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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2020

Leichte Urlaubslektüre

Tod in Saint Merlot
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Die Britin Penelope Kite kehrt ihrer alten Heimat, ihrem Ex-Mann und ihren schon erwachsenen Stiefkindern den Rücken und besichtigt, zunächst eher aus einer Laune heraus, mit einer Maklerin ein altes ...



Die Britin Penelope Kite kehrt ihrer alten Heimat, ihrem Ex-Mann und ihren schon erwachsenen Stiefkindern den Rücken und besichtigt, zunächst eher aus einer Laune heraus, mit einer Maklerin ein altes Haus im Luberon. Obwohl das Haus stark renovierungsbedürftig ist, schreckt Penny dies nicht ab. Sie erwirbt ,,Le chant d'eau" und stellt sich in idyllischen Tagträumen ihr zukünftiges Leben in der malerischen Provence vor. Doch schon kurz nach ihre Einzug findet sie eine Leiche im Swimmingpool. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Vorbesitzer des Anwesens, der dieses wegen Spielschulden verkaufen musste. Die Polizei möchte den Fall schnell als Unfall zu den Akten legen. Doch Penny, die früher als Sekretärin eines Forensikers gearbeitet hat, erkennt Spuren, die eindeutig auf Mord hinweisen. So ermittelt sie auf eigene Faust, was aber sowohl der Polizei als auch dem Bürgermeister des Ortes gehörig auf die Nerven geht.
Der Krimi liest sich locker und vermittelt neben einigen amüsanten Situationen, die Penny mit ihrer ebenfalls britischen Freundin Frankie im vermeintlichen Urlaubsparadies erlebt, auch gut die Atmosphäre des Dorflebens im französischen Hinterland. Dabei werden allerdings auch einige Klischees bedient, wie z.B. die ständig Rosé trinkenden Engländer oder die immer überaus schicken und schlanken Französinnen.
Stellenweise erscheint die Handlung etwas überzogen oder unrealistisch. Trotz (oder wegen ?) ihres detektivischen Spürsinns und ihrer forensischen Erfahrung gerät Pennys in gefährliche und merkwürdige Situationen, die ihr gesunder Menschenverstand und eine bessere Menschenkenntnis wohl erspart hätten. Auch werden nicht alle Handlungsstränge schlüssig zu Ende geführt.
Für einen unterhaltsamen Krimi als Urlaubslektüre ist ,,Tod in Saint Merlot" aber durchaus geeignet.

Veröffentlicht am 22.05.2020

Zwiespältiger Eindruck

#CrashTag
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In ein paar Jahren könnte die Handlung schon Realität sein: Autos können autonom fahren, für diese Fahrzeuge ist sogar eine besondere Fahrspur reserviert. Allerdings hat die Technik doch noch ihre Tücken, ...

