Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2020

Leichte historische Kost, die mich nicht ganz überzeugen konnte

Der Offizier der Kaiserin
0

Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, ...

Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, Paula Wessely oder Magda Schneider in Buchform zu lesen, auch wenn die Zeit eine ganz andere ist, nämlich 1898. Der Altwiener Dialekt, die Kaisertreue und die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Der Schauplatz ist Schloss Hof in Niederösterreich, das Größte der sechs Marchfeldschlösser. Vor Jahren war die Sommerresidenz der Habsburger oft besucht und ein Schmuckstück, doch mittlerweile hausen die Ratten im Gebäude. Der Glanz der k.u.k. Zeit beginnt allerdings nicht nur im Schloss zu bröckeln, denn der Kaiser ist alt, Kronprinz Rudolf hat Selbstmord begangen, Kaiserin Sisi wird noch im selben Jahr ermordet und Thronfolger Franz Ferdinand ist nicht sonderlich beliebt bei den Bürgern.
Nun steht das 50. Jubiläum des Kaiser an und man überlegt, ob die ehemalige Sommerresidenz weiter benutzt werden soll. Im umliegenden Dorf Groißenbrunn herrscht Aufruhr, denn endlich scheint wieder etwas Leben in die Region zu kommen und wieder Geld zu fließen. Eine Dragonereinheit ist die Vorhut, auch Kaiserin Sisi soll demnächst auf einen Kurzbesuch vorbeikommen.
Irmi, die Tochter eine Näherin und eines Kommunisten, wird ins Schloss geholt um zu putzen und die Ratten zu vernichten und zu entsorgen. Ihre beste Freundin Rosi ist die Tochter eines Wirtsehepaares, die das einzige Gasthaus im Ort führen. Während Rosi mit beiden Beinen auf dem Boden steht, träumt Irmi von den schmucken Dragonern in ihren Uniformen und himmelt Kaiserin Sisi an. Als ihr dessen Hauptmann, Tomas Andic, schöne Augen macht, ist sie ihre Jungfräulichkeit schneller los, als sie bis drei zählen kann. Der Schock ist groß, als am nächsten Morgen der Geliebte mit einer Kugel im Körper im anliegenden Wald liegt.
Daraufhin kommt Polizeiagent Johann Pospischil und sein Assistent Frisch von Wien nach Großenbrunn, um den Mord aufzuklären....

Die Autorin hat einen sehr leichten Schreibstil und erzählt mit viel Lokalkolorit. Allerdings hat sie mir etwas zu viel künstlerische Freiheit in ihre historischen Begebenheiten eingebaut.
Die Auflösung des Kriminalfalles erfolgt durch Fingerabdruckvergleiche. Diese Methode, die Daktyloskopie, gab es 1898 noch nicht und wurde erstmals 1902 eingeführt, war noch in den Kinderschuhehn und wurde 1911 patentiert.
Zusätzlich irrt eine Frau mit Kopftuch im Präsidium herum, die angeblich die Beweisstücke aus der Aservatenkammer stiehlt. Wie kommt diese in die Aservatenkammer? Und wer war sie? Das konnte mir auch die Autorin auf meine Frage hin nicht erklären. Es hieß nur: Das bleibt ein Geheimnis (O-Ton Christine Neumeyer bei der Leserunde und meiner Nachfrage) Wow! Sehr aufschlussreich! Gingen alle Krimis und Thriller so zu Ende würde ich keinen mehr lesen! Eine logische Erklärung ist wohl das Mindeste!
Bei der elektrischen Klingel drücke ich hingegen ein Auge zu, die bei der Autorin hinter einem Löwenkopf versteckt ist, denn es gab schon "elektrische" Klingeln...als Glockenzug oder ähnlichem. Privathaushalte nutzen Strom allerdings erst ab 1920 und dann auch nur die Menschen, die sich das leisten konnten. Für mich ein weiterer Teil schlechter Recherche. Insgesamt gesehen sind das nicht nur einer, sondern mehrere Faux-pas!

Aber es gibt auch Positives zu vermerken. Atmosphäre, Lokalkolorit und Charaktere sind gelungen und führen den Leser direkt in die alte k.u.k. Monarchie der damaligen Zeit. Man wandert durch Wien und erlebt die langsame Unzufriedenheit der Bevölkerung mit. Manche müssen sogenannte Bettgänger aufnehmen, um die Miete und ihr Essen bezahlen zu können. Die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Deswegen vergebe ich noch 3 Sterne, denn atmosphärisch fand ich dieseZeit sehr gut dargestellt.

Am Ende gibt es noch ein Glossar des Wiener und Alt-Wiener Dialektes, sowie ein Aufzeichnung der historisch belegten Figuren.

