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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2016

Sehr angenehme Lektüre ohne Leichen, aber mit Spannung

Herbstmond
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Amy Raynolds lebt mit ihrem Mann Phil und den beiden Kindern Jack und Molly in dem kleinen Städtchen Darby in South Georgia. Sie stehen heute am Rande des Footballfeldes zwischen den Campinggrills. Seit ...

Amy Raynolds lebt mit ihrem Mann Phil und den beiden Kindern Jack und Molly in dem kleinen Städtchen Darby in South Georgia. Sie stehen heute am Rande des Footballfeldes zwischen den Campinggrills. Seit dreiundzwanzig Jahren treffen sie sich hier mit ihren Freunden zum Barbecue während eines Footballspiels. Doch heute soll ein besonderer Tag sein: Ihr Sohn Jack will seinen Eltern zum ersten Mal seine neue Freundin Lisbeth und deren Eltern vorstellen. Während Lisbeth sich mit allen bekannt macht, müssen sie noch auf ihre Eltern warten. Doch als diese endlich eintreffen, verschlägt es Amy Sprache. Nick, Lisbeths Vater, ist ihr ehemaliger Schulkamerad und ihre erste Liebe. Die Vergangenheit kracht wie der Ausbruch eines Vulkans in ihrem Kopf. Damit hatte Amy keinesfalls gerechnet. Schließlich hatte Nick sie vor 25 Jahren kurz vor der Hochzeit einfach sitzen und nie wieder etwas von sich hören lassen. Ihre Versuche damals, mit Nick in Kontakt zu treten, waren allesamt gescheitert. Und nun steht er als potentieller zukünftiger Schwiegervater vor ihr.

Nun entwickelt sich vor der malerischen Kulisse von Georgia eine Liebesgeschichte mit sehr vielen Aufs und Abs. Das Leben beider, Amys und Nicks, sowie ihrer Familien wird gründlich durcheinandergewirbelt. Während einer von ihnen der Meinung ist, dort weitermachen zu können, wo sie vor einem Vierteljahrhundert aufgehört haben, wankt der andere zwischen seiner Familie und der neuen alten Beziehung.

Die Autorin lässt den Leser die Zerrissenheit in den beiden Hauptfiguren hautnah spüren. Man kann bis zum Ende mit fiebern, wie sich die Beziehung im Roman entwickeln wird und erlebt den Alltag durchschnittlicher amerikanischer Familien, die eine harte Prüfung zu bestehen haben. Sehr angenehme Lektüre zum Relaxen, bei der es mal nicht um Leichen geht, die deshalb aber nicht weniger spannend ist.

Veröffentlicht am 09.11.2023

blutentleerte Leichen in der Stadt der Vampire

BLOODLESS - Grab des Verderbens
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Mit die4sem Roman habe ich das Autorenduo Douglas Preston und Lincoln Child kennengelernt. Die beiden Autoren sind mir in Katalogen und Regalen immer mal wieder in den letzten Jahren über den Weg gelaufen. ...

Mit die4sem Roman habe ich das Autorenduo Douglas Preston und Lincoln Child kennengelernt. Die beiden Autoren sind mir in Katalogen und Regalen immer mal wieder in den letzten Jahren über den Weg gelaufen. Jetzt war Gelegenheit, eine ihrer Geschichten kennenzulernen. Ich war neugierig darauf.

Ich wurde ziemlich überrascht von dem, was sie schreiben. Habe ich »Bloodless« nach den ersten Seiten als Thriller abgeschrieben und ihn in die Schublade des cozy crime gesteckt, so musste ich dies am Ende des Romans ebenfalls revidieren.

Aber nun zur Geschichte: Im Prolog wird von der Entführung eines Flugzeuges zu Beginn der 1970er Jahre berichtet. Doch die Entführung läuft für den Entführer nicht glatt, jedoch wird diese Entführung für lange Jahre einer der größten ungeklärten Fälle des FBI.

Dann beginnt die Geschichte in der Gegenwart mit den drei Agenten des FBI A.X.L. Pendergast, Constance Green und Special Agent Coldmoon, die gerade einen Fall in Florida abgeschlossen haben und sich auf die Heimkehr freuen. Besonders Coldmoon ist froh, nichts mehr mit Pendergast zu tun haben zu müssen.

