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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2020

Naturkatastrophen

Herz zu gewinnen
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„Wer auch immer diese Parker Sinclair sein mochte, sie war jedenfalls völlig anders als alle anderen kalifornischen Mädchen, die er kannte.“

„Herz zu gewinnen“ ist ein Liebesroman von Catherine Bybee. ...

„Wer auch immer diese Parker Sinclair sein mochte, sie war jedenfalls völlig anders als alle anderen kalifornischen Mädchen, die er kannte.“

„Herz zu gewinnen“ ist ein Liebesroman von Catherine Bybee. Er ist in sich abgeschlossen, aber gleichzeitig auch der Auftaktband der Buchreihe „Creek Canyon“. Er erschien im Juli 2020 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Deit dem Tod ihrer Eltern kümmert Parker sich um ihre jüngeren Geschwister und das Grundstück ihrer Familie. Als ein Waldbrand über das Gelände hereinbricht, lernt Parker den attraktiven Colin kennen, der beim Schutz der im Canyon liegenden Grundstücke helfen will…

„Herz zu gewinnen“ war für mich der erste Roman der Autorin. Insgesamt fand ich ihn sehr unterhaltsam und die Liebesgeschichte zwischen Parker und Colin auch sehr herzerwärmend und niedlich.
Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen. Parker mit ihrer selbstbewussten und starken Art, Colin mit seiner führsorglichen und freundlichen Seite. Das Annähern der beiden ist ebenfalls sehr gut gelungen und unglaublich romantisch beschrieben.
Auch die anderen Figuren sind authentisch und anschaulich beschrieben, ich kann mir schon jetzt gut vorstellen, wie es im zweiten Band der Reihe weitergehen wird und freue mich auch tatsächlich auf die nächsten Protagonisten.
Trotzdem konnte ich mich nicht vollständig auf die Geschichte einlassen, denn die gefühlt permanent auftauchenden Katastrophen waren für mein Empfinden zu zahlreich und dramatisch. Ich habe mir mehrfach die Frage gestellt, warum man an so einem gefährlichen Ort überhaupt Häuser baut und warum es sich lohnt, in diesem Rahmen gegen Naturgewalten anzukämpfen. Natürlich sehe ich ein, dass man, wenn man Häuser baut und Landschaften erschließt, nicht immer sofort weiß, was in diesen Landstrichen geschehen kann, aber auf mich wirkte es in diesem Roman so, als ob dies durchaus schon deutlich länger bekannt wäre… Tatsächlich beruht die Geschichte aber auf einer wahren Geschichte, was mir dann am Schluss des Buches noch einmal zu denken gegeben hat. Die Menschen, die täglich so um ihr Leben und ihr Hab und Gut bangen müssen tuen mir unglaublich leid. Wenn die Ereignisse, Feuer und Überschwemmungen, dann auch noch Gas, in diesem Rahmen in gewissen Teilen Amerikas an der Tagesordnung sind, dann haben die Menschen dort meinen größten Respekt verdient und es tut mir Leid, dass ich gerade diese Katastrophen im Roman bemängele. Trotzdem muss ich aber für diesen Roman bei meiner Haltung bleiben.
Parker ist eine so starke und selbstbewusste Frau, die weiß was sie kann und die sich nicht scheut anzupacken. Die immer wieder kehrenden Katastrophen, die das Leben der jungen Frau immer und immer wieder erschüttern sind meines Erachtens zu viel für ein ganzes Menschenleben und definitiv zu viel für einen solchen Roman.
Auch der Schreibstil hat mir leider nicht vollständig zugesagt. Die eher blumige und sanfte Wortwahl im größten Teil des Romans steht im starken Kontrast zu der Sexszene, die zwischen Parker und Colin beschrieben wird. Plötzlich wird die Sprache deutlich obszöner und hebt sich daher deutlich vom Rest des Romans ab, was mich sehr irritiert hat. Als Erzählperspektive wird die klassische personale Erzählung von Parker und Colin im Wechsel gewählt, wodurch Gedanken und Gefühle beider Hauptfiguren gut dargestellt werden.

