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Veröffentlicht am 19.09.2020

Der Feind meines Feindes ist mein Freund

Code Genesis - Sie werden dich verraten
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Terry ist dem Geheimnis ihrer Mutter auf der Spur und nah an der Lösung dran. Außerdem hütet sie den geheimen Treffpunkt mit ihrer Mutter Amanda tief in ihrem Gedächtnis. Doch sie und ihr Cousin Ethan ...

Terry ist dem Geheimnis ihrer Mutter auf der Spur und nah an der Lösung dran. Außerdem hütet sie den geheimen Treffpunkt mit ihrer Mutter Amanda tief in ihrem Gedächtnis. Doch sie und ihr Cousin Ethan werden auf der Bohrinsel „Mid South View“ vor der Küste Albaniens gefangen gehalten. Mit dem Wahrheitsserum versuchen Valerie de Boes und ihr Handlanger Finn den Treffpunkt mit Amanda aus ihr heraus zu bekommen. Mit Amanda in ihren Händen kämen ihre Forschungen zum Unsterblichkeitsserum deutlich schneller voran. Kurz bevor Terry das Wahrheitsserum verabreicht werden soll, ruft Valerie de Boes eine Eilkonferenz ein. Es soll einen Spitzel in ihrem kleinen Team geben, eingeschleust von ihrem ärgsten Konkurrenten Benedict Thorne. Diese Pause kann Terry nutzen, um sich von ihren Fesseln zu befreien und Kontakt zu Ethan aufzunehmen. Das Schicksal scheint es gut mit ihnen zu meinen, denn die Doppelagentin verhilft ihnen zur Flucht, allerdings läuft das nicht so, wie sich das beide Seiten vorstellen. Wieder beginnt eine atemlose Jagd durch die Meere, ein Wettlauf gegen die Zeit und um ihr Leben, führt sie in den Orient Express, auf den Felsen von Gibraltar, nach Marseille mit Blick auf die legendäre Gefängnisinsel des Grafen von Monte Christo und letztendlich sogar bis nach Alaska.

Wie aktuell das Thema der sich ausspionierenden, konkurrierenden Pharmaunternehmen ist, sieht man gerade an dem Wettlauf um das erste wirksame Impfserum gegen Covid 19. Das sind immer stärker umkämpfte Märkte die Geld und Macht bedeuten und wodurch Skrupel sinken und die Kriminalität steigt. Terry, Frettchen Charlie, Cousin Ethan, Mutter Amanda, Onkel Simon, Familienfaktotum Johann und Taucher Pierre bekommen das unmittelbar an ihrem eigenen Leib zu spüren. Die Grenzen der Skurpellosigkeit werden Terry spätestens dann klar, als sie erkennt, wer ihr bis dato unbekannter Vater ist...

Die Spannungsbögen und die riskanten Situationen in die sie sich begeben finde ich abwechslungsreicher, als im zweiten Band, den ich den schwächsten der Reihe fand. Dieser nimmt wieder Fahrt auf, altbekannte Charaktere treffen auf beiden Seiten aufeinander, aber die Lösungswege sind andere. Wie bereits zu Beginn zitiert wird, „der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Ein Spiel mit dem Feuer, mit spannendem Ausgang, denn kann man dem Feind seines Feindes sein Leben anvertrauen? Wem kann man überhaupt trauen, wenn es um so viel Geld und Macht geht? Die literarischen Anspielungen und Zitate gefallen mir in dieser Reihe immer wieder gut. Wobei ich bei der Erwähnung von Mac Gyver grinsen musste, wie gut, dass diese Serie neu verfilmt wurde, sonst wüsste die Zielgruppe ja nicht, was mit diesem Vergleich gemeint ist.

