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Veröffentlicht am 11.08.2020

Horror-Szenario

Das Spiel – Es geht um Dein Leben
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Christian Brand, Einsatzkommando (EKO) Cobra, hat wieder einmal einen Amoklauf auf seine eigene Art und Effizienz beendet. Jetzt drohen Zwangsurlaub und Therapiesitzungen.

Überraschenderweise wird Brand ...

Christian Brand, Einsatzkommando (EKO) Cobra, hat wieder einmal einen Amoklauf auf seine eigene Art und Effizienz beendet. Jetzt drohen Zwangsurlaub und Therapiesitzungen.

Überraschenderweise wird Brand stattdessen zu einem Assistenzeinsatz bei Europol berufen. Zusammen mit Inga Björk wird er an einem hochbrisanten, aber äußerst geheimen Fall arbeiten. An verschiedenen Orten in Europa werden Menschen einzelne Körperteile amputiert. Niemand weiß warum und nur wenige Opfer überleben die Amputation.

Auf einer Party entdeckt die 17-jährige Mavie plötzlich ein im Dunkeln leuchtendes Tattoo, einen Skorpion. Wie ist das Tattoo auf ihren Rücken gekommen und was hat es zu bedeuten?


Dies ist mal wieder ein rasanter Thriller, Page-Turner, der mir persönlich etwas zu blutig war, aber „Das Spiel“ hat was Packendes und Mitreißendes.

Viele verschiedene Mitspieler und Opfer erforderten viele verschiedene Erzählstränge, die meisterhaft von Jan Beck zusammengeführt oder auch teilweise verwoben werden. Einzig die Cliffhanger am Ende vieler Kapitel haben mich etwas genervt.

Während Brand genau gezeichnet und charakterisiert wird, vor allem seine Schwierigkeiten die Gewalt und Brutalität zu verarbeiten, wird die aus Schweden stammende Inga Björk nur häppchenweise beschrieben. Nicht nur für Brand ist die geheimnisvolle Frau ein Rätsel. Nur bruchstückhaft erfahren wir Begebenheiten aus ihrem Leben.

Der Fall oder vielmehr das Szenario ist so abgefahren und auch komplex, dass ich da jetzt nicht näher darauf eingehen möchte. Gier, menschliche Abgründe und krankhaftes Verhalten spielen eine große Rolle. Sie werden blutig und brutal ausgelebt.

Am Ende dieses Thrillers bleibt nur zu hoffen, dass Björk und Brand noch einige Fälle bei Europol zu lösen haben und wir auf diese Weise Björk und natürlich auch Brand näher kennenlernen. Als effektives Ermittlerpaar steckt in Ihnen sicher noch viel Potential.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Trauma Bewältigung

Ein halbes Herz
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Die gefragte Star-Fotografin Elin Boals stürzt sich geradezu in Arbeit und nutzt ihre Kamera zunehmend als Schutzschild vor dem Leben.

Aber jetzt überrollen sie die Ereignisse. Nach fast 20 Jahren erhält ...

Die gefragte Star-Fotografin Elin Boals stürzt sich geradezu in Arbeit und nutzt ihre Kamera zunehmend als Schutzschild vor dem Leben.

Aber jetzt überrollen sie die Ereignisse. Nach fast 20 Jahren erhält sie per Post eine Sternenkarte von Frederik, ihrem Freund aus Kindertagen. Plötzlich kommen Erinnerungen ans Licht, die sie längst verdrängt und begraben glaubte.

Ihr Mann Sam kann Elins Arbeitswut und ständige Abwesenheit nicht mehr ertragen und verlässt sie. Ihre Tochter Alice hat ihr Elternhaus schon einige Zeit vorher verlassen, um Tanz zu studieren.

Jetzt ist Elin allein und die Erinnerungen bringen sie völlig aus dem Gleichgewicht.


Wieder einmal beschäftigt Sofia Lundberg sich mit der Vergangenheit, in diesem Fall mit der Kindheit der Protagonistin.

Emphatisch und gefühlvoll beschreibt sie Elins Kindheit, die hart, aber doch gespickt mit Glücksmomenten war. Es entsteht schnell der Eindruck, dass Elin ihre schwere und entbehrungsreiche Kindheit angenommen hat und stets versuchte das Beste aus jeder Phase zu machen.