Fazit:
Für Leserinnen, die eher leichte Kost mögen und sich nicht daran stören, dass Geschichte nicht immer historisch korrekt wiedergegeben wird. Sonst sehr atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2020

Lässt mich zwiegespalten zurück

Echo der Kirschblüten
0

Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist ...

Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist mitten in der Nacht und Amanaki verlässt sein Zuhause ohne seinen Eltern und seiner Schwester Bescheid zu sagen. Nach dem Verlassen des Hafens entdeckt er einen kleinen blauen Saphirlori auf seinem Katamaran. Der Vogel ist verletzt und kann nicht mehr fliegen. Amanaki nennt ihn Ari. Er wird zu seinem wichtigsten Begleiter auf seiner Reise über den Ozean. Sein Weg führt ihn von Tahiti zu den Cook-Inseln und nach Neuseeland, wo er längere Zeit bleibt. Während das Segel seines Katamaran repariert wird, lernt er Ruby kennen. Sie ist fast zehn Jahre älter als Amanaki und eigentlich eine sehr fröhliche und offene junge Frau. Doch ein schwerer Schicksalschlag hat sie komplett aus der Bahn geworfen. Sie nimmt Amanakis Vorschlag an gemeinsam weiter zu reisen und ihm ihre Heimat zu zeigen. Ihr großer Traum ist die Kirschblüte in Japan zu sehen. Doch zuerst begeben sich die beiden auf einen Roadtrip durch die Nordinsel Neuseelands bevor es übers Meer nach Japan geht...

Die Geschichte wird im Präsens und aus drei Sichtweisen aus der Ich-Persepktive erzählt und zwar aus der von Amanaki, Ruby und Isamu. Letzterer ist ein Yakuza, ein Mitglied einer japanischen kriminellen Organisation ähnlich der Madfia, die Schutzgelder erpressen. Er soll wohl das Gegenteil von Amanaki darstellen, der ein gutgläubiger Mensch ist und bei jeder Person, die er trifft eine bleibende Erinnerung hinterlässt. Für mich war allerdings der Strang um Isamu unnötig und die Szene, als die beiden schlussendlich aufeinandertreffen, viel zu kurz und nichtsagend. Viel bewegender fand ich Amanakis Reaktion auf eine Aktion, die Isamu einem anderen Menschen zugefügt hatte.
Der junge Mann ist ein fröhlicher und offener Mensch. Er macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens und philosophiert auch die ganzen 239 darüber. Das ist oftmals sehr einnehmend und die tiefsinnigen Aussagen machen das Lesen zu einem wunderbaren Erlebnis. Trotzdem konnte ich dem erst neunzehnjährigen Burschen seine Weisheit und philosophische Ader, die an Lebensweisheit erinnert, nicht abnehmen. Für mich hatten seine Gedanken und Handlungen etwas Weises, das man in seinem Alter nicht oder nur sehr begrenzt haben kann. Man erhält diese Art von Weisheit erst mit dem Alter und seinen eigenen Erfahrungen, die man gemacht hat. Deswegen konnte mich der Roman auch nicht wirklich überzeugen.

Generell kam der titelgebende Teil, nämlich die Kirschblüte in Japan, viel zu kurz. Ebenso wie Amanakis Familie, die im letzten Viertel des Romans sein Tagebuch erhalten und sich erst seine Schwester, als es ihr zwei Jahre später zufällig in die Hände fällt, auf die Suche nach Amanaki macht.

Gefallen hat mir die Freundschaft zwischen Ruby und Amanki und wie Ruby schließlich Frieden findet. Auch die Rolle des kleinen blauen Saphirlori ist ganz wunderbar in der Geschichte eingefangen. Ari erobert sicher jedes Leserherz.
Die blauen Federn des Vogels sind auch am Cover zu bewundern. Am Beginn des Romans befindet sich eine Karte des Gebietes von der Südsee bis nach Japan, für alle Leser, die genau wissen möchten, wie die Route von Amanaki ausgesehen hat.

Fazit:
Der Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite lässt er sich gut lesen und hat einige wunderbare Sequenzen. Auf der anderen Seite waren es mir oftmals zu unglaubwürdige Szenen oder Verhaltensweisen des Protagonisten. Den Strang um Isamu fand ich ebenfalls zu ausschweifend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2020

Konnte mich leider nicht abholen

Das Haus der Frauen
0

Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen ...

