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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2020

Fantastisch - in jeder Beziehung

Die 12 Häuser der Magie
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Zum Inhalt:
Nachdem Nic den Verräter im Haus der Schattenwächter entlarvt hat, versuchen seine Freunde und er, das zweite Regnum – die Herrschaft des Dämons und damit ultimativ Bösen – aufzuhalten. Doch ...

Zum Inhalt:
Nachdem Nic den Verräter im Haus der Schattenwächter entlarvt hat, versuchen seine Freunde und er, das zweite Regnum – die Herrschaft des Dämons und damit ultimativ Bösen – aufzuhalten. Doch dieses gestaltet sich schwieriger als gedacht. Nicht nur, dass die Gruppe getrennt wird, Nic erfährt einige unschöne Wahrheiten über sich und seine Familie und steht zudem selbst als Verräter im Blick der magischen Welt.

Mein Eindruck:
Nachdem mir der erste Band wie ein zugegebenermaßen gelungener Abklatsch bekannter Fantasy vorkam, muss ich zugeben, dass Suchanek im zweiten Band der "12 Häuser der Magie" diesen Eindruck revidiert hat - und zwar eindeutig zum Guten.
Die Handlung geht weg von zu viel (ausgelebtem) Gefühl und hin zum Kampf, - absolut eine Verbesserung und der Spannung ungemein zuträglich. Auch die einzelnen Fähigkeiten der Zauberer kommen dadurch viel besser zum Tragen, einige Fragen werden beantwortet, andere aufgeworfen. Dazu baut Suchanek interessante Twists ein, die Figuren zeigen Tiefe und Wandlungsfähigkeit (in jeder Art und Weise) und auch der Humor kommt nicht zu kurz und wunderbar schwarz daher. Die alten Bekannten tauchen wieder auf, neue Figuren werden eingeführt, - in der Personenschar gibt es keine Langeweile.
Gut gefallen die vielen Schauplätze (egal, ob echt, vorgetäuscht oder geträumt), die einem das Gefühl von Urlaub mit besonderen Vorzügen – oder das genaue Gegenteil davon – vermitteln.
Haarsträubend – und nicht nur für den Verräter – der Cliffhanger zum Schluss, welcher das Warten auf den dritten Band zu einer Folter werden lässt. Ein Gefühl, welches vielen Figuren sehr bekannt sein dürfte.

Mein Fazit:
Bedeutend besser als Teil 1, absolut fulminant

Veröffentlicht am 22.05.2020

Das schwedische Trauma

Achtzehn
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Zum Inhalt:
Axel Sköld arbeitet als freier Mitarbeiter beim schwedischen Radio und erstellt Podcasts. Momentan wähnt er sich auf einer spannenden Fährte, welche die Entdeckung der Panama Papers in den ...

Zum Inhalt:
Axel Sköld arbeitet als freier Mitarbeiter beim schwedischen Radio und erstellt Podcasts. Momentan wähnt er sich auf einer spannenden Fährte, welche die Entdeckung der Panama Papers in den schwedischen Schatten stellen könnte: Die Aufklärung von drei verdächtigen Todesfällen, die das Land erschütterten, - unter ihnen der Mord an Olof Palme. Dass er mit seinen Vermutungen in ein Wespennest stößt, welches ihn nicht nur den Job kostet, sondern ihn und sein Umfeld in höchste Gefahr bringt, wird Axel erst richtig bewusst, als er eine Waffe auf sich gerichtet sieht. Denn er legt sich nicht mit irgendwem an, - sein Gegner ist eine ganze Gruppe, die seit 200 Jahren die Geschicke Schwedens abseits der Regierungen lenkt. Und diese mächtigen Männer denken nicht daran, sich in die Suppe spucken zu lassen.

