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Veröffentlicht am 17.01.2020

Cymbeline und seine Mutter

Freischwimmen
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Cymbeline hat nur seine Mutter, denn sein Vater starb an seinem ersten Geburtstag. Das ist alles, was er weiß und wenn er anfängt zu fragen, dann fallen seiner Mutter tausend andere Themen ein, ...

Cymbeline hat nur seine Mutter, denn sein Vater starb an seinem ersten Geburtstag. Das ist alles, was er weiß und wenn er anfängt zu fragen, dann fallen seiner Mutter tausend andere Themen ein, die man ansprechen, hunderte anderer Dinge, die man erledigen sollte.

Und dann geht es ins Schwimmbad - von der Schule aus soll nun, in der vierten Klasse jeden Montag Morgen Schwimmunterricht erfolgen. Aber: Cymbeline war noch nie am, geschweige denn im Wasser. Und wenn es um dieses Thema geht, dann fallen der Mutter noch viel mehr Themen und Dinge ein, an die man sich unverzüglich heranwagen sollte.

Also erzählt Cym - so wird er genannt - ihr gar nicht davon und organisiert sich selbst. Dass das bei einem Viertklässler ganz schön in die Hose gehen kann, das kann man sich denken, das, was aber wirklich passiert, ist so heftig, dass seine Mutter angerufen wird, um ihn abzuholen.

Und danach zusammenklappt. In ihrem Schlafzimmer. Am nächsten Morgen ist sie nicht mehr da, sondern Onkel Bill, der sich nun um Cym kümmert. Im Wechsel mit der ziemlich exzentrischen Tante Mill, bei der Cym bald unterkommt und sich ganz verloren fühlt.

Bis er merkt, dass er Freunde hat. Und zwar auch solche, mit denen er gar nicht rechnet. Wie Veronique, das schönste und klügst Mädchen der ganzen Klasse.

Ab und zu geht es ein bisschen wirr zu, muss ich sagen. So wirr, wie Cyms Leben eben gerade ist. Und manches ist dann doch ein bisschen überzogen.

Insgesamt ist dies jedoch ein wirklich rührender und berührender moderner Familienroman für alle Generationen - weswegen es wirklich lohnend ist, sich pro Familie ein Exemplar zuzulegen. Dann kann es von jedem gelesen werden. Oder am besten von allen zusammen. Denn dann taucht man gleich in einige Themen ein, die in den Familien stimmen sollten. Wie zum Beispiel das Unterlassen überzogener Geheimniskrämerei. Ich kenne das nur zu gut, denn auch bei uns zu Hause gab es einige Tabuthemen, die sich - ich bin um einige Jahrzehnte älter als Cym - direkt oder indirekt auf den Krieg bezogen. Da wurde sehr, sehr vieles ausgespart. Und andere Themen - wie Familienzwist, den es auch bei Cym gab - ebenfalls.

Autor Adam Baron erzählt locker-flockig, aber niemals oberflächlich. Nein, dies ist eine auf ganz besondere Art einfühlsame Geschichte, die tragisch und warmherzig zugleich ist.

Veröffentlicht am 11.01.2020

Besonderes an 100 deutschen Orten

Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten
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Kann man noch etwas Besonderes im Kölner Dom erleben, betrachten oder kennenlernen? Etwas, das noch nicht völlig ausgelutscht ist?

Ja, man kann, wenn man ein bisschen offen an die Sache herangeht - und ...

Kann man noch etwas Besonderes im Kölner Dom erleben, betrachten oder kennenlernen? Etwas, das noch nicht völlig ausgelutscht ist?

Ja, man kann, wenn man ein bisschen offen an die Sache herangeht - und dieses Buch zur Hand hat. Dann nämlich erfährt man, was es mit dem Richter-Fenster, der neuesten Zutat des Domes auf sich hat und wie sich die damalige Dombaumeisterin auf die Hinterbeine stellen musste, um das Projekt durchzubekommen.

Aber das ist nicht das einzige Detail am Dom, auf das eingegangen wird.

So werden viele Orte vorgestellt: Unbekanntes oder Besonderes im Bekannten wird vorgestellt, dazu immer auch Hotels und Restaurants - das wird allerdings sehr knapp gehalten. Und zudem ist das Vorgestellte jetzt auch nicht immer sooo besonders - in Heidelberg ist es der Philosphenweg (das Einzige, das mir in der Stadt seit Jahrzehnten vertraut ist), Ulm wird wie viele Orte insgesamt nur ganz knapp abgehandelt.

Ein Buch, das man haben muss? Finde ich nicht, aber man kann. Ich habe von jeher solche Überblickswerke zum Durchblättern geliebt, schon als Grundschulkind habe ich mich auf solche Bücher gestürzt. Jede Woche von Neuem. Und jedesmal Neues darin entdeckt. Genau das ist der Reiz, der Zauber dieses Buches. Wenn man so etwas mag.

Veröffentlicht am 08.01.2020

Reihenweise tote Frauen

Sennegrab
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pflastern den Weg der Mitarbeiter des Kriminalkommissariats Bielefeld. Die sind aber nicht schuld daran, dass im Revier Eiszeit herrscht. Ein Umstand, mit dem der aus dem Sabbatical zurückkehrende Jan ...

pflastern den Weg der Mitarbeiter des Kriminalkommissariats Bielefeld. Die sind aber nicht schuld daran, dass im Revier Eiszeit herrscht. Ein Umstand, mit dem der aus dem Sabbatical zurückkehrende Jan Oldinghaus so gar nicht gerechnet hat, herrschte doch bislang immer eine lockere und angenehme Stimmung unter den Kollegen.

