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Veröffentlicht am 09.08.2021

Eine verstörende Geschichte

Bonuskind
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Lies, 15, und ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder Luuk leben wochenweise abwechselnd bei ihren geschiedenen Elternteilen. Eines Morgens ist alles anders, Lies hat das Gefühl, dass ihrer Mutter Jet etwas ...

Lies, 15, und ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder Luuk leben wochenweise abwechselnd bei ihren geschiedenen Elternteilen. Eines Morgens ist alles anders, Lies hat das Gefühl, dass ihrer Mutter Jet etwas Schlimmes zugestoßen ist und tatsächlich ist diese verschwunden. Handtasche und Handy stehen noch im Vorzimmer, Hund Wammes ist ebenfalls daheim. Während die Polizei und alle anderen Erwachsenen von Jets psychischer Instabilität und einem Selbstmord ausgehen, ist Lies überzeugt davon, dass ihre Mutter sie und Luuk niemals alleine gelassen hätte und beginnt mit eigenen Nachforschungen.

Ein interessantes Titelbild und ein spannender Klappentext inspirieren zum Lesen dieses Buches, das sich jedoch recht bald als enttäuschend herausstellt. Überwiegend wird aus Lies Perspektive in Ich-Form und im Präsens erzählt, dazwischen liest man Jets Gedanken in Kursivdruck, welche aber nicht im Tagebuchstil verfasst sind (wie auf der Buchrückseite vermerkt), sondern als Dialog. Immer mehr wirkt die Handlung konstruiert und unrealistisch, die Figuren unsympathisch. Inhaltlich wechseln vulgäre Tinder-Sex-Szenen mit den Problemen von Trennungskindern ab, Jugendwörter wie „grammen“ sollen wohl Authentizität schaffen.

Auch wenn das Ende für Überraschung sorgt, so sind doch die etwa 250 Seiten bis dahin weder besonders spannend noch logisch aufgebaut. Für eine Empfehlung reicht es leider nicht.



Titel Bonuskind

Autor Saskia Noort

ISBN 978-3-95890-391-3

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 272 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 29. Juli 2021

Verlag Europa Verlag

Originaltitel Bonuskind

Übersetzer Annette Wunschel

Veröffentlicht am 25.07.2021

Im Märchenschloss

Abseits der Zeit
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Emma ist Küchenhilfe im bayerischen Schloss Neuschwanstein und lebt ein ebenso streng reglementiertes wie ungewöhnliches Leben. Als Paul und Elektra unabhängig voneinander das Herrschaftsgebäude von Märchenkönig ...

Emma ist Küchenhilfe im bayerischen Schloss Neuschwanstein und lebt ein ebenso streng reglementiertes wie ungewöhnliches Leben. Als Paul und Elektra unabhängig voneinander das Herrschaftsgebäude von Märchenkönig Ludwig II. besichtigen, kann das Schicksal eine Wende nehmen.

Alles beginnt mit Emma, der emsigen jungen Küchenhilfe, die des Nachts arbeiten und am Tage ruhen muss. Abwechselnd zu Emmas Ich-Perspektive erzählt auch Paul aus seinem Blickwinkel in der Ich-Form, Elektras Position wird aus einer neutralen Sicht geschildert. Anfangs scheinen die verschiedenen Handlungsstränge nichts miteinander zu tun zu haben, lange lässt Autorin Anna Musewald den Leser im Dunklen tappen, wohin die Reise führt. Verwirrend und langatmig braucht es etliche Kapitel, bis man am Kern der Sache ankommt und hat bis dahin schon fast die Freude am Buch verloren. Obwohl viele interessante Details rund um Schloss Neuschwanstein einfließen, kann mich die Handlung nicht fesseln, werden die Figuren nicht zu richtigem Leben erweckt. Alles bleibt hinter einem nebulosen Schleier versteckt, der weder Spannung noch näheres Interesse am Fortgang der Erzählung aufkommen lässt. Am Ende bleibe ich mit dem diffusen Gefühl zurück, dass ich nichts gelesen habe. Aufgrund des Klappentextes waren meine Erwartungen an dieses Buch wohl einfach falsch.

