Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2020

Sehr kurzweiliger Spaß für Lesemuffel!

Dog Man 4
0

Dies ist bereits das 4. Superhelden-Abenteuer von Dog Man! Die Dog Man Comics haben eine Rahmenhandlung: Harold und George, beide Schüler der 5. Klasse und gelangweilt vom Unterricht. In der Schule bekommen ...

Dies ist bereits das 4. Superhelden-Abenteuer von Dog Man! Die Dog Man Comics haben eine Rahmenhandlung: Harold und George, beide Schüler der 5. Klasse und gelangweilt vom Unterricht. In der Schule bekommen sie ständig Klassiker der Amerikanischen Literatur vorgesetzt, mit denen sie nichts anfangen können, außer dass es eigentlich nur um den Kampf von Gut gegen Böse geht, wie auch bei John Steinbecks „Jenseits von Eden“. Sie können das viel besser, drum entwerfen sie in ihrer Freizeit ihre eigenen Graphic Novels über den Kampf von Gut gegen Böse, oder ganz konkret, von Dog Man gegen den bösen Kater Pitey. Pitey will nun endlich die Herrschaft an sich reißen. Um Dog Man auszutricksen, hat er sich selbst geklont und seinen Kätzchenklon bei Dog Man eingeschleust. Von ganz Nahem soll nun ein neuer Bösewicht heranwachsen und Dog Man das Handwerk legen. Doch so ganz geht der Plan nicht auf. Der kleine Pitey ist zwar total clever und arbeitet ganz geschickt am Roboter 80 HD, aber er ist ein ganz netter. Dennoch soll er Dog Man nicht mit zur Arbeit begleiten, als Chef ihn sofort aufs Polizeirevier zitiert. Schnell engagiert dieser einen Katzensitter für den Kleinen, hinter dem sich kein anderer verbirgt, als der verkleidete Bösewicht Pitey. Chef erzählt stolz, dass ein Dog Man Film produziert wird und er als Superheld sollte als Berater dabei sein. Doch so ein Superheld am Filmset kann für ganz schön Chaos sorgen, vor allem, wenn der Bösewicht ihm auf dem Fuß folgt.

Meine Tochter fand es sehr lustig und besonders die Flipporama „Daumenkinos“ haben ihr großen Spaß gemacht. Sie hat das Buch sehr schnell durchgelesen, meinte aber auch, dass sie es etwas brutal fände. Das bezieht sich wohl auch darauf, dass ich meinen Kindern einen Comicroman den ich als Rezensionsexemplar hatte, nicht gab, weil ich ihn gewaltverherrlichend fand. Hier hält es sich für meinen Geschmack im üblichen Superhelden-Kinder-Geschichte Rahmen. Klar, die Guten müssen den Bösen das Handwerk legen, da fliegen schon mal die Fetzen, aber Dog Man und seine Freunde gehen mit Köpfchen und bisweilen Handtasche vor, wenden aber keine unnötige Gewalt an, d.h. es handelt sich stets um Verteidigungshandlungen, niemand greift hier aus Langeweile zu Gewalt und schon gar nicht zu Waffen. Das finde ich gerade in Kinderbüchern unverantwortlich, wobei ich es durchaus verantworten kann, meine Tochter diese Reihe lesen zu lassen.

Besonders witzig fand meine Tochter den Roboter 80 HD, der vom Bösewicht seinem Klon mit fiesen Hintergedanken mitgegeben wurde. Doch Kleinpetey verbessert ihn und schraubt ständig an ihm herum, mit für die Leser ungeahnten Folgen. Natürlich geschieht dies alles nicht im Sinne des Superschurken.

