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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2020

Eine Vergangenheit, schlimmer als der Tod

Im Schatten der Lüge
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„Untiefen“ von Sheena Kamal hatte mich begeistert. „Im Schatten der Lüge“, der zweite Fall für die unkonventionelle kanadische Privatdetektivin Nora Watts, ist sogar noch besser, spannender. Worum geht ...

„Untiefen“ von Sheena Kamal hatte mich begeistert. „Im Schatten der Lüge“, der zweite Fall für die unkonventionelle kanadische Privatdetektivin Nora Watts, ist sogar noch besser, spannender. Worum geht es?
Nora dachte immer, ihr Vater hätte Selbstmord begangen. Doch die Begegnung mit einem alten Veteranen, wirft Fragen auf. Um sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen, reist Nora nach Detroit, wo ihr Vater aufgewachsen ist - und entdeckt dabei Schockierendes über ihre Mutter, die Nora und ihre Schwester Lorelei verlassen hatte.
Währenddessen untersucht Noras früherer Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern, Ex-Cop Jon Brazuca, genannt Bazooka, für einen reichen Freund in Vancouver den Drogentod seiner schwangeren Geliebten…
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Nora. Sie ist Mitte dreißig und trockene Alkoholikerin. Einst hatte sie ihre Tochter Bonnie zur Adoption freigegeben, heute kümmert sie sich rührend um den sterbenden Sebastian, ihren ehemaligen Chef, und die streunende Hündin Whisper.
Ab und zu finden sich Bezüge zum Vorgänger, erscheinen alte Bekannte und Feinde. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die den ersten Band nicht kennen, Verständnisprobleme haben.
„Im Schatten der Lüge“ ist ein Thriller mit vielen unerwarteten Wendungen. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die Sprache ist rotzig, manchmal derb. Unerbittlich dreht die Autorin an der Spannungsschraube - bis zum fulminanten Showdown. Zitat: „Ich muss eine Brücke überqueren“.

Fazit: Fall Nr. 2 für Nora Watts. Noch besser als „Untiefen“!

Veröffentlicht am 25.04.2020

Der Mörder ist immer der Gärtner

Der Knochengarten
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... oder am Ende doch nicht?! „Der Knochengartengarten“ von Val McDermid ist bereits der 11. Fall für das legendäre Ermittlerduo Carol Jordan und Tony Hill. Worum geht es?
Auf dem Grundstück eines ehemaligen ...


... oder am Ende doch nicht?! „Der Knochengartengarten“ von Val McDermid ist bereits der 11. Fall für das legendäre Ermittlerduo Carol Jordan und Tony Hill. Worum geht es?
Auf dem Grundstück eines ehemaligen katholischen Klosters werden vierzig Skelette gefunden. Handelt es sich bei den Toten um Mädchen aus dem zugehörigen Waisenhaus? Als wäre das nicht schon genug, wird in der Nähe eine weitere Grabstätte entdeckt…
Die Geschichte fängt genau dort an, wo „Rachgier“ aufgehört hatte: Carol hat den Dienst quittiert und Tony ist im Gefängnis. Das ReMIT-Team (Regional Major Incident-Team) ermittelt also ohne sie. Nichtsdestotrotz gibt es mit beiden ein Wiedersehen.
Val McDermid hat ihren neuen Krimi wieder packend in Szene gesetzt. Wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik und einen durchgängigen Spannungsbogen bis zum Schluss. Ihre Krimis verknüpfen Spannung nicht mit unbändiger Action, sondern mit etwas anderem: mit psychologischer Tiefe.
Die Autorin setzt in ihrer Geschichte eher auf die leisen Töne. Akribische Polizeiarbeit, das ist genau mein Fall. Die Weiterentwicklung der Charaktere. Auch die Mischung aus Kriminalfall und Privatleben. Am Ende ist alles schlüssig aufgelöst. Und so bin ich schon gespannt, wie es mit Carol und Tony weitergeht.

Fazit: 11 Fälle und kein bisschen müde, auch in schwierigen Zeiten. Und damit meine ich nicht Corona!

Veröffentlicht am 08.04.2020

Aus der Perspektive eines Killers

Zehn
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„Zehn“, das Thrillerdebüt des BKA-Beamten Andy Neumann, hat mich begeistert. Worum geht es?
Jahrelang zieht ein Serienmörder eine Blutspur durch Deutschland. Seine Taten haben nur eines gemeinsam: Sie ...


