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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Warmherzige Geschichte mit sympathischen Figuren - so muss ein Frauenroman sein

Im Herzen das Glück
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Dieses Buch ist eine herzerwärmende Geschichte, die keine Längen aufwies und mich gut unterhalten hat. An einigen Stellen kommt sogar richtig Spannung auf - was bei einem solchen Frauenroman nicht unbedingt ...

Dieses Buch ist eine herzerwärmende Geschichte, die keine Längen aufwies und mich gut unterhalten hat. An einigen Stellen kommt sogar richtig Spannung auf - was bei einem solchen Frauenroman nicht unbedingt
üblich ist.

Es geht einerseits um ein junges Paar, Libby und Jason, die das etwas in die Jahre gekommene kleine (Land-)Hotel von Jasons Mutter wieder auf Vordermann bringen wollen. Andererseits wird das Leben von Libby durcheinandergewirbelt, als auf der Landstraße vor dem Hotel eine junge Frau angefahren wird, die keine Papiere bei sich hat und sich nach dem Unfall noch nicht einmal daran erinnern kann, wie sie heißt - geschweige denn, warum sie auf dieser Straße unterwegs war. Libby nimmt sich der jungen Frau an und es entsteht eine Freundschaft, die beide Frauen zu sich selbst finden lässt.

Die Geschichte ist mir beim Zuhören (ich habe sie als Hörbuch genossen) an keiner Stelle langweilig geworden, die beiden Frauen fand ich beide sehr sympathisch und lebensnah - mit ihren ganz eigenen Hoffnungen, Ängsten und Träumen. Lucy Dillon hat sie sehr warmherzig gezeichnet und es war eine Freude, sie beide zu begleiten.

Nachdem ich schon einmal ein Buch von Lucy Dillon gelesen hatte, von dem ich nicht ganz so begeistert war, muss ich sagen: hier hat sie ordentlich einen draufgesetzt und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Geschichte von ihr, die ich auf jeden Fall wieder lesen werde!

Veröffentlicht am 03.10.2023

Berlin am Scheideweg - und Hulda mittendrin

Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt
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Was Anne Stern einfach unvergleichlich gut kann: die Leser mitten hinein ziehen in eine Situation, eine Stimmung, eine Zeit. Auch 1929 ist man wieder mittendrin, wenn man Hulda auf ihrem weiteren Lebensweg ...

Was Anne Stern einfach unvergleichlich gut kann: die Leser mitten hinein ziehen in eine Situation, eine Stimmung, eine Zeit. Auch 1929 ist man wieder mittendrin, wenn man Hulda auf ihrem weiteren Lebensweg begleitet.

Seit Band 5 und der turbulenten Geburt ihrer Tochter Meta sind drei Jahre vergangen - nicht für die Leser, denn Band 5 ist noch nicht einmal ein Jahr alt - aber für Hulda und die Menschen um sie herum. Wir schreiben das Jahr 1929 und das Leben in Berlin schwankt zwischen hoffnungsvollem Aufschwung und trauriger Bescheidenheit. Während die Nationalsozialisten weiter Anhänger um sich scharen, versuchen so viele Berliner einfach ihr Auskommen zu finden und von dem wenigen, das sie besitzen irgendwie zu leben.

Diese Gegensätze versteht die Autorin gekonnt in Szene zu setzen, indem sie zum Beispiel genau auf Huldas Kundinnen in der Mütterfürsorgestelle schaut, andererseits aber die gut situierte „Schwiegerfamilie“ von Wenckow porträtiert, mit denen Hulda schon wegen ihrer Tochter immer wieder Berührungspunkte hat. Und so lebt Hulda zwischen den Welten und fühlt sich selbst keiner wirklich zugehörig. Sie ist - zu Recht - stolz, allein für sich und ihre Tochter sorgen zu können. Auch wenn es sich immer wieder schwierig gestaltet.

