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Veröffentlicht am 24.07.2020

Das Leben in einer Sekte

After the Fire - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2021
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Inhalt: Die Basis der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ steht in Flammen. Einige Mitglieder, nur Kinder, können gerettet werden. Darunter auch die 17-jährige Moonbeam, der nun in Therapiesitzungen Fragen ...

Inhalt: Die Basis der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ steht in Flammen. Einige Mitglieder, nur Kinder, können gerettet werden. Darunter auch die 17-jährige Moonbeam, der nun in Therapiesitzungen Fragen zum Leben in der Legion gestellt werden. Fragen, die alte Wunden aufreißen, zu Alpträumen führen und Geheimnisse ans Licht bringen.

Persönliche Meinung: Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Moonbeam erzählt, die (soweit man das als Person, die nicht Mitglied in einer Sekte ist/war, beurteilen kann) authentisch dargestellt ist. Sie ist einerseits unsicher in der für sie neuen Welt, hat Angst vor den Menschen außerhalb der Legion, die in der Sekte als „Schlangen“ galten, und ist bis zu einem gewissen Grad noch indoktriniert. Zugleich ist sie aber auch intelligent, selbstbewusst und oftmals kritisch gegenüber einzelnen Lehren der Sekte. Sie ist eine Figur, die einen inneren Kampf austrägt; hin- und hergerissen zwischen der eigenen Vernunft und der lebenslangen Indoktrination durch die „Heilige Kirche der Legion Gottes“. Der Handlungsaufbau ist einer Therapiesitzung nachempfunden: In der Gegenwartsebene stellt ein Psychiater Fragen, die in Form einer Vergangenheitsebene beantwortet werden. Dabei erfährt man schrittweise immer mehr über die Regeln und das Leben innerhalb der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ und wie diese sich radikalisierte. In ihren Erzählungen verschweigt Moonbeam allerdings bis zuletzt einzelne Ereignisse, sodass sich eine latente Spannung durch die Handlung zieht. Die Erzählweise ist eher nüchtern. Sie erinnerte mich in der Gegenwartsebene z.T. an Berichte, die im Schockzustand erzählt werden, was gut zur Story passt. Die Handlung von „After the Fire“ ist fiktiv, doch Vieles könnte sich so (oder so ähnlich) tatsächlich in Sekten abspielen – und das macht die Lektüre so intensiv und erschreckend.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Moira wird erwachsen

Das Erbe der Krylows (2)
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Inhalt: "Moira. Das Erbe der Krylows II" schließt unmittelbar an die Handlung des ersten Bandes an. Moiras Training wird fortgesetzt, doch es kriselt zwischen Moira und ihren Freunden. Eine Schwäche, die ...

Inhalt: "Moira. Das Erbe der Krylows II" schließt unmittelbar an die Handlung des ersten Bandes an. Moiras Training wird fortgesetzt, doch es kriselt zwischen Moira und ihren Freunden. Eine Schwäche, die die "Gruppe", die Moira in ihre Finger bekommen möchte, zu nutzen weiß.

Persönliche Meinung: Wie schon im ersten Band wird die Geschichte aus der Perspektive Moiras erzählt, die immer noch quirlig und schlagfertig ist, dabei aber insgesamt erwachsener wirkt. Der zweite Band beantwortet viele Fragen, die im ersten Band offen geblieben sind. Wir erfahren mehr über Moiras Gabe und die Gruppe, die sie verfolgt. Dabei treffen wir auch alte Bekannte. Der Handlungsbogen, der in Band 1 angestoßen wurde, wird so runder und abgeschlossen. Die Handlung selbst streckt sich über mehrere Jahre, ist actiongeladen und im Vergleich zu Band 1 wendungsreicher. Das letzte Drittel war für mich etwas zäh, das Ende dafür aber umso überraschender. Ein paar Kommasetzungfehler, die den Lesefluss stören, haben sich noch eingeschlichen, doch sind es ingesamt viel weniger als bei Band 1.

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Ein komplexer Thriller

Der Würfelmörder (Ein Fabian-Risk-Krimi 4)
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Inhalt: Das Team um Kommissar Fabian Risk wird mit vielen Verbrechen konfrontiert: Ein Kind wird tot in einer laufenden Waschmaschine gefunden, neonazistische Verbrechen nehmen zu und inmitten des Ermittlerteams ...

Inhalt: Das Team um Kommissar Fabian Risk wird mit vielen Verbrechen konfrontiert: Ein Kind wird tot in einer laufenden Waschmaschine gefunden, neonazistische Verbrechen nehmen zu und inmitten des Ermittlerteams befindet sich ein Mörder. Zusätzlich dazu stößt das Team auf eine Reihe grausamer Morde, die keinem System zu folgen scheinen. Es beginnt eine Reise an die Grenzen des Menschlichen.