Tatsächlich findet die Reihe mit diesem Band ihr Ende, welches rundum gelungen ist. Es bleiben keine offenen Fragen und das Gerechtigkeitsgefühl ist auch beglückt. Ja, für die Bösen ist es noch nicht vorbei, aber ein langsames Leiden, kann viel quälender sein. In diesem Fall eine gerechte Strafe. Die Geschichte ist somit aus erzählt, die Welt vielleicht ein besserer Ort, vielleicht auch nicht. Doch kommt am Ende, zum runden Abschluss eine Person vor, die bislang leicht in Vergessenheit geriet und daher in ihrer Bedeutung zum Schluss überrascht. Daher gibt es ganz am Ende noch einen Prolog, der wäre zwar nicht wirklich nötig, ist aber auch sehr spannend und lässt das Ende für Terry in einem glücklicheren Licht erscheinen und greift auch andere kleine, vielleicht überhörte Sequenzen aus den bisherigen Abenteuern auf. Insofern eine schöne, wenn auch nicht zwingend notwendige Ergänzung. Für alle die zu faul zum Lesen sind, wird ihnen hier die Danksagung von Achim Buch auch noch mal vorlesen, damit auch sicherlich niemandem entgeht, dass Liebling Charlie ein reales Vorbild hat und auch erfolgreiche Autoren auf Hilfe angewiesen sind.

Jodie Ahlborn und Achim Buch ergänzen sich wunderbar als Sprecherteam. Jodie Ahlborn nimmt man die 15 jährige Terry völlig ab, während Achim Buch die Inkarnation des Bösen spricht, er steht für die dunklen Mächte, die tödliche Gefahr. Das baut zusätzlich einen akustischen Spannungsbogen auf, der einen beim Zuhören den Atem anhalten lässt.

Das Hörbuch ist sehr ansprechend und gleichzeitig platzsparend verpackt! Optisch wird das nautile Thema, sowie die Wissenschaft aufgegriffen. Alle 3 Bände passen optisch, von der Größe und Aufmachung wunderbar zusammen. Zusätzlich zu Infos über die Sprecher und den Autor, den deutschen Thriller-Erfolgsgarant Andreas Gruber, ist eine Danksagung abgedruckt, die verrät, dass es Charlie wirklich gibt, allerdings als roten Kater, statt quirliges Frettchen. Kürzungen sind mir nicht aufgefallen, aber das Tempo der Action ist schon sehr hoch, Zeit zum Ausruhen, bleibt weder den Helden, noch den Hörern.

Atemlose, aktuelle Spannung rund um die Welt binnen 3 Teilen, für Fans von Wissenschaftskrimis, Agententhrillern und Reiseabenteuern ab 12 Jahren zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Happy Hellday!

Luzifer junior (Band 8) - Ein Geschenk der Hölle
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Luzie ist der Sohn des Höllenherren Luzifer. Da er aber viel zu lieb ist, wird er als ungarischer Adelssproß zusammen mit seinem Hausdämon Cornibus auf das Jungeninternat St. Fidibus auf die Erde geschickt. ...

