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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2020

Cold Case

Wenn das Licht gefriert
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Zum Inhalt:
22 Jahre nach dem Mord an Anna, der Freundin ihrer Tochter Valerie, greift eine Fernsehsendung den ungeklärten Fall auf. Doch dann fährt Elisabeth der Schrecken in die Glieder, als sich ihr ...

Zum Inhalt:
22 Jahre nach dem Mord an Anna, der Freundin ihrer Tochter Valerie, greift eine Fernsehsendung den ungeklärten Fall auf. Doch dann fährt Elisabeth der Schrecken in die Glieder, als sich ihr demenzkranker Mann an Sachen in Verbindung mit Annas Tod erinnert, die eigentlich nur Jemand wissen dürfte, der ihre Leiche gesehen hat. Stück für Stück bricht Elisabeths Welt zusammen.

Mein Eindruck:
Mit großer Vehemenz schildert Klementovic den Kampf seiner Protagonistin: Gegen die Demenz ihres Mannes, um das Glück ihrer Familie, um Gerechtigkeit für die tote Anna und letztendlich um ihr eigenes Leben. Dass er das schon früh in seinem Buch deutlich macht, tut der Spannung keinen Abbruch. Bis zur Aufklärung des Todesfalls hält er die Fäden in der Hand und gibt nur wenige Einblicke, die seiner Leserschaft einen kleinen Teil der Lösung erhaschen lassen, um an anderer Stelle umso mehr Fragezeichen aufblinken zu lassen. Dadurch steigt der Wunsch nach Wissen immer weiter – einmal in die Hand genommen, lässt sich das Buch nicht mehr weglegen. Klementovics Charaktere bestechen durch ihre Vielschichtigkeit und auch, wenn die Leser hauptsächlich durch die Augen von Elisabeth gucken, wird die Motivation aller deutlich und folgerichtig erklärt. Viele Spuren werden durch den Autor gelegt; Fallstricke verführen zu falschen Schlussfolgerungen, - perfekt für das Thriller-Erlebnis.
Leider kann sich der Autor einen Epilog nicht verkneifen. Dieser möchte wohl noch eine Kirsche auf die Torte setzen, verfehlt dieses Ziel jedoch mit einem übertriebenen Doppel-Schlusspunkt. Der Titel kommt zwar dadurch wunderbar zu Ehren, trotzdem hätte mir persönlich das „normale“ Ende gereicht und - leicht offen - besser gefallen

Mein Fazit:
Bei aller Krimispannung auch wunderbar berührend

Veröffentlicht am 01.09.2020

Aus einem Spiel wird blutiger Ernst

Raum der Angst
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Zum Inhalt:
Hannah wird entführt und findet sich plötzlich gemeinsam mit einer Gruppe Probanden in einem teuflischen Spiel wieder: Gemeinsam müssen sie versuchen, aus den Räumen, die ein kranker Geist ...

Zum Inhalt:
Hannah wird entführt und findet sich plötzlich gemeinsam mit einer Gruppe Probanden in einem teuflischen Spiel wieder: Gemeinsam müssen sie versuchen, aus den Räumen, die ein kranker Geist erschaffen hat, einen Ausweg zu finden. Das gestaltet sich schwierig, sehr schwierig und bald ist der erste Mitspieler tot.

Mein Eindruck:
Es ist eine gute Idee, den (wenn auch momentan abflachenden) Hype um Escape Rooms mit einer Thriller-Handlung zu verschmelzen. Dazu unterfüttert Meller seine Geschichte geschickt mit wissenschaftlichen Experimenten rund um Gruppendynamik und Manipulation. Der Leser muss aufpassen, wem er seine Sympathie schenkt, denn unter Umständen darf man sich nur ein Weilchen später aus Ablebensgründen ein neues Objekt suchen, - auch vermeintliche Hauptpersonen sterben jung. Außerdem entpuppen sich einige Figuren als wankelmütig und damit gefährlich.
Parallel zu den Vorkommnissen in dem Gefängnis der Probanden läuft die Ermittlung wunderbar unaufgeregt und ohne großen Privatkram der Polizisten. Meller geht ganz auf Motivlage und Tatgeschehen ein und beides gerät ihm großartig. Die Twists im Thriller sind überraschend und ziehen die Spannungsschraube noch einmal an.
Der einzige Schwachpunkt zeigt sich jedoch bei den Gründen für eine Nebenfigur, sich so zu verhalten, wie sie es eben tut. Diese stirbt, bevor eine Erklärung dazu folgt und auch im Nachhinein bleibt die Leserschaft dumm. Schade.