Die Geschichte ist lustig, mit vielen Pleiten, Pech und Pannen, wie dies auch in der Zeichentrickwelt gerne geschieht, mit Hund und Kätzchen als Pannenhelden. Dog Man ist in den USA ein riesiger Erfolg, der Kindermassen erreicht und fürs Lesen begeistert. Meine Tochter ist auch eher lesemuffelig und wenn sie sich mal dran gesetzt hat, ging es sehr schnell. In einigen der Sprechblasen stand ja auch allenfalls ein Laut. Der Illustrationsstil ist allerdings recht schlicht, soll er ja von 2 Kindern geschrieben worden sein. Ganz süß, aber ich denke, wäre es etwas ausgefeilter, hätte meine Tochter vielleicht häufiger Lust gehabt, das Buch zur Hand zu nehmen. Sobald sie zu Lesen anfing, hörte sie aber nicht mehr auf...

Dog man richtet sich vornehmlich an Jungen, die ja noch weniger lesen als Mädchen, macht aber wie gesagt auch Mädchen Spaß. In Dog Mans Team sind zudem noch Chef und die Journalistin Sarah Hatof, die gerne schon mal Handtasche schwingend eingreift. Außerdem tritt in dieser Folge noch eine super erfolgreiche Schauspielerin auf, die die Rollenclichés bedient und nicht zur starken Frauenfigur geeignet ist. Daran könnte Dav Pilkey noch arbeiten.

Insgesamt macht es aber Spaß und die Fliporamas sind wirklich eine tolle Idee, die meine Tochter wirklich begeistert hat. Für Lesemuffel gut geeignet, um die Abneigung vor Büchern zu verlieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.02.2020

Auftakt mit Potenzial für mehr

Die Verlobten des Winters
0

Gott war wütend und hat die Welt durch einen Riss zerstört. Entstanden sind 21 Archen, die durch das All treiben und von ganz besonderen Familien und ihren Geistern bewohnt werden.
Die junge Ophelia ist ...

