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Veröffentlicht am 06.12.2020

Die lieben Nachbarn

Die Nachbarin
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„Man kann Tür an Tür mit einem Menschen wohnen, ohne ihn jemals kennenzulernen, und keiner stört sich daran.“

„Die Nachbarin“ ist ein Thriller von Caroline Corcoran, übersetzt von Sybille Uplegger. Er ...

„Man kann Tür an Tür mit einem Menschen wohnen, ohne ihn jemals kennenzulernen, und keiner stört sich daran.“

„Die Nachbarin“ ist ein Thriller von Caroline Corcoran, übersetzt von Sybille Uplegger. Er erschien im August 2020 im Heyne Verlag.
Lexies Leben scheint zu schön, um wahr zu sein. Sie hat einen tollen Freund, eine schöne Wohnung und Freunde. Harriet hingegen ist glücklicher Single, erfolgreich in ihrem Job und eine Partymaus – im Grunde also das Gegenteil von Lexie. Während Lexie also ihre stolze Nachbarin bewundert, tut Harriet es ebenso, doch während eine der beiden nur träumt, plant die andere das Leben ihrer Nachbarin unwiderruflich zu zerstören…

Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich… Jeder von uns ist sich wohl darüber im Klaren, dass die lieben Nachbarn mehr über uns wissen, als uns manchmal lieb ist. Wann sind wir zuhause, wann nicht. Wann haben wir Besuch, wann streiten wir mit dem Partner, wann backen oder kochen wir, wann sehen wir Fern?
Alles Dinge, die eigentlich niemanden etwas angehen. Aber Neugier ist etwas, dass sich nicht bezähmen lässt und im Grunde ist es doch so einfach zu beobachten, was der Nachbar nebenan tut. Doch was ist, wenn die Nachbarin eindeutig zu viel über uns weiß? Wenn sie unsere Post liest, sich in unser Leben einmischt und uns manipuliert…?
Eine Thematik, die mir Gänsehaut bereitet und ein Gefühl der ständigen Beobachtung vermittelt hat. „Die Nachbarin“ ist unblutig, aber ein Pyschothriller, der an die Nieren gehen kann. Caroline Corcoran beschreibt das Leben von Harriet und Lexie, die nebeneinander wohnen, sich eigentlich nicht kennen und doch ziemlich viel über die jeweils andere zu wissen glauben.
Auf der anderen Seite des Zaunes (oder Wand), ist das Gras eben immer grüner und die sozialen Netzwerke scheinen eine sichere Quelle zu sein, um sich über das durch die Wand gehörte hinaus, über die Nachbarin zu informieren…
Durch „glauben, ahnen und mutmaßen“ entsteht eine fiktive Wirklichkeit. Neid bleibt da nicht aus, denn während die eine das perfekte Leben in einer harmonischen Partnerschaft und einem großen Freundeskreis zu führen scheint, ist die andere das, was wohl jede Frau gern wäre: selbstbewusst, erfolgreich und wunderschön. Doch wie sieht es hinter der Fassade aus und ist das Leben auf der anderen Seite des Zauns wirklich grüner? Oder scheint es nur so und jeder trägt sein eigenes Päckchen, das eben doch verborgen bleibt?
Streckenweise war der Thriller vielleicht etwas langatmig, insgesamt aber fesselnd geschrieben und mit einem geschickten Spannungsaufbau und einer krassen Entwicklung der Figuren versehen. Ständig habe ich erwartet, dass nun etwas Schreckliches passieren würde, doch bis es dann wirklich zu einem Finale kommt vergeht einige Zeit. Währenddessen taucht man ab in psychotische Sichtweisen und Handlungen, stalkerische Aktivitäten und Gänsehautmomente. Die wechselnde Ich-Perspektive von Harriet und Lexie ist gut gewählt und verschafft tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle beider Frauen. Beide Figuren sind authentisch und realitätsnah dargestellt, ihre Handlungen und Gedanken so wirklichkeitsnah, dass es schon beängstigend ist.
Der Roman dreht sich um Wirklichkeit und erdachte Wirklichkeit, um die eigene Unzufriedenheit und den Neid auf andere, aber auch um das Thema Treue, Partnerschaft und Kinderwunsch. Wahre Liebe und krankmachende Liebe werden ebenso thematisiert und die Handlung eingewoben.
Ich fand den Roman und sein Thema, beziehungsweise seine Themen, beängstigend und verstörend, gleichzeitig aber auch faszinierend und realitätsnah. Ich hatte einige Gänsehautmomente und habe vielleicht einmal öfter darüber nachgedacht, ob ich vielleicht beobachtet werde…