Laetitia Colombanis Debütroman "Der Zopf" war 2018 ein absolut gehyptes Buch, das ich letztes Jahr gelesen habe und das mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Besonders der Strang aus Indien hat mich mitgenommen und ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Nun ist das zweite Buch der Autorin erschienen und natürlich stellt jedermann Vergleiche zum Zopf an, was nicht wirklich optimal ist. Diese Geschichte ist eine andere und ich muss zugeben, dass auch sie mich nicht wirklich abholen konnte.

Der Roman beginnt vielversprechend und ich konnte mich sehr schnell in die Geschichte einfühlen, was sich aber leider nicht fortsetzte.

Wir haben diesmal zwei Zeitstränge. In der Gegenwart lernen wir die Anwältin Solène kennen. Sie gerät in eine Lebenskrise, als sich einer ihrer Mandaten aus dem Fenster stürzt. Ihre Beziehung ist ebenfalls vor kurzem zerbrochen, woran sie noch immer zu knabbern hat. Sie steigt aus dem Berufsleben aus und versucht ihr Leben irgendwie wieder auf die Reihe zu bekommen. Ihr Therapeut legt ihr ans Herz sich sozial zu engagieren, um ihre eigenen Probleme hintenanzustellen. Sie bewirbt sich als öffentliche Schreiberin und geht daraufhin einmal in der Woche in ein Wohnheim für Frauen, wo sie amtliche Briefe aufsetzt und den Bewohnerinnen beim Umgang mit Behörden hilft. Dort lernt sie Frauen aus unterschiedlichen Ländern und Schichten kennen, deren persönliche Schicksale sie nach und nach kennen lernt und die sie sehr berühren. Und auch zur Geschichte des Hauses erfährt sie Näheres....

Im Vergangenheitsstrang erfahren wir mehr über das Leben von Blanche Peyron, der Gründerin des Hauses für Frauen in Not. Ihr Lebenslauf ist ungewöhnlich. Sie hat sich schon in jungen Jahren der Heilsarmee verschrieben und kämpft gegen die soziale Ungerechtigkeit. Blanche und ihr Mann gelingt dabei Unglaubliches. Obwohl die Heilsarmee in Frankreich beschimpft und belächelt wurde, bringt sie ein Umdenken zustande und gründet eines der größten europäisches Frauenhäuser.

Laetitia Colombani fand das Lebenswerk von Blanche Peyron, die sich Mitte der 1920iger Jahre für obdachlose Frauen einsetzte, bemerkenswert und hat ihren Roman dieser unglaublichen Frau gewidmet. Jedoch fand ich ihre, bis fast zur Selbstzerstörung betriebene Mission, nicht so heldenhaft, wie es sich die Autorin wohl gewünscht hat. Ich konnte leider zu Blanche kaum eine Bindung herstellen. Colombani erzählt ihre Geschichte eher sachlich, wie einen Lebenslauf . Die löste bei mir kaum Emotionen aus. Unverständlich war mir auch, dass sie sechs Kinder zur Welt gebracht hat, aber ihr Engagement nur der Heilsarmee galt. Im Buch wurden ihre Kinder nicht einmal namentlich erwähnt bzw. zwei oder drei am Ende bei der großen Eröffnungsfeier des Palastes für die Frauen.

Den Gegenwartsstrang fand ich emotionaler. Aber auch hier kamen mir die einzelnen Schicksale der Frauen, die im Frauenhaus näher beleuchtet wurden, zu kurz. Einige davon werden angerissen, aber der eigentliche Charakter vieler Frauen blieb auf der Strecke. Ich litt zwar mit ihnen mit, lernte sie aber nicht wirklich kennen. Solène ist eine typische Frau aus der Oberschicht, die sich keine Gedanken über ihr Einkommen machen muss und hier auf Schicksale trifft, die sie berühren und die ihrem Leben wieder ein bisschen Sinn geben.

Ich bin sehr schnell durch die Geschichte gekommen, aber ob sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird? Ich bin mir da nicht so wirklich sicher...obwohl auch "Der Zopf" bei mir erst später so richtig nachhallte, als direkt nach dem Lesen. Trotzdem war ich damals beim Lesen von der Geschichte von Smita vollkommen eingetaucht und fühlte mit ihr mit...das fehlte mir hier eindeutig. Für mich kommt "Das Haus der Frauen" nicht an Laetitia Colombanis Debütroman heran. Schade!


Schreibstil:
Laetitia Colombanis Schreibstil fand ich in diesem Roman etwas nüchterner und war mir diesmal fast zu sachlich. Mir fehlte es an Emotionen und Tiefe. Die oftmals sachliche Beschreibung, vorallem im Vergangenheitsstrang, konnte mich nur mäßig packen. Das ist schade, denn das Plädoyer für Solidarität und mutige Frauen, dem sich die Autorin hier angenommen hat, ist ein wichtiges Thema.


