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Veröffentlicht am 30.04.2020

Gelungene Fortsetzung der Serie "Das Rosie-Projekt"

Das Rosie-Resultat
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Der Roman „Das Rosie-Resultat“ ist der dritte Band einer Reihe des australischen Autors Graeme Simsion mit dem kühl und rational denkenden Genetiker Don Tillman, der autistisch ist, als Protagonisten. ...

Der Roman „Das Rosie-Resultat“ ist der dritte Band einer Reihe des australischen Autors Graeme Simsion mit dem kühl und rational denkenden Genetiker Don Tillman, der autistisch ist, als Protagonisten. Der erste Teil handelt davon, dass Don sich in die klinische Psychologin Rosie verliebt hat, unbeholfen die geliebte Frau umwirbt und dabei strikt nach Projektplan vorgeht. Im zweiten geht es darum, wie Don sich auf seine zukünftige Rolle als Vater vorbereitet. Der Titel „Das Rosie-Resultat“ bezieht sich auf Hudson, den gemeinsamen Sohn des Ehepaars, der im Laufe der Geschichte im Mittelpunkt des neuen Projekts von Don stehen wird. Das Buch kann unabhängig von den beiden Vorgängerbänden gelesen werden.

Hudson ist elf Jahre alt und in dessen Verhaltensweisen erkennt der inzwischen 52-jährige Don sich in vielerlei Hinsicht wieder. Nachdem Rosie ein lukratives neues Jobangebot in Melbourne erhalten hat, beschließt die Familie nach jahrelangem Aufenthalt in New York, zurück in die Heimat zu ziehen. Darüber ist Hudson nicht glücklich. Als dann Don bei seiner Stelle als Universitätsprofessor Schwierigkeiten bekommt, beschließt er zu kündigen und sich verstärkt um seinen Sohn zu kümmern, auch damit Rosie ihren Traum von einer Projektleitung verwirklichen kann, was fast nur in Vollzeit möglich ist.

In der neuen privaten Schule, die Hudson besucht, findet er wenig Freunde, weil er andere gerne belehrt, dabei möchte er nur sein Wissen weitergeben und hilfreich sein. Auch Don hat in seiner Kindheit und Jugend ähnliche Probleme gehabt. Zusammen mit Rosie macht er sich Gedanken darüber, welche Kompetenzen Hudson erwerben sollte und Don hat einige Ideen dazu, wie er diese seinem Sohn vermitteln könnte. Seiner neuen Aufgabe kommt er mit der von ihm gewohnten Akribie nach. Aber Hudson hat seine eigenen Vorstellungen davon, wie er sein will und was er lernen möchte.

Don fehlt die Möglichkeit, sich in andere Personen, in ihr Denken und Handeln, einzufühlen. Im Laufe seines Lebens hat er daher gelernt, durch Beobachtung und Recherche bestimmte Situationen anhand gewisser Kriterien zu beurteilen und wendet die dabei gewonnen Fakten im sozialen Miteinander an. Ebenso wenig wie Don im Alter von Hudson nimmt dieser die Ratschläge seiner Eltern ungefragt an, sondern fühlt sich ungerecht behandelt.

Als Ich-Erzähler lassen sich die Gedankengänge von Don nachvollziehen, die einem rationalen Verständnis folgen. Auf Außenstehende wirkt sein Verhalten manchmal seltsam, aber durch seine jahrelange Erfahrung hat er sich genügend Übung angeeignet, um weniger als früher aufzufallen. Dennoch kommt es immer wieder zu amüsanten Szenen aufgrund seiner besonderen Denkweise.

Don und Rosie haben viele Fragen rund um die Erziehung ihres Sohns zu klären, mit denen sich Eltern alltäglich auseinanderzusetzen haben. Einen breiten Raum nimmt dabei auch die Aufteilung der Betreuung in Anspruch, denn es ist nicht immer einfach zwischen dem Wohl des Kindes und der Karriere zu entscheiden.

Graeme Simsion behandelt das Abweichen vom Verhalten, dass von der Gesellschaft erwartet wird, behutsam und mit viel Feingefühl. Dabei greift er neben Autismus auch die Themen körperlicher Behinderung und Geschlechterklischees auf. Interessant fand ich die Frage, die der Autor aufwirft, ob eine Testung auf bestimmte Abweichungen von der Norm im Ergebnis zu Vorteilen der getesteten Person führen könnte.