Mein Fazit: „Die Nachbarin“ ist ein unblutiger Psychothriller, der demjenigen, der Mord und Totschlag erwartet, wohl eher nicht gefällt. Mit seinem geschickten Erzählstil und den psychotischen Gedanken und Handlungen übte er aber einen gewissen Sog und eine beängstigende Faszination auf mich aus und hat mich dadurch absolut gefesselt. Ich ziehe lediglich einen Stern ab, da er an manchen Stellen etwas langatmig war und vergebe damit 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Insel der Zeit

Wir sehen uns am Meer
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„Ach, das Meer, das Meer, das Meer ist einzigartig!“

„Wir sehen uns am Meer“ ist ein Roman von Dorit Rabinyan. Er erschien im Januar 2018 im Droemer Knaur Verlag.
Liat und Chilmi begegnen sich in New ...

„Ach, das Meer, das Meer, das Meer ist einzigartig!“

„Wir sehen uns am Meer“ ist ein Roman von Dorit Rabinyan. Er erschien im Januar 2018 im Droemer Knaur Verlag.
Liat und Chilmi begegnen sich in New York und verlieben sich ineinander. Doch die Liebe, die so perfekt scheint, ist nur eine Liebe auf Zeit, denn Liats Rückflug in die Heimat ist schon gebucht und eine Beziehung zwischen Israelin und Palästinenser sowieso ausgeschlossen… Doch Gefühle halten sich ja bekanntlich nicht immer an Regeln, kann es für die beiden also eine Zukunft geben…?

„Wir sehen uns am Meer“ ist kein typischer Liebesroman. Liat und Chilmi wären sich in Heimat niemals begegnet. Es wäre schlicht und ergreifend nicht möglich gewesen, denn es ist Palästinensern verboten in die Gebiete der Israelis zu kommen. In New York jedoch, ist alles anders und sogar eine Beziehung zwischen Israelin und Araber scheint möglich. Dennoch ist die Beziehung der beiden eine Liebe auf Zeit, denn Liats Rückflug in die Heimat ist bereits gebucht, ein Umdenken kommt für sie nicht in Frage.
Zudem ist die Beziehung während der gesamten Zeit von Vorurteilen überschattet. Liat schämt sich für Chilmi und leugnet seine Existenz vehement vor Freunden und Familie, was Chilmi fortwährend verletzt und traurig macht.
Über lange Abschnitte hatte ich das Gefühl zu wenig Kenntnisse über die Situation in Israel zu haben, um die Zusammenhänge und Konfliktpunkte im Roman vollständig zu verstehen. Diese Ahnung bleibt auch nach dem Beenden des Buches bestehen und zurück bleibt das vage Gefühl zu wenig Allgemeinbildung zu besitzen. Trotzdem habe ich einige Einblicke in den Konflikt um Israel gewinnen können und denke, dass die Vorurteile und angesprochenen Sichtweisen sich nicht nur auf dieses Land, sondern auch auf weitere Länder und Völker übertragen lässt. Viel zu oft lassen wir uns von Dingen leiten, die wir einmal gehört haben oder die man uns von klein auf beigebracht hat. Viel zu selten hinterfragen wir die Dinge oder geben Fremden eine wahre Chance.
Dieses wird im Roman sehr deutlich, denn durch die rückblickende Ich-Perspektive von Liat werden ihre widersprüchlichen Gefühle zu Chilmi sehr deutlich. Auf der einen Seite ist sie bis über beide Ohren verliebt, auf der anderen Seite verleugnet sie die Beziehung und erschreckt ein ums andere Mal über sich selbst und die „Ungehörigkeit“ ihrer „Affäre“. Da die Autorin selbst Israelin ist, gehe ich davon aus, dass Liats Gefühle und ihr Verhalten sehr realistisch und authentisch ist. Ich für meinen Teil fand ihre Gedanken jedenfalls sehr nachvollziehbar und logisch, die Beschreibungen aus ihrer Kindheit erschreckend und Ungleichheit der beiden Völker im selben Land beängstigend. Welten scheinen aufeinander zu treffen mit Sichtweisen, die kaum entgegengesetzter sein könnten und trotzdem doch dasselbe wollen: Frieden, Sicherheit und Heimat.
Ob Liat und Chilmi eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht, ist die Frage, die man sich während des Lesens immer wieder fragt und irgendwie war für mich jeder Ausgang möglich. Dennoch hat mich das reale Ende dann wirklich überrascht und vollständig schockiert. Ich bin entsetzt, erschüttert und sprachlos. Die Verknüpfung zum Buchtitel ist großartig und dennoch kaum zu erahnen, bevor man es nicht gelesen hat. Ich weiß nicht wirklich, was ich davon halten soll und eine endgültige Bewertung fällt mir wirklich schwer.
Eindeutig weiß ich aber, dass das Buch mich bewegt und berührt hat, mich zum Nachdenken gebracht hat und eindeutig „schwerere Kost“ war, als die Romane die ich normalerweise lese.