Für das nicht nur farblich sehr schön gestaltete Titelbild und den sprechenden Schwan vergebe ich ohnmächtige zwei Sterne, chrrr, chrrr.



Titel Abseits der Zeit

Autor Anna Musewald

ISBN 978-3-945316-16-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Kunststoff-Einband, 500 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook

Erscheinungsdatum 14. Februar 2021

Verlag Inkpot

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 14.05.2021

Farblose Perlen

Die Glasperlenmädchen
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Als junge Lehrerin und Fremde kommt Benedetta Silva nach Augustine, Louisiana, und findet sich schwierigen Verhältnissen gegenüber. Ihre Schüler fallen auf durch Desinteresse, Hunger und der Aufgabe, im ...

Als junge Lehrerin und Fremde kommt Benedetta Silva nach Augustine, Louisiana, und findet sich schwierigen Verhältnissen gegenüber. Ihre Schüler fallen auf durch Desinteresse, Hunger und der Aufgabe, im Haushalt sowie bei der Beaufsichtigung jüngerer Geschwister mitzuhelfen, auch wenn das versäumte Unterrichtstage bedeutet. Vergeblich versucht sie, die Meute im Zaum zu halten, bis sie mit einer zündenden Idee vielleicht doch noch das Interesse der Jugendlichen wecken kann.

In einer früher angesiedelten Zeitebene (1875) ist die ehemalige Sklavin Hannie entzweit von ihrer Familie und hat nur noch drei blaue Glasperlen als Erinnerung an ihre Lieben. Unfreiwillig befindet sie sich alsbald auf einer Reise nach Texas mit den Halbschwestern Lavinia und Juneau Jane, die ihre Erbrechtspapiere sicherstellen wollen.

So spannend sich die Inhaltsangabe liest, so schön das Buch als Ganzes gestaltet ist, so enttäuschend ist der Inhalt. Was aufregend beginnt mit schrecklichen Sklavenschicksalen, wandelt sich alsbald in eine träge dahinfließende Anzahl an Seiten, die wenig Geschehen präsentieren und auch keinerlei Emotionen auslösen. Die im Klappentext erwähnte Reise nach Texas entpuppt sich eher als zähe Flucht denn als aktive Suche, auch die gewitzte Idee von Benedetta kommt erst spät ins Spiel. Jede Szene, die Abenteuer und Aufregung verspricht, endet rasch und glimpflich, weder Angst noch Freude sind aus den Zeilen herauszuspüren. Warum Missy Lavinia als eine der Hauptfiguren überhaupt konzipiert wird, obgleich sie dann nahezu die ganze Zeit über einen nassen Erntesack mimt, erschließt sich dem Leser kaum.

Alles in allem ein paar gute Ansätze, die aber leider keineswegs fesselnd in diesen Roman gepackt wurden.

ISBN 978-3-8090-2739-3

Sprache Deutsch

Ausgabe gebundenes Buch, 528 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 26. April 2021

Verlag Limes

Originaltitel The Book of Lost Friends

Übersetzer Andrea Brandl

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2020

Einzelgänger trifft Tollpatsch

Herzgeflüster in Sandcastle Bay
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Während Jamie nett und hilfsbereit, aber eher ein Einzelgänger ist, hadert Melody mit ihrer Ungeschicklichkeit, die sie immer wieder dem Gespött anderer aussetzt. Obwohl die beiden ineinander verliebt ...

Während Jamie nett und hilfsbereit, aber eher ein Einzelgänger ist, hadert Melody mit ihrer Ungeschicklichkeit, die sie immer wieder dem Gespött anderer aussetzt. Obwohl die beiden ineinander verliebt sind, können sie nicht über ihre Schatten springen, haben Angst vor Zurückweisung. So kreisen sie ein Jahr lang umeinander herum, bevor sie ein Date vereinbaren.