In ein paar Jahren könnte die Handlung schon Realität sein: Autos können autonom fahren, für diese Fahrzeuge ist sogar eine besondere Fahrspur reserviert. Allerdings hat die Technik doch noch ihre Tücken, sodass es immer wieder zu Kollisionen mit Fußgängern oder Radfahrern kommt.
Genau so ergeht es Fritz Graber, als er mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit von solch einem Autonomen über den Haufen gefahren wird.
Graber ist Journalist bei der Neuen Frankfurter Zeitung, hat aber seine erfolgreichsten Jahre schon hinter sich. Er liebt Oldtimer, was sich in der liebevollen und detaillierten Beschreibung der alten Modelle widerspiegelt, hat schräge Freunde und ist ansonsten eher ein einsamer Wolf. Eins seiner speziellen Hobbies ist Crashtag.com, eine Webseite, auf der schwere Unfälle weltweit präsentiert werden.
Als ein deutscher Unternehmer an der Côte d'Azur mit einem alten und seltenen Porsche verunglückt, weckt dies Grabers Neugier nicht nur wegen des Oldtimers. Er vermutet, dass es sich gar nicht um einen Unfall, sondern um Manipulation an dem edlen Wagen gehandelt haben könnte. Der tote Unternehmer stellte nämlich Sensoren für autonom fahrende Autos her, ein heiß umkämpfter Markt! Und schon sehr bald interessiert sich eine asiatische Firma für das Unternehmen. Grabers Ehrgeiz wird zusätzlich noch durch eine neue, junge Kollegin angestachelt, der er offensichtlich nicht nur beruflich etwas beweisen will.
Graber ist sehr ,,oldschool", aber für meinen Geschmack nicht immer im positiven Sinne. Dafür wirkt er stellenweise zu gemächlich, zu sehr Sonderling. Seine ,,Dialoge" mit Steve McQueen mögen vielleicht Autofans erfreuen, mich haben sie nicht so vom Hocker gerissen. Immerhin aber nimmt er sich selbst mal gern auf die Schippe, was ihn wiederum sympathisch macht. Die Handlung nimmt nach den ersten Drittel deutlich an Fahrt zu, allerdings wirkt sie mit den diversen Themen von autonomem Fahren, modernster Computertechnik, Wirtschaftskriminalität usw. auch etwas überladen.
Etwas irritierend sind stellenweise Sprünge in der Handlung, auch die Sprache wirkt für einen erzählenden Text oft zu sachlich, berichtähnlich und eher nüchtern.
,,Crashtag" vermittelt mit dem autonomen Fahren eine interessante Thematik, die aber durch zu viele Nebenaspekte etwas in den Hintergrund gerät. Man hat irgendwann das Gefühl, dass der Autor sich nicht so recht zwischen den vielen Möglichkeiten entscheiden konnte.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Für Segelbegeisterte

Stürmische Nacht
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Die unabhängige und segelbegeisterte Cass Lynch besucht über Weihnachten Detective Inspector Gavin Macrae und seine Familie in einem abgelegenen Fjord. Ganz allmählich bahnt sich eine Beziehung zwischen ...

Die unabhängige und segelbegeisterte Cass Lynch besucht über Weihnachten Detective Inspector Gavin Macrae und seine Familie in einem abgelegenen Fjord. Ganz allmählich bahnt sich eine Beziehung zwischen den beiden an, die sich wohl im Vorgängerband entwickelt hat. Doch bei einem Spaziergang, der romantisch werden sollte, entdecken die beiden eine Leiche, die dort offenbar schon seit Monaten liegt. Wieder zu Hause, stellt Cass eigene Nachforschungen an und stößt dabei auf den verschwundenen Fuhrunternehmer Ivor Hughson. Dieser hatte zwar seiner Frau einen Abschiedsbrief hinterlassen und Gerüchten zufolge auch eine neue, junge Freundin. Zudem hatte er seinen Geschäftspartner hintergangen und ihm einen Haufen Schulden hinterlassen. Aber nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass Ivor Hughson sich vielleicht nicht freiwillig aus dem Staub gemacht hat, sondern dass es sich bei dem gefundenen Skelett um seine sterblichen Überreste handeln könnte. Doch Cass’ Nachforschungen bringen sie ihn Gefahr. In ihrem Boot wird der Gashahn aufgedreht, was sie aber zum Glück rechtzeitig bemerkt. In einer stürmischen Nacht wird ihr Boot von den Halteleinen losgeschnitten und sie treibt hinaus aufs Meer.

Der Fall an sich ist interessant und verwickelt. Allerdings gibt es für meinen Geschmack zu viele Zufälle. Auch geht sowohl Cass selbst als auch ihre Umgebung recht locker mit den Anschlägen auf sie um, was etwas befremdlich wirkt.
Auch wenn es sich bei der Hauptfigur um eine Seglerin handelt, sind mit als Laie die Segelsprache und die sehr detaillierten Beschreibungen der Navigation und der Manöver zu viel. Sehr malerisch und anschaulich dagegen finde ich die Beschreibungen der Landschaft und des Meeres, die wirklich Lust auf eine Reise in die Shetlands wecken.

Für mich ist ,,Stürmische Nacht“ eine Lektüre mit einem sehr interessanten Schauplatz, viel Atmosphäre, aber einer nicht ganz stimmigen Krimihandlung.

Veröffentlicht am 09.12.2019

Typischer Indriðason-Krimi

Verborgen im Gletscher
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Eine Touristengruppe in Island stößt auf dem Langjökull-Gletscher, der aufgrund der Klimaerwärmung jedes Jahr kleiner wird, auf die Leiche eines seit Jahrzehnten vermissten Mannes. Nach einem Streit ...