Mein Fazit ist daher insgesamt auch positiv und ich vergebe 4 von 5 Sternen. Zwar hatte ich, gerade im letzten Abschnitt Probleme mit der ungewöhnlichen Erzählweise, die plötzlich vom klassischen Ich-Erzähler in einen Ich-Erzähler wechselt, der von „dir“ berichtet und hatte auch über lange Strecken das Gefühl zu wenig informiert für dieses Buch zu sein, trotzdem hat das Buch mich aber berührt und bewegt. Ich glaube, es ist ein großartiger Roman mit wichtiger Botschaft und denke, dass man ihn unbedingt gelesen haben sollte!

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Sergeant Warwick

Klang der Hoffnung
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„Aber Kriminelle arbeiten nach anderen Regeln.“

„Klang der Hoffnung“ ist der zweite Band der „Warwick-Saga“ von Jeffrey Archer, übersetzt von Martin Ruf. Er erschien im November 2020 im Wilhelm Heyne ...

„Aber Kriminelle arbeiten nach anderen Regeln.“

„Klang der Hoffnung“ ist der zweite Band der „Warwick-Saga“ von Jeffrey Archer, übersetzt von Martin Ruf. Er erschien im November 2020 im Wilhelm Heyne Verlag.
William Warwick wurde endlich zum Sergeanten befördert. Mit seinem neuen Dienstrang gehen auch neue Aufgaben einher und anstatt Kunsträuber zu verfolgen, geht es jetzt darum einen großen Fisch im Drogenmilieu festzusetzen. Doch auch bei diesem Auftrag und im Privatleben bleiben alte Feinde bestehen und William ist erneut mit schwierigen und gefährlichen Aufgaben konfrontiert.

