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Veröffentlicht am 10.09.2020

Eine Welt in neuen Farben

Der unsichtbare Garten
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Meine Meinung und Inhalt

Das Buch beginnt mit einem Zitat von Audrey Hepburn, was ich als sehr gelungenen Einstieg empfinde.

">>Ihre Sehbehinderung ist auf eine mitochondriale Mutation des Genoms zurückzufhren, ...

Meine Meinung und Inhalt

Das Buch beginnt mit einem Zitat von Audrey Hepburn, was ich als sehr gelungenen Einstieg empfinde.

">>Ihre Sehbehinderung ist auf eine mitochondriale Mutation des Genoms zurückzufhren, wie bei fünfundneunzig Prozent der Patienten mit dieser Neuropathie.<< Ärzte haben die Fähigkeit, ihre Patienten mit Fachausdrücken zu erschlagen, und das Exemplar da hat diese Kunst perfektioniert." (ZITAT)

Vincent wird erblinden. Eine seltene Augenkrankheit zerstört alle Träume, alle Zukunftspläne des jungen Mannes. Rastlos arbeitet er eine Liste an letzten Abenteuern und Wünschen ab. Erst bei einem Besuch auf dem Land findet er wieder zu sich. Er will den verwilderten Gemüsegarten seines Großvaters bestellen, solange er noch sieht.

Die Autorin schafft es, dass der Leser sich sofort in den Protagonisten hineinfühlen kann. Man spürt seine Ängst und verfolgt seine Sorgen mit. Ein Kind, ohne etwas sehen zu können. Wie verändert sich sein Leben, schafft er das alles.....?!

Sie erzählt die fortschreitende Erblindung Vincents so detailgetreu und empathisch, dass man als Leser gar nicht anders kann, als mit dem Protagonisten mituzleiden.

Man überlegt selbst als Leser, wie es einem in dieser Situation mit dieser Diagonose ergehen würde. Die Veränderungen und Neuerungen.....


Das Cover ist passend und schlicht und gefällt mir gut.

Für mich ein wirklich tolles Buch, das zum Nachdenken anregt und zugleich auch eine sehr schöne Geschichte ist.

Karine Lambert ist eine belgische Schriftstellerin und Fotografin. Nach einer Reise um die Welt lebt sie heute wieder in ihrer Heimatstadt Brüssel.

Ihr Debüt als Autorin gab sie mit ihrem Roman „Das Haus ohne Männer“. Den internationalen Durchbruch schaffte sie aber erst mit ihrem zweiten Roman „Und jetzt lass uns tanzen“. Dieser wurde in über 12 Sprachen übersetzt und stand in Deutschland mehrere Woche lang auf den Bestsellerlisten.


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Veröffentlicht am 31.08.2020

Schicksal

Wilde Freude
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Meine Meinung

„Morgens war ich noch eine lustige Neununddreißigjährige. Nachmittags eine schwerkranke Frau. Sechs Stunden für den Umschwung von der Unbeschwertheit zum Unerträglichen.“ (ZITAT)

Bereits ...

Meine Meinung

„Morgens war ich noch eine lustige Neununddreißigjährige. Nachmittags eine schwerkranke Frau. Sechs Stunden für den Umschwung von der Unbeschwertheit zum Unerträglichen.“ (ZITAT)

Bereits sein Buch "Am Tag davor" konnte mich absolut begeisten. Nun schafft der Autor dies auch mit seinem neusten Werk "Wilde Freude".

Das schöne Cover zusammen mit den vielversprechenden Klappentext konnten sofort meine Neugier wecken. Er schafft es auch diesmal, seine Protagonisten extrem authentisch darzustellen und die Story absolut schonungslos zu schildern.

Man fühlt als Leser mit und entwickelt sofort Empathie für diese starken Frauen.

Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war. Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup.

„Wir wussten, wie vergänglich alles war. Dass es ein Davor gab, aber kein Danach mehr. Wir waren allein auf der Welt.“ (ZITAT)

Dass Sorj Chalandon und seine Ehefrau im Januar 2018 im Abstand von elf Tagen mit Krebsdiagnosen konfrontiert wurden, ist für die Lektüre letztlich unerheblich, aber es verstärkt die Überzeugung, dass man es bei diesem Autoren mit jemandem zu tun hat, die weiß, an welchen Prüfungen seine Figuren wachsen und an welchen sie scheitern.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Sorj Chalandon, ein französischer Journalist und Schriftsteller, wurde am 16. Mai 1952 in Tunis geboren.

Er arbeitete als Journalist bei der Zeitung "Libération". Seine Reportagen über Nordirland und den Barbie-Prozeß wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Nebenbei veröffentlichte er zahlreiche Romane, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.

