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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2022

Beeindruckend und schonungslos

So reich wie der König
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Der Titel "So reich wie der König" klingt nach einem Märchen, nach einer Erzählung aus 1001 Nacht. Und ja, auch den schillernden Reichtum findet man hier, aber gleichzeitig auch bittere Armut. Die Protagonistin ...

Der Titel "So reich wie der König" klingt nach einem Märchen, nach einer Erzählung aus 1001 Nacht. Und ja, auch den schillernden Reichtum findet man hier, aber gleichzeitig auch bittere Armut. Die Protagonistin Sarah wohnt mit ihrer Mutter in den Armenbaracken von Casablanca und sie will nichts mehr als diesem Elend zu entfliehen. Ihr Plan ist es, einen Sohn einer der reichsten Familien der Stadt zu heiraten und sie setzt alles daran, diesen Plan zu verwirklichen.

Die Geschichte zeichnet sich vor allem durch ihre Sprache aus, die sehr poetisch ist und mir den Zugang am Anfang nicht ganz leicht gemacht hat, die aber nach und nach immer mehr Sog entfaltet hat. Der Autorin gelingt es wunderbar die Kontraste der Stadt aufzuzeigen und sie springt scheinbar mühelos zwischen den verschiedenen Welten hin und her. Das ist teilweise alles andere als schön, sondern wirklich schockierend und beklemmend. Es macht nicht unbedingt Spaß, diese Stellen zu lesen, aber gleichzeitig sind sie bewundernswert realistisch beschrieben.

Die Liebesgeschichte steht natürlich im Vordergrund, aber es ist kein Liebesroman, sondern einer, der die Gesellschaft Marokkos in den 90ern beleuchtet und in dem es mindestens so sehr um die soziale Ungleichheit wie um die Liebe geht.

Insgesamt kein einfacher, aber ein sehr kunstvoller und lesenswerter Roman, der einem den Zugang nicht ganz leicht macht, aber auf jeden Fall lohnenswert ist.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Glanz und Verfall an der Riviera

Tage mit Gatsby
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"Der große Gatsby" von Scott Fitzgerald ist weitläufig bekannt - anders sieht es dagegen mit der Entstehungsgeschichte dieses Meisterwerkes aus. Denn dieses Buch hat nicht nur seinem Autor, sondern auch ...

"Der große Gatsby" von Scott Fitzgerald ist weitläufig bekannt - anders sieht es dagegen mit der Entstehungsgeschichte dieses Meisterwerkes aus. Denn dieses Buch hat nicht nur seinem Autor, sondern auch dessen Frau Zelda viel abverlangt. Zelda Fitzgerald war eine sehr eigenständige Frau, die Luxus schätzte, selbst kreativ war, aber ein Leben im Schatten ihres Mannes führte. "Tage mit Gatsby" erzählt, welchen Anteil Zelda an diesem Buch hat, wie es geschrieben wurde und was Scotts selbstsüchtiges Verhalten für seine ihm nahestehenden Personen bedeutete.

Zelda war eine lebenslustige Frau und Josephine Nicolas gelingt es wirklich perfekt, ihr Innenleben lebendig werden zu lassen. Die Autorin verwendet dabei eine sehr malerische und ausschweifende Sprache, voller schöner Formulierungen, die zu lesen nicht nur Spaß macht, sondern auch so authentisch erscheint, dass ich mich beim Lesen häufig daran erinnern musste, einen Roman zu lesen und keine originalen Dokumente. Lust aufs Weiterlesen hat dieses Buch definitiv gemacht :)

Dabei ist Zeld selbst so lebendig, dass die Nebenfiguren daneben schon fast verblassen. Es sind viele Leute, die kommen und gehen, aber niemand, der auf mich einen tieferen Eindruck gemacht hätte, vielleicht weil sie ein bisschen austauschbar wirkten.