Zunächst hatte ich große Schwierigkeiten mich wieder in die Geschichte hineinzufinden. Die Zusammenhänge waren mir zu Beginn des Romans nicht ganz klar und die Themenwechsel eindeutig zu abrupt. Spätestens nach dem ersten Drittel hatte ich mich aber wieder in den außergewöhnlichen Schreibstil und die ebenso ungewöhnlich beschriebene Handlung hineingefunden und konnte mich auch tatsächlich vollständig von der Geschichte fesseln lassen. Lediglich gewisse Zeitsprünge und Abläufe waren für mich im gesamten Roman nicht immer vollständig nachvollvollziehbar. Darüber habe ich aber großzügig hinweggelesen, sodass sie mich nur kurzzeitig irritieren konnten.
Williams alter Feind Miles Faulkner spielt auch in diesem Band der Reihe eine große Rolle und ein weiterer Prozess gegen ihn ist Hauptschauplatz des Romans. Die Verhandlung ist bildhaft und spannend dargestellt, das Urteil nur schwer vorhersehbar. Ebenso wie die Romanfiguren habe ich mitgefiebert und gehofft, dass es endlich gelingen würde den Kriminellen festzusetzen. Wie wir es aber aus den Romanen von Jeffrey Archer gewohnt sind, gibt es immer wieder Hintertürchen, ausgeklügelte Pläne und wohl durchdachte Hinweise, die nur Menschen mit sehr wachem Verstand und einer hohen Intelligenz verstehen können. Geschickt spinnt der Autor so großartige und unvorhersehbare Zusammenhänge, die nur nach und nach ans Tageslicht kommen.
Neben dem Prozess um Faulkner ist die Suche nach einem großen Londoner Drogenboss ein weiteres Hauptthema der Handlung. Diese Fahndung ist ebenso spannend und interessant, die Handlungen der Kommissare nachvollziehbar und authentisch.
Doch auch privat ist es für William keinesfalls langweilig, denn die Hochzeit mit Beth steht kurz bevor.
Die Verknüpfung von Privat- und Berufsleben der Familie Warwick ist auch in diesem Band sehr gut gelungen. Nicht nur William entwickelt sich weiter, sondern auch das Leben seiner Schwester Grace schreitet mit großen Schritten voran. Besonders gefallen hat mir dabei die Entwicklung des Vaters der beiden. Sir Julian beginnt langsam zu akzeptieren, dass sein Sohn bei der Polizei einen guten Dienst tut und auch, dass seine Tochter Anwältin und dazu noch lesbisch ist, wird langsam aber sicher von ihm akzeptiert und honoriert. Diese Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und ist deutlich erkennbar.
Auch der Abschluss des Buches ist sehr gut gelungen, denn ein Ausblick auf den nächsten Band der Reihe wird bereits gegeben und am liebsten würde ich sofort weiterlesen, denn ich bin gespannt, welche Intrigen nun auf William und seine Kollegen warten und wie es mit ihm als Kommissar überhaupt weitergeht, denn er steht vor einem großen Gewissenskonflikt, den es zu lösen gilt...

Mein Fazit: „Klang der Hoffnung“ ist eine gute Fortsetzung einer ungewöhnlichen historischen Romanreihe um den jungen Polizisten Warwick. Weitere spannende und außergewöhnliche Aufgaben warten auf ihn, welche er mit viel Geschick und Intelligenz zu lösen weiß. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten lässt der Roman sich flüssig und spannend lesen, weshalb ich 4 von 5 Sternen für ihn vergebe.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Die erste Liebe

Sweet Sorrow
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„[…] die erste große Liebe ist wie ein Lied, einer von diesen doofen Popsongs, die man hört und denkt, ich will nie wieder etwas anderes hören […]“

„Sweet Sorrow – Weil die erste Liebe unvergesslich ist“ ...

„[…] die erste große Liebe ist wie ein Lied, einer von diesen doofen Popsongs, die man hört und denkt, ich will nie wieder etwas anderes hören […]“

„Sweet Sorrow – Weil die erste Liebe unvergesslich ist“ ist ein Roman von David Nicholls, übersetzt von Simone Jakob. Er erschien im Dezember 2019 im Ullstein Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Als Charlie Lewis kurz vor seiner Hochzeit eine Einladung zum Treffen seiner ehemaligen Theatergruppe eingeladen wird, überlegt er sehr lange, ob er an diesem teilnehmen soll. Immerhin wird er dort auch seine erste große Liebe Fran wiedersehen und ist es nicht so, dass die erste Liebe niemals vergessen wird…?