Mein Fazit: Obwohl mir die Hauptfiguren und die Plotidee des Romans sehr gut gefallen haben, haben die fortwährend passierenden Katastrophen an meinen Nerven gezehrt. Ich fand sie unglaubwürdig und anstrengend, weshalb mich der Roman leider nicht vollständig erreichen konnte. Trotzdem freue ich mich auf die folgenden Bände der Reihe, da mir die Figuren schon sehr ans Herz gewachsen sind. Für „Herz zu gewinnen“ vergebe ich aber leider nur 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Liebe hat immer zwei Seiten

Ein letzter Brief von dir
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"Niemand, der bei klarem Verstand ist […] ignoriert die Liebe, wenn sie ihm über den Weg läuft."

"Ein letzter Brief von dir" ist ein Liebesroman von Juliet Ashton. Er erschien im Februar 2014 im Rowohlt ...

"Niemand, der bei klarem Verstand ist […] ignoriert die Liebe, wenn sie ihm über den Weg läuft."

"Ein letzter Brief von dir" ist ein Liebesroman von Juliet Ashton. Er erschien im Februar 2014 im Rowohlt Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Orla am Valentinstag einen Brief ihres Freundes Sim erhält und einen Heiratsantrag vermutet, ahnt sie nicht, dass sie nur kurze Zeit später über dessen den Tod informiert werden würde.
Dann jedoch bricht für sie eine Welt zusammen. Kurzentschlossen fliegt sie nach London um Sims dortige Wohnung leerzuräumen. In der Großstadt angekommen beginnt sie zu begreifen, dass sie weniger von Sim wusste, als sie dachte. Noch bevor sie die Valentinskarte öffnet ist ihr klar, dass nur sein Tagebuch Licht in die Tage vor Sims Tod bringen wird. Doch genau dieses ist nicht auffindbar und seine Suche lässt Orla nicht los...

Orla ist ein Dorfkind durch und durch. Aufgewachsen in einem irischen Dorf und einer großen Familie kann sie sich ein Leben außerhalb ihres Heimatortes nicht vorstellen. Sie ist eher schüchtern und zurückhaltend, hat aber einen eigenen Kopf und eine feste Meinung zu den meisten Dingen, wodurch man sie schon fast als starrsinnig bezeichnen könnte. Diese Eigenschaften stehen im starken Kontrast zu Sims, denn dieser ist Schauspieler und liebt es im Mittelpunkt zu stehen. Mit Sim zusammen fühlt Orla sich wohl und ihr ist klar, dass er der Mann fürs Leben ist. Mit ihm nach London zu gehen, wo er einen wichtigen Film dreht, ist für sie aber unvorstellbar.
Als sie schließlich von Sims Tod erfährt und nach London reist erkennt sie, dass Sim vielleicht doch nicht immer so war, wie sie dachte. Sie erfährt Dinge, die sie sich bisher kaum vorstellen konnte und als sie schließlich den Brief vom Valentinstag öffnet, ist sie bereits nicht mehr das naive irische Dorfmädchen…
Orla als Protagonistin war mir im gesamten Roman nicht vollständig sympathisch. Ihre Gedanken und Gefühle kommen durch die personale Erzählperspektive aus ihrer Sicht zwar gut zur Geltung und sind auch authentisch und greifbar, trotzdem grenzte ihr Verhalten teilweise an Wahnsinn und Fanatismus, gepaart mit einer großen Portion Naivität die ich ein wenig anstrengend fand. Zusätzlich zu diesem Gefühl zog sich die Handlung teilweise sehr in die länge und obwohl der Schreibstil an sich leicht und locker war, zog sich der Roman teilweise doch etwas dahin.
Trotzdem bewundere ich die Entwicklung, die Orla in dem Jahr in dem wir sie begleiten durchmacht. Der Tod von Sim macht sie erwachsener und lässt sie viele Dinge klarer sehen. Sie beginnt sich aus ihrem Loch heraus zu kämpfen und erkennt, was sie selbst wert ist und wo ihre Stärken liegen, sie stellt fest, dass sie sich lange vor der Wahrheit gedrückt hat und sich damit selbst belogen hat. Sie wird selbstbewusster und durch ihre Hartnäckigkeit ist sie in der Lage nicht nur sich selbst zu helfen, sondern auch ihrer Vermieterin Maud und ihren Schülerinnen und Schülern. Dieser Charakterzug von Orla und das Einbinden einer tieferen zweiten Ebene im Roman hat mir gut gefallen. So bekommt neben dem Hauptthema Liebe auch die Freundschaft eine wichtige Rolle und es wird deutlich, dass man manchmal auf die Hilfe von Freunden angewiesen ist und alleine nicht weiterkommt.
Auch zeigt sich, dass es eben immer zwei Seiten einer Geschichte gibt und dass Liebe viele Gesichter hat.
Die Nebenfiguren waren dagegen sehr sympathisch. Sie waren liebevoll dargestellt und teilweise mit viel Humor beschrieben.
Einen richtigen Spannungsbogen gibt es in der Handlung nicht, wobei man schon mitfiebert und des Rätsels Lösung herausfinden möchte. Das Ende hat mich dann schließlich auch tatsächlich überrascht, obwohl mir ein ähnlicher Gedankengang bereits im Laufe des Romans in den Sinn kam.
Insgesamt fühlte ich mich ein wenig an Bridget Jones erinnert, vielleicht auch an „P.S. Ich liebe dich“ und finde, dass der Roman sich als Film bewähren würde und mir in dem Format auch besser gefallen könnte.