Mein Fazit:
Sehr spannend, sehr böse

Veröffentlicht am 01.09.2020

Engelmacher

Die Tinktur des Todes
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Zum Inhalt:
Der Medizinstudent Will Raven tritt eine Stelle als Assistent bei einem ehrenwerten Arzt im Edinburgh des 19. Jahrhunderts an. Geplagt von Geldsorgen und den dunklen Schatten der Vergangenheit ...

Zum Inhalt:
Der Medizinstudent Will Raven tritt eine Stelle als Assistent bei einem ehrenwerten Arzt im Edinburgh des 19. Jahrhunderts an. Geplagt von Geldsorgen und den dunklen Schatten der Vergangenheit hofft er auf einen Neuanfang. Doch dann findet er die Leiche einer jungen Frau und diese ist nicht die erste, die er in verkrampfter Stellung findet. Will wird klar, dass er mit seiner Zukunft nicht beginnen kann, bevor die Vergangenheit ihren Abschluss findet und stellt sich den Dämonen; unterstützt von einer jungen Frau, die als Dienstmädchen eindeutig in ihren geistigen Fähigkeiten unterfordert ist.

Mein Eindruck:
Ambrose Perry ist ein Paar, bei dem der weibliche Teil als Anästhesistin gearbeitet hat. Dieses Wissen und die Liebe zur Medizin tun der Geschichte nicht nur gut, sondern unterfüttern sie mit der nötigen medizinhistorischen Basis. Die Sprache ist stilistisch schön an das viktorianische England angepasst, die häuslichen Begebenheiten und die Sicht zu Sitte, Moral und Anstand ein Spiegel der Zeit.
Dabei fällt jedoch insbesondere eine Figur – die des Mentors der Hauptfigur – durch ihre Exzentrizität völlig aus dem Rahmen und in das Herz der Leserschaft. Dieser Arzt ist ein wahrer Vertreter seines Standes und ein Philanthrop erster Güte. Dadurch wirkt es völlig natürlich, dass die Autoren nicht nur Dünkel und Anspruchsdenken der gehobenen Klasse, sondern auch die Schmerzen, Sehnsüchte und Kämpfe des Bodensatzes der Gesellschaft thematisieren. Im Wochenbett sind alle gleich – egal ob Dirne, Frau eines Geschäftsmannes oder Geliebte eines Gangsterbosses.
Die Kriminalgeschichte, die sich um Abtreibungen dreht und einige Tote durch Strychnin aufbietet, ist eine Rätselaufgabe, die sich einem geübten Leser als nicht zu schwierig erweist, in ihrer letztendlichen Lösung jedoch ein überaus charmantes Ende bereit hält.

Mein Fazit:
Hier freut man sich schon auf Teil 2 der Reihe.

Veröffentlicht am 26.08.2020

Eliteschüler

Élite: Tödliche Geheimnisse
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Zum Inhalt:
Als Marina umgebracht wird, haben gleich mehrere ihrer Mitschüler an der Eliteschule Las Encinas ein Motiv für den Mord: Eifersucht, Rache, Neid.
Denn trotz – oder auch gerade wegen ihrer Beliebtheit ...

Zum Inhalt:
Als Marina umgebracht wird, haben gleich mehrere ihrer Mitschüler an der Eliteschule Las Encinas ein Motiv für den Mord: Eifersucht, Rache, Neid.
Denn trotz – oder auch gerade wegen ihrer Beliebtheit – weckte das hübsche Mädchen dunkle Gefühle bei einigen Mitmenschen; unter anderem bei einer Clique von nicht ganz so dazugehörigen Klassenkameraden.
Der ermittelnden Beamtin wird ein Tagebuch zugespielt, welches darauf schließen lässt: Dort wird der Hass auf Marina quasi zelebriert. Wem gehört das Tagebuch und ist sein Besitzer wirklich der Mörder?

Mein Eindruck:
Zu Beginn des Buches macht „Elite“ noch den Eindruck, ein typisches Jugendbuch mit großem Herz-Schmerz-Anteil zu sein. Hauptsächlich kreist die Geschichte darum, wie es ist, unglücklich verliebt zu sein und/oder aus welchen Gründen auch immer nicht zu den coolen Typen in der Klasse zu gehören. Aber dann bekommen die Hauptcharaktere Tiefe, die Autorin lässt ihre Leser in die Köpfe der jungen Menschen schauen und was man dort zu sehen bekommt, überrascht, erschreckt, lässt einen lachen oder weinen und fühlt sich – auch ohne „Elite“-Hintergrund - so manches Mal überaus bekannt an. Auch die Verhöre und die Ermittlungen der Polizei sind gut gelungen; egal ob Beschuldigter, Zeuge oder Beamter, - Zamora weiß die Gedanken und Stimmungen perfekt darzustellen.
Ein großer Schwachpunkt ist jedoch die Aufklärung des Mordes, die irgendwie so passiert, dass man sich fragt, ob das wirklich alles gewesen sein soll oder ob die Tat in einem der Nachfolgebücher noch einmal aufgegriffen wird. Denn hier handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, - da verschießt man schließlich nicht sein ganzes Pulver!
Bis auf dieses Manko wirkt „Elite“ jedoch rund und genügend abgeschlossen, um nicht unfertig zu sein.

Mein Fazit:
Spannend, flüssig, gut zu lesen

Veröffentlicht am 13.08.2020

Begehren, Liebe, Hass

Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 1)
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Zum Inhalt:
Die hochintelligente Matilda hat sich nach ihrer traumatischen Kindheit auf Fjällbacka neu erfunden, nennt sich jetzt Faye und lebt den schwedischen Traum mit sehr erfolgreichem Mann und hübscher ...

Zum Inhalt:
Die hochintelligente Matilda hat sich nach ihrer traumatischen Kindheit auf Fjällbacka neu erfunden, nennt sich jetzt Faye und lebt den schwedischen Traum mit sehr erfolgreichem Mann und hübscher Tochter. Doch dieser Traum hat einige Schönheitsfehler: Ihr Mann billigt ihr nur eine Heimchen-Rolle zu, verachtet sie aber genau dafür. Als sie durch eine jüngere Frau ersetzt wird, besinnt sich Faye auf ihre Fähigkeiten und schlägt erbarmungslos zurück.

Mein Eindruck:
Nach ihrer Fjällbacka-Reihe begibt sich Läckberg auf bis dahin unbekanntes Terrain: Ein psychologischer Thriller mit einer schillernden, vielschichtigen Hauptperson, welche im Laufe der Geschichte einige Untiefen offenbart. Und damit steht sie nicht alleine: Die meisten Charaktere in „Golden Cage“ haben Züge, die in der Stärke ihrer Ausprägung erschreckend sind. Brutalität bis zum Exzess, Geldgier bis zum Erbrechen, der Wunsch nach Liebe bis zur Selbstverleugnung, dem nach Rache bis zur kompletten Zerstörung. Zwar übertreibt Läckberg an manchen Stellen insbesondere die schlechten Seiten fast aller Männer in ihrem Buch (so hoffe ich doch wenigstens), das Verständnis für den Kampf der Frauen wird dadurch jedoch gestärkt. Läckberg schreibt – wie immer – gekonnt und mitreißend und pflanzt Gefühle und Bilder in Herz und Hirn ihrer Leserschaft. Die Ausführlichkeit einiger Sexszenen hätte es dafür gar nicht gebraucht und es ist unverständlich, warum Autoren immer wieder meinen, ihre guten Geschichten damit aufpeppen zu müssen. Eine gute Idee dagegen ist es, die Teile in der Vergangenheit in der ersten Person zu beschreiben, die Teile der Gegenwart in der dritten: Der Bruch im Charakter wird dadurch doppelt deutlich.
Das Ende ist zwar doch ein bisschen vorhersehbar und – ehrlicherweise – unglaubwürdig, wenn man bedenkt, dass Faye inzwischen eine Person öffentlichen Interesses ist, trotzdem weiß es zu gefallen.

Mein Fazit:
Camilla Läckberg kann zwar nicht ganz von ihrer Insel lassen, mit ihrem Psychothriller betritt sie jedoch gekonnt anderes Neuland