Charlie Lewis erzählt seiner Verlobten kurz vor ihrer Hochzeit von seiner ersten großen Liebe und von dem Sommer, der alles veränderte. Dem Sommer, der zunächst endlos und langweilig schien. Dem Sommer nach dem High-School-Abschluss, nachdem die Zukunft plötzlich ungewiss war. Dem Sommer, der Charlie erwachsen werden und wahre Freundschaften schließen ließ.
Charlie berichtet rückblickend und daher mit allwissenden und vorausblickenden Zügen von dem Sommer 1997, in dem er zufällig Fran kennenlernt. Er weiß schnell, dass er sie wiedersehen muss, selbst dann, wenn er dafür an einer Shakespeare-Theateraufführung teilnehmen muss. Aus einer vermeintlich langweiligen Ferienaktivität mit seltsamen Leuten wird dann jedoch ein Projekt, das Charlie zu gefallen beginnt und das enorm zu seiner persönlichen Entwicklung beiträgt. Aus dem bisherigen eher unscheinbaren Jungen, einem „Niemand ohne Talente“, wird zwar kein Starschauspieler, aber Charlie lernt, dass es sich lohnt an etwas zu arbeiten und vor allem für etwas und mit anderen zu arbeiten. Die gemeinsame Arbeit verändert zudem seine Perspektive auf die Welt, auf die Menschen und auf den Umgang mit ihnen. Er beginnt in einem einzigen Sommer zu lernen, was es bedeutet Verantwortung zu übernehmen und was eine richtige Freundschaft ausmacht. Er beginnt zu verstehen, wie das reale Leben aussieht und dass einem nicht immer alles egal sein kann. Er beginnt ernsthaft über eine Zukunft nach diesem letzten freien Sommer nachzudenken und schafft es schließlich mithilfe seiner Freunde seine Ziele zu erreichen und aus dem Gefängnis der Heimatstadt auszubrechen.
Der Schreibstil des Romans ist humorvoll und flüssig. Das Lesen fällt unglaublich leicht, die Perspektive des damals 16-jährigen Jungen wird in Ansichten und Gedanken sehr deutlich. Das Buch umfasst einige Themen, die sehr bewegend sind und dem Roman einen gewissen Tiefgang und eine große Vielschichtigkeit verleihen. Es ist kein lockerer leichter Liebesroman, der oberflächlich von der ersten Liebe berichtet, sondern viel mehr. Es geht um das Erwachsenwerden, um eine schwere Kindheit, um die Suche nach sich selbst und der Suche nach dem eigenen Platz im Leben mit viel Reflektion und interessanten Denkansetzen. Interessant fand ich zudem die Perspektive von Charlie, da die wenigsten Romane aus der Sicht eines Jungen geschrieben wurden und Jungs nun mal einfach anders „ticken“ als Mädchen.
Es war der erste Roman, den ich von David Nicholls gelesen habe und ich hatte von ihm etwas völlig anderes erwartet. Ich hatte mit einer lockeren Geschichte über eine Jugendliebe gerechnet, und diese irgendwie auch bekommen, aber in einem völlig anderen Format als ursprünglich gedacht… Da sie deutlich mehr Tiefgang und Hintergrund lieferte als erwartet, hatte ich wohl auch zunächst Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen und die Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit zu verstehen. Erst im Laufe der Geschichte konnte ich mich wirklich auf sie einlassen und begann dann nach und nach vollkommen in sie einzutauchen und sie zu verstehen. Alles in allem ist es ein Liebesroman, der über den Facettenreichtum der Liebe berichtet, die viele Gesichter haben kann. Vor allem ist es aber ein Roman, der über die Kraft der ersten Liebe berichtet. Einer Liebe, die die Macht hat zu verändern und zu zerstören, die aber vor allem immer unvergesslich bleibt und einiges bewegt…

Mein Fazit: „Sweet Sorrow“ hat mich insgesamt sehr berührt und ließ sich wirklich gut lesen. Nichtsdestotrotz hatte ich zu Beginn einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzukommen, weil ich eher einen leichten Liebesroman erwartete. Ich vergebe daher nur 4 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane von David Nicholls, bei denen ich mich vielleicht von Anfang an auf ihre Individualität einstellen kann.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Neuanfang

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
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„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen ...

„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman von Anja Saskia Beyer. Er ist in sich abgeschlossen und erschien im Mai 2020 im Tinte und Feder Verlag.
Als Jessys Freund sie verlässt und kurz darauf auch noch der Blumenladen in dem sie gearbeitet hat schließt, steht Jessy vor einem großen Problem. Sie benötigt einen neuen Job und dieser muss auch noch hundefreundlich sein, denn ihren Hund Bella den ganzen Tag zu Hause zu lassen oder abzugeben kommt nicht in Frage. Die Jobangebote für Floristin mit Hund sind in München allerdings nicht gerade zahlreich und so nimmt Jessy kurzerhand einen befristeten Job als Gärtnerin in der Toskana an. In der Toskana angekommen ist dann allerdings nicht alles so, wie Jessy es erwartet hatte. Das Anwesen ihres Arbeitgebers steht kurz vor dem Verkauf und kann nur gerettet werden, wenn der Garten wieder auf Vordermann gebracht wird. Doch ob Gregorio und Jessy dies innerhalb von zwei Monaten bewältigen können und gleichzeitig das entstehende Gefühlschaos sowie eine jahrelange Familienfehde geordnet bekommen…?

