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Veröffentlicht am 23.06.2020

Das Geheimnis in der Vergangenheit

Ein Wort, um dich zu retten
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Nathan Fawles hat drei Bestsellerromane geschrieben, vor er sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht und fortan als Einsiedler auf der abgeschiedenen Insel Ile Beaumont lebt. Seine Fans weltweit wollen ...

Nathan Fawles hat drei Bestsellerromane geschrieben, vor er sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht und fortan als Einsiedler auf der abgeschiedenen Insel Ile Beaumont lebt. Seine Fans weltweit wollen sich damit nicht zufrieden geben. Einer davon nimmt allein um der Chance willen, dem Schriftsteller eventuell doch zu begegnen, eine Stelle als Buchhändlergehilfe auf der Ile Beaumont an. Er schafft es tatsächlich, sich dem Schriftsteller zu nähern, auch wenn der Empfang alles andere als freundlich ist. Doch mit der Zeit entspannt sich die Lage und Fawles bittet den jungen Mann sogar um Hilfe. Etwa zur selben Zeit kommt die Journalistin Mathilde Monney auf die Insel. Ausgerechnet sie ist es, die den verschwundenen Hund von Nathan Fawles findet und ihn dem Schriftsteller zurückbringt. Fawles ist von der jungen Frau fasziniert, zumal sie ihm eine Geschichte erzählt, die ihn tief berührt. Dann geschieht auf der beschaulichen abgeschiedenen Insel ein grausamer Mord und die Insel wird von der Außenwelt abgeriegelt... Bis zu diesem Punkt habe ich das Hörbuch wirklich gern gehört, doch hier beginnt die Geschichte sehr absurd zu werden. Musso will uns glauben machen, dass praktisch jeder in der Lage ist, zum Folterer und Mörder zu werden, wenn sein Leben aus den Fugen gerät. Die Auflösung und Hintergründe der Mordfälle - es geht auch um einen 20 Jahre zurück liegenden Fall - sind dermaßen konstruiert und abstrus, dass einem die Haare zu Berge stehen. Für mich eine große Enttäuschung. Was allerdings positiv zu bewerten ist, ist die ruhige und angenehme Stimme des Hörbuchsprechers.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Mir ist die Lust auf Fleisch vergangen

Am zwölften Tag
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Denglers Sohn Jakob ist mit Freunden nach Barcelona gefahren. Denken zumindest die Eltern. Doch die Jugendlichen sind telefonisch nicht erreichbar und melden sich nur per SMS. Denglers Ex-Frau bittet ...

Denglers Sohn Jakob ist mit Freunden nach Barcelona gefahren. Denken zumindest die Eltern. Doch die Jugendlichen sind telefonisch nicht erreichbar und melden sich nur per SMS. Denglers Ex-Frau bittet ihn, der Sache auf die Spur zu gehen. Er hält sie zunächst für überbesorgt und gibt zu bedenken, dass Jakob inzwischen volljährig ist und sich nicht mehr täglich melden muss, doch dann merkt auch er, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

In Wirklichkeit wollten die Jugendlichen keineswegs nach Barcelona fahren, sondern Missstände in der deutschen Fleischindustrie dokumentieren, doch sie fliegen auf und werden von einer kriminellen Bande gefangen gehalten. Gleichzeitig erfährt der Leser, um welche Missstände es geht. Diese Passagen sind dermaßen ekelerregend, dass ich nicht weiß, ob ich jemals wieder Putenfleisch essen kann. Es ist schwer, sich mit diesen Beschreibungen auseinanderzusetzen. Nicht nur die Tiere werden gequält, auch die billigen Arbeiter aus dem Osten leben ein menschenunwürdiges Leben und werden ausgebeutet.

Alles in allem ist "Am zwölften Tag" ein durchaus spannender und sicherlich gut recherchierter Krimi, der jedoch teilweise auch sehr klischeehaft daherkommt. Eine vergewaltigende und prügelnde Rockergang aus Berlin, ein skrupelloser Fleischproduzent, der über Leichen geht... Eines hat das Buch auf jeden Fall bewirkt: mir ist der Appetit auf Fleisch gründlich vergangen.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Absurdes Ende

Sieben Lügen
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Jane hat das große Glück, eine beste Freundin zu haben, mit der sie alles teilt. Marnie ist ihre Seelenverwandte, die beiden verbringen jede freie Minute miteinander, von der Schulzeit bis ins Erwachsenenalter. ...

Jane hat das große Glück, eine beste Freundin zu haben, mit der sie alles teilt. Marnie ist ihre Seelenverwandte, die beiden verbringen jede freie Minute miteinander, von der Schulzeit bis ins Erwachsenenalter. Als Erwachsene teilen sie sich zunächst eine Wohnung, doch dann lernt Jane ihren Mann kennen und heiratet. Leider ist ihr Glück nur von kurzer Dauer. Später lernt auch Marnie den Mann ihres Lebens kennen, doch auch sie erleidet einen Schicksalsschlag. Gut, dass ihre beste Freundin zur Stelle ist...

