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Veröffentlicht am 30.08.2020

Ein neues Mäuseabenteuer

Einstein
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Einstein - Torben Kuhlmann

Wir kannten bereits die Bände "Armstrong", "Edison" und "Lindbergh". Alles tolle Abenteuer um eine mutige kleine Maus auf den Spuren großer Entdecker. Mit "Einstein" wagt sich ...

Einstein - Torben Kuhlmann

Wir kannten bereits die Bände "Armstrong", "Edison" und "Lindbergh". Alles tolle Abenteuer um eine mutige kleine Maus auf den Spuren großer Entdecker. Mit "Einstein" wagt sich Kuhlmann an ein etwas abstrakteres Thema, die Zeit.

Die kleine Maus begibt sich auf eine Reise nach Bern zum großen Käsefest. Doch kaum angekommen, muss sie feststellen, dass sie um einen ganzen Tag zu spät kommt. Dabei hatte sie doch so penibel die Kalenderblätter abgerissen! Gibt es eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen? Die Maus macht sich an die Arbeit und nach vielen Versuchen und mit Hilfe der Aufzeichnungen eines gewissen Albert Einstein, gelingt es ihr tatsächlich, in die Vergangenheit zu reisen. Doch so einfach ist die Sache nicht...

Wieder eine ganz wunderbare Geschichte mit traumhaften Bildern. Einfach ein tolles Leseerlebnis und so viel Wissenswertes das den Kindern nebenbei nahegebracht wird. Die Kids werden wohl nie mehr vergessen, dass Einstein was mit der Zeit zu tun hatte. Ein wahrer Lesegenuss für groß und klein. Bitte noch viel mehr davon! 5 Sterne

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Moby Dick trifft Klimawandel

Zugvögel
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Zugvögel – Charlotte McConaghy

Ich liebe Abenteuer- und Schifffahrtsgeschichten und diese hier verbindet das mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel und einer tragischen Liebesgeschichte.

Franny gibt ...

Zugvögel – Charlotte McConaghy

Ich liebe Abenteuer- und Schifffahrtsgeschichten und diese hier verbindet das mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel und einer tragischen Liebesgeschichte.

Franny gibt sich als Ornithologin aus und überredet den Kapitän eines der letzten Fischerboote, sie mitzunehmen bis in die Antarktis - wohin die vermutlich letzte Reise der Küstenseeschwalben gehen soll. Die Fahrt ist gefährlich, das Wetter unberechenbar, Frannys Vergangenheit ein einziges großes Geheimnis.
Es ist eine düstere Zukunftsvision, die die Autorin hier zeichnet, jedoch gar nicht so unwahrscheinlich. Beinahe alle wildlebenden Tiere sind bereits unwiderruflich ausgestorben. Schuld daran ist der Mensch.
Die Crew, mit der Franny reist ist exzentrisch. Jeder hat einen Grund, am Fischfang festzuhalten, obwohl da kaum noch etwas zu holen ist. Das Meer ist praktisch leer.
Gerade wegen der Seefahrt und auch wegen der Verbissenheit einiger Protagonisten, erinnerte mich dieser Roman stellenweise recht stark an Moby Dick. Zunehmend rückt aber auch das Thema des Artensterbens in den Vordergrund.
Aber die Autorin macht es spannend. Am Anfang gibt es viele große Fragen, die zum Teil erst ganz zum Schluss aufgeklärt werden. Was treibt Franny an, warum macht sie das, was hat sie noch alles zu verbergen?
So wird die gefährliche Schifffahrt immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in Frannys früheres Leben. Diese bringen langsam Licht ins Dunkel ihrer Geheimnisse. Ich fand das sehr gut gemacht und wirklich spannend!

Die Protagonistin Franny ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Identifizieren kann man sich eher nicht mit ihr. Zu irrational sind ihre Handlungen, zu wenig weiß man von ihren Beweggründen. Das hat mich hier aber überhaupt nicht gestört, denn der Leser bekommt immer wieder Häppchen serviert und am Ende löst sich alles auf.