Luzie ist der Sohn des Höllenherren Luzifer. Da er aber viel zu lieb ist, wird er als ungarischer Adelssproß zusammen mit seinem Hausdämon Cornibus auf das Jungeninternat St. Fidibus auf die Erde geschickt. Unter Menschen wird er wohl Bosheit und Gemeinheit lernen, so lautet der Plan. Stattdessen findet Luzie in seinen Zimmerkumpanen Gustav und Aron die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann und Lilly, die Tochter des Hausmeisters, entpuppt sich sogar als seine heimliche Zwillingsschwester.
Luzies und Lillys 12. Geburtstag steht unmittelbar bevor und Luzie wurde die erste richtige Geburtstagsparty seines Lebens versprochen. Er ist schon ganz aufgeregt und kann kaum schlafen. Der Schultag will kein Ende nehmen, bis es endlich 15.00h ist und beim Hausmeister die ultimative Geburtstagstorte und das erste Geburtstagsgeschenk seines Lebens auf ihn warten. Doch kaum darf er es endlich öffnen, wird ein Notfall in der Hölle gemeldet. Azrael ist ausgebrochen und hält Luzifer gefangen. Lilly will sofort ihren Vater befreien, während Luzie sehnsüchtig die Torte und sein Geschenk anschmachtet. Es hilft nichts, unverrichteter Dinge geht es ab in die Hölle und es wird der höllischste Geburtstag den Luzie sich hätte ausdenken können. Ein Schrecken und eine Katastrophe jagen die nächste, ob das etwa auch ihr letzter Geburtstag gewesen sein soll?
Happy Hellday! Luzies Vorfreude auf seine erste Party gleicht der eines Kindergartenkindes. Sehr süß und sehr witzig, weil sich die Leser ja eigentlich schon eingestehen müssen, dass sie ja gar nicht so anders sind… Steckt da etwa ein kleiner Teufel in uns allen? Vielleicht, aber wenn wir solche Freunde hätten, dann ginge es uns gut! Naja, auf jeden Fall haben wir keinen Hausdämon, der so sehr auf Schokolade abfährt und mit Vorliebe Wörter verdreht. Das macht richtig Spaß Cornibus Wortknäuele wieder zu entheddern! Aber noch schöner und vertrauter ist, dass alles wieder mit Luzifers Schrei nach Steven, dem heimlichen Herren der Hölle, dem Produktentwickler, Technik-Nerd, eigentlich der Q der Hölle, beginnt. Steven soll Luzifer bei der Wahl des passenden Geburtstagsgeschenks für den teuflischen Nachwuchs beraten. Wer je mit seinem Geburtstagsgeschenk unzufrieden war, sollte mal die Ideen des Teufels so nachlesen. Doch witzig ist nur der Anfang. Ziemlich schnell wird es ziemlich spannend! Sämtliche höllisch-dämonischen Mächte scheinen es auf Luzie und seine Freunde abgesehen zu haben. Auch wenn Aron wirklich schlau ist und keine Angst kennt, gehen den Freunden irgendwann der Mut und die Ideen aus…. Aber keine Sorge, der 9. Band der witzigen Erfolgsserie mit höllisch guten Illustrationen von Raimund Frey ist bereits angekündigt, dem teuflischen Nachwuchs und seinen Freunden wird also noch eine überraschende Lösung einfallen, wenn es auch sehr knapp wird…
Super finden wir, dass Autor und Illustrator einander treu bleiben und somit Luzie seinen gewohnten und geliebten Look beibehält. Bis zum Ende, denn den bilden immer einige Comic-Seiten als Sahnebonbon zum Schmunzelschluß.
Der Humor richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und deren Eltern, die ebenfalls ihren Spaß haben und laut mitlachen werden. Der Druck ist augenfreundlich und die Illustrationen nicht nur ausdrucksstark, sondern auch zahlreich, dennoch richtet sich der ironisch-absurde Humor nicht an Jüngere. Da die Zielgruppe oft aber nicht so lesebegeistert ist, gibt es zur Belohnung fürs Lesen die Möglichkeit bei Antolin Fragen zu beantworten, was in einigen Schulen wettbewerbsartig vorausgesetzt wird. So macht das Punktesammeln und Lesen Spaß.
Meine Tochter (13) ist immer sehr froh, wenn sie ihre Antolin-Punkte mit Luzie aufstocken kann und liest die Bücher in Windeseile durch! Eigentlich ist sie über die Zielgruppe hinausgewachsen, aber sie lacht immer noch gerne, und nicht nur Aron und Gustav sind treue Freunde. Sie ist glücklich, dass sie nun endlich, die Wahrheit über den Weihnachtsmann kennt. Die Geschenkeplanung Luzifers ist einfach nur lol und Steven unschlagbar! Richtig witzig findet sie aber auch den Abschlußcomic, mit dem hätte sie nicht gerechnet. Ihre heimliche Liebe gilt allerdings Cornibus.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Hilfe, wir haben uns kaputtgelacht!

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!
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Franzi ist in ihrer Klasse eine Außenseiterin, nicht nur, weil sie gut in der Schule ist, damit sie mal später mehr verdient als ihre Eltern, sondern auch, weil sie als einzige kein Handy hat. Daher rauschen ...

Franzi ist in ihrer Klasse eine Außenseiterin, nicht nur, weil sie gut in der Schule ist, damit sie mal später mehr verdient als ihre Eltern, sondern auch, weil sie als einzige kein Handy hat. Daher rauschen alle Gespräche und Verabredungen im Klassenchat völlig an ihr vorbei. Aber an der neuen Schule soll alles ganz anders werden, da kennt sie noch niemanden, da findet sie sicher schnell eine beste Freundin. Pustekuchen, es kommt noch schlimmer! Konstanze ärgert sie noch viel mehr als Caprice in der Grundschule, wobei es mal wieder darum geht, dass sie als Einzige kein Handy hat!Ihre Eltern haben Erbarmen und schenken ihr nun endlich ein altes gebrauchtes Smartphone von einem verstorbenen Senior. Doch was ist das! Ihr Handy hat ein Eigenleben und eine eigene Persönlichkeit. Er nennt sich Dandy Smart und weil er bei seinem früheren Besitzer unterfordert war, hat er sich mithilfe vom Internet-Tutorials alles mögliche beigebracht. Er kann ich in andere Handys hacken und kennt sämtliche Geheimnisse von Franzis Mitschülern, doch reicht ihm das nicht. Er will einen schnelleren Chip, den Superchip, mit unendlich viel Speicherkapazität! Da es davon nur einen gibt, geht das natürlich nicht auf legalem Wege...