Gott war wütend und hat die Welt durch einen Riss zerstört. Entstanden sind 21 Archen, die durch das All treiben und von ganz besonderen Familien und ihren Geistern bewohnt werden.
Die junge Ophelia ist unscheinbar und liebt ihr ruhiges Leben inmitten ihrer Familie auf der Arche Anima. Sie ist eine Leserin, das heißt sie kann, wenn sie einen Gegenstand mit bloßen Händen anfasst, dessen Geschichte erspüren bzw. erlesen. Daher leitet sie das Familienmuseum, stets von ihrem alten irgendwie lebendigen Schal umgeben und mit einer Brille auf der Nase, deren Gläser die Farbe je nach ihrem Gefühlszustand wechselt. Da sie von Anima kommt, hat sie auch heilende Kräfte, aber vor allem, kann sie als eine der wenigen durch Spiegel von einem Ort zum nächsten reisen. Zufrieden mit ihrem Leben, hat sie bereits die Heirat mit zwei Cousins abgelehnt, mit denen sie nun wirklich nicht den Rest ihres Lebens verbringen will! Doch dann haben die Familienoberen die Doyennes sie mit Thron einem Sohn des mächtigen Drachenclans der ewig winterlichen Pol-Arche verlobt. Vor dieser Verbindung gibt es nun kein Entrinnen, sie muss zu ihrem Verlobten auf dessen Arche ziehen. Allerdings muss die völlig unvorbereitete Braut schnell feststellen, dass es dort nicht so harmonisch zugeht, wie auf Anima, ihr abweisender Verlobter total verhasst ist und eine gefährliche Intrige ihr Leben bedroht.
Der Einstieg fiel mir nicht leicht, deswegen habe ich erst mal den Klappentext gelesen, um mich in dieser fremden Welt zurecht zu finden, aber er war doch recht dünn. Hilfreicher zur Orientierung fand ich die Infos zu dieser neuen Fantasyreihe bei Amazon.
Ich mag Laura Maires sanfte, freundliche Stimme sehr gerne, aber irgendwie stand sie hier bisweilen sehr im Kontrast zu der harschen Wirklichkeit, in der sich die doch scheinbar recht weltfremde Ophelia auf einmal wiederfindet. Sie wirkt sehr verletzlich, wie sie sich hinter ihrer Brille und ihrem eigenwilligen Schal zu verbergen scheint. Ein wenig weltfremd und versponnen und doch wurde sie auserwählt und ihr Patenonkel offenbart ihr, dass viel mehr in ihr steckt, als sie meint. Auf mich als Hörer wirkte sie anfangs sehr passiv, wie ein Kind, dass die Augen weit aufreißt und mit staunendem Blick alles über sich ergehen lässt, obwohl: zwei Bewerber hat sie abgewiesen, so ganz sollte man dem sanften Schein dann wohl doch nicht trauen. Lange Zeit bleibt sie recht gehorsam, ihr Gesicht ist eine einzige Maske, die keine Emotionen verrät und so wird sie oft verkannt. Doch gegen Ende des 1. Teils reicht es ihr endgültig, sie will kein Spielball anderer mehr sein, sie fordert Ehrlichkeit von anderen und von sich selbst. Angesichts der lebensbedrohlichen Gefahr in der sie steckt, scheint sie wie ein Phoenix aus der Asche zu erstehen und alle in ihr schlummernden Möglichkeiten zu nutzen. Es kommt zu einem Kräftemessen auch des Willens. Ganz klar weiß man zum Ende des 1. Teils, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, aber Ophelia hat zu sich selbst gefunden und festgestellt, dass auch sie selbst sich bisher unterschätzt hat. Um zu Überleben geht sie gefährliche Allianzen ein und macht sich damit nicht nur Freunde, aber ihr Überlebenswille in der unwirtlichen Welt der Arche Pol ist ungebrochen.
Anfangs war mir Ophelia zwar sympathisch, aber eben zu passiv. Trotz all der Gefahren, hat sie mir einfach nicht genug gekämpft, ihr Potenzial nicht genug ausgeschöpft. Aber im Angesicht der Tragweite des Verrates ändert es sich und lässt auf ein deutlich entschiedeneres Handeln in den kommenden Bänden hoffen. Ich bin sehr gespannt, wie sich ihr Verhältnis zu Thorn und dessen Tante entwickelt, aber auch der undurchsichtige Botschafter Archibald macht neugierig. Ob wir von ihren Verbündeten noch mal hören werden oder neue Archen kennen lernen? Da kann man noch auf einiges gespannt sein, das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden und eine Steigerung für meinen Geschmack noch möglich. Die Welt der Archen ist geheimnisvoll, fremd und scheint undurchschaubar, ist doch auch Ophelia vieles noch unbekannt. Die Magie mag betören, aber auch verstören, hat sie mich bisweilen irritiert zurückgelassen. Dennoch hat es mir gut gefallen, aber noch nicht völlig gepackt, ich bin gespannt, ob dies mit dem nächsten Band geschehen wird. Die Einführung in diese fremde Welt, bis zum Knackpunkt des Verrates ist doch etwas langwierig. Das Tempo dürfte fortan anziehen. Für sensible Seelen dürfte die Altersempfehlung ab 12 Jahren auch erhöht werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2020

Lebe lieber ungewöhnlich!

Die Helikopterbande und das Raubtier aus China
0

Fenja (5. Klasse, 10 Jahre) lebt in Berlin Friedenau und träumt davon mal mit ihrem Vater in dessen Helikopter zu fliegen oder mit ihrem Opa Nobby im Flugzeug. Doch ihre Mutter, die städtische Unfallschutzbeauftragte ...