Mein Fazit: Letztendlich vergebe ich 3,5 von 5 Sternen für den Roman von Juliet Ashton. Er beschreibt eine solide Liebesgeschichte mit einer guten Handlungsidee ohne große Überraschungen, ist aber insgesamt gute Unterhaltung und lässt sich gut weglesen.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Faszination Einhorn

In Kalabrien
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„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“

„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar ...

„Weißt du eigentlich, bist du dir je bewusst, wie unmöglich und wunderbar du mein Leben gemacht hast?“

„In Kalabrien“ ist eine Fantasy-Kurzgeschichte des Autors Peter S. Beagle. Sie erschien im Februar 2018 im Klett Cotta Verlag.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen auf seinem Hof in Kalabrien, bis eines Tages ein Einhorn bei ihm auftaucht. Schnell wird dem alten Mann klar, dass die ruhigen Tage für ihn gezählt sind, sobald weitere Menschen vom Einhorn erfahren. Leider meint das Schicksal es nicht so gut mit Claudio und schneller als gedacht steht nicht nur ein Haufen Reporter vor Claudios Tür, sondern auch die kalabrische Mafia erhebt Anspruch auf das Einhorn...

Nachdem ich eigentlich „Das letzte Einhorn“ von Peter S. Beagle lesen wollte und nicht „In Kalabrien“, es aber bei der Vergabe der Rezensionsexemplare eine Verwechslung gab, kam ich unverhoffter Weise zu einer mir unbekannten Geschichte des Autors. Die Kurzgeschichte ist eine Hommage an das wohl bekannteste Fabelwesen unserer Zeit – das Einhorn.
Claudio Bianchi lebt alleine und zurückgezogen in den Bergen Kalabriens. Mit der Liebe will er nichts mehr zu tun haben und auch Freundschaften liegen ihm nicht mehr am Herzen. Lediglich seine Tiere pflegt er mit wahrer Hingabe. Als eines Tages ein Einhorn in seinem Garten steht, kann er die Situation nur schwer begreifen, schnell wird ihm jedoch klar, dass dieses Wesen etwas Magisches umgibt, und dass es sein komplettes Leben verändern wird.
Diese Veränderung tritt dann auch tatsächlich ein, denn nachdem Journalisten von dem Einhorn fahren, herrscht reger Trubel auf dem sonst so friedlichen Hof und auch mit Bianchi selber geschieht etwas. Der mürrische alte Mann beginnt sich zu öffnen und sich auf Menschen einzulassen, für die er sogar sein Leben lassen würde. Seine Gefühle und Gedanken sind gut dargestellt und nachvollziehbar. Angst und Verwirrung und auch die schließlich an Dummheit grenzende Entschlossenheit passen zu dem Eigenbrötler. Seine Handlungen sind authentisch dargestellt und waren für mich greifbar, wenn ich auch teilweise mit der knappen Darstellung und den abrupten Szenenwechseln zu kämpfen hatte.
Dennoch blieben weder die Handlung, noch die Spannung auf der Strecke und durch die an sich flüssige Schreibweise war der Roman an sich leicht und schnell lesbar. Die schnörkellosen und geradlinigen Beschreibungen passen zum Genre der Kurzgeschichte und sind für mich nur deswegen ungewohnt, da ich Bücher dieser Art nur selten lese.
Das Hauptthema des Buches sind für mich die übertriebene Sensationsgier und der Wahnsinn, mit dem die Menschen versuchen etwas Besonderes sehen zu können. Ohne Rücksicht auf andere Menschen, Tiere oder die Umwelt versuchen sie eine Sensation zu entdecken oder ihrer sogar habhaft zu werden. Auch die Zerstörung von Umwelt und Lebewesen wird dafür in Kauf genommen. Nur wenige Menschen erkennen diese unnötige Gier und können versuchen ihr entgegenzuwirken. Dieses Thema ist heutzutage aktueller denn je und wird in der Kurzgeschichte unglaublich gut dargestellt.