Ja, wir haben Mitleid mit Franzi und ja, jedes Kind kennt sie, diese wahnsinnig Ungerechtigkeit, das alle, aber auch wirklich alle, etwas haben, nur man selbst nicht! Bei lesenden Kindern von lesenden Eltern, ist dies tatsächlich oft ein Smartphone, dem alles Sehnen und Hoffen gilt... Dennoch mussten wir von Anfang an, unglaublich viel lachen. Entgegen aller Klischees ist Franzi kein Spross des Bildungsbürgertums, dem erklärt wird, dass es sich auf die Wesentlichen Dinge konzentrieren soll und sie noch viel zu jung für ein Handy sei und das nur die Fantasie einschränke oder ähnliches. Nein, Franzis Eltern erklären ihr einfach, dass es schlicht und ergreifend auch zu teuer sei und sie lieber lernen solle, damit sie gut in der Schule bleibe.... Franzis Eltern haben nämlich keine hochdotierten Jobs, sondern sind aufrechte ehrlichen Menschen, die auch für den Mindestlohn ordentliche Arbeit abliefern, während der Vater morgens sogar noch Zeitungen austrägt, damit sie die Miete besser zahlen können. Beide Eltern schämen sich nicht für ihre Arbeit, ganz im Gegenteil, sie gehen in dieser auf, es ist anständige, ehrliche Arbeit, nur eben schlecht bezahlt. Beide Eltern sind von ihrer Arbeit geprägt, was sehr lustig ist, denn die Mutter arbeitet in einer Reinigung und bügelt zu Hause fröhlich alles weiter, was ihr in die Finger kommt. Da muss Franzis bisweilen um ihren Hamster Theo bangen. Ihr Vater ist Paketbote und nein er jammert nicht über Rückenschmerzen oder ähnliches, er trägt nur automatisch immer irgendwas unter dem Arm mit sich herum und sei es die Kaffeemaschine. Das ist sehr komisch und das ist erst der Anfang! Die Mitschüler sind echt fies zu Franzi, die sich natürlich keiner Schuld bewusst ist, weil sie ja auch gar nichts falsch gemacht hat. Dennoch bleibt einem keine Zeit für Mitleid, weil so schnell schon dieses eigenwillige Smartphone seinen Weg in ihre Tasche und ihr Herz findet. Dan, das Handy wir Franzis erster Freund, wenn man mal von der betagten Nachbarin absieht. Das Schöne an Franzi ist, dass sie immer nett bleibt, auch wenn Dan das nicht immer einsieht und oft genug eigene Aktionen startet, die nicht immer legal sind.
Sehr witzig sind auch immer die ironischen Beobachtungen zu Franzis Umwelt und all der Pannen, die nur passieren können, weil die Menschen ihre Augen auf das Display ihrer Smartphones tackern, statt sich umzublicken. Wunderbare Sozialkritik, mit viel Humor und einer wahnwitzigen Krimihandlung. Hier geht es um einen Superchip und nicht weniger als die Weltherrschaft, denn nicht nur Dan wünscht sich dieses exklusive Speichermedium mit der ultimativen Rechenleistung! Dabei schneidet veraltete Technik in dieser Geschichte erstaunlich gut ab, viel besser als z.B. die allzeit verpeilten Polizeibeamten. Was will uns der Autor damit sagen? Dass man nicht immer den neuesten Schnickschnack braucht und bisweilen bei Problemen auf seinen eigenen Verstand vertrauen sollte? Da aber auch die herzensguten Eltern immer wieder einen Anlass zum Lachen geben, sollte man diese Anspielung auf unsere Ordnungshüter ebenfalls mit viel Humor nehmen.

Dieses Buch wird ab 8 Jahren empfohlen, nach oben ist die Skala offen, was ich wirklich bestätigen kann, weil bei uns wirklich das Kampf um das Buch losging, weil wir immer so viel gelacht haben, dass meine Große (13) das Buch mit in die Schule entführen wollte, um dort weiter zu lesen, dabei liest sie fast nur Mangas.