Persönliche Meinung: Wie der Inhaltsteaser schon zeigt, handelt es sich bei "Der Würfelmörder" um einen sehr komplexen Thriller. Es gibt viele Fälle/Handlungsstränge, viele handelnde Figuren und viele Handlungsorte, sodass man sich konzentrieren musste, den Überblick zu behalten. Da ich die Vorgängerbände nicht gelesen habe, brauchte ich ca. 150 Seiten, um in die Handlung hineinzufinden und mit den Figuren warm zu werden. Vielen der Figuren hängen private "Altlasten" nach, die in den vorherigen Bänden angestoßen wurden. Anfangs war das für mich verwirrend, aber mit der Zeit konnte man sich immer besser in die Konstellationen hineinfuchsen, sodass sich "Der Würfelmörder" flüssig lesen lies. Durch die häufigen Perspektivwechsel, der Fülle an Fällen und der verschiedenen tragischen Situationen im Leben der Protagonisten ist "Der Würfelmörder" atmosphärisch dicht und spannend. Eine Besonderheit ist der titelgebende Würfelmörder: Es handelt sich um einen Täter, der einem ganz eigenen System folgt. Tatort, Opfer und Mordwaffe bestimmt er mit dem Wurf eines Würfels, sodass der Modus Operandi der Zufall ist. Insgesamt ist "Der Würfelmörder" ein komplexer Thriller und eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele - eine Reise, die gerade erst begonnen hat, denn der Würfelmörder wird in einem zweiten Band zurückkehren.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Ein Doppelmord

Schwestern im Tod
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1993: Der junge Ermittler Martin Servaz wird an einen Tatort gerufen: Zwei junge Frauenleichen, gefesselt an einem Baumstumpf und inszeniert in Kommunionkleidern. Was den Tatort besonders verstörend macht, ...

1993: Der junge Ermittler Martin Servaz wird an einen Tatort gerufen: Zwei junge Frauenleichen, gefesselt an einem Baumstumpf und inszeniert in Kommunionkleidern. Was den Tatort besonders verstörend macht, ist, dass der gefeierte Kriminalautor Erik Lang in seinem Buch "Die Kommunikantin" eine ähnliche Szenerie verbildlicht.

2018: Erneut wird eine Frau in einem Kommunionkleid tot aufgefunden, dabei hatte man den Mörder 1993 identifizieren können. Ist Servaz und seinen Kollegen ein Fehler unterlaufen? Handelt es sich um einen Trittbretfahrer? Am Tatort trifft Servaz auf einen alten Bekannten: Erik Lang, der Ehemann der Toten.

Persönliche Meinung: Den Leser*innen werden hier zwei abgeschlossene Fälle präsentiert, die miteinander verflochten sind und aufeinander verweisen. Der erste Fall (bis S. 182) ließ sich recht zügig und spannend lesen; immer wieder waren kleine Thrill-Momente und irritierende Ungereimtheiten (die sich im zweiten Fall auflösen) vorhanden. Der zweite Fall (bis S. 426) war für mich zäher zu lesen. Dies lag einerseits an den detaillierten, für mich etwas zu langatmigen Beschreibungen, andererseits an dem Mangel an Verdächtigen. Dies wird allerdings dadurch ausgeglichen, dass "Schwester im Tod" mit einem spannenden Twist endet. Generell ist die Schreibart von Bernard Minier vergleichsweise komplex, dabei aber auch immer wieder literarisch (Der Prolog ist grandios. Er spielt an einem lauen Sommerabend und die Satzkonstruktion/Wortwahl spiegelt das Laue und Träumerische des Abends sehr gut wieder). Ebenfalls haben mir die vielen Verweise auf das Schreiben generell und das Verfassen von Krimis im Besonderen gefallen (die Krimis Erik Langs, Gedankengänge Langs, fiktive Mordfälle als Vorbild für "reale", Fandom). Insgesamt ist "Schwestern im Tod" ein solider Thriller, der augesprochen gut geschrieben ist, allerdings teilweise einzelne Längen hat.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Humor- und gefühlvoll

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, ...

Vorab: „The Secret Bookclub“ von Lyssa Kay Adams war ein kleines Experiment für mich. Liebesroman lese ich normalerweise nicht, aber der Klappentext von „The Secret Book Club“ hat mir so gut gefallen, dass es dem Genre mal eine Chance geben wollte.

Inhalt: Die Ehe von Gavin und Thea scheint vor dem Aus zu stehen. Gavin ist ausgezogen, möchte die Ehe aber noch retten; Thea hingegen will die Scheidung. Leider hat Gavin auch keine Idee, wie er Thea wieder für sich gewinnen kann. Wie gut, dass es den Secret Book Club gibt: Ein Club von Liebesroman lesender Männer, die sich die Beziehungsrettung auf die Fahne geschrieben haben.

Persönliche Meinung: „The Secret Book Club“ ist aus der Perspektive (3. Person) von Gavin und Thea geschrieben, sodass man beide Seiten des Problems kennenlernen konnte. Der Hauptplot dreht sich um die Beziehung von Gavin und Thea, wobei ich anfangs den Eindruck hatte, dass der Trennungsgrund etwas konstruiert ist. Nach und nach erhält man aber mehr Einsicht in die Problematik und erkennt, dass sie doch tiefer liegt. Ohne Spoiler: Das romantische Ende des Buches fand ich stark und sehr schön geschrieben. Mein Highlight war der titelgebende „Secret Book Club“ mit seinen ausgereiften Slapstick-Situationen, die filmreif sind. Leider tritt der Book Club aber nicht so oft auf, die ich angenommen hatte. In die Handlung um Thea und Gavin eingeflochten und mit ihr verbunden ist die fiktive Schnulze „Die Verführung der Gräfin“, die Gavin auf Anraten des Book Clubs“ liest, um Thea wieder zurückzugewinnen. Besonders am Ende des Romans kamen – dem Genre entsprechend – häufig Liebesszenen vor, die mir persönlich zu explizit beschrieben waren. Nichtsdestotrotz ist „The Secret Book Club“ ein schöner Liebesroman, der mein Bild vom Genre positiv verändert hat!

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