Graeme Simsion ist mit dem Roman „Das Rosie-Resultat“ eine würdige Fortsetzung der Serie rund um seinen Protagonisten Don gelungen. Der Autor zeigt auf einfühlsame Weise wie sich seine liebenswerten Figuren gegen Vorurteile wehren und für Toleranz einsetzen. Dabei bietet er unkonventionelle Lösungen für Streitigkeiten an. Die Geschichte bietet Unterhaltung mit Tiefgang und brachte mich zum Nachdenken. Daher vergebe ich gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Ergreifend und bewegend

Jägerin und Sammlerin
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In ihrem Roman „Jägerin und Sammlerin“ erzählt die in Berlin wohnende Autorin Lana Lux von der schwierigen familiären Beziehung zwischen der an einer Essstörung leidenden jungen Frau Alisa und ihrer Mutter ...

In ihrem Roman „Jägerin und Sammlerin“ erzählt die in Berlin wohnende Autorin Lana Lux von der schwierigen familiären Beziehung zwischen der an einer Essstörung leidenden jungen Frau Alisa und ihrer Mutter Tanya. An bestimmten Tagen überkommt Alisa eine Gier nach Essen, die ihr keine andere Möglichkeit lässt als einer Befriedigung ihrer Gelüste nachzukommen. Der Titel nimmt Anspielung darauf, dass sie dann auf die „Jagd“ geht und die immer gleichen ungesunden Lebensmitteln „sammelt“. Gleichzeitig ist das auf dem Cover abgebildete Eichhörnchen, das als Jäger und Sammler bekannt ist, auch Titelbild einer Zeitschrift, in der der vorläufig letzte große Erfolg von Alisa in einem enthaltenen Artikel beschrieben wird. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg für die Protagonistin in dieser beeindruckenden, faszinierenden Geschichte.

Zu Beginn des Romans steht Alisa kurz vor ihrem Abitur. Ihre Mutter hat ihr die frühere gemeinsame Wohnung überlassen als mit ihrem neuen Freund zusammengezogen ist. An Alisas Seite ist eine Freundin aus Kindertagen, mit der sie häufig Auseinandersetzungen hat. Neben der Schule hat Alisa mehrere Jobs, denen sie zu aller Zufriedenheit nachkomggmt. Trotz ihrer sehr guten Noten ist sie kaum motiviert, am Schulunterricht teilzunehmen und riskiert dadurch ihre Zulassung zur Prüfung. Nicht nur dadurch ist sie mit sich selbst unzufrieden, sondern auch mit ihrem Aussehen. Sie weiß, dass sie nicht den Ansprüchen entspricht, die Tanya an sie stellt. Alisas Ringen danach, sich selbst und anderen zu genügen führt sie in eine Abwärtsspirale, die dazu führt, dass sich ihre Essstörung immer stärker ausprägt und damit ihre Selbstverachtung immer mehr steigert, bis sie keine andere Möglichkeit mehr sieht und sich professionelle Hilfe sucht.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten habe ich darüber darüber gelesen, wie die Krankheit Alina immer mehr zu schaffen macht. In den beiden weiteren Teilen habe ich mehr über die Hintergründe erfahren wie es dazu kommen konnte, dass Alina zunehmend über sich selbst enttäuscht ist. Lana Lux schildert außerdem, wie Tanya ihre Ansichten zur Mutterrolle entwickelt und welche eigenen Wünsche sie für ihre eigene Zukunft und die ihrer Tochter hat. Es gelingt der Autorin anfangs, mich neugierig auf den weiteren Weg Alisas zu machen. Ebenso räumt sie im weiteren Verlauf des Romans der Lebensgeschichte von Tanya einen breiteren Raum ein, die sehr zum Verständnis der Mutter-Tochter-Beziehung beiträgt.

Lana Lux beschreibt detailreich und in klaren und deutlichen Worten, sei es der Umgang mit der unreinen Haut Alinas oder ihre Reaktion auf den übermäßigen Konsum von Essen. Ihre Schilderungen sind authentisch, auch weil sie selbst Erfahrung in den von ihren verarbeiteten Themen hat und ihr Wissen einfließen lässt. Sie hat selbst erlebt, wie man sich als Kind als Emigrierte in Deutschland fühlt. Als Ernährungswissenschaftlerin hat sie sich mit der Wirkung von Ernährung auseinandergesetzt.

