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Veröffentlicht am 29.06.2020

Erschreckende Vorstellung

Die Wahrheit
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Es gibt so viele unschätzbar wertvolle historische Dokumente, die Gutenberg Bibel, Skizzen von Leonardo Da Vinci, originale Seekarten aus Zeiten der großen Entdecker, die Unabhängigkeitserklärung, auf ...

Es gibt so viele unschätzbar wertvolle historische Dokumente, die Gutenberg Bibel, Skizzen von Leonardo Da Vinci, originale Seekarten aus Zeiten der großen Entdecker, die Unabhängigkeitserklärung, auf die Amerika so stolz ist, eine unendliche Liste. Jedes Land, jeder Kontinent, jede Religion hat ihr eigenes Gedächtnis, ihre Geschichte, festgehalten in Büchern, verwahrt in riesigen Bibliotheken und zusätzlich archiviert und jederzeit abrufbar über Suchmaschinen im Internet. Was würde nun passieren, wenn die Menschen nicht mehr zurückgreifen könnten auf dieses Wissen, wenn es verloren ginge? Vernichtet bei verheerenden Bränden, oder gelöscht aus den Weiten des World Wide Web. Wäre dann tatsächlich all das was wir uns erinnern nicht mehr wahr? Hat dann zum Beispiel die Inquisition nie stattgefunden, Shakespeare nie Hamlet geschrieben, Kolumbus nie Amerika entdeckt, gab es nie Sklaverei, oder Judenverfolgung? Wenn es keine schriftlichen Beweise, keine Zeitzeugen für solche Aussagen gibt, sind sie dann tatsächlich falsch, ist unsere Geschichte ein weißes Blatt und wir damit frei von allen Altlasten?

Philosophisch gesehen schafft der Autor hier ein sehr interessantes Diskussionsthema, menschlich gesehen ein wahres Horrorszenario und leider auch Erinnerungen an dunkle Teile unserer deutschen Vergangenheit, denn auch hier sind schon Bücher in Flammen aufgegangen, ähnlich wie im Buch.

Maggie Costello, ehemalige Mitarbeiterin im weißen Haus ist nicht zum ersten Mal Hauptfigur in einem Triller des Autors, für mich war es allerdings das erste Zusammentreffen. Das Buch kann gut ausser der Reihe gelesen werden, es fehlen vielleicht ein paar Hintergründe zu den Figuren, aber das merkt man nur am Rande, wenn man vielleicht eine Entscheidung von Maggie in Frage stellt, oder ihr Handeln etwas unvernünftig erscheint. Figuren und Story kommen, wie zu erwarten, sehr amerikanisch. Der Autor schreibt mit viel Pathos, sehr ausschweifend, teilweise in typisch amerikanischen Klischees. Erschreckend dabei, wie aktuell Teile des Buches angesichts der brisanten Ereignisse in den USA und der Black lives Matter Bewegung gerade sind.

Der Autor bringt Themen in seinem Buch unter, die speziell in Amerika, die Sklaverei, aber auch global, der Holocaust, seit Jahrzehnten immer wieder für Leid, aber auch Konflikte sorgen. Da das Buch ein Thriller und kein Sachbuch ist geht er dabei natürlich nicht wirklich in die Tiefe, wirft aber, wie oben bereits angedeutet, interessante und erschreckende Gedankengänge auf. Man findet im Buch auch den ein, oder anderen Seitenhieb auf die aktuelle Regierung.

Die Geschichte folgt in Stil und Ausarbeitung ganz dem Vorbild der Bücher von Tom Clancy, es gibt eine Bedrohung, politische Verwicklungen, eine Heldin, die erst als Beste ihres Fachs gehandelt wird, später in Ungnade fällt und nun quasi im Alleingang und unter Einsatz des eignen Lebens versucht zu retten was zu retten ist. Sicher ließe sich der Stoff auch gut verfilmen. Es gibt typische spannende Thrillerelemente, aber über weite Strecken lebt die Geschichte von Recherchearbeit und dem Zusammenfügen von Puzzleteilen. Manchmal war es schwer die Gedankengänge nachzuvollziehen, stellenweise hat sich die Geschichte etwas gezogen. Wer auf viel Action und Geballer steht wird hier eher enttäuscht sein.