Mein Fazit: Die Fantasy-Kurzgeschichte „In Kalabrien“ entspricht in keiner Weise meinem Wohlfühlbuchgenre und hat mich trotzdem auf eine gewisse Art packen können. Das Einhorn als Fabelwesen bringt etwas Magisches mit sich, dessen Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Dieses verpackt der Autor in eine Geschichte, die eine Botschaft vermittelt, dabei aber kurz und bündig ist und ohne große Schnörkel auskommt. Für Leser, die gerne Kurzgeschichten lesen und sich in diesem Genre wohlfühlen ist „In Kalabrien“ sicherlich genau das Richtige. Ich für meinen Teil vergebe lediglich 3,5 von 5 Sternen für eine Geschichte, die an sich gut strukturiert und beschrieben ist, die mich aber nicht vollständig packen konnte und mir häufig zu kurz gefasst war.

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Veröffentlicht am 10.11.2019

Unterhaltsamer Abschluss einer interessanten Buchreihe

Lotus House - Heiße Leidenschaft (Die Lotus House-Serie 7)
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„Yoga ist nicht einfach nur Sport. Es ist eine Berufung… eine Lebensweise. Ein Pfad zur Erleuchtung.“

„Lotus House – Heiße Leidenschaft“ ist der siebte und damit letzte Band der Lotus House-Reihe von ...

„Yoga ist nicht einfach nur Sport. Es ist eine Berufung… eine Lebensweise. Ein Pfad zur Erleuchtung.“

„Lotus House – Heiße Leidenschaft“ ist der siebte und damit letzte Band der Lotus House-Reihe von Audrey Carlan, übersetzt von Elsie Meerbusch. Er erschien im Oktober 2019 im Ullstein Buchverlag.
Als Luna das Kündigungsschreiben für den Mietvertrag des Lotus House in den Händen hält sieht sie nicht nur ihr Yogastudio in Gefahr, sondern ebenso ihre gesamte Existenz, sowie die Lebensgrundlagen vieler weiterer Ladenbesitzer der besonderen Straße abseits des hektischen Alltagstrubels. Ihr ist klar, dass sie gegen die Kündigung kämpfen muss und konfrontiert den Besitzer der Immobilien mit ihrer Situation. Die beiden handeln einen Deal aus, bei dem Luna die Chance bekommt, den skrupellosen Geschäftsmann vom Mehrwert der Läden in der Straße zu überzeugen, im Gegenzug bekommt er das Date, das er sich mit Luna wünscht, denn die junge Frau zieht ihn schon nach dem ersten Treffen nahezu magisch an…