Doch Hulda beißt sich durch und es ist schön zu lesen, dass sie in diesem Band auch wieder einmal Schmetterlinge im Bauch haben darf - auch wenn sich die Anbahnung der Beziehung nicht gerade einfach darstellt.

Wie immer habe ich Hulda sehr gern durch Berlin begleitet und die Nebenhandlung mit der Einbruchsserie rund um Huldas Wohn- und Arbeitskiez bringt Spannung in den Roman. Dennoch hatte ich das Empfinden, dass die Krimi-Elemente diesmal hinter dem „gesellschaftlichen“ Erzählstrang zurückblieben.

Doch das tat dem Roman keinen Abbruch! Ganz im Gegenteil. Je länger ich Hulda begleite, desto mehr möchte ich von ihr und ihrem Umfeld erfahren. Ich brauche keine Krimihandlung (mehr), um mich mit Hulda wohlzufühlen und an ihrem Schicksal Anteil zu nehmen. Insofern bin ich jetzt schon gespannt, was Hulda in dem bereits angekündigten Band 7 widerfahren wird („Nacht über der Havel“ soll im Dezember 2024 erscheinen - eine Leseprobe ist dem jetzt erschienenen Band auf den letzten Seiten bereits beigefügt).

Mir hat es wieder viel Vergnügen bereitet, Hulda in ihrem Alltag und auch im Nachtleben Berlins zu begleiten - wie ich finde, ist und bleibt „Fräulein Gold“ eine der besten deutschen Roman-Reihen über die 1920er Jahre!


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Veröffentlicht am 27.08.2023

Atmosphärisch, spannend, mit unerwartetem Ende

Hell
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Ich muss schon sagen, für einen Debütroman im Krimi-/Thrillerbereich ist dieses Buch wirklich gut gelungen. Am meisten beeindruckt hat mich bei diesem Erstlingswerk einer jungen australischen Autorin, ...

Ich muss schon sagen, für einen Debütroman im Krimi-/Thrillerbereich ist dieses Buch wirklich gut gelungen. Am meisten beeindruckt hat mich bei diesem Erstlingswerk einer jungen australischen Autorin, dass sie es geschafft hat, ein Ende zu erschaffen, das sowohl die Fragen der Leser beantwortet als auch Überraschungsmomente zu bieten hat.

Die Grundstory ist schnell erzählt: vor 20 Jahren verschwand ein kleines Mädchen spurlos und ihrer Zwillingsschwester machen die Auswirkungen dieses Dramas auch heute noch zu schaffen. Ein Privatdetektiv hat den Ehrgeiz, den Cold Case aufzuklären - doch seine Motive sind sehr persönlich, wie sich im Laufe des Buches herausstellt.

Das atmosphärische Setting in einer abgelegenen Gegend Australiens ermöglicht den Lesern spannendes Kopfkino. Man spürt förmlich die Hitze und den Staub und wird von der teilweise sozialfeindlichen Wohnsituation (3 Stunden Fahrzeit in die nächste größere Stadt) eingenommen. Für ein Thrillersetting ist diese Konstellation natürlich ideal und durch den bildhaften Erzählstil der Autorin ist man immer hautnah dabei und spürt die teilweise beklemmende Atmosphäre.

Nach und nach offenbaren sich die wahren Gründe für den Ehrgeiz des Privatdetektivs Lane Holland und man ahnt schon, dass das zu massiven Verwicklungen führen wird und dass es kaum ein gutes Ende nehmen kann. Ich war trotz ihrer Eigenheiten sehr nah an den Protagonisten, sowohl an Lane als auch an Mina. So bin ich atemlos durch das Buch geflogen und hatte an keiner Stelle ein Gefühl von Langeweile oder “es zieht sich“.

Die Auflösung, was den Fall von Minas Schwester betrifft, war ab einem bestimmten Zeitpunkt zwar zu erahnen, die Umsetzung des Showdowns (und vor allem der Auswirkungen auf die Protagonisten) fand ich schon sehr clever konstruiert und trotzdem nicht unglaubwürdig.

