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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2020

Vielseitiger Fontane

Theodor Fontane
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Der Eulenspiegel Verlag hat anlässlich dessen 200. Geburtstags „Ein Lebensbild in Anekdoten“ über Theodor Fontane veröffentlicht. Chronologisch aneinandergereiht, lässt sich anhand der Episoden das Leben ...

Der Eulenspiegel Verlag hat anlässlich dessen 200. Geburtstags „Ein Lebensbild in Anekdoten“ über Theodor Fontane veröffentlicht. Chronologisch aneinandergereiht, lässt sich anhand der Episoden das Leben des Apothekers und Schriftstellers verfolgen. Wir begleiten ihn beim Einsatz als Kriegsberichterstatter und bei Auslandsaufenthalten, über die auch die Presse berichtete: „Ein gewisser Fontane, der ursprünglich seines Gewerbes ein Apotheker war und der einen Band Gedichte herausgegeben hat, hält sich gegenwärtig [...] in London auf.“ Das Büchlein ersetzt vielleicht keine Biografie, aber es gewährt mal schonungslose, mal amüsante Einblicke in Fontanes privaten und beruflichen Alltag und eignet sich gut, ab und zu mal darin zu blättern.

Veröffentlicht am 16.02.2020

Neue Freiheit

Nachbarn
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„Nachbarn“ erzählt die Geschichte von sechs Menschen aus der DDR in den Jahren 1989 bis 2006. Der Roman handelt von den spezifischen Themen, die diese Herkunft mit sich bringt, wie Flucht und Bespitzelung, ...

„Nachbarn“ erzählt die Geschichte von sechs Menschen aus der DDR in den Jahren 1989 bis 2006. Der Roman handelt von den spezifischen Themen, die diese Herkunft mit sich bringt, wie Flucht und Bespitzelung, und den allgemeinen des Menschseins, wie Liebe und Zerwürfnis.
In einzelnen Episoden des Alltags begegnen wir den Figuren immer wieder und stellen Verbindungen her, ohne dass sich die Handlung stringent vorwärtsbewegt. Lediglich zum Ende hin bricht die Autorin mit diesem Schema und erzählt nur noch eine Geschichte weiter. Diesen Bruch habe ich als irritierend empfunden, auch wenn auf letztere Weise das Verfolgen einfacher wurde, schließlich hatte ich mich auf das Kombinieren der Details aus den einzelnen Abschnitten eingelassen.
Gefallen hat mir, dass die Autorin analog zu dem Vorhaben einer ihrer Figuren, „sich nicht die wenigen Erinnerungen, die weiß waren und farbig, schwarzmalen zu lassen“, die Erinnerung an diese Epoche und an das Zurechtfinden der ehemaligen DDR-Bürger in einem neuen System hat wiederaufleben lassen.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Unverhofft kommt oft

Das schräge Haus
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Psychologin Ella sieht sich selbst als schräges Haus. Neben den Problemen ihrer Patienten gibt es auch in ihrem eigenen Leben einiges geradezubiegen.
Wir begegnen ihr zunächst als quirliges Mädchen im ...

Psychologin Ella sieht sich selbst als schräges Haus. Neben den Problemen ihrer Patienten gibt es auch in ihrem eigenen Leben einiges geradezubiegen.
Wir begegnen ihr zunächst als quirliges Mädchen im Jahr 1986 in einer Kleingartensiedlung, verfolgen sie dann bei der Arbeit als seriöse Therapeutin und erleben sie schließlich in ihrem privaten Durcheinander. Analog zur Handlung wechselt das Buch von verrückt-sprunghaft (die Empfindungen eines achtjährigen Mädchens) über berührend (die Beziehung zur Oma) bis hin zu emotional (die neue Liebe).
Auch wenn der Einstieg ins Buch (die Kindheit) aufgrund der schnellen Gedankensprünge Konzentration erforderte, hätte ein Beibehalten dieses Stils eher meine Erwartungen an einen außergewöhnlichen Roman erfüllt. Leider flaute dies in der Jetztzeit abrupt ab, Beschreibungen wiederholten sich, und ich konnte auch nicht in jeder Situation mit der Protagonistin mitfühlen.
Gut gefallen hat mir der ruhrgebietstypische Slang („Hömma, der Junge muss unbedingt mal ordentlich wat essen, und schlafen und anne frische Luft. Dann guckt der auch nich mehr so bedröppelt!“) als realitätsnaher Hintergrund. „Das schräge Haus“ bringt neben der ungewöhnlichen „Verpackung“ (Steifbroschur) besondere Bilder mit, konnte mich aber nicht vollends überzeugen.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Prächtiges Paris

Paris abseits der Pfade (Jumboband)
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Der „Jumboband Paris abseits der Pfade“ vereint die beiden zuvor einzeln erschienen Teile der Stadtwanderungen des Wiener Autors. Er zeigt die außergewöhnliche Ecken, die Touristen nicht als Erstes und ...

Der „Jumboband Paris abseits der Pfade“ vereint die beiden zuvor einzeln erschienen Teile der Stadtwanderungen des Wiener Autors. Er zeigt die außergewöhnliche Ecken, die Touristen nicht als Erstes und in einer begrenzten Zeit ansteuern würden, und teilt seine Geheimtipps.
Renöckl beschreibt aus der Ich-Perspektive, wie er die Stadt erlebt und berichtet von Begegnungen mit ihren Bewohnern, deren Geschichten die Rundgänge anreichern - genauso wie ihre Rezepte. Seine Texte erlauben eine gute Vorstellung der besonderen Orte und machen Lust, diese selbst einmal zu erkunden.
Kritik gibt es eigentlich nur an der Aufmachung des Buchs. Auf den Stadtkarten lassen sich weder Straßennamen noch Routen nachvollziehen, was mein naheliegender Impuls war. Auch fehlen für den, der sich wirklich zum Nachahmen inspiriert fühlt, Entfernungsangaben zu den zurückgelegten Strecken. Die Schwarz-Weiß-Fotos sind recht klein und scheinen nicht nachbearbeitet worden zu sein (z.B. stürzende Linien bei Gebäuden), was die Freude beim Betrachten etwas schmälert.
Zum Schmökern für den Paris-Liebhaber kann ich dieses Buch aufgrund der vielfältigen Aspekte, die der Autor beleuchtet, in jedem Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 30.12.2019

Wege aus der Depression

Kalt erwischt
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„Kalt erwischt“ behandelt das Thema „Depression“ aus Sicht einer Betroffenen und Journalistin. Somit ist das Buch Erfahrungsbericht und Ratgeber zugleich.
Heide Fuhljahn gewährt intime Eindrücke in ihren ...

„Kalt erwischt“ behandelt das Thema „Depression“ aus Sicht einer Betroffenen und Journalistin. Somit ist das Buch Erfahrungsbericht und Ratgeber zugleich.
Heide Fuhljahn gewährt intime Eindrücke in ihren Kopf, schildert offen Zusammenbrüche, Psychotherapien und Einweisungen. Das hilft für das Verständnis, hätte für meinen Geschmack aber durchaus etwas gestrafft werden können. Beeindruckt haben mich die persönlichen Briefe, in denen Bekannte die Erlebnisse mit der Autorin widerspiegeln.
Die Fachinformationen, mit denen die Kapitel bereichert werden, sind nützlich - sie enthalten beispielsweise Interviews mit Experten oder Hinweise zu Behandlungsoptionen - eine klarere Abgrenzung zum persönlichen Teil hätte das Wiederfinden womöglich erleichtert.
Als Angehörige eines betroffenen Familienmitglieds habe ich ein besseres Gesamtbild zu der Erkrankung und Impulse für den Umgang damit erhalten.