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Veröffentlicht am 06.05.2020

Sooo soo toll wieder!

Hin und nicht weg
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MEINUNG:

Bleib doch, wo ich bin hat mich letztes Jahr absolut begeistern können. Ich habe mich so gefreut, dass es endlich auch mal ein deutsches Setting von einer deutschen Autorin gibt anstatt die üblichen ...

MEINUNG:

Bleib doch, wo ich bin hat mich letztes Jahr absolut begeistern können. Ich habe mich so gefreut, dass es endlich auch mal ein deutsches Setting von einer deutschen Autorin gibt anstatt die üblichen amerikanischen Spielorte in vergleichbaren Büchern. Lisa Keil ist für mich zum absoluten Geheimtipp geworden. Ich habe Hin und nicht weg sehr entgegen gefiebert. 

Hin und nicht weg ist die Liebesgeschichte von Rob, dem charmanten Tierarzt, den wir schon aus Bleib doch, wo ich bin kennen und der Anabel, der Cousine von Lasse, der mit Robs bester Freundin Kaya zusammen gekommen ist. Anabel und Rob lernen sich auf der Hochzeit der beiden kennen. Anabel, die eigentlich in Berlin wohnt, flüchtet quasi aus der Stadt und fährt zu Lasses und Kayas Hochzeit. Dort begegnet sie Rob und wie er der Zufall so will, fängt sie dann als dessen Aushilfe in der Tierarztpraxis an.

Eigentlich könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein. Anabel lebt mehr oder weniger etwas planlos ihr Leben. Sie hat bunte Haare und ist tätowiert. Außerdem genießt sie das Leben und ist kein Fan von irgendwelchen Vorschriften oder starren Lebensentwürfen. Rob auf der anderen Seite, sieht nicht nur sehr gut aus, sondern ist auch sehr gewissenhaft und zuverlässig. In Robs Leben kommt als erstes das Wohl der Tiere und damit auch die Tierarztpraxis. Beim Lesen merkt man schnell, dass dieser Job eine Lebensaufgabe ist und Rob so gut wie nie Freizeit hat. Das Handy ist für Notfälle immer dabei. Selbst auf Kayas und Lasses Hochzeit kommt es zu einem Notfall. Mit diesen unterschiedlichen Lebensmodellen geraten Rob und Anabel das ein oder andere Mal aneinander und stellen aber auch fest, dass der Schein auch trügen kann und beide Eigenschaften haben, die scheinbar gar nicht passen. So ist Anabel sehr ordentlich und arbeitet gern strukturiert.

Ich mochte Rob schon im ersten Teil. Mir gefällt besonders der Aspekt des Tierarztberufs, in den man in diesem Buch noch mehr Einblick bekommt. Das macht Lisa Keil sehr gut, in dem sie Hintergrundinformationen so geschickt einbaut, dass es genau das richtige Maß ist. Ich liebe sowieso Tiere, daher war es für mich auch in diesem Punkt die ideale Lektüre. Die Liebesgeschichte entwickelt sich im richtigen Tempo und muss einige Hürden überwinden. Es gibt auch immer wieder viele ernste Situationen, die mir sehr zu Herzen gegangen sind. Leider erscheint das nächste Buch von Lisa Keil erst im Sommer 2021 und bis dahin heißt es warten.

FAZIT:

Hin und nicht weg konnte mich wieder genauso begeistern wie es bereits Bleib doch, wo ich bin getan hat. Lisa Keil beweist, dass auch deutsche Autorinnen tolle Liebesgeschichten mit Tiefgang mit deutschem Setting schreiben können. Ganz besonders mag ich die Liebe zu den Tieren, die man in ihren Büchern verspürt.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Bittersüße traurige Geschichte

Hör mir zu, auch wenn ich schweige
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MEINUNG:

Hör mir zu, auch wenn ich schweige ist der Debutroman von Abbie Greaves. Die Intention in der Geschichte kommt von der Idee, dass sich ein Ehepaar über längere Zeit nur noch anschweigt. Mich ...

