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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2017

Süchtig nach Regen, den dunklen Wolken.

Ein allzu braves Mädchen
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Eine junge Frau wird verstört und frierend in einem Waldstück gefunden. Da sie sich nicht erinnern kann, wer sie ist, woher sie kam, etc. kommt sie in die Psychatrie. Ist aber auch alles, was sie der Psychiaterin ...

Eine junge Frau wird verstört und frierend in einem Waldstück gefunden. Da sie sich nicht erinnern kann, wer sie ist, woher sie kam, etc. kommt sie in die Psychatrie. Ist aber auch alles, was sie der Psychiaterin erzählt, wirklich wahr? Oder erfindet sie Sachen?

Ja, ich war wirklich sehr gespannt auf den Roman von Andrea Sawatzki, keine Frage. In der Presse hatte ich schon mal davon gehört bzw. gelesen, nun fand ich es toll, das Buch so schnell schon lesen zu können. Und ich war hier auch wirklich schnell, denn das Buch hat mich so dermaßen auf die Folter gespannt, dass ich es am Mittwoch abend angefangen hatte und schon Samstag ausgelesen hatte. (Ich lese abends bzw. ggf. tagsüber unterwegs in der Straßenbahn, wenn ich denn Straba fahre.)

Das Buch ist in recht kurze Kapitel eingeteilt, anfangs haben die Kapitel teilweise nur ein, zwei Seiten, später dann durchaus schon mal vier bis fünf Seiten - aber dennoch sind sie nicht wirklich lang. (Was mir immer sehr entgegen kommt, wenn ich abends lese.) Vom Stil her war alles sehr gut ausgeführt, aber auch nicht zu ausführlich. Ich fand es unheimlich spannend zu lesen, wie sich hier die Puzzle-Teile zusammen setzen, man vom Leben der jungen Frau erfährt.

Ich finde das Roman-Debüt von Andrea Sawatzki sehr gelungen, ich mochte sie auch als Tatort-Kommissarin recht gerne, generell finde ich sie eine tolle Schauspielerin und Person. Sonst lese ich ja eigentlich eher weniger Sachen, bei denen es auf irgendwelche psychologischen Erkenntnisse etc. ankommt, hier war ich aber sehr davon angetan, warum kann ich gar nicht genau sagen...

Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 02.01.2017

"Die Mama is am Rufen!"

Ein Mann, ein Fjord
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Der arbeitslose Bürokaufmann Norbert Krabbe aus Wanne nimmt leidenschaftlich gerne an Gewinnspielen teil. So sitzt er gerade in der Badewanne und schaut dabei Fernsehen - es läuft der Quiz-Sender. Das ...

Der arbeitslose Bürokaufmann Norbert Krabbe aus Wanne nimmt leidenschaftlich gerne an Gewinnspielen teil. So sitzt er gerade in der Badewanne und schaut dabei Fernsehen - es läuft der Quiz-Sender. Das Telefon hat er mit dabei, also ruft er wieder einmal dort an. So geht es ständig, er nimmt an allen möglichen Gewinnspielen teil. Mit Tochter Ute, die in als Kfz-Mechaniker-Azubi also einzige in der Familie Geld verdient, holt er sich schließlich einen Gewinn in einem Kaufhaus ab, einen Römertopf (ohne Deckel). Jedoch ist die ganze "Reise" dorthin eine Qual - er leidet ja unter einer Reisekrankheit, selbst beim U-Bahnfahren wird ihm schlecht. Doch es kommt noch besser: In einem Brief wird ihm mitgeteilt, dass er einen Fjord in Norwegen gewonnen hat, einen Fjord auf den Lofoten. Diesen darf er nach sich selbst benennen. Doch wie kommt man nach Norwegen, wenn man Krach mit der Ehefrau hat und kein Geld für eine Reise hat...? Norbert Krabbe lässt sich einiges einfallen...!!!

Sprecher

Gesprochen wird das Hörbuch einzig und allein von Hape Kerkeling, der sich hier so oft verstellen muss, also seine Stimme verstellt. So spricht er neben Norbert Krabbe auch noch dessen Ehefrau, die pubertäre Tochter Ute, Horst Schlämmer, ... und diverse andere Mitspieler in dieser Geschichte.