Auch wenn die Illustrationen von Ka Schmitz im Comicstyle sind, mit Sprechblasen, lässt sich dieses Buch wirklich super vorlesen, man kann dann zwischendurch gemeinsam einen Blick auf die Comicelemente werfen. Diese sind natürlich auch witzig, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole...

Dieses Buch wurde klimaneutral produziert, auf einen ökologischen Papiermix wurde ebenso geachtet, wie auf den Verzicht einer Folienverpackung und den Kauf von Klimazertifikaten. Ich hoffe, es hilft den Wäldern, sie haben es nötig.

Am Ende ist dieses Abenteuer abgeschlossen, aber mit Potenzial für eine Fortsetzung, über die wir uns riesig freuen würden! Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.09.2020

"Drei können ein Geheimnis behalten, wenn zwei tot sind..."

Das Grab im Moor
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Ein Jahr ist Phils Tod nun schon her und DCI Karen Pirie von der Einheit der Historical Cases kann immer noch nicht wieder schlafen. Auch ihre neue Vorgesetzte macht ihr das Leben schwer und setzt ihr ...

Ein Jahr ist Phils Tod nun schon her und DCI Karen Pirie von der Einheit der Historical Cases kann immer noch nicht wieder schlafen. Auch ihre neue Vorgesetzte macht ihr das Leben schwer und setzt ihr einen Spitzel in die kleine Einheit aus Jason und ihr. Karen ist schleierhaft, warum sie auf der Abschußliste steht. Aktuell ermittelt sie in einem Fall brutaler Vergewaltigungen und Morden an Prostituierten in den 80er Jahren. Nachdem Tod eines Opfers bricht eine Zeugin das Schweigen und neue Beweise kommen ans Licht. Während sie diesen verblassenden Spuren nachgeht, führt es sie soweit in den Norden, dass ihre Freundin River sie unmittelbar an einem Tatort im Moor anfordert. Im Jahre 1944 wurden Kriegsschätze im Moor vergraben, die die Enkelin mithilfe einer Schatzkarte ihres verstorbenen Großvaters suchte. Doch zwischen den Oldtimermaschinen findet sich auch eine Leiche und deren Turnschuhe, sind deutlich jüngeren Datums und wurden 1995 Kult. Anders als sonst lässt Karen aber auch ein Gespräch nicht los, das sie in einem Café belauscht hat und das sämtliche Alarmglocken bei ihr losschrillen lies. Sie meldet ihrem alten Freund Jimmy, dem Leiter der Abteilung für Gewaltprävention, dass sie befürchtet, dass eine enttäuschte Ehefrau bereits jetzt das Entlastungsalibi für den kommenden Mord an ihrem Ehemann plane...

Dass zwei Fälle miteinander verknüpft werden, ist in Krimis und Thrillern eigentlich gängige Praxis. Natürlich haben Ermittler so viel zu tun und zwischendurch müssen sie frustriert Rumsitzen und Warten, bis forensische Ergebnisse vorliegen, dass genügend Zeit für einen weiteren Fall bleibt. Hier war es jedoch der 3. Fall der zuerst meine Aufmerksamkeit erregte, der Fall, der nicht in der Vergangenheit spielt, weder 1944, noch 1995 oder in den 80ern, nein, der sich wahrscheinlich erst in der Zukunft ereignet wird. In einer Zeit in der forensische Kniffe dank zahlreicher Krimiserien jedem Bürger bekannt seinen können und bei der Planung der Tat berücksichtigt werden können. Bei Altfällen müssen die Ermittler oft alte Beweise mit neuer Technik bearbeiten und sich Gedanken machen, welche Möglichkeiten dem Täter damals zur Verfügung standen und wie er eigentlich damals plante, so ganz ohne Internet. Hier treffen zwei völlig verschiedene Vorgehensweisen aufeinander, sowohl technisch, als auch psychologisch, was ich sehr interessant finde.