Zusammenfassend hat der Autor einen soliden Roman abgeliefert, ganz in Tradition der großen Politthriller der 80/90er Jahre. Manchem Leser wird wahrscheinlich die Action fehlen, manche werden die oberflächliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen bemängeln. Meinen Geschmack hat es getroffen, die Reihe werde ich wohl aber erstmal nicht lesen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Klassiker

Die Verwandlung
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Gregor Samsa wacht morgens auf und fühlt sich eigenartig, was wohl daran liegt, dass er sich über Nacht in eine Art Käfer verwandelt hat. Im Buch wird immer von Ungeziefer gesprochen. Während die Eltern ...

Gregor Samsa wacht morgens auf und fühlt sich eigenartig, was wohl daran liegt, dass er sich über Nacht in eine Art Käfer verwandelt hat. Im Buch wird immer von Ungeziefer gesprochen. Während die Eltern mit der Situation nicht zurechtkommen, kümmert sich seine Schwester um ihn. Allmählich wird der neue Zustand akzeptiert und führt zu einigen Veränderungen in der Familie, doch eines Tages wird es Allen zu viel und es kommt zum offenen Konflikt.

Franz Kafka's Klassiker ist sicher vielen Schülern und Studenten als Pflichtlektüre bekannt. Die Geschichte dürfte dabei nicht unbedingt jedem gleichermaßen zugänglich sein, haben wir hier in allem eine Metapher und da nun genau das rein zu interpretieren, was der Autor, oder der Litheraturprofessor möchte, ist sicher nicht immer leicht.

Die Geschichte ist an sich sehr eingängig geschrieben und leicht zu lesen. Das Reclamheftchen umfasst gerade mal 86 eng bedruckte Seiten. Der Ich - Erzähler Gregor lässt den Leser teilhaben an seiner Verwandlung, seinen Gedanken und Gefühlen dazu, seinem nun folgenden Alltag, aber auch an den Veränderungen, die sein Zustand innerhalb der Familie auslöst. Der Vater muss sein Rentnerdasein aufgeben und wieder arbeiten, die Köchin muss entlassen werden, Zimmer in der Wohnung werden untervermietet. Da Gregor als Versorger wegfällt ändert sich auch das Verhalten der Familie ihm gegenüber und Gregor leidet darunter sehr.

Die Erzählung behandelt Veränderung, die Folgen daraus, sowie die Angst davor. Es geht um Akzeptanz, oder vielmehr das Fehlen der Selbigen, um soziale Verpflichtungen, um Konflikte zwischen Eltern und Kindern. Das Buch enthält unzählige Deutungsmöglichkeiten und wird sich sicher jedem Leser anders erschließen. Ein Klassiker den man gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 01.06.2020

Schöne Zusammenstellung

Der Grüne Planet
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Der Klimawandel ist wohl das beherrschende Thema der letzten Jahre und es musste erst ein weltweiter Virus kommen, um die Aufmerksamkeit etwas umzulenken. Schon lange hat kein Thema die Menschen so polarisiert, ...

Der Klimawandel ist wohl das beherrschende Thema der letzten Jahre und es musste erst ein weltweiter Virus kommen, um die Aufmerksamkeit etwas umzulenken. Schon lange hat kein Thema die Menschen so polarisiert, vor allem die Fridays for Future Bewegung hat die Menschen gespalten, allen voran ein junges Mädchen namens Greta. Diese Greta findet auch Erwähnung in einigen der Geschichten in diesem Buch.