Alles in allem ein Thrillerdebüt, das sich auf jeden Fall zu lesen lohnt - für Leute mit einer Affinität zu Australien auf jeden Fall, aber auch für jeden, der gut geschriebene Thriller mag. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Flossenwunder!

Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten
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Was für ein tolles, informatives und dennoch unterhaltsames Buch! Leider war es mir bisher nicht vergönnt, eine Meeresschildkröte in der freien Natur zu sehen, aber mit diesem Buch kann man sich den Flossenwundern ...

Was für ein tolles, informatives und dennoch unterhaltsames Buch! Leider war es mir bisher nicht vergönnt, eine Meeresschildkröte in der freien Natur zu sehen, aber mit diesem Buch kann man sich den Flossenwundern ganz ohne Berührungsängste nähern, während man in freier Natur immer genügend Abstand lassen sollte, um die Tiere nicht zu (ver-)stören.

Die Autorin Frauke Bagusche nimmt uns mit auf eine Reise durch die Ozeane, beschreibt die sieben verschiedenen Schildkrötenarten, führt uns zu den Nist- und Futterplätzen der Schildkröten, beschreibt ihren unglaublichen Orientierungssinn (sie finden über tausende Kilometer an den Strand ihrer Geburt zurück!) und klärt über die Gefahren für die imposanten Meeresbewohner auf.

Ihr Stil ist dabei lehrreich, aber nie belehrend, informativ und unterhaltsam – sie versteht es, auch komplexe Sachverhalte und Zusammenhänge so zu erklären, dass man sie ohne weitere Vorkenntnisse verstehen kann. Das sorgt dafür, dass man ein Bewusstsein entwickelt für die vielen Schwierigkeiten, denen die Meeresschildkröten in unserer modernen Umwelt ausgesetzt sind.

Natürlich sind Klimawandel und Umweltverschmutzung große Faktoren, die permanent auf die Population der Meeresschildkröten einwirken. Frauke Bagusche zeigt an vielen Beispielen aus ihrer Forschung, was welche Folgen hat, aber auch, wo Lösungsansätze liegen könnten. Besonders deutlich wird das Problem zum Beispiel an einem Foto aus dem Bildteil, das den Mageninhalt einer verendeten Meeresschildkröte zeigt – ausschließlich Kunststoffe und Plastik. Warum sich gerade der Plastikmüll im Magen der Schildkröten sammelt, erläutert sie nachvollziehbar – das ist wirklich herzzerreißend.

Die vielen Quellenangaben am Ende des Buchs zeigen, wie erst die Autorin ihre Recherche für das Buch genommen hat. Es ist auf keinen Fall nur „dahingeschrieben“, sondern steckt voller nachvollziehbarer Fakten, die auch alle gut belegt sind. Das spricht für die Glaubwürdigkeit der dargestellten Zusammenhänge und hat in mir ein tiefes Vertrauen in die Autorin und ihre Bücher geweckt – und darum werde ich ganz sicher auch noch ihr erstes Buch „Das blaue Wunder“ lesen.

Lediglich ein paar Kleinigkeiten habe ich vermisst: Ich hätte gern noch etwas mehr aus dem „Alltag“ der Meeresschildkröten erfahren. Zum Beispiel habe ich mich gefragt wie sie schlafen (über Wasser? Unter Wasser, obwohl sie keine Kiemen haben?). Das wurde leider nicht beleuchtet im Buch. An einigen Stellen hätte ich gern noch etwas vertiefter gelesen, z. B. als es um die Geschlechtsbildung des Nachwuchses ging (das ist nämlich eine super interessante Geschichte!). Von diesen wenigen Kleinigkeiten abgesehen war es für mich ein tolles Leseerlebnis mit dem guten Gefühl, sich Wissen und Bewusstsein angeeignet zu haben für diese wunderbaren Wesen. Ein Buch, das ich jedem Naturliebhaber nur wärmstens empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 15.10.2021

Die Welt der Düfte entdecken

Das Haus der Düfte
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Es ist wahrscheinlich jedem schon einmal so gegangen, dass ein Duft oder bestimmter Geruch sofort für Bilder im Kopf gesorgt hat. Düfte können Erinnerungen und starke Gefühle auslösen – und nicht zuletzt ...

