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Veröffentlicht am 29.06.2020

Grausame Spielchen, spannend in Szene gesetzt

Der Tod im Doppelpack
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Das Ermittlerteam um Gordon Rabe hat es mit einem Mörderpärchen zu tun, das grausam zuschlägt. Die Opfer, brutalst zugerichtet, verlangen ihm und seinen Leuten so einiges ab. Man spürt hier so richtig ...

Das Ermittlerteam um Gordon Rabe hat es mit einem Mörderpärchen zu tun, das grausam zuschlägt. Die Opfer, brutalst zugerichtet, verlangen ihm und seinen Leuten so einiges ab. Man spürt hier so richtig die Lust am töten. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, kann dieses Paar doch jederzeit wieder zuschlagen.

Und damit nicht genug, auch Pablo Martinez (Gordon Rabes erster Fall) meldet sich wieder und bedroht Gordons Familie.

Die erste, aber bestimmt nicht meine letzte Begegnung mit H.C. Scherf. Er schreibt und beschreibt grausame, brutale, schockierende Szenen so geschickt, dass – obwohl man eigentlich wegschauen möchte – dran bleiben muss. Hier tun sich Abgründe auf, die ein normal denkender Mensch sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen könnte. Die Drogenszene mit deren finsteren Gestalten, die absolute Lust am Töten und das aus der Kindheit resultierende Böse. Das alles und noch viel mehr wird hier aufs anschaulichste geschildert. Aber auch die Ängste Gordons um sein autistisches Kind, um seine Noch-Ehefrau. Die Puzzlearbeit, das sich herantasten an die Täter ist kurzweilig, spannend, keinen Augenblick langweilig. Einfach so, wie ein gut geschriebener Thriller sein muss.

Ja, ich will Gordon weithin begleiten, werde seine weiteren Fälle inhalieren. Hier ist nichts langweilig, man muss einfach weiter. Ein Thrillerfan wird daran nicht vorbeikommen.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

Ein ganz besonderes Buch

Das Fenster zum Himmel
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Hier erzählt Elisabeth Escher die sehr bewegenden Jahre des „Zigeunermädchens“ Marie Muth.

Erst mit sieben Jahren kommt sie in die Obhut von Pfarrer Selinger. Diesem begegnet sie zunächst mit viel Mißtrauen, ...

Hier erzählt Elisabeth Escher die sehr bewegenden Jahre des „Zigeunermädchens“ Marie Muth.

Erst mit sieben Jahren kommt sie in die Obhut von Pfarrer Selinger. Diesem begegnet sie zunächst mit viel Mißtrauen, hat sie doch nur schlechte und sehr bittere Erfahrungen hinter sich. Die Mutter lässt sie schon als Baby alleine in der Kellerwohnung, sie geht ihrem „Gewerbe“ nach. Ein sich durchs Fenster schleichendes Kätzchen ist in dieser Zeit Maries Wärme.

Nach einem kurzen Heimaufenthalt kommt sie in eine Pflegefamilie. Nach außen hin spielen ihre Pflegeeltern die perfekte Familie, für Marie ist es die Hölle.

Erst als sie in den Pfarrhaushalt kommt, kann sie ihren Weg dank der Fürsorge des Priesters und seiner Haushälterin gehen. Die beiden unterstützen und fördern sie und zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben erfährt Marie Liebe und Zuneigung. Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Das liegt beileibe nicht an Onkel und Tante, wie sie ihre Beschützer und Förderer auf eigenen Wunsch hin nennt. Die Dorfgemeinschaft hat nichts Besseres zu tun, als über die drei im Pfarrhof friedlich und harmonisch zusammenlebenden zu tratschen. So manche Vermutung, ja Verleumdung grenzt an Rufmord.

Wie Elisabeth Escher im Nachwort schreibt, basiert dieser Roman auf einer wahren Geschichte. Das Leid all dieser Heim- und Pflegekinder und die „wissende“ Dorfgemeinschaft sind Thema dieses teilweise erschütternden Buches. Wegschauen, wo man hinschauen sollte! Und - unhaltbare Vermutungen in die Welt setzen, die irgendwann zur allzu gerne geglaubten „Wahrheit“ werden, können im schlimmsten Falle Existenzen zerstören.

„Nein, der Liebe war nicht zu trauen, soviel wusste Marie nun, mit der Liebe wollte sie nie etwas zu tun haben“. Das denkt sie in ihren schlimmsten Jahren.

Und trotz alledem wächst Marie zu einem liebenswerten, äußerst wissbegierigen Geschöpf heran. So schlimm ihre ersten Jahre waren, so gut hat sie es mit Pfarrer Selinger und Anna Forsthuber getroffen. Auch wenn so mancher von den kleingeistigen Dorfbewohnern das nicht gerne sieht. Letztendlich aber siegt die Liebe. Und das ist gut so.