Durch Rückschläge aus der Vergangenheit vorsichtig geworden, träumen Jamie und Melody zwar von der großen Liebe, wagen jedoch nicht den ersten entscheidenden Schritt. So entwirft Holly Martin ein langwieriges Hin und Her; eine Reihe von Missverständnissen und übertriebene Rücksichtnahme führen zu peinlichen Szenen, die weder spannend noch besonders unterhaltsam sind. Durch die übertrieben dargestellten und sich stets wiederholenden Charakterschwächen, die wohl witzig sein sollen, driftet die Geschichte in eine fade dahindümpelnde Abfolge von Kapiteln ab. Spaß, Witz und Ironie bleiben über große Teile auf der Strecke, ob vom Autor so verfasst oder durch eine unzureichende Übersetzung ungewollt so passiert, ist die Frage.

Die unterschiedlichen Charaktere sind grundsätzlich gut gewählt und passend zueinander in Kontrast gesetzt, auch die wuselige Schar an niedlichen Welpen ist in einer romantischen Liebesgeschichte kaum fehl am Platz. Aber die hölzernen und unglaubwürdigen Dialoge zerstören leider viel an möglicher Spannung und aufkommender Romantik.

Leider kann mich dieses Buch auf verschiedenen Eben nicht überzeugen und gibt den anderen Bänden aus dieser Serie keine Chance.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Freude nur am Rande

Wilde Freude
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Nach der Brustkrebsdiagnose für die Pariser Buchhändlerin Jeanne ist nichts mehr, wie es vorher war. Ihr Mann kann ihr Leid nicht ertragen, kann ihr keine Stütze sein und trennt sich von ihr – zumindest ...

Nach der Brustkrebsdiagnose für die Pariser Buchhändlerin Jeanne ist nichts mehr, wie es vorher war. Ihr Mann kann ihr Leid nicht ertragen, kann ihr keine Stütze sein und trennt sich von ihr – zumindest vorerst. Mit allen Sorgen und Fragen allein gelassen, vertraut Jeanne schließlich auf die Unterstützung dreier anderer vom Schicksal getroffener Frauen und lässt sich schlussendlich sogar von dem wilden Trio überzeugen, bei einem Überfall auf den größten Juwelier von Paris mit dabei zu sein.

Der Einstieg passt perfekt zum Klappentext, doch schnell ändert sich der Schauplatz. Über viele Seiten muss sich der Leser mit Jeannes Krankheit auseinandersetzen. In quälenden Details schildert der Autor die schrecklichen Stunden, Tage und Wochen von der Untersuchung über die Diagnose bis hin zur zermürbenden Behandlung. Dem nicht genug, rücken nach etlichen Kapiteln die anderen Frauen eine nach der anderen in den Vordergrund, wobei auch hier schreckliche Dramen aufgezeigt werden, denen Brigitte, Assia und Melody ausgesetzt waren, sodass sich eine recht deprimierende Stimmung über das Geschehen legt. Erst als man kaum noch rechnet damit, rückt der Tag für das wahnwitzige Vorhaben der vier Frauen näher und bringt ein wenig Witz und Esprit in all die vorangegangene Tristesse.

Der Schreibstil von Sorj Chalandon ist angenehm und flüssig zu lesen, viele Einzelheiten werden genau beleuchtet, wodurch Jeannes Gefühle und auch die der anderen mehr als deutlich zu spüren sind. Das Hadern mit der Diagnose steht im Kontrast zu Zuversicht und Hoffnung, Höhen und Tiefen wechseln wie auf einer Hochschaubahn.

Leider überschatten zu viele schwermütige und deprimierende Passagen jenen Abschnitt, den man vom Klappentext erwartet. Die Vorgeschichten aller vier Frauen sind natürlich nicht unwesentlich, nehmen aber für meinen Geschmack zu viel Raum ein und drängen Ausgelassenheit und Freude eher an den Rand.

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