Es ist der Hammer, wie er seine Stimme verstellt, man kann auch durch das Hören die Personen unterscheiden, man muss es ja, denn es ist ja ein Hörbuch, und das macht er sehr geschickt und gut!
Auch sehr amüsant, wie er als Westfale so spricht, sehr lustig! Vor allem wenn dann die Frau von Norbert Krabbe spricht "Die Mama is am Rufen!" - man lacht sich einfach schlapp!
Fazit

Ich finde dieses Hörbuch einfach genial!!! Es kommt keine Langeweile auf, gerade wenn man im Auto unterwegs ist, im Stau steht, sich einfach mal Entspannung gönnen möchte. Dadurch dass es Hape Kerkeling spricht, ist es eine vertraute, angenehme Stimme, es ist toll, wie er seine Stimme entsprechend der Leute die er gerade so spricht verstellt. An ein, zwei Stellen ist es mal kurz in die Länge gezogen, was man aber verkraften kann. Auch die Spieldauer von über 2 Stunden ist ideal, der Preis für ein Hörbuch mit 2 CDs auf keinen Fall zu teuer, sondern angemessen.

Genial finde ich auch die Darstellung von Norbert Krabbe und seiner Familie, typische Sätze die es eben nur in NRW gibt, wie eben auch der Name meines Berichtes schon sagt. Einfach amüsant!!!

Hape Kerkeling ist auch als Autor daran beteiligt gewesen, ebenso wie sein Lebensgefährte Angelo Colagrossi. Angelina Maccarone ist im Filmgeschäft tätig, in der Regie, etc. was ich so rausgefunden habe. Wer hier mehr wissen möchte, kann sich ja im www schlau machen.

Ich vergeben - wie könnte es anders sein 5 Sterne und eine Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 02.01.2017

Und sie war Farbe. All seine Farbe.

Ein Mann namens Ove
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Ove ist ein äußert genauer und korrekter Nachbar, der vor allem seit dem Tod seiner Frau Sonja sehr griesgrämig ist. Er ist in manchen Ansichten manchmal sehr verbohrt und wirkt ein wenig gefühlskalt, ...

Ove ist ein äußert genauer und korrekter Nachbar, der vor allem seit dem Tod seiner Frau Sonja sehr griesgrämig ist. Er ist in manchen Ansichten manchmal sehr verbohrt und wirkt ein wenig gefühlskalt, wenn er die falschparkenden Autos aufschreibt oder erneut auf das Verbot des Autoverkehrs im Wohngebiet hinweist. Als dann neue Nachbarn einziehen scheint sich manches ein wenig zu ändern...

Ich hatte schon öfter von diesem Buch gehört und war nun wirklich drauf gespannt - gerade bei durchaus gehypten Büchern bin ich immer etwas skeptisch - aber hier muss ich sagen, dass sich das Lesen wirklich gelohnt hat. Aber mal langsam.
Zu Beginn hatte ich ein wenig Probleme in den Schreibstil des Autors hineinzukommen, mir ist aber durchaus direkt aufgefallen, wie schön er Dinge mit Worten beschreibt, wie ausführlich, teilweise dann auch poetisch, schön einfach. Vom Schreibstil her ist es nicht kompliziert geschrieben, es ist aber einfach besonders geschrieben, finde ich. Einfach mal reinlesen, vielleicht versteht man dann, wie ich es meine...

Sprachlich und inhaltlich ist alles gut nachvollziehbar, auf Fremdwörter und Fachbegriffe wurde größtenteils verzichtet, dafür wurde aber manches wirklich schön ausformuliert, was mir wirklich gut gefällt. Die Sprache wirkt oftmals sehr poetisch, war mir immer wieder gut gefällt.
Den Klappentext finde ich nicht so ganz passend, Ove ist zwar ein griesgrämiger, grummeliger und oberkorrekter Mensch, aber auf mich machte das einen anderen Eindruck als es dann im Buch für mich rüberkam. Er ist eben im Denken oftmals nicht so flexibel bzw. einfach festgefahren, wobei ich mich auch ein Stück weit wiedererkannt habe... Aber im Grunde ist Ove so liebenswert und kann eben einfach nicht so aus seiner Haut...

