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Veröffentlicht am 15.10.2020

ein rohes Debüt mit zu hohen Ansprüchen

Die Göttinnen von Otera (Band 1) - Golden wie Blut
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Willkommen in Otera, einem Land verschiedener, miteinander kabbelnder Kulturen, in dem die Frauen als minderwertiges, zu verschleierndes Geschlecht behandelt werden und junge Mädchen in ihrem 16. Lebensjahr ...

Willkommen in Otera, einem Land verschiedener, miteinander kabbelnder Kulturen, in dem die Frauen als minderwertiges, zu verschleierndes Geschlecht behandelt werden und junge Mädchen in ihrem 16. Lebensjahr auf ihre Reinheit geprüft werden.

Schon auf den ersten Blick werden die Themen, auf denen das Grundgerüst dieser Trilogie aufbauen soll, klar hervorgehoben: Rassismus, Feminismus und Fanatismus. Starke, vor allem auch aktuelle Themen- da verwundert es kaum, dass eine Debütautorin mit afrikanischen Wurzeln besonders stark vom Verlag beworben und als bedeutender Name der Fantasy-Literaturszene angepriesen wird, Urheberin einer epischen Fantasy-Trilogie zu sein.

Grundsätzlich beginnt die Geschichte auch wirklich gut, das Grundgerüst der Kultur ist gut ausgearbeitet, die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Rechten klar hervorgehoben. Der Erzählstil ist flott, man kann sich gut in die junge Protagonistin hineinversetzen, erlebt den Verrat ihrer vertrauten Mitmenschen durch ihre Augen.

Und doch bleiben die Figuren alle etwas blass, gerade die Nebenfiguren wirken bis auf wenige Ausnahmen schablonenhaft, austauschbar. An manchen Stellen wird man mit Namen fast überhäuft, ohne dass die Figuren besondere Eigenschaften oder Charakterzüge hätten, die für Wiedererkennungswert sorgen würden.

Und doch weiß Namina Forna zu unterhalten, ihre Geschichte entwickelt eine gewisse Sogwirkung, zumindest bis es auf das Ende zu geht. Im Fortlauf der Geschichte wird mir das ganze zu pathetisch, die Zusammenführung der losen Fäden und die Antworten auf offene Fragen sind nicht ganz schlüssig, kommen zu schnell und gipfeln in einem Finale, das mich nicht überzeugen kann.

Die allergrößte Frage, die sich mir zum Schluss aber stellt ist diese: wieso konnte die Geschichte nicht als abgeschlossener Einzelband erzählt werden? Ein paar Kürzungen hier und da hätten dem ersten Band gut getan und für eine runde Erzählung gesorgt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Stoff noch für zwei weitere, fesselnde, unterhaltsame Bücher reicht.

Fazit:
Eine tolle Grundstory mit wichtigen Inhalten, der der Feinschliff fehlt.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Etwas zu oberflächlich

Die Tanzenden
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"Die Tanzenden"- der Titel klingt nach einem locker-leichten Buch und auch das bunte Cover täuscht darüber hinweg, dass Victoria Mas hier ein dunkles Kapitel Pariser Geschichte anschneidet.

Denn im Paris ...

"Die Tanzenden"- der Titel klingt nach einem locker-leichten Buch und auch das bunte Cover täuscht darüber hinweg, dass Victoria Mas hier ein dunkles Kapitel Pariser Geschichte anschneidet.

Denn im Paris Ende des 19. Jahrhunderts fürchtet sich jede Frau vor dem großen Gebäude im 13. Arrondisement, das die Unliebsamen, die unangepassten Frauen verschluckt und nur selten wieder ausspuckt. In der Salpêtrière werden die Hysterikerinnen, Epileptikerinnen und alle, die dafür gehalten werden, vor männlichem Publikum von männlichen Ärzten "behandelt" (allein die Vorstellung der damaligen Praktiken treibt mir die Gänsehaut den Rücken hoch) und sind ihrer Wilkür vollkommen ausgeliefert.

Dieses Schicksal haben auch Eugénie und Louise ereilt, täglich betreut von einer Schar schnatternder Krankenschwestern unter Anleitung der altgedienten Oberschwester Genevieve, die sich geistig von ihrem Alltag abgeschottet hat.

Allein die teilweise sehr detailierte Schilderung des Klinikalltags und des Umgangs der Götter in weiß mit den Frauen konnte mich emotional berühren. Die untergeordnete Rolle der Frau wird immer wieder aufgegriffen und mit sprachlicher Gewandheit dargelegt. Leider hat man des Öfteren das Gefühl, bekannte Phrasen zu lesen, die dargestellten Bilder schon zu oft gesehen zu haben; es wirkt oft etwas abgedroschen und zu plakativ.