DCI Karen Pirie ist ein spröder Charakter, nicht so angelegt, dass sich das Leserherz ihr sofort öffnet. Dennoch gelingt es ihr nach und nach durch ihre unerschütterliche Hartnäckigkeit wenn es um die Nachverfolgung der winzigsten Hinweise geht, um Gerechtigkeit und Gewissheit nach vielen Jahren für die Hinterbliebenen zu finden. Sie glaubt an das was sie tut, an seinen Sinn, seine Bedeutung, die ihr wichtiger sind, als Beliebtheit oder Karriere. In diesem Fall wirkt sie aber erstaunlich weiblich und verletzlich. Sie ist sogar selbst überrascht, über die irrationalen Gefühle, die sie erwischen und damit meine ich nicht ihre Fehde mit ihrer Vorgesetzten genannt, der Hundekuchen. Neben Hartnäckigkeit, Akribie und einem weitverzweigten Netz an kompetenten Spezialisten helfen Karen und ihrem Assistenten Jason auch Intuition und etwas Glück. Manchmal muss man nicht nur den richtigen Riecher haben, sondern auch noch dazu am passenden Schild vorbei fahren... Da Böse zeigt hier in diesen Fällen viele Gesichter, durch alle Zeiten und nicht zuletzt in den Taten der Kriegsbeuten, die bisweilen auch heute noch stolz an prominenter Stelle zu besichtigen ist. Leid wird nicht vergessen, auch nach all den Jahren, schmerzt es die Hinterbliebenen. Dabei kommt Karen auch oft die große Beliebtheit der BBC-Serie „Waking the Dead“ zu Gute, die die Bereitschaft der Befragten erhöht, sich für so alte Fälle noch richtig ins Zeug zu legen.

Raffiniert finde ich hier die Persönlichkeit des Hamish MacKenzie, des unkomplizierten, gutaussehenden Highland Bauern, dessen Natürlichkeit und gutes Aussehen alle Frauen um ihn herum nicht kalt lässt. Das klingt abgedroschen? Ist es absolut nicht. Karen ist ihm gegenüber misstrauisch, weil er zu gut ist, um wahr zu sein. Gekonnt spielt die Autorin hier mit umgekehrten Geschlechterrollenklischees, wie auch an anderen Stellen. Dies ist eine der Stärken dieser Reihe, die Intelligenz in der Anlage der Figuren und ihre psychologische Stimmigkeit. Besonders gut gefallen mir dabei in diesem Fall auch immer wieder die Anspielungen auf schottische rechtliche und regionale Besonderheiten und Differenzen mit London. So verfügt Schottland nicht nur über ein eigenes Parlament und Premier, sondern auch das strafprozessuale Vorgehen unterscheidet sich. Keine Sorge, das kommt nur nebenbei und erschlägt den Fall nicht. Dafür musste ich aber Grinsen, als en passant auf eine mögliche baldige Abstimmung über den Austritt aus dem Vereinigten Königreich hingewiesen wurde. Autorin Val McDermid ist Schottin durch und durch und nutzt ihre prominente Stimme, um gehört zu werden.

Wolfgang Berger hat mich mit seiner männlichen Stimme für eine weibliche Ermittlerin, wie spröde sie auch sein mag, erst mal irritiert. Dadurch bin ich auch nicht sofort voll eingestiegen in den Fall. Aber bald schon habe ich mich eingehört und konnte nicht mehr aufhören.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Rundum gelungen!

Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!
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Mirella Manusch (9 3/4) kurz Miri, ist mitten in der Wackelzahnpubertät. Ein Eckzahn ist ausgefallen und der neue bereitet ihr ganz schöne Schmerzen. Kein Wunder, es ist ja auch kein normaler Eckzahn, ...

Mirella Manusch (9 3/4) kurz Miri, ist mitten in der Wackelzahnpubertät. Ein Eckzahn ist ausgefallen und der neue bereitet ihr ganz schöne Schmerzen. Kein Wunder, es ist ja auch kein normaler Eckzahn, sondern ein wunderschöner, spitzer Vampirzahn! Upsi, da hat wohl jemand vergessen ihr zu verraten, dass in ihren Adern mütterlicherseits Vampirblut fließt. Bei ihrer Mutter macht sich das nicht bemerkbar, aber bei deren coolen, jüngeren Schwester Elisa genannt Elly. Diese kommt auch sofort mit ihrem frechen Frettchen Iggy, ihrem Beschützertier vorbei, um sie in die Geheimnisse des Vampirdaseins einzuweihen. Das ist ganz schön aufregend, denn eigentlich beginnt dieser Prozess erst mit 12 Jahren! Nun kann Miri nach Sonnenuntergang die Sprache der Tiere, bis auf Insekten verstehen und sich mit Hilfe eines Umhangs in eine Fledermaus verwandeln! Zu dumm nur, dass ihr Vater nichts davon wissen darf, denn sonst könnte Miri nicht nur mit ihrem Kater Langstrumpf sprechen, sondern ihrem Vater bei seiner Arbeit mit den Zootieren helfen. Nun wird das Ganze etwas komplizierter, aber nicht weniger aufregend. Miri muss nämlich feststellen, dass Tante Elly und sie nicht die einzigen Vampire in der Gegend sind!
 
