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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ungewöhnlich

Rivenports Freund
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Der Autor Damiano Femfert schickt uns mit seinem Debütroman "Rivenports Freund" nach Argentinien ins Jahr 1952. In dem nicht näher bekannten kleinen Ort S. lebt Professor Rivenport, Direktor des örtlichen ...

Der Autor Damiano Femfert schickt uns mit seinem Debütroman "Rivenports Freund" nach Argentinien ins Jahr 1952. In dem nicht näher bekannten kleinen Ort S. lebt Professor Rivenport, Direktor des örtlichen Krankenhauses, nach dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen und einzig auf sein Hobby dem Schmetterlingssammeln fokussiert. Sein großer Traum ist es ein eigenes Naturkundemuseum mit der schönsten Schmetterlingssammlung nördlich von Buenos Aires zu eröffnen. Dafür bedarf es großer Anstrengungen seinerseits, und deshalb ist er wenig erbaut von der Störung seiner Arbeit, die sich durch einen unbekannten Schwerverletzten ankündigt, der plötzlich in sein Krankenhaus gebracht wird und so seine volle Aufmerksamkeit erzwingt. Der blonde Fremde wird mit großer Fürsorge von den ebenfalls im Krankenhaus tätigen Nonnen gepflegt und aufgepäppelt. Sein körperlicher Gesundheitszustand wird dann auch von Tag zu Tag besser, aber er leidet an Amnesie und spricht zunächst nicht. Lediglich an seinen Namen erinnert er sich nach einer Weile. Er heißt Kurt und ist offensichtlich Deutscher. Darüberhinaus verhält er sich wie ein Kind, naiv und wißbegierig, ein Sonnenschein mit musikalischem Talent, den Jeder sofort in sein Herz schließt und der aufgrund seines Charmes eine gewisse Narrenfreiheit besitzt. Auch Rivenport fühlt sich gewissermaßen als väterlicher Freund, versucht Kurt nach seinen Vorstellungen zu formen, bevor er beginnt die Vergangenheit des Deutschen zu ergründen, indem er auch der klitzekleinsten Spur folgt, was schließlich zum Erfolg führt.

Der Roman hat eine ganz wunderbare Sprache, sehr poetisch, humorvoll, einfach schön. Sehr gefallen haben mir die Personenbeschreibungen, z.B die der Nonnen:

"Es beeindruckte Rivenport immer wieder, dass Nonnen nicht nur wegen der schlichten Eleganz ihrer Uniform, sondern auch durch ihre Körperhaltung eine natürliche Anmut besaßen. Im Falle der Priorin handelte es sich um die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel" (Seite 21)

Auch das südamerikanische Lebensgefühl, die Rivalität zwischen Argentinien und Chile, konnte der Autor wunderbar mit einem zwinkernden Auge vermitteln.

In diesem Roman wird die Entwicklung des Schmetterlings mit seinen Metamorphosen herangezogen, um die Frage aufzuwerfen, ob ein Mensch unterschiedliche Identitäten haben kann. Und was macht es mit einer Freundschaft, wenn der Mensch, den Du liebgewonnen hast, tatsächlich ein ganz anderer ist, vielleicht ein schlechter Mensch, der schwere Schuld auf sich geladen hat?

In der 2. Hälfte des Buches verliert der Roman seine Leichtigkeit und weist auch leider ein paar Längen auf. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte sei mal dahingestellt.

Trotzdem hat mich "Rivenports Freund" faziniert und in seinen Bann gezogen. Für mich war der Debütroman von Damiano Femfert ein sehr ungewöhnliches Buch, dass mich in weiten Teilen verzaubert hat und dem ich viele begeisterte Leser wünsche.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Emmy und Leah

LITTLE LIES – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
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Emmy und Leah sind froh sich zu haben. Fliehen sie doch beide aus ihrem bisherigen Leben und können so gemeinsam einen Neustart wagen. Ein Dartpfeil auf einer Landkarte markiert ihren neuen Lebensmittelpunkt, ...

Emmy und Leah sind froh sich zu haben. Fliehen sie doch beide aus ihrem bisherigen Leben und können so gemeinsam einen Neustart wagen. Ein Dartpfeil auf einer Landkarte markiert ihren neuen Lebensmittelpunkt, eine Kleinstadt in West Pennsylvania. So unterschiedlich die beiden Frauen auch sind, das Zusammenleben funktioniert gut. Die Journalistin Leah arbeitet in ihrer neuen Wahlheimat als Lehrerin und Emmy, eher der Nachtmensch, arbeitet in einem Motel an der Rezeption. So ist es nicht verwunderlich , dass Leah das Verschwinden ihrer Freundin zuächst gar nicht bemerkt. Als sie sie als vermisst melden möchte, wird eine schwer verletzte Frau aufgefunden, die ihr selbst, Leah, stark ähnelt.