Für seine Werke erhielt er den Prix Médicis und den Grand Prix du roman de l´Académie francaise. Außerdem wurde er schon zweimal für den Prix Goncourt nominiert. Des Weiteren schrieb er schon für einige Fernsehserien. So war er Co-Autor einiger Episoden der TV-Serie Reporter.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Anarchischen Kindheit im Berlin der Nachwendezeit

Am Rand der Dächer
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Meine Meinung

"Als wir die letzte Tür öffneten, an die eine kindliche Buntstiftzeichnung geklebt war, fanden wir uns in einem winzigen Zimmer wieder, und da war ein Erschrecken, ein plötzliches Zögern. ...

Meine Meinung

"Als wir die letzte Tür öffneten, an die eine kindliche Buntstiftzeichnung geklebt war, fanden wir uns in einem winzigen Zimmer wieder, und da war ein Erschrecken, ein plötzliches Zögern. Wir witterten das Kind, meinten, seine Träume zu spüren, seine ängstlichen Nachtgedanken, als es uns durch die Wohnung hatte tappen hören und es die Wärme des Bettes, die Nähe der Eltern, dieses vermeintlich sichere Zuhause vergaß, in das wir wie böse Schatten eingedrungen waren. " (ZITAT)

Das Buch beginnt sehr harmlos auf einem Spielplatz, mit Simon's Gipsarm und der dazugehörenden Geschichte über eine Boa. Andrej erinnert sich an seine Kindheit, erzählt von seinen Freunden, seiner Familie, von der Zeit, wie sie durch Berlin gezogen sind.

Während Berlin-Mitte durch den Elan der herbeiströmenden Alteigentümer, Unternehmerinnen, DJs und DJanes, Kunst- und Abenteuerlustigen zu neuem Leben erwacht, gleiten die Kinder auf den Wegen ihrer Jugend an den Rand des Geschehens. Durch verwinkelte Hinterhöfe und den chaotischen Leerstand, in die Sackgasse der Kleinen Ham­burger Straße, wo sie den Anfang und das Ende der Besetzung der Nr. 5 beobachten, bis auf die Dächer, auf denen sie fern der Welt ganze Nachmittage verbringen. Als die alten Häuser hinter neuen Fassaden und die Flachdächer unter den Dachterrassen der neuen Bewohner mehr und mehr zu verschwinden beginnen, geraten sie auf immer bedrohlichere Abwege.

"Die Dachpappe unter uns war beruhigend schwarz. Hätte mich jemand in diesem Augenblick gefragt, ich hätte schwören können, dass wir uns exakt auf Höhe des Meeresspiegels befanden. Die Welt wich von uns ab und hetzte allem und nichts hinterher, aber in meinem Kopf herrschte verheissungsvolle Klarheit." (ZITAT)

Mir hat das Buch, vor allem die Schilderung aus der Kinderperspektive, sehr gut gefallen. Just's Schreibstil war von Beginn an flüssig, ergreifend und authentisch.

Die Schilderungen an das Berlin der 90er sind anders und vielleicht konnte mich auch genau deshalb auch das Buch so faszinieren.

Das auffällige verspielte Cover gefällt mir sehr gut und passt absolut gut zur Story.

Lorenz Just, geboren 1983 in Halle an der Saale, zog 1988 mit seiner Familie nach Berlin und wuchs dort auf. Nach seinem Islamwissenschaftstudium in Halle und verschiedenen Auslandsaufenthalten studierte er von 2011 bis 2015 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Er lebt in Berlin.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Gustav Mahler

Der letzte Satz
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Meine Meinung

"»Sie sollten sich ausruhen«, hatte ein befreundeter Arzt vor Jahren zu ihm gesagt. »Am besten ein Leben lang.«

»Danke«, hatte er geantwortet und das Honorar bezahlt, dann war er gegangen. ...

Meine Meinung

"»Sie sollten sich ausruhen«, hatte ein befreundeter Arzt vor Jahren zu ihm gesagt. »Am besten ein Leben lang.«

»Danke«, hatte er geantwortet und das Honorar bezahlt, dann war er gegangen. Er redete sich ein, dass ein Körper, der imstande war, so viele Versehrtheiten und Krankheiten in sich zu tragen, von Grund auf stark sein müsse. " (ZITAT)


Unglücklich in der Liebe, sterbenskrank, ein Außenseiter: Das Leben des berühmten Komponisten Gustav Mahler ist reich an Tragik.

Seethaler schildert ihn in seinem neuen Roman als verzweifeltes Genie, das sich trotz aller Widerstände durchsetzt.