Damit ist es aber vorbei, was Jan sich gar nicht erklären kann. Logisch, dass die Arbeit darunter leidet, was er selbst sofort zu spüren bekommt, indem er früher als geplant zurückkehren muss und außerdem noch einen ganz frischen Sonderfall übertragen bekommt. Ein bekannter Bielefelder Politiker wurde nämlich auch tot aufgefunden...
Man ist schnell drin - sowohl im Fall als auch in Ostwestfalen, das hier alles andere als steif und verstaubt daherkommt. Autor Jobst Schlennstedt versteht es, sowohl die Orte als auch die Figuren mit wenigen Worten eindringlich zu schildern und ist auch immer wieder für eine Überraschung gut. Mir hat vor allem sein klarer Blick auf soziale Mißstände gut gefallen. Der Krimi bleibt spannend bis zum Schluss, an dem ein dicker Cliffhanger, der mir persönlich ein bisschen des Guten zu viel war, auf den Leser wartet. Dennoch - ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht - sowohl mit Kommissar Jan als auch mit seinen Kollegen!

Veröffentlicht am 04.01.2020

Ein Freund ist gegangen

Der Freund
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Der Förderer und ehemalige Lehrer, der der Protagonistin vor allem jedoch ein langjähriger Freund war, ist gegangen - selbst hat er ein Ende gesetzt, sich das Leben genommen. Es ist nicht so, dass sie ...

Der Förderer und ehemalige Lehrer, der der Protagonistin vor allem jedoch ein langjähriger Freund war, ist gegangen - selbst hat er ein Ende gesetzt, sich das Leben genommen. Es ist nicht so, dass sie es gar nicht kommen sah, dennoch geschieht es überraschend. Und noch überraschender ist, was, beziehungsweise wer übrigbleibt. Seine Frau natürlich, die Dritte, aber nicht nur sie. Nein, er wird auch von einem, von seinem Hund betrauert, den die Witwe nicht behalten will. Im Gegenteil, der Verstorbene hatte ihn gegen ihren Willen behalten, ein Fund im Park sozusagen. Und zwar nicht irgendeiner, sondern eine riesige Dogge, älteren Semesters noch dazu - Apollo mit Namen

Angeblich war es der Verstorbene selbst, der mal bemerkt hatte, dass im Fall der Fälle die Protagonistin sich um das Tier kümmern würde. Und das, obwohl sie in ihrer winzigen New Yorker Wohnung gar kein Tier halten darf.

Nun, es kommt, wie es kommen muss, irgendwann ist Apollo da und nimmt gleich das Bett in Beschlag. Die beiden gewöhnen sich rasch aneinander, sie sind beide schon in dem Alter, in dem sie gemächlicher spazieren, gerne zu Hause sind und sich irgendwann aneinander gewöhnen. Abgesehen von der nächtlichen Ruhe im Bett mag Apollo es, vorgelesen zu bekommen. Ob er Musik mag, lässt sich hingegen nicht so recht herausfinden.

Auf jeden Fall verleitet er die Protagonistin zu diversen Überlegungen und Bezugnahmen zum Werk anderer Autoren, sowohl im Hinblick auf Hunde als auch auf weitere Themen , die sich ihr ohne Apollos Anwesenheit möglicherweise nicht erschlossen hätten.

Bald schon kann sie gar nicht mehr ohne den Hund sein - obowohl es Hürden gibt. Aber auch Wunder.

Ich habe mich wirklich schwer getan in dieses Buch hineinzufinden, irgendwann jedoch konnte ich nicht mehr davon lassen. Es ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Haben Sie schon oft vernommen, diese Worte? Ich auch - aber wagen Sie sich heran, es ist wirklich komplett anders. Eine Mischung aus Memoir. Oft habe ich mich gefragt, ob das tatsächlich alles Fiktion ist, was hier vorkommt. Um plötzlich, schon ziemlich zum Ende hin, zu erkennen, dass die Autorin mich ganz schön an der Nase herumgeführt hat. Oder doch nicht?
Fakt ist, dass das Werk ein absolutes Novum in vielerlei Hinsicht ist und schon deswegen - und natürlich auch wegen der Erzählkunst der Autorin -den National Book Award 2018 vollkommen zu Recht errungen hat!

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Freuleinwunder-same Rezepte

Das Freulein backt! zur Weihnacht
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Hier backt das Freulein, also die Bloggerin Sandra Nauheimer, die schon einige Zeit unter diesem Nick im Netz unterwegs ist und mit diversen Köstlichkeiten überrascht.

Gleichwohl ist der Titel des neuen ...

Hier backt das Freulein, also die Bloggerin Sandra Nauheimer, die schon einige Zeit unter diesem Nick im Netz unterwegs ist und mit diversen Köstlichkeiten überrascht.

Gleichwohl ist der Titel des neuen Backbuchs ein wenig ungerecht, denn das Freulein Sandra backt hier nichtnur eigene Rezepte - nein, sie hat eine ganze Reihe hessischer Hausfrauen hinter sich, die hier Rezepte für Erprobtes und Bewöhrtes eingereicht haben. Das wurde mir erst klar, als ich das Buch durchgeblättert habe - ein Umstand, der aus meiner Sicht ein wenig prominenter hätte herausgestellt werden können.

Ebenso, wie ich Originelles und Unbekanntes vermisst habe - hier ist das Meiste in irgendeiner Form bereits dagewesen. Ich bin froh, dass ich jetzt alle bekannten Rezepte in einem Backbuch habe - auch wenn viele davon sich sehr ähneln.

Was wirklich toll ist - die Rezepte sind überwiegend unkompliziert und es kommt auch Salziges auf den Tisch. Ich habe so einiges davon auf die vorweihnachtliche Kaffeetafel gebracht und werde das auch im nächsten Jahr wieder tun! Vielleicht mit weiteren Impulsen vom Freulein?

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