Das Buch ist eine Anthologie, es vereint kurze Geschichten rund um das Thema Klimawandel und dessen Folgen für Erde und Menschheit. Jeder enthaltene Autor hat seine ganz spezielle Sicht auf die Dinge eingebracht, während einige den Untergang der Menschheit prophezeien, geben andere dem Planeten und uns noch eine Chance, in manchen Geschichten bleibt uns nur die Flucht in den Weltraum, wärend wiederum in der nächsten die Menschen auf den regenerierten Planeten zurück möchten. Es gibt ebenso Geschichten, die in weit entfernter Zukunft spielen, wie solche, deren Ereignisse noch in unserer Lebensspanne eintreten könnten. Den Leser erwartet eine vielfältige und spannende Reise durch verschiedene Szenarien, die Geschichten sind spannend, beängstigend, hoffnungsvoll und bieten viel Stoff zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln.

Begleitend zu jeder Geschichte gibt es eine Illustration, im selben Stil wie das Cover des Buches. Es handelt sich dabei nicht um Fotos, oder Malerei, sondern eher um eine Art Collage, in der die Geschichte nocheinmal aufgegriffen wird. Die Bilder bieten viele Details und sind fast so etwas wie Wimmelbilder auf denen es viel zu entdecken gibt Da hat sich jemand sehr viele Gedanken gemacht.

Eine sehr schöne Zusammenstellung für SiFi Fans, aber auch für andere Leser, die sich mit dem Thema Klimawandel und seine Folgen beschäftigen.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Überraschend

Das Gerücht
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Eine idyllische Kleinstadt am Meer, der perfekte Ort für die alleinerziehende Joanna und ihren Sohn Alfie, der es in seiner alten Schule in London nicht gerade leicht hatte. Joanna fühlt sich noch etwas ...

Eine idyllische Kleinstadt am Meer, der perfekte Ort für die alleinerziehende Joanna und ihren Sohn Alfie, der es in seiner alten Schule in London nicht gerade leicht hatte. Joanna fühlt sich noch etwas fremd unter den anderen Müttern und bekommt eher am Rande ein Gerücht mit, angeblich soll eine Kindermörderin unter neuer Identität in ihrem beschaulichen Küstenstädtchen leben. Ohne sich etwas dabei zu denken erwähnt Joanna das Gehörte in ihrem Lesezirkel und setzt damit etwas in Gang, das sich rasend schnell jeglicher Kontrolle entzieht. Ich

Gerüchte kennt sicher jeder von uns aus seinem eigenen Umfeld. Da wird vielleicht etwas über den kauzigen alten Nachbarn getuschelt, oder über den Trainer der Fussballmanschaft, der sich so gut mit den Müttern versteht, oder auch über die viel zu junge neue Freundin eines guten Bekannten. Jeder von uns hat schon Gerüchte gehört und viele von uns haben mit Sicherheit auch schon mal eines weiter erzählt. Im Normalfall geht sowas glimpflich aus, dass das aber auch eine ganz eigene, bedrohliche Dynamik entwickeln kann, beschreibt die Autorin eindrücklich in diesem Buch.

Die Geschichte läuft über weite Strecken eher unauffällig, unspektakulär, recht ruhig plätschert das Ganze dahin. Das Gerücht schlägt zwar Wellen, erregt die Gemüter, aber die Geschichte erzählt eben auch viel drumherum. Es gibt einen großen Kreis von Figuren, die alle in irgendeiner Weise mit Joanna in Verbindung stehen und eine größere, oder kleinere Rolle im großen Ganzen spielen. Die Figuren sind leider eher blass und gesichtslos, bis auf wenige Ausnahmen. Es war für mich teilweise schwierig die einzelnen Personen auseinander zu halten, da es nur wenig Beschreibungen gibt.