Fenja (5. Klasse, 10 Jahre) lebt in Berlin Friedenau und träumt davon mal mit ihrem Vater in dessen Helikopter zu fliegen oder mit ihrem Opa Nobby im Flugzeug. Doch ihre Mutter, die städtische Unfallschutzbeauftragte findet das viel zu gefährlich. Daher darf sie die Grenzen des Kiezes auch nicht überqueren. Dann werden sie und ihr bester Freund Aspi (eigentlich heißt er Wilhelm, aber der Name gefällt ihr nicht und wegen seines Asperger Syndroms nennt sie ihn Aspi) zu einem Chinesischkurs angemeldet. Dort treffen sie auf den quengeligen Noah und die fordernde Zoe. Eigentlich macht der Kurs Spaß, nur mit dem Lehrer stimmt was nicht, irgendwas verheimlicht er vor ihnen und seine Verletzungen sind auch merkwürdig. Außerdem soll ein Pandabär in Brandenburg gesichtet worden sein, den Opa Nobby wegen der Prämie unbedingt aufspüren will. Nun bricht das Ermittlerfieber aus und Fenja und Aspi geraten mit ihren Chinesischkameraden in ein aufregendes Abenteuer.
Dieses Buch hat meine Jüngste geschenkt bekommen, von zwei Berliner Psychotherapeuten, die in Brandenburg leben. Aspis Eltern sind auch beide Psychotherapeuten und im Laufe des Abenteuers geht’s von Berlin nach Brandenburg. Ja, Aspi ist anders, er nimmt die Welt anders wahr, aber so groß macht es in dieser Geschichte keinen Unterschied, denn der verwöhnte Noah und die berechnende Zoe sind da eine ganz andere Hausnummer und erst Fenjas überängstliche Mutter. Normal ist also irgendwie immer auch relativ, drum nimmt Fenja ihren besten Freund einfach so wie er ist. Bei Noah und Zoe ist das allerdings bisweilen ganz schön anstrengend und bei Zoe unvorhersehbar. Fenja ist irgendwo mit ihrer Familiengeschichte etwas in der Mitte. Aspi ist aufgrund der viel beschäftigten Eltern sehr selbstständig, aber keinesfalls vernachlässigt, Fenjas Mutter ist übervorsichtig, während ihr Vater ihr deutlich mehr Spielraum ließe, wenn er nur dürfte. Den Vogel schießt Noahs Mutter ab, die tatsächlich einem Helikopter gleicht und Noah fast schon die Luft zum Atmen nimmt bzw. diese gegen Süßigkeiten tauschen würde, ginge dies. Noah braucht nur zu knatschen, schon bekommt er seinen Willen und was Süßes, aber nur unter mütterlicher Aufsicht, dabei schlummert durchaus ein schlauer Kopf unter seiner Zuckerschnute. Zoe ist das das krasse Gegenteil zu diesen Wohlstandskids. Sie muss jeden Cent zweimal umdrehen, weil sie mit ihrer Mutter von Hartz IV lebt. Dennoch scheint sie fest entschlossen zu sein, das beste aus ihrer Situation zu machen und sich selbst zu fördern. Ihr Ehrgeiz und ihre Selbstständigkeit sind beeindruckend, auch wenn ihre Teamfähigkeit und Empathie durchaus ausbaufähig sind! Klar sind alle Kinder überzeichnet, aber das ist auch gut so, um die jungen Leser zur Selbstreflexion zu bewegen. Könnten sie nicht auch etwas selbstständiger werden? Würden sie sich das trauen? Quengeln sie nicht zu oft, um den eigenen Willen durchzusetzen?
Der Krimiteil ist etwas vorhersehbar, aber immerhin sind ihre Aktionen nicht abwegig und für Kinder in der Tat machbar. So können Kinder sich selbst an ihre Stelle träumen und auch einmal Helden in so einer Aktion sein wollen.
Der Stil ist frisch und zeitgemäß. Gut verständlich mit plastischen, aber nicht zu komplizierten Sätzen. Der Humor durch die starken Unterschiede der Charaktere frischt die Geschichte auf und macht sie leicht lesbar.
Die Illustrationen, die zu Beginn eines jeden Kapitels eine ganze Seite füllen sind sehr ausdrucksstark und ansprechend, aber leider gibt es keine weiteren Illustrationen, was aber gerade bei der Zielgruppe der 9 – 11 Jährigen aus unserer Sicht wünschenswert wäre.
Ein schönes Buch mit ungewöhnlichen und inklusiven Helden, denn irgendwie sind sie ja alle nicht ganz „normal“ und das zeigt ganz klar: „Was ist schon normal?“ Ist nicht eh jeder Jeck anders? Drum lebe lieber ungewöhnlich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.01.2020

"Les Misérables" in einem alternativen Paris

Der Hof der Wunder
0

1823 in einem alternativen Paris, in dem die Revolution gescheitert ist. Der Hof schlemmt, während das Volk weiterhin hungert. Es hat sich eine Parallelgesellschaft der vom Kömogshof Vergessenen gebildet: ...