Es ist wahrscheinlich jedem schon einmal so gegangen, dass ein Duft oder bestimmter Geruch sofort für Bilder im Kopf gesorgt hat. Düfte können Erinnerungen und starke Gefühle auslösen – und nicht zuletzt das machen sich Parfümeure auf der ganzen Welt zu Nutze, wenn sie neue Düfte komponieren.

 

Und genau darum geht es in „Das Haus der Düfte“. Eingebettet in eine geheimnisvolle Familiengeschichte setzt die Autorin den Parfümeuren und den großen Parfumhäusern wie Guerlain, Molinard, Dior usw. ein Denkmal. Die fiktive Parfumeurs-Dynastie Girard dient als Beispiel für ein florierendes Familienunternehmen in Grasse, der „Hauptstadt der Düfte“. Und dort entspinnt sich über die Jahre eine Geschichte über Liebe und Hass, über Gewinnen und Verlieren, über Fluch und Segen der Parfumherstellung.

 

Dabei hat die Autorin sehr umfangreich recherchiert und nimmt die Leser mit in eine Welt, die uns normalerweise verborgen bleibt. Denn die meisten Menschen kennen nur das fertige Parfum – und entweder man mag es, oder man mag es nicht. Der langwierige Prozess der Herstellung – und damit ist nicht das Zusammenführen der Duftöle und das Abfüllen gemeint – wird genau beschrieben und zeigt, wie schwierig es ist, ein Parfüm zu kreieren. Es geht darum die verschiedenen Komponenten genau passend zueinander zu mischen, abzustimmen, die Halt- und Haftbarkeit des Duftes auf der Haut zu verbessern. Da ist viel Chemie im Spiel, aber auch Psychologie – und eine besonders gute Nase.

 

Eine solche hat Hauptfigur Anouk, die in den 1950er Jahren nach Grasse zur Familie Girard kommt und in der Stadt eine Ausbildung zur Parfümeurin macht. Daneben kommt sie ihrer Familiengeschichte auf die Spur.

 

Die Autorin hat diese Familiengeschichte in 7 Teilen erzählt, springt aus den 50er Jahren immer wieder in die Vergangenheit und lässt die Anfänge des Familienunternehmens lebendig werden. Spannend bis zum Schluss erzählt sie von einer Familienfehde, die immer wieder Hass, aber auch Liebe hervorbringt und sogar Menschenleben kostet. Die Story ist komplex aufgebaut und die Zusammenhänge erschließen sich erst mit der Zeit.

 

Mein kleiner Kritikpunkt ist, dass aufgrund der Komplexität der Geschichte nicht jede (Neben-)Handlung so auserzählt wird, dass sie wirklich schlüssig ist. Mitunter gehen mir gegen Ende die Auflösungen zu schnell und sind zu einfach, um wirklich schlüssig zu sein. Das (sicherlich gewünschte) Happy End konnte ich besonders bei einer Person nicht ganz nachvollziehen.

 

Allerdings schadet das nicht dem Gesamteindruck, den das Buch hinterlässt, denn es ist eine wirklich gut aufgebaute Geschichte, die aufgrund ihres Themas und der tollen Beschreibungen der „Duftwelten“ lange im Gedächtnis bleibt. So stelle ich mir einen geheimnisvollen Familienroman vor! Für meine kleinen Kritikpunkte ziehe ich ein halbes Sternchen ab und empfehle euch „Das Haus der Düfte“ mit 4,5 Sternen und der Beurteilung “DUFTE!“ gern weiter!

 

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