Mein Eindruck:
Vor allen Dingen der Mord an Olof Palme – bis heute nicht aufgeklärt – ist ein Trauma in der jüngeren, schwedischen Geschichte. Die Möglichkeit, dass ein Geheimbund seine Finger im Spiel dabei hatte, ist eine von vielen Überlegungen. Anton Berg nutzt seine Kenntnisse der schwedischen Medienlandschaft (er arbeitet wie sein Protagonist als Podcast-Produzent für das staatliche Radio), diese Verschwörungstheorie glaubhaft an die Leserschaft zu bringen. Amüsant dabei ist eine gewisse Medienschelte, die ihn möglicherweise als Nestbeschmutzer auf die Füße fallen könnte.
Besonders gut gefallen in diesem Roman Bergs lebensechte Figuren, wobei er gendertechnisch sehr ausgefallen agiert: Die Frauen sind eher hart und kompromisslos, die Männer zeigen Gefühle und Idealismus bis zur Selbstaufgabe (wenn man einmal von den Strippenziehern absieht). Außerdem ist es überaus erfreulich, dass es zwar Morde und sehr gefährliche Szenen gibt, sie aber nicht in Blutdurst und Gemetzel als Selbstzweck verfallen. Der Stil Bergs ist genial: Die Bröckchen, die er Axel und damit den Lesern in Zeitlupe hinwirft, halten den Spannungsbogen gespannt und führt zu einem Suchtverhalten, welches das Umblättern der Seiten in schneller Folge bewirkt. Zumeist ist Axel die Person, an die sich die Lesersicht ankert, - es gibt jedoch auch Episoden, die sich mit anderen Charakteren befassen und Einblicke in die Gedankengänge von Tätern und Opfern bieten.
Das Ende schreit nach einer Fortsetzung, ob es diese geben wird und kann, steht jedoch am skandinavischen Firmament. Zu viele „echte“ Vorgänge werden angesprochen, die nun einmal entweder nicht erklärbar sind oder Zivilklagen nach sich ziehen könnten. Und so wird wahrscheinlich das Leserherz bluten müssen.

Mein Fazit:
Bei aller Qual zum Schluss ein perfekter Krimi

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 04.04.2020

Perfektes Road-Movie

Das kann uns keiner nehmen
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Zum Inhalt:
Der Norddeutsche Hansi trifft am Krater des Kilimandscharos nicht etwa auf die erwartete (und erhoffte) Ruhe und Stille, sondern auf das genaue Gegenteil: Tscharli, seines Zeichens Bayer, und ...

Zum Inhalt:
Der Norddeutsche Hansi trifft am Krater des Kilimandscharos nicht etwa auf die erwartete (und erhoffte) Ruhe und Stille, sondern auf das genaue Gegenteil: Tscharli, seines Zeichens Bayer, und zwar einer der despektierlichen, lauten, politisch inkorrekten und damit absolut untragbaren Sorte. Aber manchmal geht das Schicksal seltsame Wege und was als Schock beginnt entpuppt sich schnell als ein Abenteuer von der Sorte, die man nie wieder vergisst.

Mein Eindruck:
In seinem Vorwort thematisiert Politycki, dass er von selbst Erlebtem inspiriert wurde, im Nachwort, dass ihm bekannte Personen nur ihre Namen gaben, die Begebenheiten mit ihnen jedoch frei erfunden sind. Daraus fabuliert der Autor eine Geschichte, die höchstwahrscheinlich auf eigenem Glück (oder Unglück – je nach Sichtweise) fußt und damit genau das kleine Quäntchen Wahrheit beinhaltet, die eine wirklich gute Geschichte braucht. Dazu ist Politycki ein brillanter Erzähler. Afrika in all seiner Schönheit erscheint so deutlich, dass man am liebsten direkt dorthin reisen möchte, bevor all seine Grausamkeit die Leser genauso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen (und bekanntes Terrain) zurückholt.
Kein Kontinent für Weicheier, es wird Stärke benötigt. Und was macht – wie schon Chuck Norris immer wieder beweist – besonders stark? Humor! Neben Afrika ist das zweite große Pfund des Romans sein Humor, der immer wieder aufblitzt, wenn der Tscharli sich wieder einmal daneben benimmt und trotzdem weiser ist als so mancher braver Bürger, der nur nicht anecken will. Dieser Humor ist ansteckend, - nicht nur für den Ich-Erzähler Hans, sondern auch für alle anderen Charaktere und letztendlich für die Genießer des Buchs. Doch bei allem Humor, der sich in absurden Abenteuern und Dialogen entspinnt, besitzt „Das kann uns keiner nehmen“ eine sehr ernste Seite, die Krankheit, Tod und zerbrochene Beziehungen beinhaltet.
Und so hat man permanent Tränen in den Augen, - manchmal vom Weinen, manchmal vom Lachen und zum Schluss bei aller Trauer ein gutes Gefühl.

Mein Fazit:
Ganz großes Kino

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2020

Kleine Sünden werden sofort bestraft, große brauchen länger

The Escape Game – Wer wird überleben?
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Zum Inhalt:
Vier Börsenmakler sind zwar verwundert, als sie an einem Freitagabend einbestellt werden, zieren tun sie sich trotzdem nicht: Die Geschäfte liefen nicht gut, eine Stelle wird frei und die Bonuszahlungen ...

