Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2020

Posthum veröffentlicht: »Begegnung in der Nacht«

Begegnung in der Nacht
0

Dieser Roman stammt aus dem Nachlass der Schriftstellerin, die 2015 verstorben war. Er wurde jetzt posthum mal veröffentlicht. Wie in einem Märchen tauchten vergilbte, mit Schreibmaschine eng beschriebene ...

Dieser Roman stammt aus dem Nachlass der Schriftstellerin, die 2015 verstorben war. Er wurde jetzt posthum mal veröffentlicht. Wie in einem Märchen tauchten vergilbte, mit Schreibmaschine eng beschriebene Seiten auf, von denen keiner wusste, das es ein bislang noch nie veröffentlichter Roman war. Noch dazu ein Kriminalroman, mit dem Utta Danella ein Ausflug in ein anderes Genre machte.

Es sind die 1930 er Jahre in Shanghai. Der deutsche Frank Bender, der sieben Jahre in Shanghai lebte, ist geschäftlich wie auch privat am Boden. Der Erfolg, mit dem er sein Unternehmen als Bauingenieur groß gemacht hatte, war versiegt. Seine Ehe war in die Brüche gegangen. Er bekommt einen Job als Verwalter auf einer Plantage auf einer abgelegenen Insel. Auf dem Weg zur Plantage hat Bender eine Panne mit dem Auto und muss in einem abgelegenen Gasthof verweilen.

Doch er nicht der einzige, der zwangsweise hier stecken bleibt. Eine geheimnisvolle Frau namens Miriam muss ebenfalls hier absteigen. Frank fühlt sich sofort zu ihr hingezogen. Sie verbringen wie in einem Rausch die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen ist Miriam verschwunden. Auf der Plantage erfährt Bender, das sein neuer Arbeitgeber in der Nacht bzw. am Abend zuvor umgebracht worden war.

Ich verstehe nicht, warum Utta Danella immer als Königin der Liebesromane tituliert wird. Es mag an den Verfilmungen im Fernsehen liegen, natürlich hat sie auch solche Romane geschrieben. Die Romane aber, die ich vor Jahren von ihr gelesen hatte, waren keine reinen Liebesromane. Oft ging es um das Überleben von Menschen und Familien in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren Familiendramen.

Beim vorliegenden Roman ist es nun wieder kein reiner Liebesroman. Er beginnt zwar mit einem amourösen Abenteuer, entwickelt sich aber zu einem Krimi. Dies mag ihr erster Kriminalroman gwesen sein, später weisen auch andere Romane kriminelle Spuren auf.

Schon auf den ersten Seiten wurde ich beim Lesen in eine ganz besondere Stimmung versetzt. Die Dreißigerjahre im exotischen Shanghai schufen für mich eine Atmosphäre, in der ich gerne noch länger verweilt hätte. Eine geheimnisvolle Lady, Urwald und Dschungel, tropische Hitze, Autopanne, ein einsamer Gasthof, der von einem Franzosen gefühlt wird, Figuren unterschiedlichster Nationalitäten. Das erzeugte ein Gefühl von „Jenseits von Afrika“ oder „Indiana Jones".

Ich habe mich sehr heimelig in dieser exotischen Welt gefühlt. Zurücklehnen im Sessel und großes Kino genießen!.Herrlich!

Die Spannung kommt natürlich nicht zu kurz. Sowohl der Handlungsstrang um Bender und die geheimnisvolle Frau als auch der um die Ermittlungen im Mordfall lassen den Leser kleben. In beiden Fällen möchte man unbedingt wissen wie die Geschichte ausgeht bzw wer der Täter ist.

Die Figuren sind allesamt sehr angemessen. Wie in den Tropen üblich, stelle ich mir die Männer in weißen Anzügen und mit einem Tropenhut vor. Die weißen Anzüge werden genannt, der Hut wohl nicht. Dennoch existiert er in meiner Fantasie beim Lesen. Besonders der Inspektor hat es mir angetan. Er ist der typische Columbo. Lässt nicht hinter seine Fassade blicken, gibt sich einfältig. Dabei hat er es aber faustdick hinter den Ohren.

Ich dann schließlich ein spannender Showdown, in der der Ball nach wie vor von einem Verdächtigen zum anderen springt.