Die Autorin schafft es sehr gekonnt, gleich mehrere mögliche Verdächtige anzubieten. Ich hatte gleich recht früh einen konkreten Verdacht und musste kurz vor Schluss einsehen, dass ich total falsch gelegen habe. Zum Schluss hin nimmt die Geschichte dann auch endlich Fahrt auf. Etwa im letzten Drittel spitzt sich die Lage zu, die Geschichte gewinnt deutlich an Spannung, die Ereignisse überschlagen sich fast. Die Atmosphäre wird bedrohlicher, die Bedrohung, die unterschwellig im ganzen Buch zu spüren war tritt jetzt deutlich hervor. Das hätte ich mir allerdings schon viel früher gewünscht, das Buch hätte so eher den Charakter eines Thrillers bekommen.

Die Autorin schafft es, dass schleichend die Angst einzieht in die englische Kleinstadtidylle. Ihr Setting ist so, eins zu eins, auf jeden beliebigen Ort übertragbar. Die Grundidee des Buches ist faszinierend, die Ausarbeitung sehr raffiniert. Die Spannung steigt zwar nur schleichend an, erreicht aber rechtzeitig zum Showdown ihren Höhepunkt. Dieser Showdown ist es auch, der mich echt umgehauen hat, vollkommen unerwartet, für mich absolut unvorhersehbar und noch im letzten Satz von abgrundtief erschreckender Wahrheit. Bei diesem letzten Satz hatte ich tatsächlich Gänsehaut.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Gute Story für einen Film

Wie viele willst du töten
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Normalerweise freut man sich, wenn man eine Geburtstagskarte bekommt, heißt das doch, dass jemand an einen denkt. Im Fall von Ellery allerdings ist es eher Panik, die sie überfällt, wenn sie eine solche ...

Normalerweise freut man sich, wenn man eine Geburtstagskarte bekommt, heißt das doch, dass jemand an einen denkt. Im Fall von Ellery allerdings ist es eher Panik, die sie überfällt, wenn sie eine solche Karte in ihrem Briefkasten findet. Niemand weiß, wann Ellery Geburtstag hat und die Tatsache, dass jedesmal nach einer Karte ein Mensch aus ihrem Ort verschwindet ist sehr beunruhigend. Ellery vermutet einen Zusammenhang, niemand glaubt ihr allerdings, denn keiner weiß, was Ellery tatsächlich hinter den Karten und dem Verschwinden der Personen vermutet.

Die Autorin liefert mit ihrem Buch eine gut konstruierte Story, die mich in Ansätzen etwas an "Scream 2" erinnert hat. Eine Hauptfigur, die Opfer einer schrecklichen Tat wurde, nun ein neues Leben beginnt und plötzlich wieder im Fokus eines Psychopathen ist. Ihre Geschichte wurde in Buchform verewigt, es gibt eine aufdringliche Reporterin und selbst der Name des kleinen Städtchens in dem Ellery heute unter falschem Namen lebt klingt ähnlich wie der im Film. Vielleicht empfinde nur ich das so, aber das ist jetzt auch nicht schlimm.

Die Geschichte wird durchaus spannend erzählt, allerdings auf eine eher unterschwellige, unaufgeregte Art, nicht zu sehr auf Blut und Effekthascherei bedacht, wie man es sonst oft in amerikanischen Thrillern findet. Natürlich gibt es auch hier blutige Details, aber das Ganze spielt sich eher auf der psychologischen Ebene ab. Die Figuren sind teilweise etwas flach und stereotyp dargestellt, der beurlaubte FBI Agent, der ständig mit dem Verlangen nach Alkohol ringt, oder der fremdgehende Kleinstadtscheriff, der den großen Macker raushängen lässt und dann natürlich Ellery, die von keinem ernstgenommen wird und im Alleingang gegen ihre Dämonen kämpft. Trotzdem habe ich das Buch gern gelesen und finde, eine Verfilmung könnte gut funktionieren.

Kleines Manko für mich bildet die Auflösung, die Identität des Täters und vorallem seine Motivation. Für mich ist hier die Richtung, in die die Autorin denkt zwar total neu, aber wenig plausibel. Ich hätte mir da eher eine der im Verlauf des Buches gelegten, falschen Fährten vorstellen können. Davon abgesehen ein guter Thriller für Alle, die es nicht zu extrem möchten.

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