Und auch die verschiedenen Frauenbilder, die die Geschichte beleben sollen, bleiben etwas zu blass. Auf die Ausarbeitung der Charaktere hätte man viel mehr Sorgfalt verwenden sollen, ihnen mehr Zeit und Platz einräumen.

Das Buch ist kurz, liest sich dank des flotten Schreibstils auch zügig, aber es fehlt etwas die Seele, der Tiefgang um aus einer guten Wochenendlektüre ein bewegendes, gutes, wichtiges Buch zu machen.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Enttäuschend und verwirrend

Die Spiegelreisende 4 – Im Sturm der Echos
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Man kann schon sagen, dass Christelle Dabos mit ihrer Spiegelreisenden eine unglaublich fantasievolle, besondere Schreibkunst gezeigt hat, mit der sie sich von einem ganzen Genre abhebt. Über vier Bände ...

Man kann schon sagen, dass Christelle Dabos mit ihrer Spiegelreisenden eine unglaublich fantasievolle, besondere Schreibkunst gezeigt hat, mit der sie sich von einem ganzen Genre abhebt. Über vier Bände hat sie mit Ophelia eine komplexe junge Frau erschaffen, die sich Band für Band zu einer starken, eigenständigen Persönlichkeit entwickelt und gelernt hat, in einer fantasievollen, aber harten Welt zu überleben, in der sich nur die Starken durchsetzen und die Schwachen immer verlieren.

Insgesamt bin ich in diese in Archen zerbrochene und von Famileingeistern mit besonderen Fähigkeiten regierten Welt sehr gerne zurückgekehrt, fühlte es sich doch wie heimkommen an. Und doch hat die Autorin mit diesem letzten Band zu viel gewollt, zu hohe Ambitionen an ein komplexes, unvergleichliches Ende gehabt. Die Erklärung, auf die wir seit Band zwei hingefiebert haben, dafür, warum die Archen auseinander brechen, warum die Familiengeister keine Erinnerung haben, wer Eulalia Gort denn nun ist, ich kann sie auch nach diesem letzten Band nicht in Worte fassen, denn um ehrlich zu sein: Ich habe sie schlicht und ergreifend einfach nicht verstanden.

Große Teile der Handlung waren mir einfach zu abgedreht, fühlten sich an wie eine drogeninduzierte Traumlandschaft, in der nichts einen wirklichen Sinn ergibt und aus der man liebend gerne aufwachen würde. Manchmal hatte man das Gefühl, dass sich die Autorin selbst in ihrem Konstrukt verirrt hat und nun verzweifelt nach einer Lösung suchte, um die vielen Knoten zu entwirren.

Einzig diese außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen Ophelia und Thorne hat mich durchhalten lassen. Denn so sanft und zart sie in Band 1 begonnen hatte, so sehr waren mir die beiden als Paar mittlerweile ans Herz gewachsen und so stark habe ich mir gewünscht, dass es zum Schluss ein Happyend geben würde. Ohne zu viel zu verraten, kann ich auch hier nur sagen, dass mich Christelle Dabos vollkommen überraschen konnte (ob positiv oder negativ sei mal dahin gestellt).

Leider kamen mir die anderen Figuren, die uns nun schon über viele Seiten begleitet haben, viel zu kurz; ihre letztendliche Bedeutung für die Geschichte war beinahe obsolet. Ihnen hätte gerne noch einmal viel mehr PLatz eingeräumt werden können (dafür hätte man einige der abgespaceteren Sequenzen gerne streichen können).

Insgesamt ist dies ein Abschlussband, der sich so vollkommen von seinen drei Vorgängern abhebt und unterscheidet, dass man ihn auch gerne ganz vergessen darf. Ich behalte die Reihe lieber so in Erinnerung, wie sie sich dank der ersten drei Bände in mein Gedächtnis und mein Herz eingebrannt hat.

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Veröffentlicht am 15.06.2020

Starker Anfang, stark nachlassend

Das eiserne Herz des Charlie Berg
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Ich mag Bücher sehr, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen. "Das eiserne Herz des Charlie Berg" erfüllt dieses Kriterium mit Bravour. Skurrile Figuren, eine Handlung die zwischen Krimi, Liebesgeschichte ...