Es ist insgesamt ein eher düsterer Lesegenuss, anders als das Cover vielleicht vorgaukelt. Die überwältigende Todessehnsucht Frannys kämpft gegen ihre Verbissenheit ihre Ziele zu erreichen, koste es was es wolle. Fesselnd und faszinierend erzählt.
Man merkt schon, dass der Autorin die aktuellen Themen Natur, Klimawandel, Artensterben, am Herzen liegen.
Ein wunderbares Debüt, das mich bestens unterhalten hat. Ich hoffe, da kommt noch viel mehr von dieser Autorin!
5 Sterne

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Sprachgewaltig

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
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Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Dieser Roman hat mich sehr beeindruckt und positiv überrascht. Dennoch fällt es mir schwer, den Inhalt kurz und knapp zusammenzufassen, dieser ist ...

Jäger - Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod

Dieser Roman hat mich sehr beeindruckt und positiv überrascht. Dennoch fällt es mir schwer, den Inhalt kurz und knapp zusammenzufassen, dieser ist nämlich außergewöhnlich vielschichtig, tiefgründig, verschachtelt und verwinkelt. Deshalb zitiere ich hier nur kurz den Klappentext:
"Ein sprachgewaltiger Roman über eine unerfüllte Liebe, einen ungeklärten Mord und eine spannende Spurensuche- für einen jungen Historiker wird eine Recherchereise in die Berge zur Reise an die Grenzen seiner Persönlichkeit."

Das Hauptgeschehen findet im Winter 1950/51 statt. Seitdem ist der junge Historiker Schreiber spurlos verschwunden. Ein halbes Jahrhundert später macht sich der Amerikaner John Miller auf Spurensuche.
Jäger lässt sich Zeit damit, die Personen, das Dorf, die Natur, die Berge detailliert zu beschreiben. Das wird zwar nie langweilig, wirkliche Spannung kommt aber erst gegen Ende auf. Doch das lohnt sich, denn er schafft damit eine wahnsinnig intensive Atmosphäre. Man sieht die Dorfbewohner und die verschneiten Berge regelrecht vor sich. Kombiniert mit Jägers beeindruckend poetischem Schreibstil entsteht ein wahres Meisterwerk. Perfekt komponiert und sprachgewaltig. Irgendwann ist man mit Schreiber mittendrin im Geschehen, Naturgewalten, Lawinen donnern über das Dorf, Feuer wüten, heute wie damals. Schreiber ist gefangen durch die Liebe zu einer Frau, der Leser mit ihm, denn es entwickelt sich nun ein ordentlicher Lese Sog.

Noch eine interessante Hintergrundinformation zur Entstehung des Romans. Der Tiroler Autor Gerhard Jäger war seit einem Unfall 2007 querschnittsgelähmt. Vorliegendes Buch schrieb er mit Hilfe eines Sprachcomputers. Leider ist er bereits viel zu früh verstorben.

Ein sehr empfehlenswerter Roman für Leser, die hintergründige und komplexe Geschichten mögen. Mir hat er sehr gut gefallen. 5 Sterne

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Zwischen Genie und Wahnsinn

Nagel im Himmel
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Nagel im Himmel – Patrick Hofmann

Der Protagonist Oliver Seuss, geboren im letzten Jahr der DDR, versucht eines der größten Geheimnisse der Mathematik zu lösen und verschwindet dabei voll und ganz in ...

Nagel im Himmel – Patrick Hofmann

Der Protagonist Oliver Seuss, geboren im letzten Jahr der DDR, versucht eines der größten Geheimnisse der Mathematik zu lösen und verschwindet dabei voll und ganz in der Welt der Mathematik, genauer gesagt, der Primzahlen. Er will schaffen, was vor ihm noch keiner geschafft hat, er will den Beweis der Riemannschen Vermutung bestätigen oder widerlegen. Dabei muss man sich als Leser mit der Materie nicht auskennen, es ist ein bislang ungelöstes Rätsel der Mathematik, das reicht zu wissen. Hofmann schafft es trotzdem, eine gewisse Faszination für dieses wissenschaftliche Gebiet zu vermitteln.
Wirklich unglaublich, wie spannend ein an sich so trockenes Thema hier präsentiert wird. Im Wesentlichen geht es dem Autor um den unglaublichen psychischen Druck und das seelische Leiden dieses mathematischen Genies und doch so unglücklichen Menschen. Aufgewachsen in einer lieblosen, stark sächselnden Umgebung, ohne Verständnis für sein Talent, fühlt er sich nirgends zugehörig und ist emotional extrem unbeholfen. So flüchtet er sich in seinen Schaffenspausen in den Alkohol und droht vollkommen abzugleiten zwischen Zahlen- und Alkoholrausch. Diese Forschung, der er mit Haut und Haar nachgeht, ist ein jahrelanger schmerzhafter Kampf, der ihn zu zerstören droht.
"Wenn es ihm aber zu gut ging, war er nicht mehr kreativ. Die Wärme und die Freundlichkeit schadeten dem Genie. Wenn er mit der Riemannschen Vermutung weiterkommen wollte, brauchte er die Kälte." Seite 163