Mit ihrem Roman „Jägerin und Sammlerin“ hat Lana Lux mich beeindruckt. Die Darstellung des Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter, ihrer Erwartungen ans Leben und ihre Träume sind glaubwürdig. Für mich war es sowohl verstörend wie auch informativ über Essstörungen zu lesen. Dieses sehr ergreifende und bewegende Buch empfehle ich gerne weiter.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Auch der dritte Band der Kopenhagen-Thriller-Reihe überzeugt

Glasflügel
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In der Reihe der Kopenhagen-Thriller der Dänin Katrine Engberg ist „Glasflügel“ der dritte Band bei dem der Ermittlungsleiter bei der Kopenhagener Polizei Jeppe Körner versucht, den Fall zu klären. Seine ...

In der Reihe der Kopenhagen-Thriller der Dänin Katrine Engberg ist „Glasflügel“ der dritte Band bei dem der Ermittlungsleiter bei der Kopenhagener Polizei Jeppe Körner versucht, den Fall zu klären. Seine Kollegin Anette Werner, inzwischen 44 Jahre alt und in Elternzeit, ist diesmal nicht an seiner Seite. Stattdessen erhält Körner mehr Unterstützung durch seine Kollegen Falck und Larsen sowie von Sara Saidani, mit der er privat eine Beziehung führt, die er bisher aber nicht öffentlich gemacht hat. Für Werner spricht allerdings nichts dagegen, dass sie sich als Abwechslung zur Mutterrolle auf eigene Faust einige Informationen zum Fall einholt …

Die Ermittlungen führen wenige Jahre in die Vergangenheit zu dem inzwischen geschlossenen Fürsorgeheim für Jugendliche, der Wohnstätte „Sommerfuglen“, ins Deutsche übersetzt bedeutet der Begriff „Schmetterlinge“. Dabei ist der titelgebende Glasflügler eine besonders zerbrechlich wirkende Schmetterlingsart, die aber für ihre Fressfeinde tödlich sein kann.

In Kopenhagen wird in einem Brunnen eine nackte weibliche Leiche gefunden, blutleer mit Schnitten an den Handgelenken und der Leiste. Körner steht vor einem Rätsel. Erst als am nächsten Tag ein weiteres Opfer gefunden wird, führt eine erste Spur nach „Sommerfuglen“. Die Zeit drängt, denn das Motiv ist nicht klar und es könnte weitere Tote geben.

Körner und Werner waren vor der Erziehungszeit ein eingespieltes Team. Jetzt gibt es Situationen für beide, in denen sie den jeweils anderen auf gewisse Weise vermissen, weil sie genau einschätzen können, welche Tätigkeit der Partner jetzt übernehmen beziehungsweise welche Gedanken er äußern würde. Werners Verhalten zeigt, dass bei weiteren Bänden mit ihrer unkonventionellen Hilfe bei den Fallermittlungen zu rechnen ist. Sowohl das Privatleben wie auch der berufliche Alltag von Körner und Werner sind mit Sorgen und Problemen belastet und dabei lässt sich die jeweilige Stimmungslage nicht immer scharf dazwischen trennen.

Angeteasert wird der Thriller durch eine Szene, in der eine Krankschwester einem Patienten eine Überdosis eines Medikaments verabreicht. Im Laufe der Erzählung hatte ich eine vage Ahnung davon, um welchen Erkrankten es sich dabei handeln könnte, was die Spannung zusätzlich steigerte. Katrine Engberg hat für „Glasflügel“ als Hintergrundthema den Pflegenotstand gewählt, der uns auch gerade jetzt in Deutschland wieder einmal schmerzlich bewusst wird. Sie verweist auf den Umstand, dass gerade im Bereich der Psychiatrie, aber auch in anderen medizinischen Gebieten, durch eine erhöhte Medikation beispielsweise eine Beruhigung des Patienten erreicht werden kann und dadurch die Zeit für eine effektivere, jedoch kostspieligere Therapie durch entsprechend geschulten Personals eingespart werden kann. Außerdem verdeutlicht sie, wie viel Verantwortung, aber auch Macht über Leben und Tod den Pflegern, Therapeuten und Ärzten zukommt.