MEINUNG:

Hör mir zu, auch wenn ich schweige ist der Debutroman von Abbie Greaves. Die Intention in der Geschichte kommt von der Idee, dass sich ein Ehepaar über längere Zeit nur noch anschweigt. Mich hat interessiert, warum es dazu gekommen ist und wie man so etwas überhaupt durchhalten kann. Das Buch ist in zwei Teile geteilt: „Ihr Schweigen“ und „Sein Schweigen“.

Zunächst erfahren wir also Franks Sicht. Maggie versucht sich gleich am Anfang das Leben zu nehmen. Allerdings landet sie im Koma und Frank beginnt ihre gemeinsame Geschichte aufzurollen. Es gibt immer wieder Sprünge in die Gegenwart, aber eigentlich steht die Vergangenheit der beiden im Vordergrund. Ich habe schon frühzeitig geahnt, dass irgendwas schreckliches bei den beiden vorgefallen sein muss. Frank fällt es sehr schwer wieder mit seiner Frau zu sprechen und auch seine Beweggründe darzulegen, warum er von heute auf morgen geschwiegen hat. Man spürt wie sehr er seine Maggie liebt. Die Kennenlerngeschichte der beiden ist wirklich sehr rührig. Beide sind auch so unterschiedlich. Frank ist der ruhige, introvertierte Wissenschaftler und Maggie die quirlige, kommunikative Krankschwester.

Nach 40 Ehejahren haben sich die beiden nun 6 Monate angeschwiegen. Es gibt ein großes, tragisches Ereignis, was dazu geführt hat, welches ich hier aber nicht verraten möchte. Man bekommt als aufmerksamer Leser allerdings schon recht früh eine Ahnung, in welche Richtung das Geschichte gehen könnte. Das steigert sich dann enorm als klar wird, worauf es hinausläuft. Der Leser, Frank und Maggie stehen quasi stumm dabei als ein Auto gegen die Wand fährt, im übertragenden Sinne gemeint. Ich finde die beiden trifft nicht wirklich eine Schuld.

Schuld ist die große zentrale Fragen, um die es sich hier dreht. Vielleicht hätten sich energischer sein sollen. Besonders Frank ist sehr zaghaft und unsicher. Beide sind auch so ein bisschen gelähmt zum Schluss. Es bleibt natürlich am Ende die Frage, ob sie mit anderem Verhalten etwas hätten ändern könnten. Als außenstehender, objektiver Leser kann man darüber sicherlich sehr schnell urteilen. Mir hat es jedenfalls das Herz gebrochen, genauso wie den beiden. Die Geschichte wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

FAZIT:

Die Geschichte von Frank und Maggie ist eine sehr intensive Familientragödie, die mich bereits nach den ersten Seiten schon nicht mehr los lassen konnte. Es ist eines der Bücher, bei denen ich den Eindruck habe, ich dürfte die Protagonisten nicht allein lassen und muss unbedingt den Weg mit ihnen zu Ende gehen. Die Autorin werde ich mir merken!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Eine Neuentdeckung

Muldental
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MEINUNG:

Daniela Krien war mit von ihrem Roman Die Liebe im Ernstfall bereits ein Begriff. Allerdings habe ich das Buch nicht gelesen. Ich muss vorneweg sagen, dass weder ein großer Fan von Erzählungen ...

MEINUNG:

Daniela Krien war mit von ihrem Roman Die Liebe im Ernstfall bereits ein Begriff. Allerdings habe ich das Buch nicht gelesen. Ich muss vorneweg sagen, dass weder ein großer Fan von Erzählungen (zu kurz) und Geschichten nach der Wende bin (häufig einfach zu persönlich, weil mit der eigenen Familiengeschichte zu eng verknüpft). Trotzdem wollte ich die Autorin unbedingt entdecken.