Die Handlung umfasst in erster Linie die Zeit kurz vor und während Scott den Gatsby schrieb und gibt auch viele spannende Einblicke in den kreativen Schaffungsprozess. Der Epilog springt nochmal ans Lebensende der beiden, was man, meiner Meinung nach lieber weglassen und die Tage für sich hätte stehen lassen sollen.

Insgesamt war "Tage mit Gatsby ein unterhaltsamer Roman, den ich gerne gelesen und bei dessen Lektüre ich auch noch etwas Neues gelernt habe.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Geschichte
Veröffentlicht am 01.09.2020

Faszinierende Charakterstudie

Die Wahnsinnige
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War Johanna, die Wahnsinnige, wirklich wahnsinnig? Oder hat das Leben, das für sie bestimmt war, sie dazu gemacht? Als Tochter von Isabella, der Katholischen, hat Johanna kein leichtes Leben. Früh wird ...

War Johanna, die Wahnsinnige, wirklich wahnsinnig? Oder hat das Leben, das für sie bestimmt war, sie dazu gemacht? Als Tochter von Isabella, der Katholischen, hat Johanna kein leichtes Leben. Früh wird sie mit Philipp dem Schönen verheiratet, den sie leidenschaftlich und mir rasender Eifersucht liebt. Jedes weibliche Wesen in seiner Nähe scheint ihr verdächtig. Und gleich ob in seiner Nähe oder festgehalten in Spanien, immer wieder übermannen Johanna kaum kontrollierbare Gefühle, die sie am Rande des Wahnsinns erscheinen lassen.

„Die Wahnsinnige“ ist kein historischer Roman und so hält sich die Informationsdichte an historischen Gegebenheiten in Grenzen. Natürlich kann man diese Lücken mit ein bisschen Googeln auffüllen, aber man muss es nicht, denn das Buch funktioniert ganz wunderbar als Charakterstudie einer einsamen und verzweifelten Frau und ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl, Informationen zu vermissen.

Die Charakterzeichnung von Johanna ist der Autorin wirklich gut gelungen. Der Grad zwischen „Normalität“ und Wahnsinn wird als eine verschwommene Linie dargestellt. Oft erscheinen Johannas Handlungen sehr nachvollziehbar und aus ihrer Perspektive ganz logisch, aber gleichzeitig kann man sehr gut verstehen, wie Außenstehende ihr Verhalten als wahnsinnig auslegen konnten. Dieser Drahtseilakt ist wirklich sehr gelungen. Manchmal hat mir jedoch ein bisschen die Tiefe in Johannas Darstellung gefällt, sie ist intensiv, sie ist impulsiv, aber irgendetwas schien mir zu fehlen, um sie wirklich als lebendige Person vor mir zu sehen.

Ich habe „Die Wahnsinnige“ gerne gelesen. Das Buch ist kein historischer Roman, aber das will er ja auch nicht sein, sondern ein fein gezeichnetes Porträt mit faszinierenden Einblicken in eine ungewöhnliche Psyche.

Veröffentlicht am 27.08.2020

Wohlfühlabenteuer

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
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Herbie Lemon ist Sachenfinder im Grand Nautilus Hotel. Normalerweise ist er für die Fundstücke der Gäste zuständig, doch eines Wintertages klettert ein Mädchen durch das Fenster in seinen Lagerraum und ...

Herbie Lemon ist Sachenfinder im Grand Nautilus Hotel. Normalerweise ist er für die Fundstücke der Gäste zuständig, doch eines Wintertages klettert ein Mädchen durch das Fenster in seinen Lagerraum und möchte von ihm gefunden werden, weil sie als kleines Mädchen im Hotel verlorengegangen ist. Doch Herbie ist nicht der einzige, der sich mit dem Fall „Violet“ beschäftigt, immer mehr Dorfbewohner zeigen ein gefährliches Interesse an dem Mädchen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Malamander – einem monströsen Seeungeheuer, das sein Unwesen an der Küste von Eerie-on-Sea treibt und das die einzige Verbindung zu Violets Eltern zu sein scheint.

