mehr aus sich heraus, doch es brodelt weiterhin an der Oberfläche.... Ob Bent das Vertrauen zwischen den beiden Frauen wieder herstellen kann?

Karen fühlte sich nach einem traumatischen Ereignis in ihrer Familie nicht wirklich geliebt und dieses Ereignis und ihre Gefühle haben sich bis heute tief in ihr Herz gegraben. Nach außen hin ist sie sehr pflichtbewusst. Karen liebt ihren Job und hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter Hannah. Zu ihrer Mutter und zu Männern hat sie allerdings ein etwas angespanntes Verhältnis. Die jahrzehntelange Sprachlosigkeit zwischen Marit und Karen hat Jan Steinbach außerordentlich gut dargestellt. Es geht hier vorallem um Familiengeheimnisse und ums Verzeihen können. Mit Bent hat der Autor einen sehr symapthischen männlichen Charakter entworfen, der sich nach turbulenten beruflichen Jahren nach Ruhe und seiner Heimat sehnt. Außerdem möchte er sich seiner großen Liebe, dem Kochen, widmen. Und es wird in diesem Roman auch gekocht und gegessen...da läuft einem oft das Wasser im Mund zusammen. Man sollte daher diesen Roman auf keinen Fall hungrig lesen ;)
Das Ende kam für mich etwas abrupt und lässt einigen Spielraum, beantwortet aber die wichtigsten Fragen und versprüht Zuversicht.


Der Erzählstil ist ruhig und passt zur vorweihnachtlichen Stimmung. Absolut gelungen ist die winterliche Atmosphäre in Husum und der nahen Nordsee. Mit viel Lokalkolorit und friesischen Rezepten am Ende des Romans, fühlt man sich als Leser schnell angekommen. Auch das heimelige Cover versprüht diese Stimmung und passt hervorragend in die Weihnachtszeit. Nur den Titel finde ich etwas irreführend. Er passt nicht wirklich zur Geschichte.

Fazit:
Eine nette warmherzige Geschichte mit kleinen Botschaften, die perfekt in die Weihnachtszeit passt.

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