Ich nehme an, dass der Name der Erzählungen an den Muldentalkreis im Norden von Sachsen angelehnt ist, wozu auch Leipzig gehört, wo die Autorin lebt. Sie ist selbst in den 19070er Jahren in der DDR geboren und weiß also wovon sie schreibt.

Die Wende und damit einhergehende Zusammenbruch der DDR war für viele ein sehr einschneidendes Erlebnis in der eigenen Biografie und zwar in beiderlei Hinsicht (positiv und negativ). Auch wenn einige, so wie ich auch, noch zu jung waren, um dieses Ereignis selbst mitzubekommen, spürte man aber doch die Auswirkungen in der eigenen Familie. Wie ich schon sagte, lese ich hier nur sehr wenig und ausgewählte Literatur, weil das Thema an sich schon immer sehr präsent im privaten Familienumfeld ist.

Daniela Krien hat hier zehn Erzählungen verfasst, die mich trotz ihrer Kürze mit voller Wucht mitgenommen haben. Der Erzählstil ist sehr nüchtern und unaufgeregt und dennoch gibt es eine unterschwellige Spannung. Mich erinnert der Schreib- und Erzählstil ein wenig an Ferdinand von Schirach. Viele Geschichten haben mich auch wirklich mitgenommen, weil sie keinen guten Ausgang hatten. Die Wende und die damit einhergehenden Ungewissheiten um die eigene Existenz prägen viele der Protagonisten und sie sind gezwungen andere Wege zu gehen.

FAZIT:

Muldental hat mich absolut begeistert, vor allem der Schreib- und Erzählstil der Autorin. Ich werde auf jeden Fall auch noch Die Liebe im Ernstfall lesen und freue auf weitere Bücher der Autorin!.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 17.12.2019

Noch besser als Band 1

Zimmer 19
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INHALT:
Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller.
Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita ...

INHALT:
Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller.
Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch eine Gruppe von Prominenten um Keller mauert. Was hat der Bürgermeister zu verbergen? Und wer ist die Zeugin, die aussieht wie Tom Babylons vor Jahren verschwundene Schwester? Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Mord passiert. Plötzlich stellt Sita Johanns fest, es gibt eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern: Ein furchtbares Ereignis in ihrer Jugend - und die Zahl Neunzehn.

MEINUNG:
Schlüssel 17 hat mich richtig begeistert und ich mehr als ungeduldig den zweiten Teil um den Berliner Ermittler Tom Babylon erwartet. Vor allem, weil immer noch nicht klar ist, was nun eigentlich mit seiner Schwester Viola passiert ist.

Der „Tatort“ ist diesmal die Berlinale. Hier wird statt des erwarteten Films ein sogenannter Snuff-Film gezeigt, d.h. ein Film, in dem eine Person vor laufender Kamera umgebracht wird. Dabei handelt es sich um die Tochter des Bürgermeisters und dementsprechend schlägt der Film, den nun so viel Leute gesehen haben, riesige Wellen und ruft Tom Babylon und die Psychologin Site Johans, die wir auch schon aus Band 1 kannten, auf den Plan.

Wie üblich bei Marc Raabe sind die ganzen Geschehnisse sehr komplex und es gibt eine Menge Personen, die man erst einmal auseinanderhalten muss. Zwischen den Kapiteln in der Gegenwart gibt es immer mal wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diesmal bekommen wir Einblick in die von Sita. Zunächst empfand ich das fast ein wenig als störend, weil ich hier noch keinen Zusammenhang sehen konnte, aber natürlich schreibt der Autor solche Teile nicht ohne Grund so ausführlich. Gerade deswegen war ich schon nach wenigen Kapiteln wieder absolut begeistert von der Geschichte. Man sollte hier definitiv auch in der Reihenfolge der Bücher bleiben, weil sich die Rahmenhandlung, nämlich das Verschwinden von Toms Tochter Viola vor 20 Jahren, immer noch über dem Fall schwebt.