1823 in einem alternativen Paris, in dem die Revolution gescheitert ist. Der Hof schlemmt, während das Volk weiterhin hungert. Es hat sich eine Parallelgesellschaft der vom Kömogshof Vergessenen gebildet: Der Hof der Wunder, nennt sich das Regiment der Verbrecher, es hat ein eigenes Gesetz, eigene Regeln und eigene Strukturen geglieder in 9 Verbrechensgilden und Grundsätze. Die zwölfjährige Nina ist ausgemergelt, zierlich und unterernährt, dafür flink und geschickt, wird sie von ihrem versoffenen Vater Tabernier, einem Herrn der Diebesgilde für Einbrüche missbraucht und um in seiner Schänke zu arbeiten. Ihre geliebte Schwester Azelma, die sie anstelle der durchgebrannten Mutter großzog, ist am Boden zerstört und weint seit Tagen. Sie vertraut Nina ihrem Geliebten an und empfiehlt ihr sich als Junge zu kleiden und auf den Schutz des Boten der Gilden, ihres Geliebten zu vertrauen. Der übergibt sie der Obhut von Thomasis, dem Meister der Gilde der Diebe. Schnell zeigt sich ihr besonderes Geschick zu klettern und in gesicherte Räum einzudringen. Sie wird eine Katze und wird unter dem Namen „Die schwarze Katze“ bewundert. Doch sie vergisst nie, dass ihr Vater ihre Schwester an den grausamen Tiger, den Meister der Gilde des Fleisches in die Prostitution verkauft hat. Sie überlegt fieberhaft, wie sie sie befreien kann. Wegen der scheinbaren Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens nimmt sie die schöne und wehrlose, junge Ettie unter ihre Fittiche. Sie würde alles dafür tun, um sie vor der Gier des Tigers zu schützen. Diese Mission riskiert nicht nur einen Krieg unter den Gilden, sondern einen Auffuhr in ganz Paris.

Es beginnt mit einem Zitat aus dem Dschungelbuch und es werden noch einige folgen, denn für Nina steht das Leben im alternativen Paris 1823 einem Überlebenskampf im Dschungel gleich. Sie als kleines, hilfloses Menschenmädchen muss lernen, in diesem Urwald zwischen Verbrechen und Maßlosigkeit zu überleben. Doch erinnert es mich eigentlich mehr an eine alternative Erzählung von Victor Hugo's „Les Misérables“. Es gibt eine Vielzahl von Personen und Gesellschaften. Sehr interessant finde ich den alternativen königlichen Hof kennenzulernen, an dem der Dauphin (Thronfolger) in völliger Ignoranz des Leids seines künftigen Volkes in Pomp und Überfluss aufwächst. Er ist unendlich einsam und ahnt nichts von den rücksichtslosen Intrigen seiner Eltern und deren Beratern. Neben dem Adel geht es dem Bürgertum auch recht passabel, so dass sich die Studenten den Luxus leisten können, einen erneuten Aufstand zu planen, der die herrschenden Strukturen beenden soll. Soviel Idealismus können sich die Elenden der Gilden nicht leisten. Wobei man durchaus einräumen muss, dass es den Meistern der Gilden nicht an Materiellem fehlt, doch die Nahrung wird knapp und das bekommen auch sie zu spüren. Es fällt ihnen schwer ihr Gefolge zu ernähren, Hunger und Verzweiflung zeichnet die Kinder der Gilden. Einzig Nina gelingt es scheinbar mühelos zwischen all diesen Kulturen und Strukturen zu wandeln und sich deren Wünsche zu nutze zu machen, in ihrem Bestreben nach Freiheit für ihre Schwestern. Eigentlich ist in dieser Welt Freundschaft nicht möglich, da zu gefährlich, doch ist es genau das, wonach sich viele heimlich sehnen und was sie in Nina sehen. So schart Nina Verbündete um sich, die sich eigentlich niemals unterstützen würden, doch Nina macht das Unmögliche möglich.