Ich mag Bücher sehr, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen. "Das eiserne Herz des Charlie Berg" erfüllt dieses Kriterium mit Bravour. Skurrile Figuren, eine Handlung die zwischen Krimi, Liebesgeschichte und Coming of Age-Story schwankt; sich aber leider in diesen Grauzonen dazwischen verliert.

Charlie Berg wurde mit einem schwachen Herzen geboren, kann dafür aber seit einem Unfall besonders gut riechen. Seine kleine Schwester zieht er beinahe alleine groß, da weder sein dauer-kiffender Vater, noch seine berufsfokussierte Mutter sich sonderlich gut als Eltern eignen.

Die Geschichte hat wirklich großes Potential und beginnt auch mit einem vielversprechenden Auftakt. Allerdings tue ich mich mit dem Erzählstil etwas schwer; er ist mir zu ausschweifend, verliert sich in eher unwichtigen Details. Der eher episodenhafte Aufbau des Buches lässt einen roten Faden vermissen und macht es dem Leser damit umso schwerer, der Erzählung zu folgen.

So verschenkt es sein anfängliches Potential schnell, bis die Handlung nur mehr vor sich hin plätschert. Und auch die Eigenheiten der Figuren, am Anfang noch charmant und liebenswert, nerven dank der vielen Wiederholungen irgendwann nur noch.

Fazit:
Was gut beginnt, muss nicht immer gut enden.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Mehr als Greta

Young Rebels
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Dieses Buch gehört einem ganz neuen Genre an: den Büchern, die berühmte Leute nach den verschiedensten Gesichtspuntken kategorisieren und porträtieren. Nach außergewöhnlichen Frauen, Männern, Berühmtheiten ...

Dieses Buch gehört einem ganz neuen Genre an: den Büchern, die berühmte Leute nach den verschiedensten Gesichtspuntken kategorisieren und porträtieren. Nach außergewöhnlichen Frauen, Männern, Berühmtheiten und ihren Haustieren, sowie queeren People folgen nun also Jugendliche, die mit ihren innovativen Ideen die Welt verändern.

Klar, dass man da gerade in unserer heutigen Zeit als erstes an Greta denkt. Dieses Buch zeigt, dass es aber noch so viele kluge Köpfe mehr gibt, die sich eine Erwähnung in diesem Werk verdient haben.

Allerdings konzentrieren sich die Autoren für meinen Geschmack zu sehr auf die letzten 20 Jahre. Kaum eines der hier vorgestellten 25 Kinder ist vor 1990 geboren. Viele sind sogenannte Millenials, die sich die Vorteile der sozialen Netzwerke zunutze gemacht haben, um ihr Anliegen zu verbreiten.

Das mag in sofern gut sein, das es in kurzer Zeit die Aufmerksamkeit der Menschen global erwirken kann, gibt mir aber auch den Anschein, dass dieser Fortschritt und Einfluss, den diese Kids mit ihren Aktionen bewirkt haben, nur dank moderner Vernetzung möglich war.

Für meinen Geschmack finden die jugendlichen Erfinder früherer Jahrzehnte (geschweige denn Jahrhunderte) zu wenig Erwähnung. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Revolutions- und Erfindergeist so etwas Neues ist.

Den Aufbau des Buches an sich finde ich gut gelungen, zumal den einzelnen Figuren (anders als in früheren Werken dieser Art) mehr Platz für ihre Geschichten eingeräumt wird. Aber auch hier wirken die Portäts teilweise mehr wie eine mittelmäßig erzählte Kurzgeschichte als wie wirklich informative Kurzdarstellungen von Problemthemen. Als einzige Ausnahme kann ich hier die Präsentation von Pussy Riot oder Barney Mokgatle, Tsietsi Mashinini, sowie Selby Semela aufführen.

Natürlich soll das Buch als Inspiration für junge Leser dienen, ihre Umwelt zu hinterfragen; den Mut zu finden, seine Stimme zu erheben, wenn einem etwas nicht passt; das Selbstbewusstsein zu entwicklen, dass jeder einzelne etwas erreichen kann, wenn er es wirklich will. Aber auch dafür fehlt diesem Buch das letzte I-Tüpfelchen, und sei es nur ein kleines Infokästchen mit Links oder Tipps für weitere Informationen unter jedem Artikel.

Fazit:
Vielleicht bin ich mit meinen 30 Jahren einfach nicht mehr die richtige Zielgruppe für dieses Buch, aber ich finde die weltverändernden Jugendlichen einach zu einseitig dargestellt.

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