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Veröffentlicht am 11.12.2020

Tolles Debut

The Last Day
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Das Cover und vor allem der Buchrücken sind mir sofort ins Auge gestochen. Der Gelbschnitt mit dem eingeprägten Buchtitel sieht einfach super schön aus und macht sich prima im Bücherregal. Aber auch der ...

Das Cover und vor allem der Buchrücken sind mir sofort ins Auge gestochen. Der Gelbschnitt mit dem eingeprägten Buchtitel sieht einfach super schön aus und macht sich prima im Bücherregal. Aber auch der Klappentext kann sich sehen lassen, so versprach er mir einen spannenden Dystopie Thriller, der mich bestens unterhalten hat.

Wir befinden uns im Jahr 2059. Durch ein Vorkommnis im Weltraum steht die Erde plötzlich still. Die fehlende Rotation führt dazu, dass die eine Erdhalbkugel einer extremen Hitze ausgesetzt istl wogegen die andere Halbkugel in Dunkelheit und Kälte versinkt. Nur ein minimaler Bereich dazwischen ermöglicht ein menschliches Leben.

Ellen Hopper ist Wissenschaftlerin und erforscht die Folgen von Erdströmungen. Als ihre Reise sie nach Großbritannien führt, erhält sie einen Brief von ihrem alten Professor Edward Thorne. Dieser Brief ist der Schlüssel zu einem bedeutenden Geheimnis, das unter gar keinen Umständen ans Licht gebracht werden darf. Ellen wird schnell bewusst, dass die Bewahrung des Geheimnisses ihr Leben in große Gefahr bringen wird, und so liefert sie sich eine spannende Jagd mit dem Geheimdienst.

Der Plot fängt langsam an, bietet dem Leser jedoch von Anfang an sehr viele Informationen. Der Schreibstil ist lebhaft, detailliert und abwechslungsreich. Die Charaktere werden nicht zu ausführlich dargestellt, was mir sehr gut gefallen hat. Einzig zu der Hauptprotagonistin Ellen erfährt der Leser etwas mehr. Hier hat Murray präzise Rückblicke eingebaut.

Die Handlung mag vielleicht auf den ersten Blick etwas verwirrend und unrealistisch auf den Leser wirken. Aber ich finde es ist dem Autor hier sehr gut gelungen, das Phänomen des Erdstillstands glaubhaft darzustellen. Er hat sich mit seinem Debut an dem Thema „Worldbuilding“ versucht, woran schon viele Autoren kläglich gescheitert sind. Aber mich persönlich hat es angesprochen, und durch detaillierte Beschreibungen konnte mich Murray tatsächlich in eine andere Welt entführen.

Die Spannung war für mich konstant hochgehalten, da Ellen durch die Bewahrung des Geheimnisses quasi ständig in Gefahr schwebt. Das Ende bietet definitiv einen Cliffhanger, so dass ich vermute, dass Murray noch einen zweiten Teil hinterherschieben wird. Es bleibt also spannend!

Persönliches Fazit: Dem Autor ist mit „The last day“ ein tolles Debut gelungen, das mich prima unterhalten hat. In Sachen Worldbuilding hat er sein Können gezeigt, und ich bin mir sicher, dass Fantasy- und Science-Fiction-Fans begeistert sein werden!

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Unbedingt lesen!

Patient Null - Wer wird überleben?
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Dieser Thriller hat mich wegen seiner Bezüge zur aktuellen Situation angesprochen. Zwar wird hier mit der Pest ein weitaus schlimmeres Übel über die Welt gejagt, aber gerade das macht die Spannung aus.

Im ...

Dieser Thriller hat mich wegen seiner Bezüge zur aktuellen Situation angesprochen. Zwar wird hier mit der Pest ein weitaus schlimmeres Übel über die Welt gejagt, aber gerade das macht die Spannung aus.

Im Fokus steht Dr. Alana Vaughn. Sie ist Expertin für Infektionskrankheiten bei der NATO und wird aufgrund dessen nach Genua gerufen, um eine Patientin mit einer neuen Art der Lungenpest zu untersuchen. Es stellt sich heraus, dass dieser Erreger gegen Antibiotika resistent ist. So kann sich die Pest ungehindert ausbreiten. Dr. Vaughn weiß, dass sie den „Patient Null“ schleunigst finden muss. Gemeinsam mit Byron Menke von der WHO macht sie sich auf die Suche.

Die Charaktere sind speziell, so dass ich mich nicht mit ihnen identifizieren konnte. Das machte sie leider auch etwas unsympathisch. Trotzdem - oder gerade deswegen - gefielen sie mir. Es müssen weder Sympathisanten sein noch Stereotypen. Die machen das Ganze nur zu einem 08/15-Mainstream-Einheitsbrei. Es war schön, auch mal Figuren zu beobachten, die ich nicht sonderlich mag.