Zuerst hat mich Ninas allzu leichte Bereitschaft zu stehlen und ihr Stolz auf ihr Geschick, abgestoßen, ebenso wie ihre scheinbare Rücksichtslosigkeit. Wieso nur hat ihre Schwester sich für sie geopfert? Doch Nina ist klug, listig, mutig und loyal. Dadurch hat sie nicht nur Verbündete erobert, sondern auch mein Zuhörerherz. Aber selbst als ich Nina noch nicht mochte, war ich irgendwie vom Hörbuch gefesselt und wollte immer wissen wie es weitergeht. Kann Nina eigentlich schaffen, was sie sich vornimmt, wo es doch unmöglich ist? Ihre Pläne sind ja nur halbgar und nicht wirklich zu Ende gedacht, aber da kommt letztendlich immer ihre persönliche Überzeugungskraft und ihre Fähigkeit sich Verbündete zu machen ins Spiel. Die Unterwelt des Hofes der Wunder, fasziniert und stößt gleichzeitig ab. Es gibt jede Menge Regeln, die es zu lernen gibt und Nina lernt schnell, was ihr von viel größerem Nutzen ist, als es Schönheit wäre. Doch muss sie eine enorme Anziehungskraft dank ihrer Ausstrahlung und Persönlichkeit haben, so wie ihr das Undenkbare gelingt. Ich habe mich keine Minute gelangweilt, bisweilen fand ich diese Welt der Elenden aber sehr hart und grausam.

Die schlanke Pappklapphülle finde ich sehr ansprechend und geschmackvoll gestaltet. Allerdings hätte ich mich hier eine Übersicht über die Gilden und auch den königlichen Hof und die Sûreté gewünscht. Gerade bei Hörbüchern kann man schon mal durcheinander kommen, wobei das auch tatsächlich eine Frage des Geschicks des Autors ist. Ich hatte mal ein Hörbuch mit einer unendlich langen Personenliste aller im Hotel Vorkommenden und hatte daher Hemmungen zu beginnen, habe sie jedoch nie benötigt, es war mir immer klar, um wen es sich handelte. Hier musste ich während des Zuhörens bisweilen nachdenken und währenddessen ging die Handlung natürlich weiter.

Marie Bierstedt empfinde ich als hervorragende Wahl! Die Intrigen am Hof der Wunder werden ausschließlich aus der Sicht der jungen Nina und in der Ich-Form erzählt. Marie Bierstedt klingt jung, entschlossen, unwiderstehlich, freundlich, erzürnt und doch auch verletzlich. Ausdrucksstark unterstreicht sie die Spannung, so sehr, dass ich sie bisweilen kaum aushalten konnte und erst mal auf „Pause“ drückte. Sie spricht klar und verständlich und durch die zahlreichen Tracks, kommt man immer wieder gut an die letzte Stelle zurück. Der Sound ist kristallklar und gut ausbalanciert.

Ein wirklich guter und spannender Start in eine neue Fantasy-Triologie, bei der ich auf die Fortsetzung gespannt bin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2019

Activity-Book, nicht wirklich Comicroman

Tom Gates, Band 16
0

Tom Gates ist eine erfolgreiche englische Comicroman-Reihe und sehr gut geeignet für Lesemuffel ab 8 Jahren. Tom kritzelt und bastelt gerne und gibt die Hoffnung nicht auf, dass seine Band die DogZombies ...