Jessy ist für mich eine sympathische und authentische Protagonistin. Sie ist häufig mit sich selbst unzufrieden und kommt nur schwer zur Ruhe. Meist hat sie das Gefühl, auf der Suche nach irgendetwas zu sein und lediglich die Zeit mit ihrer Hündin Bella kann sie erden. Der Job in der Toskana ist für Jessy ein kompletter Neubeginn, aber auch ein Abenteuer, das zu ihrem unruhigen Wesen passt. Sie bricht ihre Zelte in München ab und reist mit Bella nach Italien. Als sie in der Toskana ankommt, verliebt sie sich sogleich in den wunderschönen Garten des Anwesens der Russos. Leider scheinen sowohl ihr Arbeitgeber, als auch dessen Mutter nur bedingt begeistert von ihr zu sein. Immerhin hatten sie einen Mann erwartet und haben nur wenig Zeit das Anwesen vor dem Verkauf zu retten.
Doch Jessy ist entschlossen den Job anzutreten und Gregorio ist verzweifelt, sodass er die Hilfe schließlich annimmt. Gemeinsam versuchen sie das Familienanwesen vor dem Verkauf zu retten und nähern sich dabei mehr und mehr aneinander an. Die aufkeimende Beziehung der beiden ist dabei emotional und herzerwärmend beschrieben, die daraus resultierenden Probleme und Zweifel, sowie die ablehnende Haltung von Gregorios Mutter nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte zwischen Jessy und Gregorio wird überschattet von alten Geheimnissen und Familienfehden, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt und eine leichte Parallele zu „Romeo und Julia“ erkennbar ist.
Jessys Art hat mir von Anfang an gut gefallen, durch ihre Liebe zu Hunden und Tieren im Allgemeinen ist sie mir sofort ans Herz gewachsen und auch ihre grundsätzlich eher positive Lebenshaltung fand ich sehr ansprechen. Gefallen hat mir zudem der Hinweis auf ihr Glückstagebuch, durch das Jessy gelernt hat, positiv an das Leben heranzugehen. Durch die Arbeit in der Toskana beginnt sie sich selbst besser kennenzulernen, die Arbeit im Garten sowie das Leben in Italien erden sie. Sie wird im Laufe des Romans ruhiger und selbstbewusster und findet schließlich auch ihren Platz im Leben. Diese Entwicklung Jessys hat mir sehr gut gefallen. Sie wird durch die personale Erzählperspektive aus Jessys und Gregorios Sicht gut verdeutlicht und auch Gefühle und Gedanken der beiden werden durch die gewählte Perspektive klarer.
Der Schreibstil und die Handlung des Romans sind durchgehend flüssig und leicht, sodass ich das Buch mühelos an einem Tag durchlesen konnte.
Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Aufregung oder Wiedererkennungswert für die Geschichte gewünscht, eine ähnliche Faszination wie „Die Sterne über Venedig“ konnte sie bei mir nicht erzeugen. Trotzdem überzeugte mich der Roman durch einer großen Portion Charme und Wohlfühlfaktor und ist ideal zum Schmökern und Entspannen. Die wunderschöne Kulisse der Toskana mit ihren verwunschenen und geheimnisvollen Gärten trägt einen Großteil dazu bei, lädt zum Träumen ein und verführt einen dazu, sofort eine Reise antreten zu wollen.

Mein Fazit: „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman, der sich hervorragend für den Sommerurlaub und das virtuelle Reisen in ferne Länder eignet. Er entführt einen mit einer wunderschönen Liebesgeschichte in die Toskana und deren traumhafte Kulisse und lässt sich unkompliziert und leicht lesen. Er ist ein Roman zum Träumen und Genießen und bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

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