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, ist ist nicht nur ein durchaus emotionales Buch, sondern hat mich auch öfter zum Schmunzeln gebracht, denn Ove kommt eigentlich gar nicht unbedingt dazu die Dinge zu tun, die er sich vorgenommen hat. Entsprechend schnell hatte ich das Buch gelesen, weil es durchaus packend war, sehr angenehm zu lesen, weil Ove einfach liebenswert ist.

Von mir gibts hier eine klare Empfehlung und fünf von fünf Sternen für dieses Buch. Wer schöne Literatur lesen möchte, dem sei dieses Buch absolut empfohlen.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Weißt Du, ich könnte dein Mensch für dich sein…

Das Jahr, in dem sich Kurt Cobain das Leben nahm
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Wir schreiben das Jahr 1993 – Maggie, 16 Jahre jung, zieht mit ihrer Mutter Laura und jüngeren Schwester Ronnie von Chicago nach Bray, Irland. Der neue Mann der Mutter verschlägt die Familie dorthin, worüber ...

Wir schreiben das Jahr 1993 – Maggie, 16 Jahre jung, zieht mit ihrer Mutter Laura und jüngeren Schwester Ronnie von Chicago nach Bray, Irland. Der neue Mann der Mutter verschlägt die Familie dorthin, worüber Maggie nicht wirklich glücklich ist, da sie sich mit ihrem Onkel Kevin, der weiterhin in Chicago bei seiner Mutter, Maggies Großmutter Nanny Ei, wohnt, so gut versteht. Kevin ist ein Lebenskünstler, Musiker, der wohl auch schon den ein oder anderen Kontakt zu Drogen hatte… Als Maggie in Bray dann Eoin kennen lernt scheint sich in Irland dann doch eine Heimat für sie zu entwickeln…

Die Geschichte des Buches klang für mich wirklich lesenswert, entsprechend habe ich mich gefreut das Buch zu lesen. Durch den Titel hatte ich schon ein wenig vermutet, dass es auch öfter mal um Musik im Buch geht, was dann auch der Fall war. Aber langsam… Der Schreibstil des Buches gefällt mir wirklich gut, es lässt sich gut und zügig lesen, ist aber dennoch nicht einfach schnell dahin geschrieben, sondern durchaus mit schönen Worten verbunden, gelegentlich mal auch ein bißchen Fachwissen (Musik, Kleidung) oder auch Hintergrundinformationen. So zum Beispiel wenn es um Nirvana geht, die im Buch öfter mal genannt werden.

Das Buch lässt sich soweit also wirklich gut und flüssig lesen und ich fand die Geschichte an sich auch wirklich spannend, so dass ich das Buch teilweise nicht aus der Hand legen wollte und konnte. Manchmal hätte ich mir vielleicht kleine „Abkürzungen“ gewünscht, da erschien mir etwas ein bißchen „zu lange“, statt mal auf den Punkt zu kommen, aber im Großen und Ganzen wurde ich hier echt toll unterhalten. Die Verbindung von Musik und einer kleinen Liebesgeschichte, dem Einfinden von Maggie in die irische Gesellschaft, all das fand ich wirklich interessant verknüpft. Die Geschichte hat mich durchaus auch emotional berührt, das ist absolut nicht von der Hand zu weisen. Was mir wirklich auch gut gefallen hat war hinten im Buch die Musik- und Buchauswahl, die noch aufgeführt ist. (Ich mag hier noch nicht mehr verraten, ich finde das aber sehr gelungen!) Ich hätte mir sonst eventuell noch gewünscht, dass man die einzelnen Kapitel mit einem Song „überschreibt“. Aber gut, das kann ja jeder Autor machen wie er mag.

Einzig einmal im Buch ist eine zeitliche Geschichte vorhanden, die mir nicht so ganz logisch daher kommt, aber da bin ich vielleicht einfach zu genau dafür. (Zeitlicher Unterschied USA-Irland, etc.)

Ansonsten hat mir das Buch wirklich super gut gefallen, ich wurde gut unterhalten, es war spannend, hatte schöne, wunderbare Momente im Buch, war mal lustig, durchaus aber auch emotional. Von mir gibt es eine absolute Empfehlung und 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.12.2016

Noch mal Hagebutte oder doch lieber Kräuter? Mein Leben war dermaßen Rock’n’Roll!