Das Buch hat mich sehr berührt und oft betroffen innehalten lassen. Ich bin regelrecht eingetaucht in all diese Lügen, dieses Getratsche, habe aber auch – und Gott sei Dank – sehr liebenswerte und fürsorgliche Mitmenschen getroffen.

Ein äußerst lesenswertes Buch, das ich jedem ans Herz lege, der Lesestoff mit Tiefgang sucht. selbstverständlich fünf von fünf Punkten.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Mystischer Krimi und mehr

DER JUDAS-SCHREIN
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In Grein am Gebirge, dem Geburtsort von Kommissar Alex Körner, wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Ausgerechnet ihm wird der Fall aufgebrummt. Mit seinem Team kommt er nach 27 Jahren zurück ...

In Grein am Gebirge, dem Geburtsort von Kommissar Alex Körner, wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Ausgerechnet ihm wird der Fall aufgebrummt. Mit seinem Team kommt er nach 27 Jahren zurück und bald sind sie von der Außenwelt – ausgelöst durch extremen Regen und Hochwasser – abgeschnitten. Es kommen grausame Morde ans Licht, was den Dorfbewohnern gar nicht gefällt. Und – da die Ermittlungen unbeirrt weiterlaufen – sind auch Körner und seine Leute immer mehr in Gefahr.

Andreas Gruber nimmt den Leser mit auf eine Reise ins Gestern, auf einen Trip ins Unbekannte. Zunächst wie ein ganz normaler, oft gelesener Krimi, nimmt das Grauen immer mehr Gestalt an und steigert sich nach und nach ins Mystische, nicht Greifbare. Die Rückblenden ins Jahr 1937 sind zunächst rätselhaft denn: Was genau haben die mit dem Heute, den Morden zu tun? Je weiter man liest (und man muss einfach weiterlesen), desto mehr Fragezeichen tauchen vor dem inneren Auge auf. Einzig die doch sehr abstrusen Methoden rund um die Ermittlungen, die schon unwirklich erscheinenden Fluchtwege waren mir streckenweise dann doch zu viel des Guten – aber: Ein ganz anderer Krimi, der Horror und Science-Fiction gekonnt vereint, raffiniert vermischt. Vieles kommt ans Tageslicht, so manches bleibt surreal.

Wer nicht nur Krimis gerne liest, sondern eine Mischung aus allem mag, ist hier goldrichtig. Das Ende – spitzenmäßig, so nicht erwartet, aber gelungen. Mehr muss man dazu nicht sagen. Wie gesagt: Wer dieses Genre liebt, eine nicht alltägliche Story sucht, dem sei dieser JUDAS-SCHREIN aufs wärmste empfohlen.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Facettenreiches Sardinien

Die sardische Hochzeit
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Grit Landau hat mit „Die sardische Hochzeit“ ein in vielerlei Hinsicht sehr bewegendes Buch geschrieben. Hier hatte ich eine Geschichte in Händen, die mich extrem fesselte.

Leo Lanteri, Erbe einer ligurischen ...

Grit Landau hat mit „Die sardische Hochzeit“ ein in vielerlei Hinsicht sehr bewegendes Buch geschrieben. Hier hatte ich eine Geschichte in Händen, die mich extrem fesselte.

Leo Lanteri, Erbe einer ligurischen Olivenplantage, kehrt fünf Monate nach Kriegsende heim und tötet im Streit einen Faschisten. Was tun? Sein Vater schickt ihn auf die Insel Sardinien nach Sassari, um ihn aus der Schusslinie zu nehmen. Leo gefällt das gar nicht, fügt sich aber in sein Schicksal. Er trifft dort auf die Liebe seines Lebens – Gioia - ausgerechnet auf dem Landgut des Faschisten Sorgia. Leo und Gioia verbindet die Liebe zur Musik, zum Jazz. Doch sie ist nicht frei. Soll sie doch in einer Woche Gavino heiraten, den Sohn von Teresina Marras. Wir schreiben das Jahr 1922.

Da ich ein großer Italien-Fan bin, konnte ich dieser Geschichte unmöglich widerstehen. Das fürs Erste. Aber dann kam diese „Hochzeit“, dieses so vielschichtige Buch. Schon der Beginn eines jeden Kapitels ist anders - jedem ist eine sardische Eigenart vorangestellt. Ich möchte als Beispiel gleich mal das dem ersten vorangestellte IS JANAS herausgreifen: Die sardischen Feen (janas, von lat. Diana), Bewohnerinnen „domus de janas“, der Feenhäuser, überall verstreut auf der Insel… die Feen tun… mal Gutes, mal Böses, sind mal verführerische Schönheiten, mal menschenfressende Hexen… verwandeln sich in Stein… Die viel ausführlichere und sehr interessante Beschreibung dieser und noch siebzehn anderer Mythen sind in diesem Buch zu finden und immer mal wieder in unsere Geschichte verwoben.