Seit Luna das Yogastudio von ihrer Mutter und deren bester Freundin übernommen hat, leitet sie dieses mit Leib und Seele. Sie kann das Geld zwar nicht mit vollen Händen ausgeben, so viel wirft das Lotus House nicht ab, aber es reicht zum Leben und vor allem, und dies ist das, was für Luna zählt, kann sie mit dem Yogastudio anderen Menschen den Weg zu einem spirituellen und gesünderem Leben weisen. Doch obwohl sie ihr Geschäft mit Leidenschaft führt, fehlt ihr doch eins im Leben: Eine Familie, um die sie sich kümmern kann. Ein Ehemann, für den sie Hausfrau und Mutter sein darf. Ja, das ist es, was sie sich vom Leben wünscht. Auch wenn es eigentlich ein überholtes Klischee ist, entspricht eben genau dies Lunas Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben. Sie kümmert sich gern um Menschen und würde zu gerne einen Mann an ihrer Seite wissen, dem sie ein gemütliches Heim bieten kann. Sie ist gutmütig, freundlich und mitfühlend, immer darauf bedacht anderen Menschen zu helfen und sie auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen. Alles in allem finde ich Luna sehr ansprechend und sympathisch. Ich hätte sie gern als Freundin, denn man kann auf sie immer zählen. Dies hat sie gemeinsam mit den anderen Figuren aus der Lotus House-Reihe, die im Grunde eine große Familie und ein großer Freundeskreis sind. In diesem letzten Band tauchen dann auch wirklich nochmal alle Paare in mehr oder weniger wichtigen Rollen auf. Ihre Geschichten werden angerissen und am Rande weitererzählt, was mir wirklich gut gefallen hat.
Auch Grant fügt sich schließlich in diesen Kreis ein, obwohl er zunächst nur Clay kennt und den Rest der Freunde erst nach und nach kennenlernen muss. Grant selbst wird zunächst als der unsympathische Geschäftsmann ohne Herz vorgestellt und auch er selbst würde sich wohl als hart, unnahbar und herzlos beschreiben. Richtige Freunde hat er nicht und die Beziehung zu seinem Vater ist mehr als distanziert und kalt. Die Botschaft von „Heiße Leidenschaft“ lautet: „Halt die Augen offen auf deiner Reise!“, was ich als durchaus passend ansehe. Denn erst durch Luna beginnt Grant zu erkennen, dass im Leben nicht nur Geld und Macht eine Rolle spielen, sondern die Bedürfnisse und Schicksale der Menschen viel mehr Gewicht haben sollten und dass man den Blick fürs Wesentliche nicht verlieren darf. Grant beginnt langsam wieder Menschen an sich heranzulassen und erkennt, dass das Leben viel einfacher ist, wenn man Freunde hat und sich auch einmal fallen lassen kann. Eine wichtige Rolle hierbei spielt neben Luna selbst, natürlich das Yoga, mit dessen Übungen Grant lernt sich fallenzulassen. So wird im Laufe der Geschichte aus dem knallharten Geschäftsmann ohne Herz, ein liebevoller Freund. Eine Entwicklung, die mir gut gefallen hat und authentisch dargestellt wurde: Auf seiner Lebensreise muss und sollte man immer auch schauen, was um einen herum geschieht und nicht nur auf sich selbst bedacht sei.
Durch Grants Entwicklung und den Zusammenhalt der Clique wird auch der bereits in den anderen Bänden auftretende Aspekt wieder klar, dass Familie und Freunde wichtig sind und im Leben eine zentrale Rolle spielen! Immer wieder schön! 😊
Insgesamt schreibt Audrey Carlan eine gelungene Fortsetzung der Lotus House-Bände und bringt erneut eine neue Idee in die Romanreihe hinein. Indem sie droht, die Straße, in der die vielen schönen und alternativen Geschäfte beheimatet sind, vollständig sanieren zu lassen, bringt sie eine gewisse Spannung in die Liebesromane. Leider war die Spannung für mich von Anfang an nicht so richtig präsent, denn es war schnell klar, wohin die Reise gehen würde. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Dramatik gewünscht, denn ich dachte, dass der Fokus auf genau diesem Konflikt liegen würde. Letztlich spielte dann aber die bauliche Veränderung der Straße gar nicht so eine große Rolle und Grants Vergangenheit trat in den Vordergrund. Diese war zwar ebenfalls gut gestaltet und auch interessant, aber für mich nicht unbedingt notwendig, da die Bewältigung der Vergangenheit und einer schwierigen Kindheit ja auch schon früher eine Rolle gespielt hat. Daher fand ich letztlich, dass es doch keine wirklich neue Idee war, die den Hauptkonflikt in diesem Band darstellte. Schade! ☹
Der Schreibstil des Buches war wieder sehr leicht und flüssig, der rote Faden erkennbar. Die vulgäre Sprache, die bei den ersten Bänden teilweise etwas störte nahm hier ein normales Maß ein und war nicht störend. Die Erzählperspektive war, wie bereits bekannt, wechselnd aus der Perspektive von Grant und Luna in der Ich-Form. Hierdurch werden Gedanken und Gefühle dem Leser wieder gut nahegebracht und gewisse Handlungen eindeutiger nachvollziehbar.