Bevor sie daheim sind, werden sie von ihrem Chef umgeleitet nach Savannah, der Stadt der Vampire. Dort ist eine Leiche eines Mannes aufgetaucht, der nicht gerade unbekannt ist und dem alles Blut entnommen war. Die Leiche hatte keinen einzigen Tropfen mehr in sich.

Bei ihren Ermittlungen treffen die Agenten auf okkulte Sekten und ein arrogantes Drehteam, welches eine Dokumentation über das mysteriöse Savannah drehen will.

Spätestens jetzt wird mir klar, dass hinter diesen Romanen noch viel mehr als ein einfacher Kriminalroman steckt. Da es mein erster Pendergast-Roman war, mag man mir verzeihen, dass ich nicht wusste, dass es sich hierbei um einen Mix aus Fantasy, Science-Fiction, Horror, Krimi und Thriller im FBI-Milieu handelt. Aber als ich las, dass Constance Green über hundert Jahre alt ist und ihr Leben immer wieder verlängert wird, sträubten sich mir die Nackenhaare.

Für mich persönlich war dann die Geschichte auch zu Ende, aber ich habe dennoch bis zum echten Ende durchgehalten. Ich mag solch ein Genremix von Science fiction, Fantasy und Horror nicht. Auch nicht diese Genre, wenn sie nicht gemischt werden. All das schöne Ambiente zwischen den Hauptfiguren, den Ärger mit einem US-Senator und der örtlichen Polizei, welches sich für mich bis dato ganz spannend und gut angefühlt hatte, brach für mich persönlich zusammen.

Ich weiß, dass es Fans für solch ein Genre gibt. Ein Genre welches auch in der TV-Serie »Supernatural« eine Rolle spielt. Jedoch ist es nichts für mich. Ich kann diesen abgedrehten Motiven für einen Mord nichts abgewinnen.

Meine Empfehlung richtet sich also speziell an die Fans der genannten Genres. Sie werden in diesem Roman höchst unterhaltsamen Lesestoff finden und sollten sich regelmäßig per Pendergast File von den Autoren auf dem laufenden halten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Wolfgang Kaes mit interessanten Themen

Das Lemming-Projekt
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Dies ist ein Roman, bei dem es um die Auswüchse der neuen Medienkonzerne genauso geht wie um die verbrecherischen Machenschaften des Katholizismus. Außerdem gibt es viel Wissen um die Geschichte der iberischen ...

Dies ist ein Roman, bei dem es um die Auswüchse der neuen Medienkonzerne genauso geht wie um die verbrecherischen Machenschaften des Katholizismus. Außerdem gibt es viel Wissen um die Geschichte der iberischen Halbinsel in der älteren und jüngeren Vergangenheit jüngeren Vergangenheit.

Alejandro ist Historiker, konnte aber nur einen Job als Content Analyst bei einem der ortsansässigen High-Tech-Unternehmen namens CleanContent finden. In diesem Job säubert er das Internet von unerwünschten Bildern und Videos, um die Datenschutzrichtlinien der EU einhalten zu können. Die Kollegen kennt er nicht, darf er nicht kennen. Kontakte der Mitarbeiter untereinander sind verboten. Dennoch trifft er sich nach dem mitternächtlichen Schichtende mit Maria.

Außerdem erfährt Alejandro durch Zufall von einem älteren Bruder, den seine Mutter ihm und seiner Schwester verschwiegen hat. Er macht sich auf die Suche. Dabei stößt er auf erschreckende Vorkommnisse in seiner eigenen Familie und den abgrundtiefen Machenschaften der katholischen Kirche und ihrer Vertreter.

Wolfgang es hat in diesem Roman sehr viele Informationen gelegt. Es kommt mir so vor, als würde er alles präsentieren wollen, was er recherchiert hat. Das ist meines Erachtens etwas zuviel. Denn dabei hat er die Story aus dem Blick verloren. Es baut sich zwar etwas nach etlichen Seiten irgendwann auf, ist aber so zerfasert, dass man immer noch nicht das Hauptthema erkennen kann.

