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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2020

Ein Hörbuch, welches nachdenklich zurücklässt

Die Tagesordnung
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Kein Hörbuch für mal eben zwischendurch, sondern eher für die Rubik "Achtsam hören". Michael Rotschopf hat das Buch von Éric Vuillard sehr gut gesprochen und mich direkt am Geschehen halten können.

Die ...

Kein Hörbuch für mal eben zwischendurch, sondern eher für die Rubik "Achtsam hören". Michael Rotschopf hat das Buch von Éric Vuillard sehr gut gesprochen und mich direkt am Geschehen halten können.

Die Geschichte ist Geschichte pur und erlaubt tatsächlich den Blick hinter die Kulissen. Den Blick in ein Zimmer voller Wirtschaftsbosse und Politiker, die sich von Göring und Hitler vereinnahmen lassen. Erschreckend leicht und ohne viel Gegenwehr kommen die Nationalsozialisten an ihre Ziele.Die Tricks, um etwas zu erreichen (Produktion von Panzern trotz Versailler Vertrag), zu verhindern (der gewaltig schiefgelaufene Einmarsch in Österreich) oder hinauszuzögern, machen den Zuhörer fast schon sprachlos. Auch das Hinterfragen von Bildmaterial, welches wir in den Lehrbüchern und in Geschichtsbüchern finden, war für mich spannend und erschreckend zu gleich. Was die Bilder anscheinend aussagen und was sie wirklich zu erzählen haben. Dazwischen liegen manchmal Welten.

Es ist ein kurzes Hörbuch, welches aber nachwirkt und nachdenklich zurücklässt. Die Sprache, der gelegentliche Sarkasmus des Autors und der andere Blickwinkel auf das Thema haben dieses Hörbuch für mich zu etwas besonderen gemacht.

Veröffentlicht am 16.04.2020

Lesenswerte Familiengeschichte aus dem Iran

Das Haus an der Moschee
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Es war ein sehr beeindruckendes Buch voller geschichtlicher, religiöser und menschlicher Fakten und Geschehnissen. Der Leser begleitet über viele Jahre die Großfamilie von Agha Djan, die an der Moschee ...

Es war ein sehr beeindruckendes Buch voller geschichtlicher, religiöser und menschlicher Fakten und Geschehnissen. Der Leser begleitet über viele Jahre die Großfamilie von Agha Djan, die an der Moschee lebt und die Moschee beschützt und pflegt und den Imam unterstützt. Es ist lange eine friedliche und aufgeklärte Zeit, die jedoch immer mehr Risse bekommt. Es folgt die islamische Revolution, die das Land in Aufruhr bringt und die Familie auseinander reißt.

Der Autor Kader Abdolah beschreibt die Orte des Geschehens so realistisch und in allen Farben (fast schon blumig), dass man sich ohne Probleme Bilder im Kopf aufbauen kann. Dies gilt sowohl für die schönen Momente auf dem Basar, in der Moschee oder im Hause Djan, aber auch für die dunklen Momente auf der Flucht, der Verfolgung und der Verschleppung und dem Krieg. Beides beschreibt er sehr detailliert und authentisch. Man erlebt den politischen Wandel in diesem Land und dem damit verbundenen Wandel in der Kultur, der Politik und sogar innerhalb der Familien.

Es ist eine berührende Familiengeschichte, die einen tiefen Einblick in das Land Iran, deren Politik und die Religion sowie das Leben der Menschen gibt.

Veröffentlicht am 04.04.2020

Spannende Geschichte, gelungene Fortsetzung der Krimi-Reihe.

Glasflügel
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Katrine Engberg hat endlich den dritten Band ihrer Ermittler Jeppe Kørner und Anette Werner auf den Markt gebracht. Der dritte Band war wieder stark und authentisch, mit vielen kleinen und großen Problemen, ...

Katrine Engberg hat endlich den dritten Band ihrer Ermittler Jeppe Kørner und Anette Werner auf den Markt gebracht. Der dritte Band war wieder stark und authentisch, mit vielen kleinen und großen Problemen, realistischen Charakteren und einem komplizierten und starken Fall.

Jeppe muss ohne Anette ermitteln. So ganz ungelegen kommt es ihm jedoch nicht. Einmal keine laute und polternde Kollegin, die immer vorprescht und manchmal zu voreilig Entscheidungen trifft. Endlich eine sachliche und ruhige Ermittlung. Dachte zumindest Jeppe, denn seine, zur Zeit in Elternzeit befindliche, Kollegin hält es kaum zu Hause aus. Anette ist Ü40 und hat ihr erstes Kind gekommen. Sie ist hoffnungslos überfordert, hat Probleme sich auf das Kind einzulassen und leidet unter dem Schlafmangel. Sie kommt mit ihrer Mutterrolle noch nicht so richtig zurecht und so hört sie ganz heimlich den Polizeifunk ab und mischt sich dann doch wieder ein.

Es gibt wieder mehrere Handlungsstränge, die am Ende zusammenfließen und die Geschichte zu einem großen Ganzen werden lassen. Auch diesmal ist Esther, die Schriftstellerin, und ihr knurriger Mitbewohner mit dabei. Ebenso spielt das Privatleben von Jeppe eine größere Rolle, da er nun wieder bei seiner Mutter eingezogen und dieses Zusammenleben nicht ganz einfach ist.

Das Thema und das Tatmotiv des dritten Falls ist wieder ein aktuelles und nicht ganz unproblematisches Thema. Jedoch zeigt die Autorin auch diesmal auf ein Gesellschaftsproblem, welches nicht nur in Dänemark existiert. Das krankende Gesundheitssystem, die Einsparungen auf der einen Seite und die Profitgier auf der anderen Seite stehen im Mittelpunkt und die Handlungen der darin involvierten Menschen lösen die Mordserie aus.

Die Charaktere entwickeln sich weiter und werden mit ihren Macken, Eigenheiten und ihren Problemen immer realistischer und greifbarer für den Leser. Man sollte die zwei vorherigen Bände gelesen haben, um die Ermittler besser verstehen und einordnen zu können.

Es ist ein spannender Fall, der am Ende etwas überrascht. Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung der gelungenen Serie geben wird.

Veröffentlicht am 13.03.2020

Kurzweilig, unterhaltsam und informativ. Schönes Buch über einfach alles.

Einfach alles!
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Spannend, bunt und temporeich wird hier die Geschichte der Welt erzählt und jedem, der dieses Buch zur Hand nimmt, näher gebracht. Man versinkt in den einzelnen Kapiteln und staunt, was man schon wieder ...

Spannend, bunt und temporeich wird hier die Geschichte der Welt erzählt und jedem, der dieses Buch zur Hand nimmt, näher gebracht. Man versinkt in den einzelnen Kapiteln und staunt, was man schon wieder alles vergessen hat - sorry liebe Geschichtslehrerin .

So macht das Schließen von Wissenslücken Spaß und für Kinder (es ist eigentlich ein Kinderbuch) ist es auch ein schöner kurzweiliger Lesespaß, der anregt auch noch ein zusätzliches Geschichtsbuch in die Hand zu nimmt. Jeder Erwachsene, der schon einmal versucht hat, einem Kind ein Sachbuch schmackhaft zu machen, weiß, dass Sachbücher selten ganz oben auf der Wunschliste von Kindern stehen. Aber dieses hier kann man auch wunderbar als Geschichtenbuch "verkaufen".


Viele kleine Kapitel sorgen dafür, dass man sich nicht zuviel vornimmt und die Lust verliert. Die Zeichnungen und echten Bilder sorgen für Abwechslung und unterstützen das Geschriebene noch einmal. Kleine Anleitungen kann man nachmachen und regen die Fantasie und Kreativität an.

Man kann es ganz vorbildlich von vorn nach hinten durchlesen oder zwischen den einzelnen Kapiteln, Jahren und Epcohen hin und her hüpfen. Man liest, worauf man Lust und Laune hat und stets wird man etwas Neues finden, Wissen abspeichern und mit diesem Buch Spaß haben.

Es ist kein allumfassendes Werk, dafür ist es zu dünn, aber es fasst viele wichtige Stationen zur Entstehung der Welt zusammen. Wer dann mehr wissen möchte, kann zum nächsten Sachbuch greifen. Für uns ist es eine unterhaltsame, spannende und lehrreiche Reise durch die Zeit gewesen. Hier passte aus unserer Sicht "Einfach Alles!".

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Lesenswert.

Das Haus der Frauen
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Es sind zwei Geschichten von zwei Frauen, die sich für andere Frauen einsetzen. Die Handlungsstränge werden am Ende zusammenfinden und aus den zwei Geschichten eine große Geschichte machen.

Solène ist ...

Es sind zwei Geschichten von zwei Frauen, die sich für andere Frauen einsetzen. Die Handlungsstränge werden am Ende zusammenfinden und aus den zwei Geschichten eine große Geschichte machen.

Solène ist eine aufstrebende Anwältin, die sich den Wünschen anderer beugt und durch Fleiß und Ehrgeiz erfolgreich, jedoch wenig glücklich wird. Als sich dann noch ein Mandant in den Tod stürzt, bricht sie zusammen. Sie funktioniert nicht mehr. Sie kann die dunklen Wolken im Kopf nicht mehr ignorieren und benötigt nun selbst Hilfe. Der Vorschlag vom Therapeuten überrascht und überfordert sie, d0ch sie wagt es.

Blanche lebt als Anhängerin und führendes Mitglied der Heilsarmee in Paris und ist ebenfalls eine Kämpferin. Jedoch kämpft sie für ihre Passion, für ihre Ziele und ihre Vorstellungen. Sie geht dabei weit über das Normalmaß hinaus und verschafft damit den Frauen von Paris und später weltweit zu einem Ort der Zuflucht und Unterstützung.

Das Thema Frauenhäuser stand vor nicht allzu langer Zeit im Fokus der Medien. Es gibt zu wenige Zufluchtsstätten und zu wenig Unterstützung. Deshalb fand ich diese kleine Biografie der Blanche Peyron sehr interessant. Ich wusste vorher nicht, wer die Frauenhäuser gegründet hat und wie das System in einem Frauenhaus funktioniert.

Die Autorin hat es geschafft, das Thema gut aufzubereiten. Durch die Charaktere, die man recht schnell ins Herz schließt und deren Handlungen man durchaus verstehen kann, folgt man ihnen bereitwillig auf ein Terrain, dass eben keine Komfortzone mehr ist. Die Frauen in den Häusern, deren Schicksale sind real und geschehen leider wahrscheinlich jeden Tag - weltweit und immer wieder.

Es ist ein schmales Buch und aus meiner Sicht hätte man es noch etwas ausbauen und mehr in die Tiefe gehen können. Jedoch, ich mochte den Stil der Autorin, die gelungene Verschmelzung der beiden Frauen und den klaren und deutlichen Blick auf die verschiedenen Schicksale der Frauen. Es gab kaum Rührseligkeiten, dafür Charaktere, die unter die Haut gingen und die Augen öffneten für fremde Schicksale.

Lesenswert.

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