Fazit:
"Das Haus der Frauen" kommt leider nicht an "Der Zopf", den Debütroman der Autorin heran, hat aber einen interessanten Plot. Trotzdem konnte mich die Geschichte von Blanche und Solène nicht richtig abholen. Deswegen vergebe ich diesmal nur 3 Sterne....

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.04.2020

Für mich der bisher schwächste Band

Letzter Jodler
0

Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung ...

Wir sind zurück im Ausseer Land und diesmal wird es musikalisch. Darauf habe ich mich besonders gefreut, denn ich liebe Bücher, bei denen sich einiges um das Thema Musik dreht.
Hier ist sie durch die Krimihandlung zwar nicht Hauptthema, aber gut mit der Geschichte verwoben.
Alljährlich am 15. August wird auf der Weißenbachalm in Bad Aussee der Pfeifertag abgehalten. An diesem Tag wird die Volksmusik hochgehalten. Gasperlmaier und sein Freund Friedrich Kahlß sind ebenfalls auf der Alm, um sich neben der Musik auch zu stärken, als er einen Schrei hört. Einer der Musiker von den Kainischen Hasenjägern, die bei vielen anderen Musikern zu Unmut führten, weil sie gegen die Bestimmungen verstoßen haben und einen Verstärker dabei haben, liegt erschlagen am Waldrand. Die traditionelle Volksmusikveranstaltung hat sich bisher streng von den sogenannten Volks-Musikanten abgegrenzt. Der Mord am Mitglied der Hasenjäger bringt somit gleich doppelte Aufregung. Verdächtige gibt es genug und der Gasperlmaier hat jede Menge zu tun. Dabei ist der Franz sowieso schon ziemlich fertig, denn die Christine hat sich ein Sabbatical-Jahr genommen und ist alleine auf Weltreise gegangen. Als ein weiterer Musiker der Hasenjäger tot aufgefunden wird, brennt der Hut! Mit geballter Frauenpower unter der Regie von Doktor Kohlross und der Manuela hat der Gasperlmaier diesmal eher den Kürzeren gezogen...

Gewohnt humorvoll, mit Gemütlichkeit und viel Lokalkolorit, sowie den gewohnten Besuchen in der Gastwirtschaft auf ein Bier und ein Gulasch, erzählt Herbert Dutzler in seinem achten Regionalkrimi über das Musikgeschäft und dem Unterschied zwischen Volksmusik und kommerzieller volkstümlicher Musik. Dabei geht es oft rauh zu und es können auch die Fäuste fliegen. Davon kann auch der Franz bald ein Lied singen.

Die Charaktere sind wieder sehr gelungen ausgearbeitet und überspitzt, aber authentisch dargestellt. Das Musikgeschäft und der Clinch zwischen den Volksmusikanten und Musikern der volkstümlichen Musik wird vom Autor gut und erkennbar aufgezeigt. Der Franz lässt sich von der hübschen Nicole von den Kainizer Hasenjägern und der Andreva, seinem Idol von den Ödenseern, all zu schnell einlullen. Aber auch die Manuela hat diesmal die rosarote Brille auf und darf wegen Befangenheit nicht weiter ermitteln.

Bei "Letzter Jodler" war mir der Weg zum Ziel zu lang. Im Mittelteil fehlte es mir an Spannung. Franz Gejammere wegen Christine's Sabbatical war nach der zehnten Wiederholung angekommen und auch nicht mehr lustig. Sicherlich ist der Franz ein etwas anderer Zeitgenosse, fast ein "Hascherl", wie wir in Österreich sagen, der alleine nicht viel auf die Reihe bekommt. Er ist kein Macher, sondern er braucht immer jemand, der ihm sagt wo es langgeht. Das macht ihn zwar zu einem liebenwerten, aber auch öfters mal nervenden Mannsbild. Als Kenner der Reihe wissen wir aber auch um sein Manko. Trotzdem hat er bei mir diesmal ein paar Pluspunkte verloren...wer das Buch liest, weiß sicher was ich meine. Lieber Herbert Dutzler...passt das zum Gasperlmaier? Musste das sein? Ich bin auf jeden Fall gespannt, was sich daraus im nächsten Band entwickeln wird....denn weiterlesen werde ich trotzdem, auch wenn mich dieser achte Band alles andere als umgehauen hat.