Italien als Kulisse war neu für mich und hat sehr gut zum Plot gepasst.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die miteinander verknüpft sind. Dadurch bekommt auch die Handlung einiges an Tempo, Längen sind so gut wie nicht vorhanden. Zwar gab es einige Passagen, die sehr fachlich gehalten waren, doch der Autor hat es geschafft, das Fachchinesisch verständlich zu halten und so zu vermeiden, dass man Passagen nicht oder nur schwer versteht.

Alles in allem konnte ich viele Parallelen zur jetzigen Situation finden, was das Lesen umso interessanter gemacht hat. Eine wirklich gelungene Lektüre.

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Veröffentlicht am 12.03.2020

Ein herzergreifendes Buch

Rückkehr nach Birkenau
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Ginette Kolinka ist eine bemerkenswerte Frau. Die heute 94-Jährige führt regelmäßig Schulklassen durch Ausschwitz, um ihnen ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über Demütigung ...

Ginette Kolinka ist eine bemerkenswerte Frau. Die heute 94-Jährige führt regelmäßig Schulklassen durch Ausschwitz, um ihnen ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über Demütigung und abgrundtiefen Hass, die einem eine Gänsehaut über den Körper jagt.

Mit 19 Jahren wird Ginette verhaftet und kommt in Ausschwitz-Birkenau an. Zusammen mit ihrem Vater Léon, ihrem 12-jährigen Bruder Gilbert und ihrem Neffen soll sie ihre Strafe wegen angeblicher Denunzierung absitzen. Schon kurz nach der Ankunft werden die vier getrennt und Ginette in ein Frauenlager überstellt. Ihr Vater und ihr Bruder werden auf grausame Weise vergast.

Das Leben in Birkenau geht nicht spurlos an Ginette vorbei. Sie wird von Depressionen, Panikattacken und Alpträumen geplagt, dabei ist ihr Leidensweg noch lange nicht vorüber. Ginette erzählt von ihrer Arbeit in den Konzentrationslagern, davon, dass sie sich mit fünf anderen Mädchen ein Bett teilen musste und von dem endlosen Hungergefühl. Laut eigener Aussage war der Hunger das Einzige, an das sie permanent gedacht habe.

Als sie 1945 endlich befreit und nach Lyon zurücküberstellt wurde, machte sie sich gleich auf die Suche nach Verwandten, die hoffentlich überlebt hatten. Und tatsächlich wurde sie in Paris fündig. Später lernte sie ihren Ehemann kennen und betrieb mit ihm vierzig Jahre lang ein Wirk- und Strickwarengeschäft auf dem Markt von Aubervilliers. Erst als Ginette Witwe war kam sie zu der Erkenntnis, dass sie über das Erlebte in Ausschwitz sprechen muss.

Die Erzählungen von Ginette faszinierten und erschraken mich zugleich. Fasziniert war ich von der starken Frau, die den Mut hat, über die schlimmen Erlebnisse zu sprechen und den Menschen vor Augen zu führen, wie schrecklich es damals in Ausschwitz zuging und wie wichtig es ist, dass sich das niemals mehr wiederholen darf! Die Schilderungen ihrer Qualen, sei es der Hunger oder die Demütigungen, die sie über sich hat ergehen lassen müssen, haben mir Tränen in die Augen getrieben und mich fassungslos zurückgelassen. Unvorstellbar, was Ginette und Millionen anderen Unschuldigen dort widerfahren ist.

Zum Schluss hat Ginette nur einen Wunsch - und dem schließe ich mich uneingeschränkt an: „Wenn ihr hört, wie Eure Eltern, Verwandte oder Freunde rassistische, antisemitische Äußerungen von sich geben, fragt sie warum. Ihr habt das Recht zu diskutieren, sie von ihrer Meinung abzubringen, ihnen zu sagen, dass sie sich täuschen.“

Persönliches Fazit: Ein herzergreifendes Buch über eine unglaublich starke und mutige Frau. Diese grausame Geschichte darf sich nicht wiederholen, da sind wir uns alle einig!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Die Suche nach der Wahrheit

Der Trip
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Es herrscht das bekannte Sommerloch in der Redaktion der Zeitung, bei der Kate Watson als Redakteurin angestellt ist, als sie von den zwei vermissten Mädchen hört. Sie wittert eine gute Story. Mit viel ...

Es herrscht das bekannte Sommerloch in der Redaktion der Zeitung, bei der Kate Watson als Redakteurin angestellt ist, als sie von den zwei vermissten Mädchen hört. Sie wittert eine gute Story. Mit viel Feingefühl schafft sie es, Vertrauen zu den Eltern aufzubauen, schließlich kann sie deren Situation gut nachempfinden, da ihr eigener Sohn in Thailand auf der Suche nach seinem "wahren Ich" ist. Als kurze Zeit später bekannt wird, dass die Leichen von zwei jungen Frauen aufgetaucht sind, fliegt Kate zusammen mit den Eltern nach Bangkok. Dort erfährt sie von einem verletzten Zeugen, der aber im Krankenhaus vor Ort nicht mehr anzutreffen ist. Sein Name ist ihr jedoch bekannt: Es ist ihr Sohn Jake.

Und plötzlich wird Kate selbst zu einem Teil der Story ...