Ich hatte Probleme, in das Buch reinzufinden, doch dann hat mich die Story durchaus gefesselt. Allerdings, und das ist mein großer Kritikpunkt, ist das Ende so dermaßen absurd, dass es mir den Lesegenuss gründlich vergällt hat. Was für ein idiotisches Ende! Die Ich-Erzählerin spricht jemanden an, von dem man nicht weiß, wer es ist. Ich ging davon aus, dass sie ganz einfach den Leser adressiert, doch ich lag falsch. Erst ganz am Schluss erfährt man, wer gemeint ist. Was mich an diesem Ende so stört, kann ich leider nicht schreiben ohne zu spoilern.

Eine Story mit Potential, doch das Ende lässt sehr zu wünschen übrig.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Wie Phoenix aus der Asche

Ein halbes Herz
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Da mir Sofia Lundbergs Debütroman „Das rote Adressbuch“ wirklich gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman, der aber, um es gleich von vornherein zu sagen, nicht an ihr erstes Buch ...

Da mir Sofia Lundbergs Debütroman „Das rote Adressbuch“ wirklich gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf ihren neuen Roman, der aber, um es gleich von vornherein zu sagen, nicht an ihr erstes Buch herankommt.
Es geht um Elin, eine ziemlich unsympathische New Yorker Starfotografin, die mehr mit ihrem Beruf als mit ihrem Mann Sam verheiratet ist. Ihre Karriere ist ihr Lebensinhalt. Während sie arbeitet, ignoriert sie SMS-Mitteilungen und Anrufe und ist der Meinung, jeder müsse dies verstehen. Was sie selbst allerdings nicht versteht, ist, dass ihr Mann irgendwann genug von diesem Leben hat und sie verlässt. Plötzlich merkt sie, wie wichtig er und die gemeinsame Tochter Alice für sie sind.
In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir Elin als junges Mädchen, das in großer Armut auf der schwedischen Insel Gotland aufwächst. Der Vater sitzt im Gefängnis, die Mutter ist verbittert und lässt ihren Frust an den Kindern aus. Zum Glück gibt es wohlmeinende Nachbarn und Freunde, die manches auffangen. Und natürlich Fredrik, ihren besten Freund. Es ist schlimm für Elin, als Fredrik mit seiner Mutter wegzieht und Elins Mutter eine neue Beziehung eingeht. Ihr neuer Mann nützt sie aus und auch Elin muss hart auf seinem Bauernhof arbeiten. Als er sie eines Tages schlägt, rennt Elin davon. An diesem Tag ändert sich ihr Leben von Grund auf...
Das Buch hat spannende Passagen, aber im Großen und Ganzen fand ich es sehr klischeehaft und langatmig. Erst in der zweiten Hälfte kam so etwas wie Spannung auf. Ich konnte mich in die erwachsene Elin überhaupt nicht einfühlen. Sie ist zickig und egoistisch, alle sollen nach ihrer Pfeife tanzen. Ihre Handlungen konnte ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Sie nimmt sich beispielsweise mitten in der Nacht ein Taxi, lässt sich von New York aufs Land kutschieren, was ein Vermögen kostet, und irrt dort ziellos durch die Gegend. Die Personen bleiben insgesamt sehr blass. Von Sam erfährt man so gut wie gar nichts. Für mich war die Lektüre eher enttäuschend.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Total dysfunktionale Familie

Je tiefer das Wasser
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Nachdem ihre Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat und in der Psychiatrie landet, müssen die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York ziehen. Dennis hat die Familie vor ...

Nachdem ihre Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat und in der Psychiatrie landet, müssen die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York ziehen. Dennis hat die Familie vor 10 Jahren verlassen, was die 16jährige Edie ihm nicht verzeihen kann. Die zwei Jahre jüngere Mae hingegen ist begeistert davon, die Kleinstadt in Louisiana hinter sich zu lassen und zu ihrem Vater ins aufregende New York zu ziehen. Sie tut alles, um ihrem Vater zu gefallen, ist eifersüchtig auf alles und jeden, was teilweise krankhafte Züge annimmt.
Das Buch ist das reinste Puzzle von Momentaufnahmen. In kurzen Kapiteln erzählen die einzelnen Personen ihre Sicht der Ereignisse. Es ist nicht klar, inwiefern die Schilderungen den Tatsachen entsprechen, denn manches erscheint sehr widersprüchlich. Es fiel mir sehr schwer, mich auf die Personen einzulassen, denn alle sind auf irgendeine Weise gestört. Das beginnt schon bei der Mutter, die unter anderem von Mae verlangt, nächtelang mit ihr durch den Wald zu streifen. Es scheint, als ob sie Mae als Erweiterung ihrer selbst ansieht, und – wie sich später herausstellt – hinterlässt dies bei Mae tiefgreifende Spuren. Der erfolgreiche Schriftsteller Dennis, der zunächst als liebevoller Vater beschrieben wird, entpuppt sich als Egomane, dem das Schreiben wichtiger ist als alles andere. Edies größter Wunsch ist es, so schnell wie möglich nach Louisiana zurückzukehren, um in der Nähe der Mutter und ihrer Freunde zu sein. Sie verlässt New York überstürzt, doch als sie in ihren Heimatort zurückkehrt, ist nichts mehr so, wie es war.
Ich weiß wirklich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Einerseits ist es durchaus spannend, es entwickelt einen Sog und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Andererseits verhalten sich die Personen so krankhaft und gestört, dass es mir oft schwerfiel weiterzulesen. Das offene Ende empfand ich als unbefriedigend, da man nicht weiß, ob sich das Schicksal der Hauptpersonen zum Guten wendet oder das kranke Spiel von vorne beginnt.

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