Erst das Verhalten ihres Stiefvaters hat sie verzweifeln lassen und sie Jahrzehnte lang glauben lassen, eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben.

Erst als sie glaubt, alles, was liebt, verloren zu haben, kann sie sich ihrer vermeintlichen Schuld stellen. Auch diesen schweren Schritt der Konfrontation beschreibt Frau Lundberg ohne Pathos, aber mitfühlend auf unaufgeregte Weise. Elin und ihre Gefühlswelt sind sehr genau beleuchtet. Man fühlt mit, man leidet mit, aber man bemitleidet sie nicht.

Alice dagegen erscheint mir manchmal hysterisch. Sie ist entsetzt, dass Elin ihr die Großmutter jahrelang vorenthalten hat. Als sie endlich ihre Großmutter besuchen kann, kümmert sie sich mehr um Erik, einem Sohn von Frederik. Ich habe das Gefühl, sie empfindet Schweden, den Bauernhof und die Herkunft ihrer Mutter spannend und interessant wie z.B. Geschichtsunterricht.

Mit diesem Roman hat Frau Lundberg uns eine schönen, ans Herz gehende Geschichte geschenkt.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Toller Frauenroman

Ein Sommer auf Sylt
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Julia, aufstrebende Architektin, reist mit Mutter und deren zwei Schwestern nach Sylt, um ihr ererbtes Ferienhaus zu verkaufen. Den Verkaufserlös will sie in das gemeinsam mit ihrem Freund Jo geführte ...

Julia, aufstrebende Architektin, reist mit Mutter und deren zwei Schwestern nach Sylt, um ihr ererbtes Ferienhaus zu verkaufen. Den Verkaufserlös will sie in das gemeinsam mit ihrem Freund Jo geführte Architektenbüro investieren.

Aber die Reise gestaltet sich als sehr schwierig. Die drei Schwestern sind heillos zerstritten. Das Haus wird von der Geliebten Ihres verstorbenen Vaters bewohnt, ist auch kein altes Ferienhaus, sondern eine perfekt umgebaute und behutsam renovierte Villa.

Und Sylt ist auch ganz anders als erwartet.


Der Roman entpuppt sich schon nach wenigen Seiten als Liebeserklärung an Sylt.

Der Sylter Mats zeigt Julia und natürlich auch uns die schönsten Orte und Strände auf Sylt. Der Strand, die Dünen, das Wasser, das besondere Licht von Sylt, bringen Julia ganz langsam und behutsam zum Nachdenken und geben ihr die Kraft ihr bisheriges Leben und ihre Pläne für die Zukunft infrage zu stellen.

Familienstreitigkeiten werden ausgetragen, Geheimnisse gelüftet, neue Werte und Vorlieben kommen in den Fokus. Es könnte eine schnulzige, banale Traumurlaubsgeschichte werden, aber Frau Wolf hat daraus einen unterhaltsamen Roman gemacht, der teils interessante Reiseführer Tipps über Sylt hervorbringt, aber andererseits einfühlsam den Wandel und die Entwicklung ihrer Protagonistin beschreibt.

Der Schreibstil ist flüssig und ließ mich vollends in die Geschichte eintauchen.

Das Ende der Geschichte lässt mich etwas traurig zurück. Ich will nicht weg von Sylt. Ich will mehr.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Kompliziert und brutal nah an der Realität

Feuerland
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Für die Kriminalkommissarin Vanessa Frank schlittert ihr Leben momentan in eine Sackgasse. Scheidung, Fahren unter Alkohol, Suspendierung, Leere lassen sie verzweifelt nach einer Aufgabe suchen.
Nicolas ...

Für die Kriminalkommissarin Vanessa Frank schlittert ihr Leben momentan in eine Sackgasse. Scheidung, Fahren unter Alkohol, Suspendierung, Leere lassen sie verzweifelt nach einer Aufgabe suchen.
Nicolas Paredes, unehrenhaft aus der bestausgebildeten Spezialeinheit Schwedens entlassen, sucht für sich und seine Schwester Maria eine Möglichkeit zur Flucht aus ihren bisherigen Leben.
In Chile, in der Colonia Rhein, versuchen der Don Carlos Schillinger und sein Adoptivsohn Marcos Spenderorgane für ihre Clinica Bavaria zu organisieren.


