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dear_fearn

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2019

Mir fehlt Historie

Jane Austen
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Die Idee der Buchreihe finde ich richtig toll - Kindern die Leben der ganz großen Persönlichkeiten näher bringen. Mir gefällt auch die Gestaltung und die generelle Aufmachung des Ganzen. Über Jane Austen ...

Die Idee der Buchreihe finde ich richtig toll - Kindern die Leben der ganz großen Persönlichkeiten näher bringen. Mir gefällt auch die Gestaltung und die generelle Aufmachung des Ganzen. Über Jane Austen wusste ich vorher nichts, fand es daher erhellend über ihr Leben zu lesen und sogar herauszufinden, dass Stolz und Vorurteil ein Stück weit ihre eigene Geschichte zugrunde liegt. Das wissenswertere ist aber auf der letzten Seite in einem Textblock verfasst. Teilweise finde ich es für Kinder auch schwierig zu verstehen, hier muss man als Elternteil noch einige Erklärungsarbeit leisten und über unterschiedliche Stände und Verheiratungen sprechen, denn die Kinder kennen ihre Romane sicher nicht und auch nicht den geschichtlichen Hintergrund. Natürlich geht es um das Leben von Jane, aber etwas mehr historischer Hintergrund wäre nicht verkehrt gewesen.

Veröffentlicht am 06.03.2020

Pures Drama

Hör mir zu, auch wenn ich schweige
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Nachdem Frank seine Frau Maggie ein halbes Jahr lang angeschwiegen hat, unternimmt sie einen Selbstmordversuch. Am Krankenbett beginnt Frank nun, ihr trotz Koma Stück für Stück zu berichten, was ihn zu ...

Nachdem Frank seine Frau Maggie ein halbes Jahr lang angeschwiegen hat, unternimmt sie einen Selbstmordversuch. Am Krankenbett beginnt Frank nun, ihr trotz Koma Stück für Stück zu berichten, was ihn zu seinem Schweigen getrieben hat und erzählt dem Leser dabei die Geschichte ihrer bisherigen 40 Ehejahre.

Das Buch dreht sich hauptsächlich um drei Charaktere: Frank, Maggie und ihre gemeinsame Tochter Eleanor. Viele Nebenfiguren gibt es nicht, nennenswert wäre noch die liebenswerte Krankenschwester Daisy und die enge Freundin Edie.

Abbie Greaves' Schreibstil macht das Buch zu einem echten Pageturner. Das ist auch nötig, sonst wäre es schwer zu ertragen. Alle Protagonisten haben Probleme mit Angst, emotionalem Rückzug und Verschwiegenheit. Niemand scheint offen miteinander zu sprechen, vieles wird für sich behalten, obwohl alle Beziehungen von übermäßiger Liebe geprägt sind. Man beobachtet die Familie quasi in ihrem Abwärtsstrudel, ohne Ausblick auf Besserung. Ständig gibt es Resümees wie "Ich hätte es verhindern können", "Hätte ich es damals schon ahnen sollen?" u.ä. - sehr nervenaufreibend, erzeugt Spannung.

Frank wechselt in seinen Erzählungen immer wieder von Gegenwart zu Vergangenheit, was teilweise sehr verwirrend ist. Maggies Erzählteile ähneln seinen zu sehr, hier hätte sprachlich noch besser differenziert werden können. Die Zwischensequenzen in Franks momentane Situation waren für mich haarsträubend, zu viel des Guten, zu lasch. Das Ende empfand ich als zu verklärt und weichgespült.

Für traurige Geschichten habe ich ja ein Faible, von daher fand ich's eigentlich ganz gut, teilweise war es mir aber zu viel Drama und Effekthascherei, am Ende auch noch Kitsch.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Macht Trauer einsam?

Nach Mattias
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Mattias stirbt unerwartet und hinterlässt eine Menge Menschen, die ihn kannten und auf ganz unterschiedliche Weise mit ihm verbunden waren... Freundin, Mutter, bester Freund, Online-Gaming-Kumpel und weitere. ...

Mattias stirbt unerwartet und hinterlässt eine Menge Menschen, die ihn kannten und auf ganz unterschiedliche Weise mit ihm verbunden waren... Freundin, Mutter, bester Freund, Online-Gaming-Kumpel und weitere. Es gibt keinen festen Erzählstrang und zeitlich verläuft auch nicht alles linear. Jeder Charakter bekommt einmal oder teilweise auch mehrfach die Gelegenheit, seinen jeweiligen Lebensabschnitt "nach Mattias" zu beleuchten. Von Mattias selbst erfährt man als Leser über die Geschichten der Anderen leider nur wenig. Auch die einzelnen Hinterbliebenen bleiben seichte Charaktere, sprechen eher abgehackt und wirken nicht besonders warm. Man bekommt wenig Einblick ins Wie und Warum. Sowas macht mich persönlich als Leserin ja immer rasend. Da will man direkt mal paar therapeutisch-angehauchte Zwischenfragen stellen, um ein Gesamtbild hinzukriegen, das der Autor leider nicht erschafft.

Peter Zantinghs Idee für das Buch war die Frage, was nach dem Tod mit den Hinterbliebenen geschieht und wie sich jeder verändert bzw. auf den Verlust reagiert. Diese Frage ist nun beantwortet: Sie werden traurig, unterdrücken ihre Gefühle, reden nicht mehr miteinander und isolieren sich. Das ist der Eindruck, den ich gewonnen habe. Und das erschreckt mich. Ich habe selbst schon mehrfach um Menschen trauern müssen und kann das so nicht bestätigen... Das Buch soll sicherlich Hoffnung wecken, hinterlässt bei mir allerdings nur ein sehr bedrückendes Gefühl.