Fazit:
Für mich leider einer der schlechteren Bücher der Reihe. Zu viele Längen und Drumherum bis die Ermittlungen endlich Fortschritte zeigten. Auch der Gasperlmaier hat bei mir einige Sympathiepunkte verloren, aber das ist eine andere Geschichte. Ich werde auch den nächsten Band lesen, hoffe aber auf eine weniger flache Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2020

Hat leider seine Längen

Tod in Baden
0

Der vierte Fall unserer österreichischen "Miss Marple" führt uns diesmal in den mondänen Kurort Baden bei Wien. Ernestines guter Freund Anton Böck, mit dem sie gemeinsam mysteriöse Mordfälle auflöst, muss ...

Der vierte Fall unserer österreichischen "Miss Marple" führt uns diesmal in den mondänen Kurort Baden bei Wien. Ernestines guter Freund Anton Böck, mit dem sie gemeinsam mysteriöse Mordfälle auflöst, muss sein Gallenleiden auskurieren. Der Arzt hat ihn nach Baden zu einer Schwefelwasserkur geschickt. Ernestine begleitet ihn nach Niederösterreich, um sich die Kurstadt näher anzusehen und ihm beizustehen. Doch das heilendene Schwefelwasser und die Fastensuppen lassen Anton immer mürrischer werden. Die mondänen Kurgäste sind so gar nicht sein Fall. Einzig ein Kurgast kann seine Laune heben: der berühmte Fußballspieler Pepi Kratochwill von Rapid Wien.
Ein verbotener Ausflug ins nächste Kaffeehaus um eine Wiener Melange und einen köstlichen Apfelstrudel zu genießen, soll Anton wieder "genießbarer" machen. Auf dem Rückweg ins Kurhotel entdecken die beiden allerdings eine tote Frau, die erdrosselt wurde. Es ist die Verlobte von Pepi Kratochwil und dieser wird zum Hauptverdächtigen. Viel zu schnell wird er beschuldigt seine Verlobte ermordet zu haben. Anton kann nicht glauben, dass sein Idol ein Mörder ist und auch Ernestine ist das zu offensichtlich. Sie fängt an nachzuforschen und findet schnell heraus, dass so einige der mondänen Gäste des Kurhauses ein wirkliches Motiv hätten. Egal ob Seifenfabrikant, pensionierter Offizier, Brauereibesitzer oder Insektenforscher...die mondäne Gesellschaft hat so einige Geheimnisse. Wer ist der wahre Mörder? Ernestine findet es heraus und versammelt die Kurgäste a la Miss Marple im großen Saal des Hotels, um der Polizei etwas aus die Sprünge zu helfen...

Auch der vierte Band der Reihe um die pensionierte Lehrerin Ernestine Kirsch und ihrem Apothekerfreund Anton Böck ist in sich abgeschlossen und kann auch alleinstehend gelesen werden.
Leider dauert es diesmal relativ lange bis der erste Mord geschieht und auch danach gab es für mich viel zu viele Längen. Der Wiener Charme und das Flair der 1920iger Jahre beherrschen die Geschichte, was mir sehr gut gefällt und mich wieder abtauchen lässt in diese spannende Zeit.
Auch die Sprache ist wieder zeitlich angepasst, doch der Cosy-Krimi ist mir diesmal viel zu "cosy". Es dauert einfach viel zu lange bis zum ersten Mord. Die alleinigen "Ermittlungen" von Ernestine erscheinen mir ebenfalls etwas zu unglaubwürdig. Nach den kleinen Längen wurde der Showdown dann etwas zu schnell abgehandelt.
Die Figuren sind, wie wir es von der Autorin gewohnt sind, sehr lebendig und mitten aus dem Leben gegriffen. Und endlich "duzen" sich Ernestine und Anton am Ende der Geschichte, nachdem sie bereits vier Fälle gemeinsam gelöst haben. Das Gesieze wirkte bereits etwas überholt, auch wenn wir uns in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts befinden. Ich bin schon gesapnnt, wie es mit den Beiden im nächsten Band weitergehen wird....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eingängig und kurzweilig. Neben den facettenreichen Figuren punktet Beate Maly wieder mit viel Lokalkolorit und eingestreutem Wiener Dialekt. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Kapitel sind kurz gehalten.
Das Cover ist wieder wunderschön im Jugendstil gehlaten und passt hervorragend zu den Vorgängerbänden.

Fazit:
Der vierte Fall der Wiener Miss Marple Ernestine Köck führt uns diesmal in die Kurstadt Baden bei Wien und hat leider einige Längen. Die Spannung hat mir gefehlt, der Mord passierte viel zu spät. Lokalkolorit und facettenreiche Figuren, die ich bereits liebgewonnen habe, konnten den Cosy-Krimi noch etwas herausreißen, aber für mich war es definitiv eines der schwächsten Bücher der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere