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Veröffentlicht am 13.09.2020

"Drei können ein Geheimnis behalten, wenn zwei tot sind..."

Das Grab im Moor
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Ein Jahr ist Phils Tod nun schon her und DCI Karen Pirie von der Einheit der Historical Cases kann immer noch nicht wieder schlafen. Auch ihre neue Vorgesetzte macht ihr das Leben schwer und setzt ihr ...

Ein Jahr ist Phils Tod nun schon her und DCI Karen Pirie von der Einheit der Historical Cases kann immer noch nicht wieder schlafen. Auch ihre neue Vorgesetzte macht ihr das Leben schwer und setzt ihr einen Spitzel in die kleine Einheit aus Jason und ihr. Karen ist schleierhaft, warum sie auf der Abschußliste steht. Aktuell ermittelt sie in einem Fall brutaler Vergewaltigungen und Morden an Prostituierten in den 80er Jahren. Nachdem Tod eines Opfers bricht eine Zeugin das Schweigen und neue Beweise kommen ans Licht. Während sie diesen verblassenden Spuren nachgeht, führt es sie soweit in den Norden, dass ihre Freundin River sie unmittelbar an einem Tatort im Moor anfordert. Im Jahre 1944 wurden Kriegsschätze im Moor vergraben, die die Enkelin mithilfe einer Schatzkarte ihres verstorbenen Großvaters suchte. Doch zwischen den Oldtimermaschinen findet sich auch eine Leiche und deren Turnschuhe, sind deutlich jüngeren Datums und wurden 1995 Kult. Anders als sonst lässt Karen aber auch ein Gespräch nicht los, das sie in einem Café belauscht hat und das sämtliche Alarmglocken bei ihr losschrillen lies. Sie meldet ihrem alten Freund Jimmy, dem Leiter der Abteilung für Gewaltprävention, dass sie befürchtet, dass eine enttäuschte Ehefrau bereits jetzt das Entlastungsalibi für den kommenden Mord an ihrem Ehemann plane...

Dass zwei Fälle miteinander verknüpft werden, ist in Krimis und Thrillern eigentlich gängige Praxis. Natürlich haben Ermittler so viel zu tun und zwischendurch müssen sie frustriert Rumsitzen und Warten, bis forensische Ergebnisse vorliegen, dass genügend Zeit für einen weiteren Fall bleibt. Hier war es jedoch der 3. Fall der zuerst meine Aufmerksamkeit erregte, der Fall, der nicht in der Vergangenheit spielt, weder 1944, noch 1995 oder in den 80ern, nein, der sich wahrscheinlich erst in der Zukunft ereignet wird. In einer Zeit in der forensische Kniffe dank zahlreicher Krimiserien jedem Bürger bekannt seinen können und bei der Planung der Tat berücksichtigt werden können. Bei Altfällen müssen die Ermittler oft alte Beweise mit neuer Technik bearbeiten und sich Gedanken machen, welche Möglichkeiten dem Täter damals zur Verfügung standen und wie er eigentlich damals plante, so ganz ohne Internet. Hier treffen zwei völlig verschiedene Vorgehensweisen aufeinander, sowohl technisch, als auch psychologisch, was ich sehr interessant finde.

DCI Karen Pirie ist ein spröder Charakter, nicht so angelegt, dass sich das Leserherz ihr sofort öffnet. Dennoch gelingt es ihr nach und nach durch ihre unerschütterliche Hartnäckigkeit wenn es um die Nachverfolgung der winzigsten Hinweise geht, um Gerechtigkeit und Gewissheit nach vielen Jahren für die Hinterbliebenen zu finden. Sie glaubt an das was sie tut, an seinen Sinn, seine Bedeutung, die ihr wichtiger sind, als Beliebtheit oder Karriere. In diesem Fall wirkt sie aber erstaunlich weiblich und verletzlich. Sie ist sogar selbst überrascht, über die irrationalen Gefühle, die sie erwischen und damit meine ich nicht ihre Fehde mit ihrer Vorgesetzten genannt, der Hundekuchen. Neben Hartnäckigkeit, Akribie und einem weitverzweigten Netz an kompetenten Spezialisten helfen Karen und ihrem Assistenten Jason auch Intuition und etwas Glück. Manchmal muss man nicht nur den richtigen Riecher haben, sondern auch noch dazu am passenden Schild vorbei fahren... Da Böse zeigt hier in diesen Fällen viele Gesichter, durch alle Zeiten und nicht zuletzt in den Taten der Kriegsbeuten, die bisweilen auch heute noch stolz an prominenter Stelle zu besichtigen ist. Leid wird nicht vergessen, auch nach all den Jahren, schmerzt es die Hinterbliebenen. Dabei kommt Karen auch oft die große Beliebtheit der BBC-Serie „Waking the Dead“ zu Gute, die die Bereitschaft der Befragten erhöht, sich für so alte Fälle noch richtig ins Zeug zu legen.

Raffiniert finde ich hier die Persönlichkeit des Hamish MacKenzie, des unkomplizierten, gutaussehenden Highland Bauern, dessen Natürlichkeit und gutes Aussehen alle Frauen um ihn herum nicht kalt lässt. Das klingt abgedroschen? Ist es absolut nicht. Karen ist ihm gegenüber misstrauisch, weil er zu gut ist, um wahr zu sein. Gekonnt spielt die Autorin hier mit umgekehrten Geschlechterrollenklischees, wie auch an anderen Stellen. Dies ist eine der Stärken dieser Reihe, die Intelligenz in der Anlage der Figuren und ihre psychologische Stimmigkeit. Besonders gut gefallen mir dabei in diesem Fall auch immer wieder die Anspielungen auf schottische rechtliche und regionale Besonderheiten und Differenzen mit London. So verfügt Schottland nicht nur über ein eigenes Parlament und Premier, sondern auch das strafprozessuale Vorgehen unterscheidet sich. Keine Sorge, das kommt nur nebenbei und erschlägt den Fall nicht. Dafür musste ich aber Grinsen, als en passant auf eine mögliche baldige Abstimmung über den Austritt aus dem Vereinigten Königreich hingewiesen wurde. Autorin Val McDermid ist Schottin durch und durch und nutzt ihre prominente Stimme, um gehört zu werden.

Wolfgang Berger hat mich mit seiner männlichen Stimme für eine weibliche Ermittlerin, wie spröde sie auch sein mag, erst mal irritiert. Dadurch bin ich auch nicht sofort voll eingestiegen in den Fall. Aber bald schon habe ich mich eingehört und konnte nicht mehr aufhören.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Rundum gelungen!

Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!
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Mirella Manusch (9 3/4) kurz Miri, ist mitten in der Wackelzahnpubertät. Ein Eckzahn ist ausgefallen und der neue bereitet ihr ganz schöne Schmerzen. Kein Wunder, es ist ja auch kein normaler Eckzahn, ...

Mirella Manusch (9 3/4) kurz Miri, ist mitten in der Wackelzahnpubertät. Ein Eckzahn ist ausgefallen und der neue bereitet ihr ganz schöne Schmerzen. Kein Wunder, es ist ja auch kein normaler Eckzahn, sondern ein wunderschöner, spitzer Vampirzahn! Upsi, da hat wohl jemand vergessen ihr zu verraten, dass in ihren Adern mütterlicherseits Vampirblut fließt. Bei ihrer Mutter macht sich das nicht bemerkbar, aber bei deren coolen, jüngeren Schwester Elisa genannt Elly. Diese kommt auch sofort mit ihrem frechen Frettchen Iggy, ihrem Beschützertier vorbei, um sie in die Geheimnisse des Vampirdaseins einzuweihen. Das ist ganz schön aufregend, denn eigentlich beginnt dieser Prozess erst mit 12 Jahren! Nun kann Miri nach Sonnenuntergang die Sprache der Tiere, bis auf Insekten verstehen und sich mit Hilfe eines Umhangs in eine Fledermaus verwandeln! Zu dumm nur, dass ihr Vater nichts davon wissen darf, denn sonst könnte Miri nicht nur mit ihrem Kater Langstrumpf sprechen, sondern ihrem Vater bei seiner Arbeit mit den Zootieren helfen. Nun wird das Ganze etwas komplizierter, aber nicht weniger aufregend. Miri muss nämlich feststellen, dass Tante Elly und sie nicht die einzigen Vampire in der Gegend sind!
 
Die Tage werden kürzer, die Morgen nebliger, da kommt man gleich in die richtige Stimmung für diese junge Dame, die nicht weiß, wie ihr geschieht! Dabei lernt man Mirella ganz zu Beginn als ganz normales Mädchen kennen, mit einer absolut besten Freundin Klara, mit der sie sich blind versteht, auch wenn sie so unterschiedlich aussehen wie Tag und Nacht. Außerdem hat Miri Angst vor der Dunkelheit, bzw. hatte sie sie bislang. Sie liebt ihre Eltern und ihren Kater Langstrumpf, der leicht an seiner weißen Pfote zu erkennen ist. Sie begleitet ihren Vater gerne in den Zoo, wo er als Tierarzt die Tiere versorgt, bei Bedarf. Aber am coolsten ist ihre Tante Elly mit ihrem Frettchen. Also alles ganz normal, bis dieser vorwitzige Vampirzahn sich in ihrem Mund zeigt! Das kann ihr alles nur Tante Elly erklären, denn nur sie ist auch eine Vampirin. Das ist aufregend anders, aber auch anstrengend, weil sie ihre Vampiridentität und ihre Fähigkeit im Dunkeln mit Tieren zu reden, erst einmal vor ihrem Vater geheim halten muss. So eine Geheimniskrämerei ist anstrengend und bisweilen muss Mirella da auch echt erfinderisch werden. Weil sie so normal und gleichzeitig so aufregend anders ist, fühlt man gleich mit ihr und natürlich mit Langstrumpf, der endlich mal seine Meinung sagen kann, z.B. wie er denn seinen Namen eigentlich so findet! Das ist witzig und unerwartet und so haben wir ganz schnell und neugierig weitergelesen, um herauszufinden, was Miri denn noch so Spannendes erlebt. Ganz unglaublich ist ja nicht nur, was ihr die Tiere so alles erzählen, denn das ist selbst für Vampire außergewöhnlich, nein, ein fremder Flederjunge taucht auch noch abends auf ihrem Fensterbrett auf. Es ist also einiges los und Mirella weiß gar nicht immer so genau, wie ihr geschieht. Damit sich die jungen Leserinnen das besser vorstellen können, hat Anastasia Braun dieses Buch für junge Leser ab 8 Jahren sehr liebevoll illustriert, mal mit ganzen Szenen, mal mit stimmungsvollen Fledermäusen, die über die Seite flattern. Sehr cool finden wir immer die ganz schwarzen Seiten mit weißem Druck und weißer Illustration, das weckt so einen herrlich vampirigen Eindruck! Der Schreibstil ist sehr locker, flockig, da fliegt man durch die Seiten. Der Druck ist angenehm groß, da ist es für die Leserinnen nicht so anstrengend und wenn doch, sind die Kapitel zum Glück schön kurz. Da kann man sich immer wieder sagen: „ach, eines geht noch!“.

Letztendlich kann Miri wirklich einigen Tieren helfen, aber es wird klar, dass es künftig schwerer werden wird und ein Rätsel bleibt noch völlig ungelöst! Da fiebern wir jetzt schon dem nächsten Band entgegen, der leider erst im Frühjahr erscheinen wird.

Die Autorinnen sind übrigens Mutter und Tochter und wie gut sie sich verstehen, merkt man ihrem Stil an. Da finden sich Mutter und Tochter wieder, wir haben es nämlich auch als Gespann gelesen. Für Christin-Marie Below war es übrigens ihr Kinderbuchdebüt, anders als für ihre Mutter, die nicht nur erfolgreiche Frauenromane schreibt.
Weil diese ebenso gerne Himbeermarmelade mögen, wie Mirella und wir, findet sich auch ganz zum Abschluß, um die Warterei zu versüßen, ein Himbeermarmeladen-Lieblingsrezept, notfalls mit Tiefkühlhimbeeren.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Rasant!

Amulett #3
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Steinhüterin Emily, ihr Bruder Navin, ihre Mutter und die Helfer ihres Verstorbenen Urgroßvaters, sowie die Widerstandskämpfer, die sich ihnen angeschlossen haben, konnten gerade noch in letzter Sekunde ...

Steinhüterin Emily, ihr Bruder Navin, ihre Mutter und die Helfer ihres Verstorbenen Urgroßvaters, sowie die Widerstandskämpfer, die sich ihnen angeschlossen haben, konnten gerade noch in letzter Sekunde dem Suchtrupp des dunklen Elfenkönigs entkommen. Um Alledia zur retten, müssen sie den Rückzugsort des Wächterrates, die der Legende nach in den Wolken verborgene Stadt Cielis finden. Doch viele halten diese Stadt nur noch für ein Hirngespinst. Zu viele haben bereits vergeblich nach ihr gesucht. Auf der Suche nach einem Luftschiffkapitän, der bereit ist dieses Wagnis einzugehen, kehren sie in einer Spelunke ein, als plötzlich ein Suchtrupp des Elfenkönigs dort eintrifft. Emily glaubt, dass sie hinter ihr und ihren Freunden her wären, tatsächlich suchen sie den abtrünnigen Elfenprinzen. Einer Eingebung folgend hilft Emily ihm und seinem Assistenten und lässt ihn sogar mit an Board des bereits in die Jahre gekommenen Luftschiffs gehen. Eine abenteuerliche Reise ins Herz der Sturmwolken beginnt!

Anders als Mangas, ist diese Graphic Novel vollständig farbig illustriert und liest sich ganz normal, also nicht rückwärts, wie Mangas. Beides kommt mir sehr entgegen und meiner jüngsten Tochter und dem Nachbarssohn auch. Dieses Mal finde ich das Abenteuer besonders bildgewaltig und wortarm. Für Lesemuffel ist da die Hemmschwelle sehr gering, allerdings ist die Schrift für Kinder die Leseschwierigkeiten haben sehr klein und nicht ganz einfach, da es eine handschriftlichen Druckschrift ist. Aber da der Textanteil so gering ist und die Story so spannend und actiongeladen, ist der Anreiz hoch, einige etwas schwieriger zu lesende Wörter doch noch zu entziffern.

Dieser Band setzt nahtlos am Cliffhanger des zweiten Bandes an. Alle Bände bauen aufeinander auf und sollten unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden, sonst findet man keinen Zugang zur Welt von Alledia, der Steinhüter und dem dunklen Elfenkönig.

Viele liebgewonnene Charaktere begleiten Emily auch weiterhin, auch wenn zwei von ihnen dieses Mal bei einem Angriff mitgerissen werden. Ich bin allerdings überzeugt, dass sich ihre Wege wieder kreuzen werden, es waren nämlich einige unserer Lieblinge. Solche Schätze wirft kein Autor freiwillig über Bord! Dafür betreten natürlich neue Gestalten die Bühne, bei denen sich Emily nicht sicher ist, auf wessen Seite sie stehen. Sie muss sich da einfach auf ihr Bauchgefühl verlassen können! Dabei offenbaren sich zu bereits bekannten Charakteren weitere Hintergründe, die sie an Tiefe gewinnen lässt. Mit viel Fantasie hat Kazu Kibuishi dieses Imperium ersonnen, das einer ganz eigenen inneren Logik mit eigenen Gesetzen folgt. Die Illustrationen gehen bisweilen sogar über ganze Doppelseiten und sind insofern ganz besonders eindrucksvoll. Es lässt sich eine große Liebe fürs zeichnerische Detail erkennen.

Diese Graphic Novel hat die Altersempfehlung 8-12 Jahre. Meine zartbesaitete Tochter (11) und der nicht minder sensible Nachbarssohn (9), die bei Filmen wirklich sehr empfindlich sind, haben bislang jeden Band verschlungen. Ich würde sie aufgrund zahlreicher gewaltsamer Kämpfe erst ab 10 Jahren empfehlen, aber meine Zielgruppenkids teilen diese Einstellung nicht und verschlingen sie. Bei Jonathan ist es echt ein Verschlingen. Er suchtet sie in kürzester Zeit durch und leiht es sich dann noch mal aus, um sich in aller Ruhe mindestens ebenso lange die Illustrationen anzuschauen. Meine Tochter versinkt von Anfang an in den Illustrationen und saugt die Details auf. Dabei unterhalten sich die zwei Kinder gerne auch mal über die Qualität und die technischen Finessen, der dargestellten Action.

Franziska und Jonathan finden es super und tauschen sich auch wirklich inhaltlich über diese Reihe aus. Sie sind schon sehr gespannt, wie es denn in der Wolkenstadt Cielis weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Hilfreicher Ratgeber, im praktischen Format

Heimische Heil- und Vitalpilze. Kompakt-Ratgeber
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Heimische Pilze stehen in diesem Buch mal unter einem anderen Blickwinkel, auch kulinarisch, aber eben vorallem als Heil- und Vitalpilze. Dabei ist es ja eigentlich ganz logisch, dass Pilze auch heilende ...

Heimische Pilze stehen in diesem Buch mal unter einem anderen Blickwinkel, auch kulinarisch, aber eben vorallem als Heil- und Vitalpilze. Dabei ist es ja eigentlich ganz logisch, dass Pilze auch heilende Kräfte haben, man denke nur an Penicillin... Einige Sorten haben aber auch antivirale Wirkung, was sowohl in Corona- als auch Grippe- und Erkältungszeiten natürlich ein Segen ist. Daher ist es wirklich praktisch entsprechende Sorten zu kennen, Tipps für ihre Haltbarmachung bei Bedarf zu kennen, so dass man sie und ihre heilende Wirkung stets zur Hand hat, sei es als Tee oder Würzessig u.ä.

Es wird explizit darauf hingewiesen, dass dieses Buch aus Gründen der Lesbarkeit die Fruchtkörper der Pilze völlig unbotanisch als Pilze bezeichnet, ohne jedes Mal genauer darauf einzugehen. Das gefällt mir, nicht immer erleichter die korrekte Bezeichnung das Lesevergnügen.

Ganz wichtig wird hier deutlich davor gewarnt, nur bekannte Pilze zu sammeln und zu verwenden und im Zweifel, lieber zu verzichten. Auch wird dazu aufgerufen, lieber weniger Pilze zu sammeln und noch mehr zurückzulassen, als man selbst sammelt, aus Naturschutzgründen. Pilzapps sollte man nur verwenden, wenn man sich bereits auskennt und ihnen nicht sein Leben anvertrauen, es wird zu keiner speziellen App geraten. Dafür bildet dieses Buch mit mehreren Fotos häufige, heimische Pilzarten ab, um bei der Bestimmung behilflich zu sein. Ich kann die von mir gefundenen Exemplare aber dennoch nicht einordnen, denn warum sollte ein Birkenporling ausgerechnet bei mir auf einem Zwetschgenbaum wachsen, wenn er doch nur Birken liebt. Dass dieser spezielle alte Baum, mit all seinen Sturmbruchstellen ein Paradies für Pilze ist, war mir klar, aber ich kann sie einfach nicht bestimmen.
Für mich zeigt sich aber auch ganz deutlich, wenn man zur Pflanzen- und Pilzbestimmung so unbegabt ist wie ich (bei Kräutern stelle ich mich nicht geschickter an), ist dieses Buch eine interessante Anregung, sich mal mehr mit diesem Thema zu beschäftigen. Allerdings benötigen Menschen wie ich wohl mal einen praktischen Kurs mit einem professionellen Förster/Sammler oder ähnliches. Wenn ich dann kapiert habe, wie die heimischen Exemplare aussehen und ich meine Gartenschätze einzuordnen weiß, hilft mir dieses Buch mich über Anwendungsmöglichkeiten und auch den kulinarischen Wert zu informieren und mich anzuregen. Das ist wirklich interessant und die Pilze haben wirklich was zu bieten, sogar der 08/15 Champignon. Wer hätte das gedacht!

Die Autorin ist Ernährungswissenschaftlerin und Mykomolekulare Fachberaterin. Sie arbeitet als Referentin, Autorin und frei Journalistin mit Schwerpunkt nachhaltige Ernährung und Klima.

Schön finde ich, dass auch dieses Buch aus dem Mankau Verlag ein Öko-Buch ist und umweltfreundlich hergestellt wurde. Außerdem hat es sein sehr handliches Format und ist recht leicht, so dass man es prima auf jeden Ausflug mitnehmen kann.

Ein wirklich hilfreiches Buch, besonders für Pilzkenner, die ihre Lieblinge hier mal von einer ganz anderen Perspektive kennenlernen und sie noch mehr lieben lernen können.

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Veröffentlicht am 06.09.2020

Ein echtes gute Laune-Hörbuch

Mathilda oder Irgendwer stirbt immer
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Ich kannte Dora Heldt nicht, auch nicht ihre Kolumnen. Aber der Titel klang witzig, so als wäre er super für schmunzelige Autofahrten geeignet, denn warum sollte die Fahrt zum Supermarkt kein Tageshighlight ...

Ich kannte Dora Heldt nicht, auch nicht ihre Kolumnen. Aber der Titel klang witzig, so als wäre er super für schmunzelige Autofahrten geeignet, denn warum sollte die Fahrt zum Supermarkt kein Tageshighlight werden können?

Nun ja, das ist möglich, denn mit viel Humor und sprachlichem Feinsinn verpackt Dora Heldt die alltäglichen Gedanken für das Jetzt und Hier, aber ebenso Erinnerungen an vergangene Tage in kurze, pointierte Überlegungen mit hohem Wiedererkennungswert, zumindest für Frauen in den besten Jahren. Da früher die Welt noch nicht so schnelllebig war, muss man nicht genauso alt sein wie Dora Heldt, um sich über ihr Nachsinnen amüsieren zu können, nein, es reicht völlig, etwas älter zu sein, also aus der Zeit zu stammen, als man noch ohne Internet, aber mit Brieffreunden und Ortsgesprächen aufwuchs. Wenn man nun schon was älter ist, hat man auch schon mehr erlebt, was sowohl eine gewisse Gelassenheit mit sich bringt, aber auch genügend Lebenserfahrung, um vergleichende Überlegungen anzustellen und nicht immer alles gleich neu und aufregend zu finden, sondern bisweilen kritisch zu hinterfragen – ja auch das kann lustig sein! Es geht um Themen wie Kleider die Leute machen, sowohl bei Pretty Woman, als auch in wissenschaftlichen Analysen zu Alphamännchen in der Wirtschaftswelt und wie sehr diese Einschätzungen daneben liegen können. Welch eine Genugtuung es ist, wenn einen eine Verkäuferin mitleidig abschätzig den Einkauf verleidet und man anschließend mit jeder Menge glänzender Einkaufstaschen den Laden betreten und die entgangene Kaufkraft vorführen kann! Doch geht es auch um heitere Frauenrunden in Lokalen und deren unberechtigt schlechten Ruf, die liebe Not mit modernen Handys, die eigentlich die späte Rache an den Kindern sind, die sich nun ebenso um die elterlichen Geräte kümmern müssen, wie die Eltern früher um jeglichen Kleinkram der Kinder.... Betrachtungen also, die das Leben so mit sich bringt.

Hier liest die Autorin selbst und sie weiß ja am Besten, wie sie es eigentlich so meint! Allerdings ist sie Autorin und nicht Sprecherin, sie verfügt also über eine ganz normale Stimme. Ich würde sie jetzt nicht unbedingt bitten meinen Anrufbeantworter zu besprechen, wenn es so was denn noch gäbe, aber es unterstreicht den Charakter von ganz normalen Gedanken einer ganz normalen Frau, mit Bildung und Niveau, die eben mitten im Leben steht. Etwas herb, weder prinzessinnenhaft, noch elfengleich, die Stimme einer Frau mit Realitätssinn, Humor und einer Prise Selbstironie.

Eine wunderbare Art, sich die kleinen, notwendigen Lästigkeiten des Lebens schön zu hören, z.B. bei der Hausarbeit oder bei der Einkaufsfahrt! Nach einem amüsanten Hörvergnügen deutlich besser gelaunt grüßt ihr Krimifan.

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