Das Buch beginnt bereits mit der Horrorvorstellung aller Eltern: das eigene Kind im Ausland verschollen. Die Autorin bringt die langsam ansteigende Nervosität der Eltern, die bald in Panik umschlägt, glaubwürdig rüber.

«Hallo? Ich möchte meine Tochter als vermisst melden», hörte sie ihn sagen. Damit war ihr altes Leben vorbei. (Zitat Pos. 67)

Man merkt, dass Fiona Barton, die viele Jahre als Prozessbeobachterin und Gerichtsreporterin gearbeitet hat, solche Situationen kennt und weiß, worüber sie schreibt.

In erster Linie wird aus Kates Sicht erzählt, aber auch aus der des ermittelnden Beamten in Deutschland, dessen Informationen von der thailändischen Polizei mehr als dürftig sind. Gemeinsam versuchen sie, jeder auf seine Art, herauszufinden, was Rosie und Alex widerfahren ist und was genau Kates Sohn Jake damit zu tun hat. Die erschwerte Informationsbeschaffung in Bangkok wird authentisch dargestellt, und auch die Belastung aller Angehörigen kann man ziemlich gut nachempfinden. Mit jeder Seite verfolgt der Leser die Suche nach Spuren, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Was ist mit den beiden Mädchen passiert? Der Schein trügt, und peu à peu lässt Fiona Barton durch gekonnt gesetzte Informationen den Leser die Puzzleteile zusammensetzen. Die Plottwists halten die Spannung bis zum Ende auf einem hohen Level.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass der Titel zwar zu einer Reihe gehört, aber absolut eigenständig gelesen werden kann.

Persönliches Fazit: Die Suche nach der Wahrheit, die authentisch, realistisch und bis zum Schluss spannend ist. Perfekt für einen gemütlichen Leseabend.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Temporeicher Plot

Blutige Gnade
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Mara Billinsky ist wieder da! Wie ihr meinen vorigen Rezensionen schon entnehmen konntet, ist die Reihe um die Krähe für mich ein Favorit. Und wenn ihr die Vorgänger nicht kennt, gilt wie immer: dafür ...

Mara Billinsky ist wieder da! Wie ihr meinen vorigen Rezensionen schon entnehmen konntet, ist die Reihe um die Krähe für mich ein Favorit. Und wenn ihr die Vorgänger nicht kennt, gilt wie immer: dafür könnte hier Spoilergefahr bestehen!

Bevor der Journalist Johannsen eine Wahnsinnsstory veröffentlichen kann, wird er ermordet. Mara wird dem Fall zugeteilt, und ehe die Ermittlungen richtig anlaufen können, geschehen weitere Morde. Statt dass sich die Schlinge um dem Hals des Verdächtigen immer weiter zuzieht, so wie es eigentlich sein sollte, drehen sich die Ermittlungen im Kreis. Und dann steht auf einmal auch noch ein Teil von Maras Vergangenheit vor der Tür.

Selbstverständlich kann man diesen Band der Serie auch unabhängig von den anderen lesen. Aber Mara ist ein ganz spezieller Charakter, der sich über die Zeit entwickelt. Um ihr Handeln zumindest teilweise nachvollziehen zu können (ganz durchschauen wird man sie wohl nie), sollte man sie von ihrer Anfangszeit in Frankfurt an begleiten.

Wie immer prescht Mara vor, ohne Rücksicht auf Verluste, ganz pragmatisch. Auf ihrer Dienststelle wird sie nach all der Zeit zwar akzeptiert, aber so richtig gehört sie immer noch nicht dazu. Mit ihrem speziellen Äußeren – sie wird nicht umsonst „Die Krähe“ genannt – und ihrem eigenwilligen Charakter eckt sie eben immer noch an. Das Verhältnis zu ihrem Vorgesetzten, Klimmt, ist um einiges besser geworden und darüber habe ich mich gefreut – zeigt es doch, dass er endlich erkannt hat, was für ein unglaubliches Potential in ihr steckt. Zwar geraten die beiden dann und wann noch aneinander, doch können sie damit nun besser umgehen. Außerdem macht es das für mich als Leserin interessant. Wer will schon permanente Harmonie in einem Thriller?

Rosen ist nach wie vor immer noch Maras Schatten. Sein Verhalten war in diesem Buch allerdings äußerst merkwürdig, und ich frage mich, ob da nicht noch mehr hinter steckt. Auch Rafael treffen wir wieder, der langsam erwachsen wird.

Der Schreibstil war wie gewohnt locker und mitreißend. Die Spannung steigt langsam, es gibt einige Twists, und auch wenn man selber schon die Handlungsstränge miteinander verbindet, bevor Mara es tut, macht es Spaß weiterzulesen. Man fiebert dem Zeitpunkt förmlich entgegen, wenn sie das Puzzle zusammensetzt.

Persönliches Fazit: Ein Charakter, der sich während einer Reihe so authentisch weiterentwickelt wie Mara, gibt es selten. Zudem liefert Born uns einen temporeichen und spannenden Plot, der rundum gelungen ist. Kann ich weiterempfehlen.

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