Mein Fazit: Der Abschluss der Lotus House-Reihe war nicht ganz so stark wie die vorherigen Bände, es gab nicht allzu viel neue Aspekte und die Grundidee wurde für meinen Geschmack nicht so groß und dramatisch aufgezogen, wie es möglich gewesen wäre - ich hätte mir einfach mehr gewünscht! Letztlich ist „Heiße Leidenschaft“ ein solider Abschluss für eine gelungene Buchreihe und leicht zu lesen! Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen, freue mich aber auf weitere Bücher von Audrey Carlan.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Unerwartete Fortsetzung

Postscript - Was ich dir noch sagen möchte
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„[Ich] frage mich, wann die Vergangenheit angefangen hat, Jagd auf mich zu machen. Wann ich angefangen habe, vor ihr wegzulaufen […]. Verdammt, Gerry. Du bist zurückgekommen.“

„Postscript – Was ich dir ...

„[Ich] frage mich, wann die Vergangenheit angefangen hat, Jagd auf mich zu machen. Wann ich angefangen habe, vor ihr wegzulaufen […]. Verdammt, Gerry. Du bist zurückgekommen.“

„Postscript – Was ich dir noch sagen möchte“ ist die unerwartete Fortsetzung von „P.S. Ich liebe dich“ von Cecelia Ahern, übersetzt von Christine Strüh. Sie erscheint am 23.10.2019 im S. Fischerverlag.
Sieben Jahre ist es her, dass Holly Gerry verloren hat. Sieben Jahre, in denen sie langsam ein neues Leben aufbauen und sich selbst weiterentwickeln konnte. Als sie nun im Podcast ihrer Schwester über Gerrys Tod und seine Briefe spricht, kommen alte Gefühle wieder an die Oberfläche. Lang geglaubte Erinnerungen und Schmerzen drängen sich mit Macht wieder in Hollys Gedanken und als dann noch eine kleine Gruppe todkranker Menschen den „P.S. Ich liebe dich“-Club gründet und Holly um Unterstützung bittet, gerät Hollys Leben erneut aus den Fugen. Sie beginnt sich ein weiteres Mal mit Gerrys Tod auseinander zusetzen…