Im Sommer wieder Fahrrad
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Lea ist eine lebensfrohe junge Frau – bis sie plötzlich mit gerade mal 30 Jahren an Krebs erkrankt. All die Pläne oder Dinge, die um sie herum geschehen (Hochzeit, Kinder, Weltreisen und Co.) kann sie ...

Lea ist eine lebensfrohe junge Frau – bis sie plötzlich mit gerade mal 30 Jahren an Krebs erkrankt. All die Pläne oder Dinge, die um sie herum geschehen (Hochzeit, Kinder, Weltreisen und Co.) kann sie plötzlich nicht mehr so wahr nehmen. In ihre Erinnerung kommt ihr immer wieder ihre Großmutter Ellis, genannt „Mütterchen“, eine durchsetzungsstarke Schauspielerin, die viel gereist ist. Gedanken an sie geben Lea die Kraft all das durchzustehen, wobei ihr aber natürlich auch ihr Freund bzw. Lebensgefährte Paul sowie ihre Mutter und die Tante immer zur Seite stehen und Hilfe anbieten.

Die Geschichte des Buches klang für mich durchaus interessant, so dass ich wirklich gespannt war, was mich hier erwarten würde, welche Art und Weise von Roman.

Direkt zu Beginn hat sich für mich bestätigt, dass mir die Art und Weise wie Lea Streisand schreibt sehr gefällt. Sie hat einen Stil, der mir wirklich zusagt, einerseits ist es erzählend, wenn die Rede von ihrer Großmutter Ellis, genannt Mütterchen, ist, dann wird es wieder noch persönlicher, wenn sie von ihrer eigenen Erkrankung schreibt. Die Mischung wie sie abwechselnd über ihre Großmutter und ihr eigenes Leben schreibt finde ich sehr gelungen. Vom Schreibstil her war für mich hier alles wirklich gut lesbar, verständlich, kein komplizierter Satzbau, sondern schöner Satzbau, wunderbare Wortwahl. Gerade bei manchen Dingen hat mir das wirklich gut gefallen, es wirkt oftmals nahezu poetisch, was ich durchaus gerne mag. Eine sehr angenehme Sprache. Auch die Art Gleichung mit dem Beispiel der Kartoffel hat mir gut gefallen, wie man sie gleich zu Beginn des Buches findet. Ebenso erging es mir mit der Aussage „Die ältesten Erinnerungen bleiben am längsten. (Seite 192).

Inhaltlich hat mich das Buch sehr berührt, die Krebserkrankung ist einfach heftig und man merkt, wie Lea auch in gewisser Weise „schwach“ wird – nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, wie die Kräfte nachlassen, sie in gewisser Weise an ihrer Krankheit verzweifelt. Hier war es schön zu lesen wie sich Paul, ihr Freund, Lebensgefährte, wie auch immer, wirklich liebevoll um sie kümmert – wie es die beiden wohl auch noch näher zusammen gebracht hat. (Da kam mir sowas wie „Paul, wer ist eigentlich Paul?“ bzw. „Jeder sollte einen Paul haben“ in den Sinn. Paul sehe ich hier sinnbildlich für einen Partner, der einen wunderbar begleitet – in guten wie in schweren Tagen…)

Mir hat das Buch gut gefallen, wobei ich mir schwer tue, dass es mir gefallen hat – denn die Tatsache so zu erkranken natürlich alles andere als gut ist. Aber die Art und Weise wie Lea Streisand das Buch geschrieben hat, sich hier anhand der Lebensgeschichte ihrer Oma vielleicht selbst zu eigener, neuer Stärke verholfen hat, den gesamten Umgang mit der Erkrankung, all das finde ich wunderbar. (Ich hoffe man versteht, was ich meine!). Ich habe lange kein so emotionales Buch wie dieses mehr gelesen und musste mich dann durchaus zusammen reißen als ich es in der Straßenbahn sitzend gelesen habe.

Wie man unschwer erkennen kann kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Von mir gibt es dafür 5 von 5 Sternen.