Dieser, wie ich fand, gut durchdachte Psychothriller wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Leah geschrieben. Direkt zu Beginn wird klar, dass sie nicht grundlos mit Emmy einen Neuanfang will. Aus ihrem alten Job als Journalistin ist sie rausgeflogen, da sie offenbar einen Artikel geschrieben hat, der nicht ganz koscher war. Über Emmy erfährt der Leser nur dass, was Leah im Rückblick über sie weiß, und das ist weniger als sie dachte über ihre Freundin zu wissen. Nach der verletzten Frau gibt es noch eine Leiche, und die sitzt unglücklicherweise in Emmy's Auto. Jetzt ist die Polizei am Zug und nimmt Leah's und Emmy's Umfeld ganz genau unter die Lupe und Leah's Glaubwürdigkeit wird immer weiter erschüttert.

Leah war mir jetzt nicht wirklich sympathisch aber sie war schlau und der Polizei irgendwie immer ein paar Schritte voraus. Auch wenn sie jetzt eine Lehrerin war, waren ihr die Recherchemethoden als Journalistin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht anders konnte als den Hinweisen, die ihr zugetragen wurden weiter nachzugehen. Das Buch wird immer spannender und führt letztendlich in eine völlig andere Richtung als man anfänglich dachte.

Mir hat dieser psychologische Spannungsroman gut gefallen, nachdem das erste Drittel des Buches vielleicht etwas mühsam war, hatte mich die Geschichte spätestens dann aber gepackt, und ich war überrascht und gefesselt von den Wendungen, die die Geschichte letztendlich noch genommen hat und empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Kreisen ums eigene Ich

Nicht mein Ding
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Ich muss zugeben, ich hatte mit diesem Buch von Jami Attenberg so meine Schwierigkeiten. Es erzählt von Andrea, die im Klappentext als Heldin bezeichnet wird, für mich aber eher eine Antiheldin ist, die ...

Ich muss zugeben, ich hatte mit diesem Buch von Jami Attenberg so meine Schwierigkeiten. Es erzählt von Andrea, die im Klappentext als Heldin bezeichnet wird, für mich aber eher eine Antiheldin ist, die ihr Leben nicht in den Griff bekommt. Wir erleben eine selbstsüchtige, unzufriedene Person, die in einem Job feststeckt, den sie hasst und deren Leben eigentlich nur aus Drogen, Alkohol, Parties und Sex mit wechselnden Partnern besteht.

Ichbezogen ist auch ihre Reaktion auf den Wegzug ihrer Mutter, die Andreas Bruder und dessen Frau bei der Pflege ihres todkranken Kindes unterstützen will. Sie macht ihr Vorwürfe und fühlt sich alleingelassen und das mit fast 40 Jahren.

Der Roman spielt mit Zeitsprüngen. Immer wieder sind Episoden aus verschiedenen Lebensphasen von Andrea mit der Vergangenheit verknüpft worden. So versteht man als Leser natürlich nach und nach , wie prägend bestimmte Erlebnisse für das weitere Leben der Protagonistin sein mussten. Denn sie hatte wahrlich einen schweren Start, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste erleben wie der Vater früh an einer Überdosis starb. Auch die Mutter konnte ihr nicht den nötigen Halt geben, war sie doch den ganzen Tag damit beschäftigt, die Familie durchzubringen. So ist aus Andrea eine Person geworden, die jeglicher Entscheidung und Verantwortung aus dem Weg geht. Jeder in ihrem Umfeld, sei es Verwandte, Bekannte oder Freunde ziehen an ihr vorbei , entwickeln sich weiter. Nur ihr eigenes Leben stagniert.

Überraschenderweise kommt es am Ende doch noch zu einem Umdenken und Ausbrechen aus ihrem üblichen Verhaltensmuster, was man als kleinen Hoffnungsschimmer für das Leben der Protagonistin deuten kann.

Der Roman von Jami Attenberg regt auf jeden Fall zum Nachdenken über den eigenen Lebensweg an. Zwischendurch blitzte immer etwas Sarkasmus durch. Der Charakter von Andrea war in großen Strecken unsympathisch aber authentisch gezeichnet. Ein Buch mit Nachhall, deshalb 4 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Auf der Flucht

Die Komplizin
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Der Thriller "Die Komplizin" von Ellen Puffpaff versetzt den Leser schon nach wenigen Seiten in Hochspannung und bleibt auch bis zum Schluß sehr spannend.