„Zehn“, das Thrillerdebüt des BKA-Beamten Andy Neumann, hat mich begeistert. Worum geht es?
Jahrelang zieht ein Serienmörder eine Blutspur durch Deutschland. Seine Taten haben nur eines gemeinsam: Sie sind nicht aufzuklären. Es gibt kein Muster, keine Zeugen, kein erkennbares Motiv, keine Verbindung zwischen den Opfern. Die Mordkommission unter der Leitung von Torben Kanther tappt im Dunkeln.
Nur der Journalist Rolf Günther Niessen scheint als Einziger den richtigen Riecher zu haben. Ist der Täter etwa ein Polizist?
BKA-Ermittler Neumann schildert das Psychogramm eines Mörders, der sich „Ten“ nennt und ein perfides Spiel spielt. Zehn Jahre, zehn Taten, das ist sein Plan. Kann Niessen den Killer stoppen, bevor der sein Ziel erreicht?
Andy Neumann hat seinen Erstling packend in Szene gesetzt. Wechselnde Perspektiven, auch aus Tätersicht, sorgen für Dynamik. Spannend, keine Frage. Eine Geschichte, die sich zudem flott und flüssig lesen lässt - bis zum fulminanten Showdown. Dadurch hebt sich Neumann wohltuend vom Gros vor allem amerikanischer Thrillerautoren ab.

Fazit: Thriller made in Germany. Spannend und lesenswert!

Veröffentlicht am 30.03.2020

Spannend, tiefgründig und realitätsnah

Zurück im Zorn
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Um es gleich zu sagen, „Zurück im Zorn“ von Christoph Heiden ist der Hammer! Nicht einfach nur Thriller, sondern vor allem spannendes Drama. Wer eine blutrünstige Schlachtplatte erwartet (O-Ton des Autors), ...


Um es gleich zu sagen, „Zurück im Zorn“ von Christoph Heiden ist der Hammer! Nicht einfach nur Thriller, sondern vor allem spannendes Drama. Wer eine blutrünstige Schlachtplatte erwartet (O-Ton des Autors), ist hier also eindeutig falsch. Doch worum geht es?
Gollwitz, Havelland. Anna Majakowski kehrt nach 20 Jahren in ihr Heimatdorf zurück. Damals, am 18. März 1995, hatte ein Feuer ihre gesamte Familie ausgelöscht. Vater, Mutter, Bruder. Die 12-jährige Anna hat als Einzige überlebt - und erhält seitdem mysteriöse Briefe.
„Zurück im Zorn“ ist ein echter Slow Burner. Anfangs etwas zäh, kommt dann aber umso gewaltiger. Christoph Heiden setzt in seinem Roman eher auf die leisen Töne. Mit seiner scharfsinnigen Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen hat der Autor einen Roman geschrieben, in dem die Gedanken, Beweggründe der Dorfgemeinschaft, eingebettet in ein regionales soziales und gesellschaftliches Gefüge ein wichtiger Part sind.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, 1995 und heute. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt. Christoph Heiden präsentiert dem Leser immer neue Fakten und Wendungen. Unerbittlich dreht er an der Spannungsschraube.
Ich mag Geschichten, die zeigen, wie Liebe und Freundschaft, aber auch Neid und Hass das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen. „Zurück im Zorn“ verknüpft Spannung nicht mit unbändiger Action, sondern mit psychologischer Tiefe. Eine Zeitreise. Gut gefallen hat mir auch, dass es einen Soundtrack zum Roman gibt. ALF sowieso. Nur mit „Wetten, dass…?“ konnte ich nie etwas anfangen.

Fazit: Ein Buch, das die Seele berührt. Ein Buch mit Herzblut.

Veröffentlicht am 26.03.2020

6 Fälle und kein bisschen müde

Eisiger Nebel
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Als Fan der 1. Stunde liebe ich diese Reihe und auch „Eisiger Nebel“, der sechste Fall für Kult-Kommissar Theo Krumme, hat mich begeistert. Worum geht es?
Nordfriesland kann eisig sein. Im Husumer Hafen ...

Als Fan der 1. Stunde liebe ich diese Reihe und auch „Eisiger Nebel“, der sechste Fall für Kult-Kommissar Theo Krumme, hat mich begeistert. Worum geht es?
Nordfriesland kann eisig sein. Im Husumer Hafen wird eine Wasserleiche gefunden. Bald steht fest, es handelt sich um den Frankfurter Immobilienmakler Castor. Krumme und seine Kollegin Pat ermitteln. Die Spur führt sie in einen kleinen Ort auf der Halbinsel Eiderstedt. Die Menschen leben seit Generationen in einer verschworenen Gemeinschaft. Fremden begegnen sie mit Misstrauen. Was hatte Castor dort zu suchen?
Nordfriesland kann mörderisch sein. Hendrik Berg hat seinen neuen Krimi wieder atmosphärisch mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Neben dem Kriminalfall geht es um das reale Thema Wölfe, die sich in Nordfriesland aufhalten. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Last but not least gibt es erneut eine mystische Komponente, die Bergs Krimis immer zu etwas ganz Besonderem machen.
Nordfriesland kann Familie sein. Über das Wiedersehen mit Krumme, Pat, Marianne - und Hund Watson habe ich mich sehr gefreut. Krummes Privatleben nimmt viel Raum ein. Aber mir gefällt es. Amüsant auch ein Ausflug ins (fiktive) Kleebüll, wo alles begann. Immer mal wieder gibt es Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist.

Fazit: Fall Nr. 6 für Kommissar Krumme. Hochspannung in Nordfriesland!