»Begegnung in der Nacht« empfehle ich sehr gerne, weil er mir viele schöne Stunden in einer vergangenen und exotischen Welt bereitet hat.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.08.2020

Wer hat das Konto leergeräumt?

Ich weiß, wer du bist
0

Dies ist ein äußerst perfider Psychothriller, in welchem bei nahezu jedem Kapitel eine Wendung erfolgt. Zumindest hat man als Leser das Gefühl. Der Roman ist in der Ich-Form erzählt. Der Beginn ist wie ...

Dies ist ein äußerst perfider Psychothriller, in welchem bei nahezu jedem Kapitel eine Wendung erfolgt. Zumindest hat man als Leser das Gefühl. Der Roman ist in der Ich-Form erzählt. Der Beginn ist wie ein innerer Monolog aus den Gedanken der Protagonistin heraus. Sie rrinnert sich, wie die Liebe zu ihrem Mann begann und wie es begann, auseinanderzubrechen. Sie erinnert sich an die schönen Sachen und an die schlimmen Sachen.

Die Protagonistin Aimee, eine Schauspielerin, kommt nach Hause und wir lesen ihre Gedanken. Aimee ruft nach ihrem Mann, doch der Ruf bleibt unbeantwortet. Sie streift durch die Zimmer, doch ihr Mann ist nirgends. Seine Sachen, wie Smartphone, Geldbörse und so weiter, liegen auf dem Tisch. Eigentlich geht er nicht ohne sie aus dem Haus. Aimee sucht weiter, aber sie findet keine Spur von ihm. Später ruft sie die Polizei an und teilt mit, dass ihr Mann offenbar verschwunden ist. Sie wundert sich noch, dass die alte Regel, nach der eine Person erst nach 24 Stunden als vermisst gemeldet werden kann, nicht mehr eingehalten werden muss.

Als sie am nächsten Tag in einem Kiosk etwas kaufen und mit der Kreditkarte bezahlen will, wird ihr die Zahlung abgewiesen. Sie ist erstaunt. Auch eine zweite Karte wird abgewiesen. Bei der Bank erfährt sie, dass ihr Bankkonto mit zehntausend Pfund am gestrigen Tag aufgelöst worden war. Wie kann das sein?, denkt Aimee. Will ihr Mann ihr einen solchen Streich spielen? Hat er das Konto aufgelöst und ist dann verschwunden? Aber warum hat er seine Sachen liegen lassen? Doch dann erfährt sie von der Bankangestellten, das nicht ihr Mann das Konto aufgelöst hat, sondern …

Durch die inneren Monologe hat man als Leser inzwischen einiges über das Verhältnis von Aimee zu ihrem Mann Ben erfahren. Nicht nur die Polizei, auch die Leser können auf den Gedanken kommen, dass die Schauspielerin nicht nur am Set schauspielert. Wo steckt die Wahrheit? In Rückblenden erfährt man, dass sie auch als Kind schon in andere Rollen schlüpfen musste, um zu überleben. Und das aus Ciara damals Aimee geworden war.

So wie die Protagonisten in ihrem Kopf offenbar Chaos hat, projiziert die Autorin dieses Chaos auch in die Köpfe der Leser. Alles verschwimmt, nichts ist klar. So sehr man sich zu Beginn noch mit Aimee verbunden fühlt, kann man ihr bald nicht mehr trauen. Von Kapitel zu Kapitel müssen die Spekulationen revidiert werden.

Elegant enden viele Kapitel mit einem Cliffhanger. Spannend, aber fies. Weiß man doch, dass einem etwas fehlen würde, wenn man das nächste Kapitel überblättert.

Chapeau! Das ist Thrill vom Feinsten! Spannend bis zum letzten Atemzug!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 16.08.2020

Geschichte zweier Familien auf der kleinen Pazifikinsel

San Miguel
0

Der amerikanische Bestsellerautor T. C. Boyle hat sich mit diesem Roman der Geschichte zweier Familien angenommen, die auf der kleinen Pazifikinsel San Miguel vor der kalifornischen Küste lebten. Aufmerksam ...