Leo und Gioia, unsere Hauptakteure, haben viel mitgemacht. Ich durfte sie näher kennenlernen, musste von Leos Kriegs-Trauma so viel Schlimmes erfahren - und nicht nur er ist gezeichnet vom ersten Weltkrieg. Auf Sardinien lernt er Gioia, die sehr liebenswerte junge Frau zwischen Pflicht und Gefühl, kennen und lieben. Beide verbindet der Jazz. Diese Musik, in Worten ausgedrückt, hörte ich so manches Mal beim lesen. Und war beschwingt, gönnte den beiden diese heiteren Stunden. Gehofft habe ich so sehr, dass alles gut ausgehen möge. Vielleich ist es ja auch gut
ausgegangen. Letztendlich. Vielleicht auch nicht?

Grit Landau haucht ihren Figuren sehr viel Leben ein. Ich als Leser habe viel mitgelitten, mitgefiebert und auch so manchen Fiesling richtiggehend gehasst. Natürlich musste ich mich hundert Jahre zurückversetzen. Da war für Frauen und auch für das einfache Volk nicht viel Platz. Und das hat sie sehr gut be- und geschrieben. Diese die Aufmärsche und der Widerstand, der beginnende Faschismus. Die politische Situation wird hier gut in die Geschichte integriert, hat seinen Platz allemal.

Eine schöne Hochzeit? Das sag ich nicht. Aber – ein schönes Buch? Oh ja. Die „Sardische Hochzeit“ war mein erstes Buch von Grit Landau aber ganz bestimmt nicht mein letztes. Volle Punktezahl und ein ganz klares ja – kauft und lest dieses Buch. Es ist es allemal wert.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

musikalisches Erstlingswerk

flüchtig
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„flüchtig“ ist der erste Roman von Hubert Achleitner, als Weltmusiker schon lange bekannt als Hubert von Goisern.

Zum Inhalt: Auf knapp 300 Seiten erzählt Hubert Achleitner die Geschichte der Eva Maria ...

„flüchtig“ ist der erste Roman von Hubert Achleitner, als Weltmusiker schon lange bekannt als Hubert von Goisern.

Zum Inhalt: Auf knapp 300 Seiten erzählt Hubert Achleitner die Geschichte der Eva Maria Magdalena Neuhauser. Es ist die Geschichte der Maria, dem Winterkind. Wie und vor allem wo sie auf diese Welt kam, wie sie zu ihrem Namen (die heilige Dreifaltigkeit) kam. Das Kennenlernen von Maria und Wig, das einschneidende Erlebnis der Fehlgeburt, die Jahre danach. Dann das Auseinanderdriften und Marias Reise fort von den heimischen Bergen Österreichs hin nach Griechenland. Der Leser dieses sehr einfühlsam erzählten Buches begleitet sie auf ihrem Weg.

Meine Meinung: Dem Roman merkt man an, dass da ein sehr lebenskluger, lebensweiser Mensch seine Gedanken schweifen lässt. Er weiß zu schreiben, kann mit Worten umgehen. Eine so facettenreiche Sprache liest man selten. Er beherrscht diese in seiner ganzen Vielfalt nicht zuletzt durch seine Lieder, seine Texte, seine Musik. Und Musik gehört hier einfach dazu. Gerne habe ich über all die bekannten Musiker gelesen, war dadurch inspiriert, zwischendurch das ein oder andere Lied anzuhören. Mit Musik hat Hubert von Goisern ja viel experimentiert, ist er doch ein weitgereister und sehr bekannter Weltmusiker. Die Texte seiner Lieder sind oft politisch und seine klare Haltung fließt auch in unsere Geschichte mit ein.

Maria auf der Flucht: vor sich selbst, vor ihrer Vergangenheit, vor dem Leben? „Immer noch war jemand da, der sie nicht losließ… jene Seele, die sie vor dreißig Jahren kurze Zeit unter ihrem Herzen getragen hat.“ Es sind da Begegnungen mit anderen Menschen - einige flüchtig, andere tiefer gehend. Aber dennoch hinterlassen viele eine Melodie im Herzen, die weiterschwingt. Alles ist flüchtig…

Ein Buch, das hervorsticht aus all den guten Büchern. Wer gute, lebenskluge Geschichten mag, der kommt hier um das Lesen nicht herum. Ich empfehle diesen Roman wärmstens und bewerte mit höchster Punktezahl.

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