Eine Touristengruppe in Island stößt auf dem Langjökull-Gletscher, der aufgrund der Klimaerwärmung jedes Jahr kleiner wird, auf die Leiche eines seit Jahrzehnten vermissten Mannes. Nach einem Streit mit einem Kollegen war der Geschäftsmann Sigurvin verschwunden, nur sein Auto wurde gefunden. Der Kollege wurde damals verdächtigt, da aber keine Leiche gefunden wurde und jegliche Beweise fehlten, wurde der Fall zu den Akten gelegt. Lediglich Kommissar Konráð, der damals mit den Ermittlungen betraut war, konnte persönlich nie mit dem Fall abschließen.
Nach dem Fund im Gletschereis beschließt Konráð, obwohl er inzwischen pensioniert ist, den Fall neu aufzurollen. Er geht alten und neuen Spuren nach und stößt dabei auf persönliche Verstrickungen der Beteiligten, aber auch auf die schlampige Arbeit der Polizei.
Wie bei Indriðason üblich, ist der Krimi wenig actiongeladen oder reißerisch, sondern eher ruhig, fast schon melancholisch. Man folgt Kommissar Konráð in dessen Alltag, bei Besuchen seiner Enkel und seines Sohnes, bei privaten und beruflichen Erinnerungen. Vorherrschend ist es dunkel und kalt, was sich auch auf die Stimmung des Lesers auswirkt. Dazu kommen die Schilderungen der beteiligten Figuren, die häufig von zuviel Alkoholkonsum und Armut gezeichnet sind.
Wer Indriðason und seinen ruhigen Erzählgestus mag, bekommt einen gut konstruierten und schlüssigen Kriminalfall, dem es allerdings etwas an Spannung mangelt. Wem das zu grau, traurig und trübselig ist, der sollte besser die Finger davon lassen.

Veröffentlicht am 12.12.2023

Habe mehr erwartet

Stunde um Stunde
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Endlich wird Lynette Lambs Traum wahr und sie steht vor ihrem ersten Einsatztag im Los Angeles Police Departement. Doch noch bevor es richtig losgeht, wird sie schon gefeuert, da sie dafür verantwortlich ...

Endlich wird Lynette Lambs Traum wahr und sie steht vor ihrem ersten Einsatztag im Los Angeles Police Departement. Doch noch bevor es richtig losgeht, wird sie schon gefeuert, da sie dafür verantwortlich ist, dass ein
Undercover-Cop auffliegt. Charlie Hoskins war seit fünf Jahren in eine mörderischen Motorradgang eingeschleust, doch als seine Tarnung auffliegt, bezahlt er das fast mit seinem Leben.
Als es eine Geiselnahme im Forensischen Labor gibt, in dem auch Charlies Proben liegen, mit denen er die schweren Verbrechen der Motorradgang beweisen könnte, will er diese Beweise mit allen Mittel retten.
Die Geiselnehmer sind Ryan und Elsie Delaney, deren Tochter Tilly vor zwei Jahren am Santa Monica Beach verschwunden ist. Ihre Leiche wurde nie gefunden, es gibt aber auch keine Hinweise auf eine Kindesentführung. Die Delaneys behaupten, die Polizei habe geschlampt und das Verschwinden ihrer Tochter nicht gewissenhaft genug untersucht. Deshalb stellen sie nun den Ermittlungsbehörden ein Ultimatum: Findet unsere Tochter! Ansonsten werden jede Stunde Beweise für andere ungeklärte Fälle vernichtet.
Nicht nur die Ermittlungsbehörden geraten damit unter Druck. Für Lamb und Hoskins tut sich damit auch eine Chance auf, in ihrem persönlichen ,,Fall“ aktiv zu werden.
Der coole und abgebrühte Charlie Hoskins trifft auf die übersensible und tollpatschige Lynette Lamb. Das führt zu manch lustigen Situationen. Die Spannung, den Witz und den Unterhaltungswert anderer Romane von Candice Fox habe ich hier allerdings schmerzlich vermisst. Schade.