Der amerikanische Bestsellerautor T. C. Boyle hat sich mit diesem Roman der Geschichte zweier Familien angenommen, die auf der kleinen Pazifikinsel San Miguel vor der kalifornischen Küste lebten. Aufmerksam geworden auf diese Geschichte ist er während seiner Recherchen zu dem vorhergehenden Roman „Wenn das Schlachten vorbei ist“. Mit den beiden nacherzählten Familiengeschichten, die in unterschiedlichen Epochen spielen, die erste im 19. Jahrhundert und die zweite 50 Jahre später im 20. Jahrhundert, nimmt sich Boyle dem Phänomen des immer weiter nach Westen strebenden Pioniers an. Wir finden den über 400 Seiten starken Roman in drei Teile untergliedert vor. Die ersten beiden Teile, die um 1880 spielen, sind der Familie Waters gewidmet. Der dritte Teil rückt dann in die Zeit ab 1930 vor, ragt bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein und erzählt die Geschichte der Familie Lester. Die kleine Kanalinsel, auf die die beiden Familien ziehen, ist geprägt von kargem Land. Kaum Vegetation ist lediglich Schafzucht in diesem minimalistischen Lebensraum möglich. Der Autor stellt zu Recht die Frage, was bewegte diese Menschen, auf diese Insel zu ziehen. Während Marantha Waters und ihre Tochter Edith nur dem Ruf von Maranthas Ehemann folgen und das Gefühl haben, auf der Insel wie in einem Gefängnis zu leben, geht Elise Lester mit ihrem Mann aus freien Stücken auf die Insel und lebt sehr gerne auf dieser Insel. Beide Familien haben tatsächlich existiert und es liegen Dokumente über deren Leben auf der Insel vor. Das besondere Verdienst Boyles ist es, die real existierenden Familien in eine fiktive Handlung eingebettet zu haben, um sie plastischer vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen. Erst durch die Handlungen und Dialoge, wie sie nur in einem fiktiven Roman, zudem von einem wortgewandten Schriftsteller wie T. C. Boyle und seinem präzise und ebenso wortgewandten Übersetzer Dirk van Gunsteren machen die Verhältnisse und das Leben auf dieser Insel spürbar. Auch die Herausarbeitung von Figuren, wie sie vom Schriftsteller bezeichnet werden, sind nur in einer fiktiven Geschichte möglich. Dies macht die Charakterstudien der beiden Familien äußerst lesenswert. Wer mit dem Roman jedoch ein spannendes Abenteuer wie „Drop City“ oder „Amerika“ erwartet, der wird enttäuscht werden. Harte Auseinandersetzungen und Konflikte zwischen zwei Menschengruppen stehen nicht im Vordergrund. Wohl aber eben solch harte Konflikte zwischen den Bewohnern dieser Insel und den Naturgewalten. Diese brechen herein in Form von Stürmen, in Form des Zweiten Weltkrieges, in Form von Krankheiten. Mit San Miguel kann man sich einlassen auf einen eine historische Fiktion. Es besticht durch die vom Autor gewohnten präzisen Charakterstudien und detailreichen Beschreibungen der Landschaft, die Heimat des Inselfuchses ist, der nur auf dieser und fünf anderen kleinen Kanalinsel lebt. Obwohl das Leben auf dieser Insel einem Abenteuer gleicht, ist der Roman kein Abenteuerbuch und man muss sich auf den Inhalt einlassen. Nichtsdestotrotz ist es hervorragend geschrieben und hat meine volle Punktzahl verdient.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

einfühlsamer, bewegender Roman

Das Karussell
0

Der 450 Seiten starke Roman erzählt eine Familiengeschichte über zwei Weltkriege hinweg. Zunächst wird in parallelen Handlungssträngen von den beiden Kindern Herbert Josef Lenz und Elisabeth Gerber erzählt. ...