Klingt kompliziert, war es auch weitgehend, aber nach und nach mit zunehmender Spannung wurden die verschiedenen Schauplätze und Erzählstränge geschickt zueinander geführt.

Brutale Szenen machten das menschenverachtende Gedankengut der mafiösen Verbrecherstrukturen deutlich. Ein Vielfaches an Brutalität und Menschenverachtung beobachten wir in den Straflagern der Colonia Rhein, die wahrscheinlich fiktiv ist, aber stellvertretend für immer noch bestehende Kolonien in Chile und anderen Südamerikanischen Ländern steht.

Ich finde es gut, dass dieses Thema, Gewaltherrschaft mit internationaler Vernetzung und enger Verknüpfung mit den Polizeiorganen des jeweiligen Landes, in einen Thriller verarbeitet wird. Die Geschichte um Vanessa Frank und Natasja ist zwar fiktiv, aber sie weist auf bestehende Realitäten hin, die uns bewusst sein sollten und nicht vergessen werden dürfen.

Wie bereits gesagt waren die unterschiedlichen Schauplätze und Abläufe anfänglich schwer in Zusammenhang zu bringen, aber die knisternde Spannung zwang mich immer länger zu lesen und zu versuchen einen Zusammenhang zu finden. Die einzelnen Charaktere wurden dabei sehr genau gezeichnet, so dass man manchmal deren Aktion oder Reaktion erahnen konnte.

Als Serienauftakt ist dieser Thriller sicher gelungen. Ich freue mich schon auf neue Fälle mit Vanessa Frank.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Düster und spannend

Die Wälder
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Kurz nachdem Nina einen mysteriösen Brief von Tim, ihrem Freund aus Kindertagen, erhalten hat, erfährt sie von dessen Mutter Rita, dass Tim verstorben sei.

In dem Brief teilt Tim ihr mit, dass er endlich ...

Kurz nachdem Nina einen mysteriösen Brief von Tim, ihrem Freund aus Kindertagen, erhalten hat, erfährt sie von dessen Mutter Rita, dass Tim verstorben sei.

In dem Brief teilt Tim ihr mit, dass er endlich das letzte Puzzleteil für die Suche nach seiner Schwester Gloria gefunden hat. Er beschreibt ihr auf welch krude Weise er ein Geständnis vom bereits vor 20 Jahren verdächtigten Wolff erpressen will.

Als auch Tims Mutter aus Verzweiflung über Tims Tod stirbt, entscheidet sich Nina, Tims Plan durchzuführen und wieder in das Dorf ihrer Kindheit und in die Wälder zurückzukehren.



Wälder gruselig? Es sind die Menschen, vor denen mir gruselt.

Anfänglich hatte ich Schwierigkeiten in dieses Buch zu kommen. Ich war etwas verwirrt, konnte die einzelnen Handlungsstränge nicht in Zusammenhang bringen und fand die unheilvollen Prophezeiungen unpassend. Auch Ninas Verhalten und ihre Gedankengänge gegenüber David während der Autofahrt mit Wolff waren mir nicht klar.

Nachdem ich endlich die Zusammenhänge herstellen konnte, empfand ich das Geflecht und die stetigen Wendungen genial, spannend und immer wieder überraschend.

Wieder einmal kommt Frau Raabe ohne Mord aus, um einen spannenden Thriller zu kreieren. Er enthält Grusel, Verzweiflung, Angst und Panik, in Kindertagen erlitten und mittels Alpträume zwanzig Jahre konserviert, um jetzt nach dem Tod des Freundes aufgelöst zu werden. Er könnte auch noch eine zweite Botschaft bereithalten. Wahre Freunde in der Kindheit stehen auch als Erwachsene zusammen und unterstützen sich, auch gegen ihre Überzeugung. Na ja, ich weiß nicht, ob da jetzt nicht zu viel hineininterpretiere.

Er hat mir sehr gut gefallen, dieser Thriller. Ich freue mich schon auf den nächsten unblutigen Thrill von Frau Raabe.

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