An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Nur wenige Wochen später wird der zuvor noch in New York gefeierte Komponist und Dirigent in Wien sterben.

Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die ande-re
Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.

In diesem Roman haben mir die Erinnerungssequenzen, die in die fast ereignislose Rahmenhandlung der Reise eingefügt sind, sehr gut gefallen. Stationen von Mahlers Lebens passieren Revue.


»Der letzte Satz« bekommt eine absolute Leseempfehlung. Seethaler schafft es, ein ergreifendes Portrait eines Künstlers darzustellen, über Momente des Bedauerns, seiner Vergangenheit und die des Ruhms. Seethaler geht nur sehr wenig auf die Musik von Mahler ein, stellenweise hätte ich mir ein paar Details mehr in diesem Bereich gewünscht.

Das Cover gefällt mir sehr und harmorniert mit seinen bisherigen schlichten Covern gut.

Der Österreicher Robert Seethaler wurde 1966 in Wien geboren und besuchte in seiner Heimatstadt zunächst die Schauspielschule. Er war in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen sowie auf der Bühne zu sehen.
Von 2003 bis 2016 spielte er in zahlreichen Folgen der ZDF-Serie „Ein starkes Team“ den Rechtsmediziner Dr. Kneissler. In Paolo Sorrentinos Oscar-gekröntem Meisterwerk „Ewige Jugend“ (2015) war Robert Seethaler an der Seite von Rachel Weisz zu erleben.
2006 veröffentliche er seinen ersten Roman „Die Biene und der Kurt“. Seinen bisher größten Erfolg erzielte Robert Seethaler mit „Der Trafikant“.
Neben Romanen schreibt Robert Seethaler auch Drehbücher und gewann den Grimme-Preis für „Die zweite Frau“.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Die Marins

Aus schwarzem Wasser
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Meine Meinung und Inhalt

"Der Ausdruck verschwindet aus ihren Augen. Dann sind sie nur noch leer und blau, wie Glaskugeln, durch die niemand mehr sieht. Ihre Hand liegt tot in meiner, ihr Blick geht ins ...

Meine Meinung und Inhalt

"Der Ausdruck verschwindet aus ihren Augen. Dann sind sie nur noch leer und blau, wie Glaskugeln, durch die niemand mehr sieht. Ihre Hand liegt tot in meiner, ihr Blick geht ins Unendliche, an mir vorbei in ein unbestimmtes Nichts. Schmutzpartikel schweben im Wasser. Ihr Haar fließt um ihr Gesicht wie blonde Flammen. Ich will wegsehen, aber ich kann nicht. Mein Brustkorb zieht sich immer weiter zusammen, ein Gefühl, als würden meine Rippen brechen. Es dauert nicht mehr lang, dann gibt es mich nicht mehr." (ZITAT)



Das Meer ist der Ursprung allen Lebens und verbirgt eine tödliche Bedrohung. Ohne zu bremsen, rast die Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck mit ihrem Dienstwagen in die Spree. Mit dabei: ihre Tochter Maja. »Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin«, ist das Letzte, was sie zu ihrer Tochter sagt, bevor sie ertrinkt. Auch Maja stirbt – wacht jedoch wenige Stunden später unversehrt in einem Leichensack im Krankhaus wieder auf. Wie ist das möglich?

Während Maja versucht, Antworten zu finden, ereignet sich eine verheerende Naturkatastrophe nach der anderen. Und gegen ihren Willen gerät sie in einen Konflikt aus Lügen, Intrigen und Machtkämpfen, dessen Folgen fatale Ausmaße annehmen.

"Efrail schaut in Richtung Fernseher. Ich folge seinem Blick, sehe Wolkenkratzer, die wie hohe Inseln aus schwarzem Wasser ragen. Im ersten Moment denke ich, es läuft ein Film. Irgendein Endzeitdrama. Aber es ist kein Film. Es sind die Nachrichten." (ZITAT)

Mit diesem Buch geklingt Anne Freytag die optimale Mischung aus Spannung und Fantasie. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es war sehr rasent und konnte mich wirklich fesseln.

Der Schreibstil war sehr flüssig zu lesen und die Protagonisten authentisch dargestellt. Die Wesensart "Marin" waren eine tolle neue Gattung, die man gerne besser kennengelernt hat und auch die Beweggründe für ihr Verhalten konnte man gut nachvollziehen.

Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin und Desktop-Publisherin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Erwachsenen- und All-Age-Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde die Autorin zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für »Nicht weg und nicht da« wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2018 in der Sparte Literatur ausgezeichnet.

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