Es ist ein Balanceakt zwischen Genie und Wahnsinn auf dem er sich bewegt und doch hat er gar keine andere Wahl. Gesegnet mit einem großen Talent, das er nicht will, gegen das er sich geradezu wehrt, gegen das er aber doch nicht ankommt. Immer wieder stürzt er sich in seine Aufgabe, die ihm eigentlich zu groß ist und die ihm Angst macht, mit einer Besessenheit, die krankhaft ist. Eine Kombination, die absolut faszinierend ist. Ein bemitleidenswertes Genie, das all seine Kraft in die Wissenschaft steckt, einfach weil er nicht anders kann.

Bemerkenswert fand ich auch nochmal den Schluss, bitter-süß, auf jeden Fall tragisch und auf jeden Fall zu diesem hochkarätigen Roman passend.

Das Porträt eines unglücklichen Genies, absolut fesselnd erzählt. Sehr lesenswert. 4 Sterne bei Beendigung des Romans. Allerdings hielt die Faszination noch tagelang an, so dass ich mich dann doch noch für 5 Sterne entscheide.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Drogenkriminalität in Philadelphia

Long Bright River
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Long bright river - Liz Moore

Mickey und Kacey hatten keine leichte Kindheit in Kensington, einem von Drogenproblemen stark betroffenen Stadtteil von Philadelphia. Mickey kämpft tagtäglich als Streifenpolizistin ...

Long bright river - Liz Moore

Mickey und Kacey hatten keine leichte Kindheit in Kensington, einem von Drogenproblemen stark betroffenen Stadtteil von Philadelphia. Mickey kämpft tagtäglich als Streifenpolizistin gegen die zunehmende Kriminalität an, während ihre Schwester Kacey auf ebendiesen Straßen für ihren Stoff anschaffen geht. Doch eines Tages ist Kacey nicht mehr auffindbar und gleichzeitig treibt ein Frauenmörder sein Unwesen. Mickey macht sich auf die Suche und gerät dabei selbst in Gefahr.

Ich fand diesen Roman extrem spannend und konnte ihn kaum mehr aus der Hand legen. Beeindruckend, wie vielschichtig die Handlung angelegt ist. Zum einen ist es ein detailliertes Porträt einer Stadt mit großen gesellschaftlichen Problemen. Zum anderen handelt es sich um einen spannenden Krimi rund um die Frauenmorde im Viertel. Die Autorin erzählt in Rückblenden sehr viel aus der gemeinsamen Kindheit der Schwestern. Somit ist es auch ein wirklich ergreifender Familienroman. Über allem steht jedoch das massive Problem der Drogenabhängigkeit vieler Menschen in Philadelphia. Traurig zu lesen, in wie jungen Jahren so viele Leben bereits nachhaltig zerstört sind und wie schwer es ist, davon wieder loszukommen. All das verbindet Liz Moore gekonnt und baut einen großartigen Spannungsbogen auf.

Gerade ein paar Tage nach Beendigung der Lektüre scheint mir im Rückblick der Fokus in erster Linie auf dem Thema der Heroinabhängigkeit zu liegen. Moore macht deutlich, wie gerade die Familien der Abhängigen darunter leiden und wie leicht es ist, in die Sucht abzurutschen. Wie schwer, im Gegenzug, wenn nicht gar unmöglich, davon wieder loszukommen.

Diese eindringliche Lektüre hat mich dazu gebracht, mich im Internet über die sogenannte Heroin-Epidemie im Nordosten der USA zu informieren. Auch in der Realität hat der Stadtteil Kensington und die Kensington Avenue mit ihren Problemen bezüglich Kriminalität und Drogen sowie der daraus entstehenden Perspektivlosigkeit, Schlagzeilen gemacht. Diese Tatsachen werden im vorliegenden Roman nicht übertrieben dargestellt!
Ich denke, auch die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die Rassenunruhen in den USA unter Trump machen gerade wieder deutlich, wie gravierend die Drogenproblematik in manchen Gegenden tatsächlich ist. Umso mehr, ein wichtiges, lesenswertes Buch!
Hat mir sehr gut gefallen! 5 Sterne

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