Bei dem jungen Paar Anna und Nico, dass gerade ...

Der Thriller "Die Komplizin" von Ellen Puffpaff versetzt den Leser schon nach wenigen Seiten in Hochspannung und bleibt auch bis zum Schluß sehr spannend.

Bei dem jungen Paar Anna und Nico, dass gerade dabei ist in die erste gemeinsame Wohnung zu ziehen, kommt es zu Streitigkeiten, was Anna nach ihrem Nachtdienst dazu veranlasst eine andere Strecke nach Hause zu nehmen als üblich. Eine fatale Entscheidung wie sich herausstellt, denn plötzlich hat sie zwei bewaffnete Fremde in ihrem Auto sitzen, die sie entführen.

Es sind zwei mexikanische Brüder, die einer Verbrecherorganisation namens "Streetsurfer" angehören. Der eine Bruder möchte gerne aussteigen, was de facto in dieser Organisation nicht vorgesehen ist. Es beginnt eine Jagd auf die Abtrünnigen und Anna befindet sich zufällig mittendrin und erlebt ein Gefühlschaos von Todesangst bis heller Panik und unerwartet auch Verständnis und mehr für Diego, den Bruder der so gerne ein neues Leben beginnen möchte.

Immer wieder wird auch die Sicht von Nico geschildert und wie er auf diese seltsame Situation, dass seine Freundin plötzlich weg ist, reagiert.

Ellen Puffpaff hat einen tollen, flüssigen Schreibstil ,und ich hatte viel Spaß mit der Geschichte. Es wurden nicht alle Fragen restlos geklärt, aber es soll ja auch ein Fortsetzung geben. Bei Glaubwürdigkeit und Logik war ich nicht immer hundertprozentig überzeugt.

Die Charaktere haben mir gut gefallen, besonders die zwispältigen Emotionen von Anna aber auch von Diego habe ich als sehr authentisch empfunden.

Im Unterschied zu anderen Thrillern ist diese Geschichte nicht nur sehr fesselnd sondern auch sehr gefühlsbetont, was mir wirklich gut gefallen hat. Deshalb freue ich mich auch schon auf Teil 2.


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Veröffentlicht am 27.12.2019

Zum Wegträumen

Herz trifft Prinz
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Wer hätte nicht gerne mal einen echten Prinzen getroffen? Jamal reist inkognito nach San Francisco, wo er der Journalistin Ellen zunächst als außerordendlich höflicher Hot Dog Verkäufer begegnet. Seine ...

Wer hätte nicht gerne mal einen echten Prinzen getroffen? Jamal reist inkognito nach San Francisco, wo er der Journalistin Ellen zunächst als außerordendlich höflicher Hot Dog Verkäufer begegnet. Seine Freundlichkeit kostet ihn dann auch alsbald seinen Job und bringt ihm die Bekanntschaft Ellen's und ihrer Freundin Rosita ein. Er gibt sich als Sohn eines einflussreichen Kokosnussunternehmers des eher unbekannten Königreichs Tallula aus, doch per Zufall deckt Ellen seine wahre Identität auf.

Da sie beruflich in einer Sackgasse steckt und Ihre Chefin bei einzureichenden Artikeln zunehmend auf Quantität und billige Promistories setzt und weniger auf Qualität, könnte eine Story über den Prinzen eine Lösung sein. Großmundig verspricht ihre Chefin ihr nach Beendigung der Geschichte, die inzwischen schon eine Artikelserie sein soll ein Empfehlungsschreiben für einen renommierten New Yorker Verlag aufzusetzen. Das schlechte Gewissen nagt an der jungen Journalistin, ihr Exfreund Noah und unerwartete Gefühle für Jamal sorgen für Komplikationen, bis es kommt, wie es kommen muss und Alles total aus dem Ruder läuft. Umso schöner ist das erwartete Happy End natürlich...

Ich war hin und hergerissen zwischen einer Geschichte die angesiedelt ist bei "Ein Prinz aus Zamunda" und ein bisschen "Pretty Woman". Mit anderen Worten, es war Alles nicht ganz neu, es war sehr kitschig aber ein bisschen Kitsch ist ja manchmal auch nicht verkehrt! Anna Fischer schreibt auf jeden Fall sehr spritzig und humorvoll und auch dieser Roman der Herzreihe ist ein Wohlfühlroman, der mir Spaß gemacht hat und seine Leser märchenhaft verzaubert. Die kauzige Nebenfigur "Sharky" ist besonderes erwähnenswert und hat bei mir für manchen Lacher gesorgt, und ich bekomme seine Pornosonnenbrille kaum mehr aus dem Kopf.

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