Intensiv und echt
Wer, wenn nicht wirViola und Florian sind seit über 20 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder im Teenageralter und kommen zu dem Schluss, dass sie auch nicht mehr verbindet. Das, was an Gefühlen der Liebe einst war, ist jetzt ...
Viola und Florian sind seit über 20 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder im Teenageralter und kommen zu dem Schluss, dass sie auch nicht mehr verbindet. Das, was an Gefühlen der Liebe einst war, ist jetzt irgendwie weg. Jeder lebt für sich, nimmt den anderen gar nicht mehr wahr und beide fragen sich, ob das überhaupt Grund genug ist noch zusammenzubleiben. Sie beschließen bei einem ruhigen Gespräch, dass eine Trennung das beste für beide ist und schocken damit nicht nur ihre Kinder, sondern auch Freunde und Verwandte. Alle sind überrascht, da doch immer alles gut war zwischen den beiden. Während der Auszug und die erste Phase der Trennung problemlos verläuft, gibt es ein Problem: Viola und Florian haben einen Luxusurlaub gebucht, der nicht mehr storniert werden kann. Sie müssen sich entscheiden, ob sie das Geld einfach so verlieren oder getrennt nach Rhodos reisen und jeder für sich einen schönen Urlaub verbringt.
Die Ausgangssituation des Romans ist recht unbequem - sowohl für die Protagonisten als auch für die LeserInnen. Es wird sehr anschaulich beschrieben, dass Viola und Florian sich auseinandergelebt haben, sie kaum noch eine Verbindung zueinander haben und beide sehr unglücklich mit der Situation sind. Vor allem darüber, so eine starke Liebe anscheinend verloren zu haben. Diese Stimmung, die Gefühle und auch diese Auswegslosigkeit und Aufgeschmissenheit, alles was für die Trennung spricht, ist für die LeserInnen unmittelbar spürbar und nachfühlbar.
Diese Fähigkeit zeigt Barbara Leciejewski zu jeder Zeit im Buch. Die Gefühle, Gedanken und Emotionen sind sehr deutlich beschrieben, berühren und haben sich auf mich sogar übertragen, sodass ich spürbar mitgefühlt, mich mit gefreut und mitgelitten habe.
Ich habe bisher alle Bücher der Autorin gelesen und wurde wieder einmal von ihrem Schreibstil begeistert. Sie schreibt flüssig, beschreibt unglaublich detailliert ohne dabei langatmig oder langweilig zu werden, sagt eigentlich nur das Nötigste und doch schwingt dabei so viel mehr mit.
Die Figuren, allen voran Viola und Florian, sind sehr gut ausgearbeitet, scharf gezeichnet und durch die wechsende Erzählperspektive der beiden bekommen die LeserInnen einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Doch auch die Nebenfiguren sind tiefgehend beschrieben, entwickeln sich und können stark an Sympathie gewinnen.
Über eine Trennung, das Verlieren der Liebe und den Umgang mit all den aufkommenden Gefühlen zu schreiben, ist sicherlich nicht leicht. Vor allem, dabei fair zu bleiben, auch positive Gefühle und Erinnerungen zu übermitteln, zu zeigen, was die beiden verbunden hat, wie intensiv ihre Liebe war und dass trotz der Trennung noch immer der andere ein Teil des Lebens ist, all das schafft Barbara Leciejewski und hat trotz der Trennungsthematik einen intensiven, berührenden Liebesroman geschrieben, der mit humorvollen Dialogen, echten Gefühlen und authentischen Entwicklungen daherkommt. Absolut zu empfehlen!