Die Tage werden kürzer, die Morgen nebliger, da kommt man gleich in die richtige Stimmung für diese junge Dame, die nicht weiß, wie ihr geschieht! Dabei lernt man Mirella ganz zu Beginn als ganz normales Mädchen kennen, mit einer absolut besten Freundin Klara, mit der sie sich blind versteht, auch wenn sie so unterschiedlich aussehen wie Tag und Nacht. Außerdem hat Miri Angst vor der Dunkelheit, bzw. hatte sie sie bislang. Sie liebt ihre Eltern und ihren Kater Langstrumpf, der leicht an seiner weißen Pfote zu erkennen ist. Sie begleitet ihren Vater gerne in den Zoo, wo er als Tierarzt die Tiere versorgt, bei Bedarf. Aber am coolsten ist ihre Tante Elly mit ihrem Frettchen. Also alles ganz normal, bis dieser vorwitzige Vampirzahn sich in ihrem Mund zeigt! Das kann ihr alles nur Tante Elly erklären, denn nur sie ist auch eine Vampirin. Das ist aufregend anders, aber auch anstrengend, weil sie ihre Vampiridentität und ihre Fähigkeit im Dunkeln mit Tieren zu reden, erst einmal vor ihrem Vater geheim halten muss. So eine Geheimniskrämerei ist anstrengend und bisweilen muss Mirella da auch echt erfinderisch werden. Weil sie so normal und gleichzeitig so aufregend anders ist, fühlt man gleich mit ihr und natürlich mit Langstrumpf, der endlich mal seine Meinung sagen kann, z.B. wie er denn seinen Namen eigentlich so findet! Das ist witzig und unerwartet und so haben wir ganz schnell und neugierig weitergelesen, um herauszufinden, was Miri denn noch so Spannendes erlebt. Ganz unglaublich ist ja nicht nur, was ihr die Tiere so alles erzählen, denn das ist selbst für Vampire außergewöhnlich, nein, ein fremder Flederjunge taucht auch noch abends auf ihrem Fensterbrett auf. Es ist also einiges los und Mirella weiß gar nicht immer so genau, wie ihr geschieht. Damit sich die jungen Leserinnen das besser vorstellen können, hat Anastasia Braun dieses Buch für junge Leser ab 8 Jahren sehr liebevoll illustriert, mal mit ganzen Szenen, mal mit stimmungsvollen Fledermäusen, die über die Seite flattern. Sehr cool finden wir immer die ganz schwarzen Seiten mit weißem Druck und weißer Illustration, das weckt so einen herrlich vampirigen Eindruck! Der Schreibstil ist sehr locker, flockig, da fliegt man durch die Seiten. Der Druck ist angenehm groß, da ist es für die Leserinnen nicht so anstrengend und wenn doch, sind die Kapitel zum Glück schön kurz. Da kann man sich immer wieder sagen: „ach, eines geht noch!“.

Letztendlich kann Miri wirklich einigen Tieren helfen, aber es wird klar, dass es künftig schwerer werden wird und ein Rätsel bleibt noch völlig ungelöst! Da fiebern wir jetzt schon dem nächsten Band entgegen, der leider erst im Frühjahr erscheinen wird.

Die Autorinnen sind übrigens Mutter und Tochter und wie gut sie sich verstehen, merkt man ihrem Stil an. Da finden sich Mutter und Tochter wieder, wir haben es nämlich auch als Gespann gelesen. Für Christin-Marie Below war es übrigens ihr Kinderbuchdebüt, anders als für ihre Mutter, die nicht nur erfolgreiche Frauenromane schreibt.
Weil diese ebenso gerne Himbeermarmelade mögen, wie Mirella und wir, findet sich auch ganz zum Abschluß, um die Warterei zu versüßen, ein Himbeermarmeladen-Lieblingsrezept, notfalls mit Tiefkühlhimbeeren.

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