„Glasflügel“ ist wie die beiden vorigen Fälle wieder durchgehend spannend. Die Haupthandlung mit der Suche nach dem Mörder wird garniert mit etlichen liebevoll gestalteten Nebenhandlungen in denen ich auch wieder bekannten Figuren wie zum Beispiel der emeritierten Professorin Esther de Laurenti begegnete. Ein Lesen des Buchs ohne Kenntnis der ersten Bände ist möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll. Der Thriller ist ein Muss für alle Fans der Serie und eine Empfehlung für alle Leser des Genres.

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Roman über eine folgenschwere Schwindelei und die Schwierigkeit, sie richtig zu stellen

Das Beste kommt noch
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In seinem Debütroman „Das Beste kommt noch“ thematisiert der Engländer Richard Roper die Einsamkeit im Alter, oft verbunden mit Altersarmut, auf eine besondere Art und Weise. Dazu nutzt er die Figur seines ...

In seinem Debütroman „Das Beste kommt noch“ thematisiert der Engländer Richard Roper die Einsamkeit im Alter, oft verbunden mit Altersarmut, auf eine besondere Art und Weise. Dazu nutzt er die Figur seines Protagonisten Andrew Smith, der Nachlassverwalter bei der Stadtverwaltung in London ist. Damit verbunden hat er eine Geschichte über die weitreichenden Folgen einer Flunkerei von Andrew. Nach einigen Jahren in einer gedanklichen Parallelwelt wartet eventuell, nach Bekennen seiner Lüge, ein Neuanfang auf Andrew, bei dem in seinem Leben vieles sich zum Besseren ändern könnte. So richtig will er aber nicht daran glauben.

Andrew ist 42 Jahre alt und Single. Er wohnt schon sehr lange allein in einer kleinen Wohnung. Alle drei Monate ruft seine ältere Schwester an, das ist sein einziger Bezug zur Familie. Nachdem seine letzte Arbeitsstelle wegrationalisiert wurde hat er sich bei der Stadtverwaltung im Nachlassamt beworben. Leider ist ihm dabei ein Missgeschick unterlaufen und durch eine Fügung hat er seinem Chef von einer Ehefrau, zwei Kindern und einem Haus, das die Familie bewohnt, erzählt. Nie war der richtige Zeitpunkt gekommen, um das richtig zu stellen. Jetzt plant sein Chef eine neue teambildende Maßnahme, bei der nacheinander jeder seine Kollegen nach Hause zu einem Essen einladen soll. Bald schon wird Andrew an der Reihe sein. Doch inzwischen wird das Team durch eine neue Kollegin, mit einer Frisur wie sie auf dem Cover abgebildet ist, ergänzt und er versteht sich von Beginn an bestens mit ich. Es entwickelt sich zwischen ihnen mehr wie eine berufliche Beziehung. Aber beide sind nach eigenen Angaben glücklich verheiratet …

Zu Andrews Aufgaben gehört es, die Wohnung der Verstorbenen nach Hinweisen auf Bezugspersonen und finanzielle Mittel zur Begleichung der Beerdigungskosten zu suchen. Er versieht seine Arbeit mit viel Respekt für die Toten und erscheint daher auch zu deren Begräbnis, zu dem sonst meist nur der Pfarrer anwesend ist. Die Einsamkeit, in der die Gestorbenen lebten, kann er aufgrund seiner eigenen Lebensweise gut nachvollziehen und fühlt sich ihnen dadurch auf gewisse Art verbunden. Der Gedanke, dass er sich irgendwann in einer ähnlichen Situation befinden wird, ist ihm nah. Damit er in Kontakt mit anderen die richtigen Gesten und Worte findet, beobachtet er andere sehr genau, versucht sich in die Betrachteten einzufühlen und merkt sich deren Verhalten, so dass er meist ein angenehmer Gesprächspartner ist.

Richard Roper schreibt ohne Sentimentalität über einen Umstand unserer heutigen Gesellschaft, bei der viele Senioren sehr zurückgezogen leben und ihr Tod lange Zeit unbemerkt bleibt. Die Geschichte ist bewegend, die dabei aufkommende Traurigkeit wird aber von den teils amüsanten Schilderungen der Begebenheiten rund um Andrew übertönt, die vor allem dadurch entstehen, dass er so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit über sein Privatleben reden möchte.

Schon nach kurzer Zeit wurde mir als Leser deutlich, dass etwas in der Vergangenheit von Andrew geschehen sein muss, dass auf ihn verstörend gewesen ist. Die seltenen Anrufe seiner Schwester und seine fehlende Initiative, selbst anzurufen oder sie zu treffen, warfen Fragen auf, genauso wie seine Reaktion auf einen ganz bestimmten Song. Erst im Laufe der Zeit entstand das Bild eines Menschen, der mehrfach in seinem Leben beängstigende Erlebnisse hatte und nun versucht weitere Verletzungen seiner Gefühle zu vermeiden. Schließlich erklärte sich dadurch auch seine Lüge beim Vorstellungsgespräch. Als sich zwischen Peggy und ihm eine starke Zuneigung entwickelt, begann ich Mitleid mit ihm zu haben und hoffte für ihn auf eine Lösung für sein Dilemma.

Richard Roper erzählt mit viel Einfühlungsvermögen in seinem Roman „Das Beste kommt noch“ von einer folgenschweren Schwindelei und der Schwierigkeit sie richtig zu stellen. Dabei verknüpft er den Beruf seines Protagonisten Andrews mit einem Blick auf das Alleinsein im Alter und stimmt dadurch nachdenklich. Aufgrund einiger aufheiternder Szenengestaltungen ist die Erzählung berührend, aber nicht bedrückend. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Der zweite Fall für Pellegrini von der Polizia di Stato Como - noch besser als der erste

Der tote Carabiniere
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„Der tote Carabiniere“ ist der zweite Fall für Marco Pellegrini von der Polizia di Stato von Como in Italien im gleichnamigen Kriminalroman des deutschen Autors Dino Minardi. Er spielt etwa fünf Monate ...

„Der tote Carabiniere“ ist der zweite Fall für Marco Pellegrini von der Polizia di Stato von Como in Italien im gleichnamigen Kriminalroman des deutschen Autors Dino Minardi. Er spielt etwa fünf Monate nach den Ereignissen des ersten Teils, dessen Kenntnis man für das Lesen nicht unbedingt benötigt, es allerdings das Lesevergnügen steigert. Einen Blick über den Comer See und die schöne Landschaft, in der die Handlung angesiedelt ist, bietet das Cover. Der Titel deutet bereits auf das geschehene und aufzuklärende Verbrechen hin. Doch Pellegrini ist nicht mit den Ermittlungen beauftragt.

Marco Pellegrini wohnt in Brunate, einem Ort unweit von Como entfernt, auf einer Anhöhe gelegen. Um zu seinem Dienstsitz zu gelangen, nimmt er fast immer die Funiculare, die Standseilbahn, die eines morgens abrupt stoppt. Ursache dafür ist der Körper eines Toten, der die Gleise blockiert. Pellegrini kennt den Verstorbenen, es ist ein örtlicher Carabiniere mit dem er bisher regelmäßig einen Kaffee getrunken hat. In Italien gibt es zwei Polizeiorgane, daher ergibt es sich, dass Pellegrini nicht mit den Ermittlungen betraut wird, sondern die Aufklärung des Falls von den Carabinieri übernommen wird. Aber es kann ihm keiner verbieten, mit den Einheimischen über den Fall zu reden und dabei auf Hinweise zu achten.

Pellegrini ist als Sohn eines örtlichen Hoteliers im Dorf bekannt, beliebt und in die Dorfgemeinschaft integriert. Man vertraut einander und hilft sich auch mal gegenseitig. Daher ist es umso unfassbarer, dass einer von ihnen unter so tragischen Umständen ums Leben gekommen ist. Dino Minardi verbirgt den Täter geschickt und legt mehrere Fährten aus zu Tatverdächtigen, so dass der Krimi bis zum Ende spannend bleibt.

Der Autor führte mich an sehenswerte Orte in und um Como und ließ mich seine eigene Begeisterung für diese Gegend spüren. Gerne hätte ich mich manchmal mit den Figuren zu Tisch gesetzt und die angebotenen Speisen gekostet. Die Handlungen seiner Charaktere beschreibt er authentisch, so dass ich mir die Szenarien gut vorstellen konnte. Auch das Privatleben von Pellegrini kommt nicht zu kurz. Gerade weil er diesmal nicht selbst ermittelt, erlebte ich ihn umso häufiger in privaten Kontakten. Zwar verhält er sich nicht immer vorbildlich, doch das macht ihn umso sympathischer.

„Der tote Carabiniere“ von Dino Minardi hält durchgehend seine Spannungskurve. Es hat mir insgesamt noch etwas besser gefallen als der erste Fall. Gerne empfehle ich das Buch daher an alle weiter, die gerne Krimis lesen.