Tom ist diesmal etwas weniger besessen Viola zu doch noch zu finden, aber es natürlich schwebt sie immer in seinen Gedanken und erführt auch imaginäre Gespräche mit ihm. Es ergeben sich auch immer so ein paar kleine Hinweise, aber wirklich näher kommt man Viola auch nicht bis auf den Schluss, der mit einem riesigen Cliffhanger endet und jetzt heißt es leider wieder warten!

FAZIT:
Die Reihe um Tom Babylon ist für mich momentan einer der besten Thriller Reihen auf dem deutschen Buchmarkt. Zimmer 19 fand ich noch ein bisschen besser als Schlüssel 17. Der Thriller ist komplex und sehr spannend. Ich konnte ihn kaum aus Hand legen.

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 08.11.2019

Großartig!

Laufen (DAISY Edition)
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INHALT:
Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder ...

INHALT:
Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.
Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.
MEINUNG:
Die Autorin Isabel Bogdan war mir zunächst nur als Übersetzerin bekannt. Dann habe ich von ihr Der Pfau gelesen (für mich immer noch eines das schönste Buchcover, die ich je gesehen habe) und war zunächst angetan, aber noch nicht restlos überzeugt von der Autorin.

Die Ich-Erzählerin hat vor ungefähr einem Jahr ihren Lebensgefährten verloren und befindet sich immer noch in der Phase mit dem Verlust fertig zu werden. Neben der Trauer spielen natürlich auch Schuldgefühle eine große Rolle, denn er litt unter Depressionen und sie hängt immer wieder den Gedanken nach bestimmte früher hätte erkennen zu müssen. Diesen Gedanken hängt sie beim Laufen nach, mit dem zu Anfang des Romans beginnt. Das Laufen stellt hier den Rahmen der Geschichte her und steht analog auch für die Entwicklung, die sie in der Zeit macht. Mit dem Fortschritt des Laufens kämpft sie sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben, welches für sie auch lebenswert und vor allem freier von Schuldgefühlen ist.

Die Ich-Perspektive sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedanken, die sich natürlich um das Hier und Jetzt und damit dem DANACH spielen, aber um das DAVOR. Wir erfahren, wie die beiden sich kennen gelernt haben, wir ihr Leben zusammen war, was sie aneinander geliebt und gehasst haben. Wir erfahren, dass sie keine Kinder hatten und wir dabei lässt die Protagonistin uns immer an ihren Gefühlen teilhaben. Natürlich reflektiert sie auch immer bei gewissen und betrachtet einige Dinge nun aus einer anderen Perspektive. Es ist für sie nicht immer ganz einfach, wenn dabei auch Gefühle der Erleichterung oder gar Freude aufkommen, denn jemand der trauert, dem stehen solche Gefühle nicht zu oder könnten als Verrat gewertet werden. Ich fand diese sehr ehrliche Darstellung des Trauerprozesses sehr intensiv, aber sehr ehrlich und authentisch. Man merkt, dass Trauer immer wieder in Schleifen verläuft und es Tage gibt, die sie wieder weit zurückwerfen. Auch für ihr Umfeld ist es nicht einfach, sie dort aufzufangen. Von manch einem bekommt sie mehr Rückhalt und darf ganz sie selbst sein und von anderer Seite gibt es Unverständnis und auch Berührungsängste. Auch das sind meiner Meinung nach zwei völlig authentische Muster.

FAZIT:
Mit Laufen hat mich Isabel Bogdan restlos überzeugt. Die Trauerarbeit einer Frau, die ihren Lebensgefährten verloren hat, verpackt mit dem Thema des Laufens war für mich großartig und vor allem sehr einfühlsam umgesetzt. Besonders gefiel mir, dass sie auch Gedanken und Gefühle angesprochen hat, die man glaubt in so einer Phase nicht haben zu dürfen. Selten so eine Geschichte in der Art gelesen, die so sehr mein Herz berührt hat und die auch wichtig ist, weil hier auch Tabu-Themen angesprochen werden über die viel mehr gesprochen werden müsste.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.