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Veröffentlicht am 02.01.2020

Schnelle Küche

Pinch of Nom
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Die Optik und Haptik des Buchs ist toll gemacht, das ganze Design ist überzeugend und modern. Die einzelnen Abschnitte sind übersichtlich unterteilt, sodass jeder schnell etwas passendes für die aktuelle ...

Die Optik und Haptik des Buchs ist toll gemacht, das ganze Design ist überzeugend und modern. Die einzelnen Abschnitte sind übersichtlich unterteilt, sodass jeder schnell etwas passendes für die aktuelle Hungersituation finden kann.

Zu jedem Gericht wird außerdem zusätzlich angegeben, ob es vegetarisch / glutenfrei ist und ob man es auf Vorrat kochen und einfrieren kann. Das finde ich sehr praktisch, auch wenn ich persönlich sowieso alles mögliche einfriere, was übrigbleibt, auch wenn es nach dem Auftauen natürlich nicht mehr wie frisch-gekocht aussieht.

Als Vegetarierin lege ich mir trotzdem gern "normale" Kochbücher zu, da meine Familie Fleisch isst und wir oft trotzdem mal Fleisch kochen, ich es aber in meinem Pfännchen weglasse oder entsprechend ersetze. Die meisten Kochbücher sind ja auch sehr ausgewogen gehalten, allerdings kann ich bei Pinch of Nom die vegetarischen Alternativen an einer Hand abzählen, was ich auch für Normalesser als enttäuschend empfinde.

Zudem wird nicht wirklich kalorienreduziert, sondern kalorienarme Ersatzprodukte oder Kochspray empfohlen, außerdem Granulate etc., was es in meiner Küche nicht geben wird... Dann lieber 5 Minuten mehr Zeit investieren und einfach mehr Gemüse. Generell hätte ich mir auch ein paar leichtere Gerichte gewünscht.

Insgesamt ist es aber trotzdem ein solides Kochbuch, ein paar Rezepte gefallen mir auch sehr gut. Ich werde sie abschreiben und das Buch weiterreichen.

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Veröffentlicht am 22.09.2019

Herb enttäuscht und doch fasziniert

Das flüssige Land
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Als Ruth nach dem Tod ihrer Eltern erfährt, dass es deren Wunsch war, ein Groß-Einland beerdigt zu werden, das offiziell gar nicht existiert, gerät sie in eine Art Rausch, fährt ziellos und verzweifelt ...

Als Ruth nach dem Tod ihrer Eltern erfährt, dass es deren Wunsch war, ein Groß-Einland beerdigt zu werden, das offiziell gar nicht existiert, gerät sie in eine Art Rausch, fährt ziellos und verzweifelt umher, um schließlich zwei Herren zu belauschen, die von diesem Ort sprechen, ihnen durch einen Waldpfad dorthin zu folgen und ihr Auto dabei vollständig zu demolieren.

In Groß-Einland angekommen widmet sie sich jedoch nicht der Ausrichtung der Beerdigung, sondern verplempert ihre Zeit, steht unter ständigem Einfluss von Kodein und verliert völlig ihr Zeitverständnis, wobei doch gerade das der Inhalt ihres langjährigen Studiums und ihrer Habilitation ist, an der sie seit Jahren arbeitet.

Ihr Medikamentenwahn wird nur noch umso bildlicher, als das große Loch ins Spiel kommt, das unter der Ortschaft verläuft und die ganze Stadt in die Tiefe zu reißen droht. Darum ranken sich Geschichten, die weder fundiert noch recherchierbar sind. Ruth verwendet den Großteil ihrer Zeit dafür auf, alte Bücher zu durchforsten und abstrusen Geschichten hinterherzuforschen. Das alles wird von einer Gräfin überschattet, die das Erinnerungsvermögen des Ortes manipuliert und das Loch zu vertuschen zu versucht, statt eine gute Lösung für ein Auffüllen zu finden.

Mit dem Schreibstil hatte ich sehr zu kämpfen, vor allem, weil auch viele österreichische Begriffe drin sind, die ich so im Deutschen nicht kenne. Darüber stolperte ich immer wieder und kam schwer voran. Der Handlung musste ich erstmal ein paar Seiten Zeit geben, weil ich sie anfangs recht unlogisch fand. Was vor allem im Gedächtnis bleibt, sind Beschreibungen von Natur, Stadt und Einwohnern, die ein großartig klares Bild des Ortes hinterlassen.

Das ist meiner Einschätzung nach aber auch schon alles, was dem Leser von dieser Geschichte bleiben wird. Sämtliche Spannungsbögen verlaufen im Nichts, Fährten in Ruths Recherchen verlieren sich einfach, ungeklärte Fragen bleiben genau das: ungeklärt. Interpretationen sind hier womöglich völlig Fehl am Platz, dennoch komme ich nicht umhin, das alles als eine Art Drogenrausch zu empfinden, in dem die Zeit verschwimmt, Halluzinationen entstehen, die Gebäude ins Wanken geraten und sich in Ruth selbst ein unendlicher Abgrund auftut, der schwer zu füllen ist. Fantasystory, ok, aber etwas Sinn hätte ich mir doch gewünscht.