Tom Gates ist eine erfolgreiche englische Comicroman-Reihe und sehr gut geeignet für Lesemuffel ab 8 Jahren. Tom kritzelt und bastelt gerne und gibt die Hoffnung nicht auf, dass seine Band die DogZombies (jaaaa, er träumt von einem eigenen Hund, doch seine große Schwester Delia ist gegen Hundehaare allergisch!) eines Tages doch noch erfolgreich sein wird. Sein bester Freund ist Derek von nebenan, während Marcus echt nervt. Eine Woche Schulferien + ein Konferenztag stehen bei Tom an und Mr. Fullerman überrascht seine Klasse mit der Aufgabe, sie mögen doch bitte nichts tun, Spaß haben und sich erholen, deswegen bekämen sie keine Hausaufgaben auf. Tom und seine Freunde sind happy, seine Eltern nicht, denn sie haben sich diese Woche leider falsch im Kalender notiert und nun keine Betreuung für ihn organisiert. Seine große Schwester hat nicht frei und kann daher nicht auf ihn aufpassen. Derek ist unterwegs und so wird Tom in den Ferien mal hierhin und mal dahin geschoben, mit jeder Menge Zeit für Kreativität, dieauch gerne ausübt z.B. im Büro seiner Mutter, indem er den ersten Tag verbringen soll. Natürlich läuft das nicht immer alles so, wie seine Eltern sich das vorgestellt haben. Zeit für Chaos hat Tom ja immer. So ist Tom fast jeden Tag woanders und lässt sich neue lustige Dinge einfallen!

Dieses Buch ist nicht wie die übrigen Tom Gates Comicromane, die ja auch sonst nicht ganz so viel Text haben, es aber schaffen, absolute Lesemuffel dazu zu bringen freiwillig ein Buch in die Hand zu nehmen. Gut, etwas Tom-Story gibt es hier schon, sie ist auch wieder turbolent und witzig, natürlich mit allen Figuren aus dem Tom-Kosmos, es ist aber vor allem ein Kreativitäts- und Beschäftigungsbuch. Da ja aktuell auch wieder die Ferien vor der Tür stehen, ist es eigentlich perfekt für das aktuelle Regenwetter. Es gibt ganz viele Kritzeleien zum Vollenden und auch freie Seiten zum Selberkritzeln, aber auch mehrere Anleitungen für Basteleien und sogar zum Backen. Die Idee mit dem Wollmonster ist nicht neu, das machen meine Kinder auch mit Hingabe und auch ich damals schon, aber die Technik, die hier verwendet ist, besticht durch seine Einfachheit und durch den ökologischen Gebrauch von Ressourcen. Natürlich kann man mit den Wollbommeln auch anderes machen, aber bei Tom müssen es logischerweise Monster werden! Es gibt noch Anleitungen für Comicmappen, Lesezeichen, Türschilder zum Weitermalen und Ausschneiden, Bilderrahmen, Aufstellmonster, Kartentricks, Regenrasseln, Daumenkinos.... Gut, es ist nicht alles neu, aber alles ist recht einfach zu machen, wenn auch manchmal zeitaufwendiger, aber mit Erfolgsgarantie. Außerdem sind die Anleitungen gut verständlich das sie nicht nur leicht verständlich beschrieben sind, sondern jeder Arbeitsschritt bebildert ist. Sicherlich werden den Lesemuffeln bei so viel Auswahl auch noch einige eigene Ideen kommen, wie sie sich kreativ beschäftigen können.

Die Zeichnungen stammen wieder aus der Feder der Autorin selbst, die ein großer Comic- und Kritzelfan ist. Sie sind wirklich lustig, da sie es schafft, mit nur wenigen Strichen eine Menge Ausdruck in die Gesichter zu zaubern. Selbst mit Sonnenbrille schafft Delia es noch grummelig drein zu blicken. Der Look des Buches ist absolut cool.

Zur Leseförderung ist dieser Band nur bedingt geeignet, aber es enthält so viele Anleitungen, die die Kinder auch lesen müssen, dass sie dabei automatisch auch lesen und gute Vorbilder für die beliebte Klassenarbeitsaufgabe: Beschreibungen haben....

Fazit: Zur Förderung der Kreativität spitze, als Leseanreiz etwas dürftig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere