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Veröffentlicht am 24.09.2022

Herzerwärmendes Wohlfühlbuch

24 gute Taten
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Heiligabend vor zwei Jahren hat Emma ihren Verlobten Niklas und ihr ungeborenes KInd verloren; und da sie sich die Schuld an dem Unfall gibt, vergräbt sie sich in ihrem kleinen Laden und kapselt sich von ...

Heiligabend vor zwei Jahren hat Emma ihren Verlobten Niklas und ihr ungeborenes KInd verloren; und da sie sich die Schuld an dem Unfall gibt, vergräbt sie sich in ihrem kleinen Laden und kapselt sich von aller Welt ab. Doch der Laden mit Einrichtungs- und Geschenkartikeln steht kurz vor der Insolvenz und Emmas Schwester müht sich vergeblich, den Laden und auch Emma selbst aus ihrer Krise zu retten. Als Emma durch Zufall am Vorabend des 1. Dezembers einem alten Mann im Schneesturm hilft, kommt ihr die Idee zu einem ganz persönlichen Adventskalender: Sie beschließt, an jedem Adventstag eine gute Tat zu begehen.

Was auf den ersten Blick fast ein wenig kitschig wirkt, erweist sich als eine bezaubernde Weihnachtsgeschichte über Verlust und Trauer, Schuld und Sühne, Verzeiflung und Hoffnung.

Der Schreibstil ist sehr gut lesbar und vermittelt ein Gefühl der Wärme. Ein roter FAden zieht sich durch das gesamte Buch, auch wenn die Spannung nicht sehr hoch ist und das Ende mehr oder weniger vorhersehbar; alles andere als ein Happy End will ich auch nicht an Weihnachten!

Emma ist eine symphatische, aber tief verzweifelte junge Frau, die von der Autorin Jenny Fagerlund mehrdimensional und durchaus ungeschönt gezeichnet ist. Ihr Leid und ihr mühsamer Weg zurück ins Leben gehen ans Herz und passen wunderbar in die Weihnachtszeit mit ihrer Botschaft der Hoffnung, doch lässt dieses Buch sich durchaus das ganze Jahr über lesen (wobei der viele Schnee besser in die kalte Jahreszeit passt).

Nicht nur Jenny, sondern auch mir haben die "24 guten Taten" gut getan und ich vergebe hoffnungsvolle vier Sterne.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Freud und Leid in den 90ern

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
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Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr ...

Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr Kind bekommen, und so gibt es auch genug Arbeit für die neu hinzugekommene Annett. Als eingespieltes Team kümmern die vier Hebammen sich fürsorglich und kompetent um ihre Patientinnen. Doch jede von ihnen hat auch privat einiges durchzustehen....

"Das Haus der Hebammen - Carolas Chance" ist der zweite Band der "Die Hebammen von Köln"-Trilogie von der Autorin Marie Adams, die bereits diverse Romane und Sachbücher unter ihrem echten Namen veröffentlicht hat; es lässt sich aber auch problemlos lesen ohne das der erste Band "Susannes Sehnsucht" bekannt ist.

In diesem Band steht die Hebamme Carola im Fokus, die neben ihrem heißgeliebten Beruf damit zu kämpfen hat, dass ihr einst als Hausmann tätiger Ehemann nun große Erfolge als Autor feiert und ihr Engagement immer kritischer sieht, so dass sie mehr und mehr zwischen Beruf und ihrer Familie mit drei Kindern zerrissen ist und auf einen Burnout zu geht.
Allerdings liegt das Augenmerk der Autorin auch weiterhin auf den Mitgründerinnen Susanne und Ella, die ebenfalls ihre privaten Sorgen haben: Susanne leidet unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und denkt an eine Kinderwunschbehandlung, Ella scheint in ihrem Leben keinen Platz für einen Partner zu haben.
Marie Adams hat drei so unterschiedliche Figuren geschaffen, die einen so großen Bereich abdecken, dass sich (fast) jede Leserin in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Dabei sind alle Figuren authentisch und lebensnah beschrieben und ich konnte beim Lesen direkt in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und Begeisterung spüren.

Großartig finde ich, wie Marie Adams - neben dem Thema "Geburt" selbst - viele aktuelle gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisiert und mit Fakten untermauert. Ob es nun Emanzipation, künstliche Befruchtung, Überforderung oder Intersexualität (Chapeau: endlich einmal ein wichtiges Thema, das so oft unbeachtet bleibt!) betrifft - das Buch regt zum Nachdenken an, ohne in eine Richtung zu drängen oder den Zeigefinger zu erheben.

Der flüssige, lebhafte Schreibstil ließ mich geradezu durch das Buch fliegen auch ohne eine große Spannungskurve, da eben die vielen kleinen Geschichten in und um das Geburtshaus so schön zu lesen sind.

Dass die Handlung in den frühen 90er Jahren angesiedelt ist, ist sogar noch ein gewisser Mehrwert, da bei mir viele Erinnerungen geweckt wurden und ich so auch immer gleich einen Vergleich vor Augen hatte, was sich seither geändert hat. Joschka Fischer in Turnschuhen bei der Vereidigung, Punica-Saft oder die Meinung der Bevölkerung über "arbeitenden Frauen" - es gab vieles Wiederzuentdecken.

Man muss sicher nicht zwingend Kinder haben oder wollen, um Freude an diesem Buch zu haben!! Ich freue mich auf den nächsten Band und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Wie der Erste Weltkrieg die Gesellschaft veränderte

Schicksalszeit
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In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, ...

In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden. Während der Erste Weltkrieg zunächst zu euphorischer Begeisterung führt, kippt die Stimmung in der Bevölkerung immer mehr und bald bleibt kein Stein auf dem anderen.

Mit "Schicksalszeit" legt die erfolgreiche Autorin Katja Maybach den ersten Band ihrer neuen Familiensaga, "die Chronik der Familie Laverne" vor. Die Idee dazu kam ihr bei Nachforschungen zu ihrem Großonkel Franz Leiling, dem sie hier in der Figur des ältesten Sohnes der Hoteliersfamilie ein Denkmal setzt. Als Hauptmann im Ersten Weltkrieg ließ er an der Westfront einen drei Stockwerke tiefen Schutzschacht bauen, der auch Zivilisten das Leben rettete und später zum Kulturerbe ernannt wurde. Die gesamte (fiktive) Erzählung ist absolut authentisch und lässt den/die LeserIn tief eintauchen in die Jahre 1914-1918 und macht deutsche Geschichte lebendig und nachvollziehbar.

Bildgewaltig und einfühlsam erzählt Katja Maybach von ihren Figuren und es gelingt ihr, den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen und ihn teilhaben zu lassen an den Schicksalen der Menschen. Von der ersten Seite an war das Buch ein echter Page-Turner - bis hin zu einem dramatischen Finale, das mich in großer Erwartung des zweiten Bandes zurücklässt, da viele Schicksale offen bleiben und neue Fragen aufgeworfen werden.

Auch, wenn der elegante Kurort "Bad Lichtenberg" ein fiktiver ist, hatte ich sofort das Fünf-Sterne-Hotel "Deutscher Kaiser", den Kurbrunnen und den Palmengarten vor Augen.

Die Autorin wechselt häufig die Perspektive und lässt uns den Gedanken und Gefühlen einer ganzen Anzahl von Figuren beiwohnen, so dass der der/die Leser
in einen weitumfassenden Einblick erhält. Auch die Figuren selbst sind wunderbar authentisch und nachvollziehbar beschrieben, so dass jede, bis hin zur meistgehassten, obsessiven Gerda wichtig und passend ist. Dabei sind alle mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich mit den veränderten Umständen weiter; sie ließen mich mitfiebern und auch miträtseln bei ihrem Schicksal.

Wer mehr über die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts lernen und sich dabei auch noch hervorragend unterhalten lassen möchte, kommt an diesem Roman nicht vorbei!

Ich vergebe gute 4,5 Sterne.


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Veröffentlicht am 25.01.2022

Die Entstehung der Prager Karlsbrücke

Die Brücke der Ewigkeit
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Als in einer Gewitternacht die steinerne Judithbrücke in Prag durch die aufgepeitschte Moldau zerstört wird, schwört der halbwüchsige Jan Otlin, als Erwachsener eine unzerstörbare Brücke zu bauen, sofern ...

Als in einer Gewitternacht die steinerne Judithbrücke in Prag durch die aufgepeitschte Moldau zerstört wird, schwört der halbwüchsige Jan Otlin, als Erwachsener eine unzerstörbare Brücke zu bauen, sofern seine Mutter die Katastrophe überlebt, was durch ein Wunder passiert. Als Kaiser Karl IV tatsächlich eine "Brücke für die Ewigkeit " in Prag erbauen lassen will, bewirbt sich Jan als Baumeister, nichtsahnend, dass er in dem ehrgeizigen und missgünstigen Rudolph von Straßburg einen erbitterten Gegner hat.
Zur gleichen Zeit versucht die von ihrem Vater getrennte Halbwaise Maria Magdalena, als Junge Max verkleidet, in Prag zu überleben - und wird zum Spielball mächtiger Feinde....

Der mehrfach preisgekrönte Autor legt hier unter dem Pseudonym "Wolf Hector" einen historischen Prag-Roman vor, der sich ohne weiteres an den Großen seiner Zunft messen lassen kann. Angelehnt an wahre historische Vorkommnisse und Personen, spinnt Hector eine spannende Geschichte über den Bau der berühmten seteinernen Karlsbrücke, die heute noch ein Anziehungspunkt für viele Touristen ist.

Der Roman ist unterteilt in vier "Bücher", die ungewöhnlicherweise jeweils mit "Das Ende" beginnen, bevor die Ereignisse erzählt werden, die zu diesem Ende führen. Dabei fokussiert sich der Autor auf wechselnde Sichtweisen, so dass der Leser einen umfassenden Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelten der einzelnen Figuren erhält. Da lange offen bleibt, wer der wahre Verantwortliche der sich abspielenden Dramen ist und was letztlich die Motive und ZUsammenhänge für die Verurteilung Maria Magdalenas sind, kreiert der Autor eine unglaubliche Spannung. UNd während anfangs verschiedene Handlungsstränge nebeneinander herlaufen, verbinden sich diese immer mehr zu einem harmonischen Ganzen; am Ende wird alles schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst und es kommt zu einem absolut befriedigenden Ende. Ich fand dieses zwar nicht wirklich durchdacht, sondern zugunsten der Dramatik gewählt, doch letztlich zufriedenstellend im Ergebnis..

Der Schreibstil ist flüssig, keinesfalls platt und der Zeit des Hochmittelalters angemessen. Sehr gut gelingt es Hector, den Leser mitzunehmen in die Zeit des ausklingenden 14. Jahrhunderts und beeindruckt mit viel Geschichtswissen, das harmonisch in die Handlung eingebettet ist. Zum Beispiel kommt auch die derzeit bereits schwierige Situation der Juden in Prag zur Sprache.

Die Figuren sind authentisch und mehrdimensional gezeichnet und keinesfalls nur "schwarz/weiß" beschrieben. Schnell fühlte ich mich auf die Seite von Jan Otlin und vor allem Maria Magdalena / Max gezogen, die heimliche Hauptrolle nimmt jedoch der schweigsame Mönch Rübelrap ein, der erstaunliche Kampf-Fähigkeiten hat und der zum Spielball böser Intrigen gewordenen Maria Magdalena liebevoll beisteht. Eine überaus interessante Figur ist auch die "edle Frau Ricarda", deren Heilkunst und vor allem Sterndeuterei nicht nur entscheidenen Einfluss auf den Fortgang der Geschichte nehmen, sondern auch spannendes Wissen über Astrologie vermittelt.

Eine Karte der Stadt Prag, ein Verzeichnis der Personen, das auch die historischen und fiktiven voneinander abgrenzt, eine Zeittafel und ein Glossar runden den Roman perfekt ab.

Ich vergebe für diesen spannenden historischen Roman, der sich zweifelsohne mit Ken Follett und Rebecca Gablé vergleichen lässt, 4,5 Sterne und kann ihn allen Freundes des Genres nur empfehlen!
Nach der Lektüre kann ich es kaum erwarten, Prag und die älteste Steinbrücke Europas in natura kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Charmanter Tirol-Krimi

Die Toten vom Lärchensee
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Johannes Beck, genannt Joe, hat seine berufliche Chance genutzt und bietet Unternehmen an, bei der Lösung komplizierter Situationen behilflich zu sein und wird von "der Organisation" für einen Auftrag ...

Johannes Beck, genannt Joe, hat seine berufliche Chance genutzt und bietet Unternehmen an, bei der Lösung komplizierter Situationen behilflich zu sein und wird von "der Organisation" für einen Auftrag gebucht. Diese arbeitet überwiegend im Geheimen und mischt sich in die Weltpolitik ein. Dazu benötigt sie Geld, viel Geld, was eigentlich kaum auf legalem Weg zu verdienen ist - und so kommt eine Börsenmanipulation ins Spiel. Und damit auch Jana, Joes Freundin. Und dann gibt es auch noch den korrupten Polizisten Daniel Rodriges, der nun ebenfalls zwischen alle Fronten gerät....

Die diesem Techno-Thriller zu Grunde liegende Idee der Börsenmanipulation und die damit zusammenhängenden Aktionen gefallen mir sehr gut und sind eine gute Voraussetzung für einen spannenden Thriller.

Hier nutzt Nicki Borell in seinem vier Teile umfassenden Buch einen äußerst ungewöhnlichen Sprach- bzw. Schreibstil. Auffallend sind die sehr knappen, direkten Sätze, die teilweise sogar auf einzelne Satzbestandteile verzichten, und die extrem kurzen Kapitel. Immer wieder fügt der Autor auch Aufstellungen in den Text ein, wie beispielsweise sieben Punkte von a bis f, was einen Psychopathen ausmacht. Bei nicht einmal 300 nicht sehr eng bedruckten Seiten wird deutlich, dass dieser Thriller nicht besonders umfangreich ist. Ich bevorzuge allerdings deutlich einen anderen Stil.

Die Ausdrucksweise ist äußerst direkt, was mir gerade auch bei den zahlreichen Sexszenen missfallen hat. Möglicherweise ist dieses ein Gender-Problem und Männer mögen diese Art von Schilderungen; ich brauche diese nicht in einem Thriller.

Die Figuren fand ich durchaus interessant, insbesondere Joe scheint ein spannende, mehrdimensionale Persönlichkeit zu sein. Allerdings leidet die Vorstellung doch sehr unter der kurzen Schreibweise, die bei Andeutungen bleibt.

Die komplizierten, technischen Schilderungen, die der Börsenmanipulation zugrunde liegt, ließen eine hohe Kompetenz des Autors vermuten und waren auch für einen Laien wie mich durchaus verständlich.

In der ersten Hälfte des Buches werden erst einmal die wichtigen Figuren und die Organisation vorgestellt, was natürlich einem besonderen Interesse unterliegt. Wie gesagt, ist gerade Joes Tätigkeit faszinierend. Der eigentliche Thriller und damit auch die Spannungskurve beginnt erst im zweiten Teil und leidet für mich ebenfalls unter der Knappheit.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich trotz der interessanten Figuren, Beziehungen und der Themen aufgrund des Stils meine Probleme mit dem Buch hattee - aber das ist ganz sicher Geschmackssache! Wer zu diesem Buch greift, sollte sich im Klaren darüber sein, auf was er sich einlässt, um wirklich viel Freude daran zu haben, darum kann ich es nur eingeschränkt weiterempfehlen.

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