„Malamander“ ist ein Kinderbuch voller herrlich skurriler Gestalten, hier ist jeder ein bisschen anders und auf seine eigene Art verschroben. Das hat viel Spaß gemacht zu lesen. Herbie selbst ist eine sehr sympathische Hauptperson, er ist mehr der Denkertyp und ein bisschen vorsichtiger – die Mutige ist Violet mit der wir eine starke Mädchenrolle haben.

Die Handlung entwickelt sich gemächlich, es gibt genug Zeit alle kennenzulernen und gemütlich Eerie-on-Sea zu erkunden. Richtig Action gibt es erst gegen Ende, dann für meinen Geschmack sogar ein bisschen zu viel. Ich hätte mir eine etwas weniger fantastische, dafür aber skurrilere, Lösung gewünscht, das hätte für mich besser ins Gesamtbild des Buches gepasst.

Alles in einem habe ich „Malamander“ sehr gerne gelesen und glaube, dass es gerade für den Herbst eine perfekte Lektüre ist. Da ich nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, kann ich sagen, dass ich das Buch guten Gewissens auch erwachsenen Lesern empfehlen kann, die ihre Freude an guten Kinderbüchern behalten haben.

Veröffentlicht am 29.07.2020

Atmosphärisches Drama

Ich will dein Leben
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Tamsyn liebt das weiße Haus auf den Klippen Cornwalls – und als dort neue Nachbarn einziehen, liebt sie auch diese. Sie beobachtet die kleine Familie und wünscht sich nichts mehr als ein Teil ihres Lebens ...

Tamsyn liebt das weiße Haus auf den Klippen Cornwalls – und als dort neue Nachbarn einziehen, liebt sie auch diese. Sie beobachtet die kleine Familie und wünscht sich nichts mehr als ein Teil ihres Lebens zu sein. Als Tamsyn die Tochter der Bewohner kennenlernt, scheint ihr Traum sich zu erfüllen und sie taucht in ein anderes Leben ein. Schon bald muss sie erkennen, dass auch im Haus auf den Klippen nicht alles so perfekt ist, wie es scheint, doch das will Tamsyn nicht akzeptieren und sie ist bereit für ihre Scheinwelt zu kämpfen.

Zu allererst muss ich sagen, dass mich „Ich will dein Leben“ begeistert hat. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und habe es sehr genossen mit Tamsyn das Klippenhaus und seine Bewohner kennenzulernen. Normalerweise lese ich keine Thriller, aber da mich der Klappentext bei diesem Buch so angesprochen hat, habe ich beschlossen, hier eine Ausnahme zu machen und ich bin äußerst froh, das getan zu haben! Die Geschichte ist zwar sehr spannend, aber für mich war es viel mehr ein psychologisches Drama, das sich im Klippenhaus entwickelt hat und das vor allem von den feinen Spannungen zwischen den Figuren lebte.

Besonders hervorheben möchte ich auch den Schreibstil. Die Geschichte wird größtenteils aus der Ich-Perspektive erzählt, auch wenn immer wieder Kapitel aus der Sicht anderer Personen eingeschoben sind. Ich kann gar nicht genau sagen, warum mir der Stil so gut gefallen hat, weil er eigentlich nicht auffällig war – und doch war er perfekt und hat einen unheimlichen Sog auf mich ausgeübt. Die Sprache passt perfekt zu der Hauptperson und vermittelt unheimlich gut die anschwellende bedrohliche Atmosphäre.

Die Handlung entwickelt sich relativ langsam – Action gibt es eher weniger, dafür läuft ganz viel über die Beziehung zwischen den Personen und eher kleinen Gesten. Das heißt aber nicht, dass es weniger spannend wäre, oh nein, ich hätte das Buch in einem Rutsch durchlesen können. Gegen Ende ging mir dann leider alles etwas zu schnell und es gab ein kleines bisschen zu viel Drama. Trotzdem bin ich mit der Art des Endes aber sehr zufrieden.

Insgesamt ist „Ich will dein Leben“ ein spannendes und faszinierendes Beziehungsdrama, das mir wirklich gut gefallen hat.

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