Zum Inhalt:
Vier Börsenmakler sind zwar verwundert, als sie an einem Freitagabend einbestellt werden, zieren tun sie sich trotzdem nicht: Die Geschäfte liefen nicht gut, eine Stelle wird frei und die Bonuszahlungen stehen an, - wer will da schon private Gründe für ein Nicht-Kommen vorschützen? Doch dann stecken sie gemeinsam in dem dunklen Aufzug fest und bekommen Hinweise, die auf ein Spiel schließen lassen. Erst gibt man sich amüsiert, dann verärgert und schließlich wird aus dem Spiel blutiger Ernst, als der unsichtbare Spielleiter sie aneinander zweifeln lässt.

Mein Eindruck:
Bis kurz vor Schluss liefert Megan Goldin einen perfekten Thriller ab. Dazu nutzt sie einen zweigeteilten Aufbau: Die eine Seite befasst sich mit dem Geschehen im Aufzug, welches immer weiter aus dem Ruder läuft und dadurch so spannend wird, dass man sich anfangs den Teil um die Ich-Erzählerin Sara am liebsten sparen würde. Hier begibt sich die Autorin einige Zeit in die Vergangenheit und beschreibt die Arbeitsumstände in der renommierten Firma, die Sara als Anfängerin wie der Inbegriff des Paradieses vorkommt. Doch dann zieht Goldin auch dort das Tempo an und lässt ihre Leser Theorien zum Urheber des Geschehens im Aufzug entwickeln, die sie ihnen nach kurzer Zeit wieder um die Ohren haut. Dazu erhält man einen Einblick in die Szene, die ebenso brutal wie oberflächlich agiert, - dass es in diesem Milliardengeschäft nicht nur um bildliche, sondern um buchstäbliche Leichen geht und Gefühle nur stören, macht die Autorin sehr schnell und fundiert klar. Und so hechelt der geneigte Leser auf beiden Spuren dahin um am Schluss vollständig aufgeklärt Genugtuung zu erfahren. Leider begleitet von einem dicken Logikloch, - doch wen kümmert schon die Logik, wenn das Ende gefällt?

Mein Fazit:
Man bangt, hofft und lässt strafen, - das Leserleben kann schön sein

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2020

Der schmale Grat

Ein wenig Glaube
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Zum Inhalt:
Lyle und Peg leben im ländlichen Wisconsin gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter Shiloh und deren Sohn Isaac, einem fünfjährigen, aufgeweckten Sonnenschein. Obwohl Lyle nach dem Tod seines Babys ...

Zum Inhalt:
Lyle und Peg leben im ländlichen Wisconsin gemeinsam mit ihrer Adoptivtochter Shiloh und deren Sohn Isaac, einem fünfjährigen, aufgeweckten Sonnenschein. Obwohl Lyle nach dem Tod seines Babys vor vielen Jahrzehnten den Glauben an Gott verloren hat, geht er jeden Sonntag in die Kirche, weil man das auf dem Land eben so macht und weil Peg nach wie vor darauf besteht. Im Gegensatz dazu ist Shiloh tief gläubig und zieht den Kreis einer fundamentalistischen Kirche vor, - auch deshalb, weil sie sich in den Prediger Steven verliebt hat. Shiloh wendet sich von ihren Eltern ab und geht völlig in der Vereinigung auf, gemeinsam mit Isaac, der dadurch in große Gefahr gerät.

Mein Eindruck:
Durch die wahre Geschichte eines Mädchens inspiriert, welches durch unterlassene Hilfeleistung zu Tode kam, widmet sich Nickolas Butler in seinem Buch einer Familie, die durch Uneinigkeit in Glaubensfragen tief erschüttert wird. Dabei gefällt insbesondere, dass Butler, der sich trotz der Erzählung in der dritten Person an der Sicht seines Protagonisten Lyle orientiert, dem Antagonisten Steven einige positive und liebenswerte Aspekte gönnt.
Butler beschreibt hauptsächlich den zumeist beschwerlichen Alltag von Menschen, die im ländlichen Wisconsin leben, aber genauso intensiv lernt man die kleinen Freuden kennen, die sich durch die Natur und die Freundschaft immer wieder zeigen. Trotz einiger Dramatik wie die Krankheit eines engen Freundes und natürlich die Abwendung Shilohs, welche mit dem Entzug des geliebten Enkelsohnes einhergeht, ist das Leben ein beschaulicher Fluss.
Doch so sehr einen Butler einlullt, verliert er nie das Ziel aus den Augen, seine Leser aufzurütteln und vor den Gefahren zu warnen, die ein Glaube anrichten kann, der die Grenze zum Fanatismus überschreitet.

Mein Fazit:
Bringt zum Nachdenken, zum Lachen und manchmal auch zum Weinen

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  • Charaktere