Es gibt mehrere Stränge, aus denen heraus sich eine spannende Geschichte entwickeln könnte. Doch mir waren diese Parallelen zu weit auseinander. Aber, das muss man sagen, es reicht, um insgesamt an dem Roman dranzubleiben. Auch, wenn alles versträut bleibt, war ich auf die Auflösungen gespannt. Ich habe diesen Roman als einen interessanten Abriss der spanischen Geschichte, des europäischen Katholizismus und der aufkeimenden Übermacht der Internetkonzerne gelesen und kann ihn als solchen empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

Veröffentlicht am 15.07.2020

humorvolle Geschichten eines Vaters

"Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?"
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Sehr humorvolle Geschichten eines Vaters im Zusammenleben und bei der Erziehung seines Sohnes Tom. Der größte Teil der Geschichte macht Spaß beim Lesen, wohl jede Mutter oder jeder Vater erkennen viele ...

Sehr humorvolle Geschichten eines Vaters im Zusammenleben und bei der Erziehung seines Sohnes Tom. Der größte Teil der Geschichte macht Spaß beim Lesen, wohl jede Mutter oder jeder Vater erkennen viele Szenen aus dem eigenen Leben, es wird kaum jemanden geben, der sich nicht in einer der Geschichten wiedererkennt. Bedauerlicherweise kippt dieser Spaß im dritten Drittel der Geschichten. Nahezu jede Geschichte muss ab da dafür herhalten, dass der Autor mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland abrechnet. Politiker, Manager und Griechen, alle kriegen ihr Fett ab. Der erhobene Zeigefinger kommt aus seinen Höhen nicht mehr herunter. Die Sprache des Erzählers ist nicht mehr kindgerecht und die Geschichten haben auch nichts mehr mit dem Sohn zu tun, dessen Name nur noch plakativ hingeworfen wird. Der hintere Teil ist leider der verzichtbarste Teil des ansonsten überaus unterhaltsamen Buches. Zwischendurch tauchen Widersprüche in der Familie des Erzählers aus. Meist durchweg geht man als Leser von einem alleinerziehenden Vater aus. Das wird verstärkt, als er berichtet, mit einer Freundin nicht ins Kino gehen zu können. Anschließend wird dann von Ehefrau und Mutter gesprochen. Hier ist zwischen den Geschichten keine Homogenität gegeben. Die Plausibilität leidet darunter.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

Veröffentlicht am 29.08.2018

für England-Fans Londoner Lokalkolorit

Blauer Montag
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Dieser Roman ist der erste aus einer neuen Reihe um die Psychiaterin Dr. Frieda Klein. In erster Linie geht es um vermisste Kinder, eine Konstellation, die bei britischen Autoren keine Seltenheit darstellt. ...

Dieser Roman ist der erste aus einer neuen Reihe um die Psychiaterin Dr. Frieda Klein. In erster Linie geht es um vermisste Kinder, eine Konstellation, die bei britischen Autoren keine Seltenheit darstellt. Der Prolog schildert das Verschwinden der kleinen Joanna Vines. Ihre neunjährige Schwester sollte damals auf die Fünfjährige aufpassen. Doch zwanzig Jahre später verschwindet der kleine Matthew Faraday. Für die Polizei kein Anlass, hier einen Zusammenhang zu dem alten Fall zu vermuten. Nur Frieda Klein, die mehr zufällig einen neuen Patienten betreut, der ihr von seinen Träumen berichtet, bekommt ein komisches Bauchgefühl. Eigentlich darf sie nicht und soll sie nicht ermitteln, doch ihre eigene Neugier treibt sie an, ihren Gefühlen auf den Grund zu gehen.

Die Grundstory ist spannend, doch die Geduld der Leser wird arg strapaziert. Es passiert zu viel im privaten Umfeld der Protagonistin, was absolut gar nichts mit der Handlung zu tun hat. Es tauchen Kollegen, Liebhaber, Handwerker, Verwandte auf. Ihre Zahl ist schier unendlich. Doch wer soll sie sich merken, wenn sie nichts mit dem Kriminalfall zu tun haben? Die privaten Teile sind auch keine parallelen Stränge, sie führen nicht auf falsche Fährten. Sie halten den Leser zwar auf, den Kriminalfall zu verfolgen, aber in die Irre leiten sie ihn nicht.

Der tatsächliche Kriminalfall um die vermissten Kinder hingegen ist ein Strang, bei dem der Leser mit Überraschungen rechnen kann. Es geht zwar schnurgerade aus und manchmal meint man, den Täter bereits zu kennen. Aber man sollte bis zum Ende durchhalten.

Der Roman ist nicht der große Wurf, vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch, aber er kann trotzdem gut unterhalten und hält für England-Fans Londoner Lokalkolorit bereit.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018