Um vollständig in die Fortsetzung von „P.S. Ich liebe dich“ einsteigen zu können, habe ich direkt zuvor noch einmal Hollys Geschichte gelesen. Das erste, was mir daher an „Postscript“ auffiel, war der Wechsel der Erzählperspektive. Während „P.S. Ich liebe dich“ zwar aus Hollys Sicht, nicht jedoch als Ich-Erzählung geschrieben war, ist „Postscript“ eine reine Ich-Erzählung. Dies hat mich zunächst irritiert, der flüssige Schreibstil und nachdenklich stimmende Plot haben dies aber schnell wettgemacht.
Auch in Band 2 ist Holly wieder die sympathische, dabei aber leicht chaotische und teilweise in Gedanken versunkene junge Frau, die wir alle kennen und lieben. Sie hat ihren eigenen Kopf und den ein oder anderen Spleen, aber gerade das macht sie so authentisch und liebenswert. Holly hat 7 Jahre nach Gerrys Tod ein neues Leben aufgebaut. Teilweise scheinen ihre Erinnerungen an Gerry sogar zu verschwimmen und sie selbst ist eine andere Holly als früher. An ihrer Seite hat sie einen neuen Partner, mit dem sie das erste Mal wieder ein Gefühl von Liebe verspürt. Als sie aber gerade zulässt, dass die beiden sich einen weiteren Schritt annähern und zusammenziehen könnten, beginnen die bereits überwundenen Gefühle Hollys wieder an die Oberfläche zu kommen. Ausgelöst durch das Reden über Gerrys Tod und die eindringliche Bitte des „P.S. Ich liebe dich“-Clubs ist Holly gezwungen, das Erlebte erneut zu verarbeiten. Fast scheint es als wäre Gerry zurück und genau das ist es, was Holly nicht möchte. Sie möchte nicht mehr über den Tod ihres Mannes und seine Briefe sprechen und schon gar nicht möchte sie andere Menschen beim Sterben begleiten. Dies würde nur alte Wunden aufreißen und letztlich auch neue hinzufügen… Doch Holly wäre nicht Holly, wenn das schlechte Gewissen sie nicht doch dazu bringt, zumindest einmal mit den Menschen zu sprechen, hinterher kann man ja immer noch weitersehen…
„Postscript“ greift Gerrys Tod von einer komplett anderen Seite neu auf. Holly muss sich zwar wieder mit der Krebserkrankung ihres Mannes auseinandersetzen, gleichzeitig geht es aber auch darum, wie man sich für todkranke Menschen und deren Angehörige engagieren kann. Wie man sie unterstützen und ihnen Halt geben kann und daran letztlich selber wachsen kann. Auch wird klar, dass Dinge nach einer längeren Zeit und mit einem gewissen emotionalen Abstand aus einem anderen Licht gesehen werden und manche Motive nicht immer so selbstlos sind, wie sie zunächst scheinen. Letztlich ist alles eine Frage der Perspektive und vielleicht waren Gerrys Gründe für seine Briefe andere, als Holly zunächst glaubte?
Ich bewundere Holly für ihren Mut und ihre Tatkraft und denke, dass nicht jeder für die Unterstützung sterbenskranker Menschen gemacht ist. Viele würden an einer solchen Aufgabe zerbrechen und sie einfach nicht bewältigen können. Holly zeigt aber erneut, was in ihr steckt und nicht umsonst bewundern sie viele Menschen.
Auch Holly Freundinnen Sharon und Denise sind in diesem wieder mit von der Partie und auch ihr Leben ist weitergegangen. Sie sind vom Wesen her noch genauso wie vor 7 Jahren und man muss sie einfach liebhaben!
Auch Hollys Familie spielt erneut eine große Rolle und die Vielfältigkeit der Charaktere ist wieder unglaublich gut dargestellt. Nicht wieder auftauchen tut hingegen Hollys Bekannter und guter Freund Daniel und auch ihr eigentlich sehr liebgewonnener Job mit ihrem herzlichen Chef wird mit keiner Silbe erwähnt – schade, denn Hollys jetziger Job als Hilfe und Verkäuferin in Ciaras Laden passt eigentlich nicht zu der Holly die wir kennen…
Insgesamt fand ich die weiterführende Geschichte von Holly bewegend, aber so große Gefühle wie bei „P.S. Ich liebe dich“ konnte „Postscript“ bei mit leider nicht auslösen. Es wurden viele Einzelschicksale und ergreifende Themen behandelt und das grundsätzliche Buchthema finde ich einfach großartig und eine gut umgesetzte Idee die definitiv nachdenklich stimmt! Trotzdem fehlt mir eine gewisse Spannung und eine größere Portion Leidenschaft. Sehr gefallen haben mir hingegen die Rückblicke zu Momenten vor Gerrys Tod, die noch einen größeren Einblick auf die gemeinsame Zeit der beiden geben.

Mein Fazit: Ich bin mir nicht sicher, ob eine Fortsetzung des Bestsellers wirklich notwendig gewesen wäre. Ja, „Postscript – Was ich dir noch sagen möchte“ ist grundsätzlich ein gelungener Roman und schafft einen anderen Blick auf Gerrys Tod und seine Briefe, der mir sehr gefallen hat. Trotzdem hat er für mich nicht in die großen Fußstapfen seines Vorgängers treten können und mich ein klein wenig enttäuscht. Ich vergebe nur 3,5 von 5 Sternen, empfehle den Roman aber definitiv trotzdem allen Lesern von „P.S. Ich liebe dich“, denn vielleicht wollen wir am Ende auch einmal lesen, dass die Welt sich auch nach großen Verlusten weiterdreht und manches später sogar einen Sinn bekommt.