Der 450 Seiten starke Roman erzählt eine Familiengeschichte über zwei Weltkriege hinweg. Zunächst wird in parallelen Handlungssträngen von den beiden Kindern Herbert Josef Lenz und Elisabeth Gerber erzählt. Herbert, genannt Berti, ist das Kind einer Vergewaltigung. Seine Mutter war als Dienstmagd von ihrem Dienstherrn vergewaltigt worden. Kein Wunder, dass er von ihr nur halbherzig geliebt wird und sie ihn in ein Waisenheim abschiebt. Als die Mutter später wieder einen Mann findet, hat Berti erst recht keinen Platz mehr in ihrem Leben. Das Waisenhaus wird von einem strengen Pater und einem strengen Lehrer geleitet. Gutes hat Berti von diesen Leuten nicht zu erwarten. Schon als kleines Kind von sechs Jahren, als der Erste Weltkrieg 1914 ausbricht, fragt er sich unentwegt, warum seine Mutter ihn nicht zuhause aufwachsen lässt. Sie kommt ihn zwar oft besuchen, aber das ist nicht das, was er sich wünscht. Die Frage, ob er ein ungeliebtes Kind ist, nagt sehr stark an ihm. Aber er lernt, sich im Heim durchzusetzen und wird zu einem so genannten Rüpel, letztendlich zu einem wahren Prügelknaben. Immer wieder kommt er bei Wasser und Brot in den Karzer oder muss sich über den Prügelbock legen und wird windelweich geprügelt. Parallel dazu wird die Geschichte von Elisabeth Gerber, genannt Lisa, erzählt. Lisa wächst im Harz, in Thale, als Tochter des Sohns eines Fleischermeisters auf. Die Mutter hatte sich die Hochzeit mit einem Kleinbürger erkämpft, was deren Vater, Hüttenwerker und überzeugter Sozialdemokrat, gar nicht gerne sah, Jedoch spätestens nach der Geburt von Lisa ergab er sich in sein Opadasein mit einem bürgerlichen Schwiegersohn. Ihre Mutter betreibt eine Wirtschaft, doch mit dem Ersten Weltkrieg bricht das Unheil für die kleine Familie ein und der Vater wird in den Krieg berufen. Von nun an musste sich die Mutter mit Lisa und ihren drei Geschwistern alleine durchschlagen, denn der Vater kehrte aus diesem Krieg nicht zurück.

Der Autor hat einen besonders schönen Stil gefunden, diese in Geschichte, die wie eine Familienbiografie anmutet, niederzuschreiben und zu erzählen. Eigentlich wird die Geschichte aus der Perspektive von Bertis Sohn erzählt. Doch dem stehen nur zwei Kapitel zur Verfügung: der Anfang und am Ende der Epilog. Erst im Epilog erfährt der Leser, wie der Erzähler, der ja gar nicht alles miterlebt haben kann, an die Informationen über seine Familie gelangte. Dazwischen wird das gesamte Buch von einem auktorialen Erzähler vermittelt. Über Jugendzeit und Kindheit der beiden Protagonisten Lisa und Berti bis weit in die erste Ehe hinein verläuft die Handlung beider bis zur Hälfte des Buches separat und parallel voneinander. Man erfährt vom Aufwachsen beider über die grausamen Umstände mit denen sie fertigwerden mussten, auch die schönen Momente, die sie im Leben hatten. Man erfährt, wie Lisa einen Menschen heiratet, obwohl sie ihn vielleicht nicht liebte, aber der ihr ein Zuhause bot, und den sie bis über seinen Tod hinaus respektierte. Man erfährt auch von Berti, dass er eigentlich kein Schläger werden wollte. Aber dass er doch ein großes Stück seines Lebens in diesem Waisenhaus verbrachte und sich dort durchsetzen musste, was wiederum dazu führte, dass er sehr wohl austragen konnte, um sich zu verteidigen.

In teils humorvollen Episoden werden viele Lebensabschnitte dieser beiden Personen geschildert. Der aufmerksame Leser wird erwarten, dass sich die Wege von Lisa und Berti irgendwann einmal treffen müssen. Sie werden auch einen gemeinsamen Weg beschreiten. Nahezu anrührend wird das Bemühen der beiden umeinander aufgezeigt.

Der sehr authentisch wirkende Roman ist ein Musterbeispiel für alle diejenigen, die sich berufen fühlen, aus ihrem eigenen Leben oder aus dem Leben naher Verwandter berichten zu müssen. Es gibt sehr viele Lebensgeschichten, sehr viele Lebensberichte aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und davor. Aber meistens sind diese Berichte Tatsachenberichte, die einfach und schnörkellos erzählt werden. Als solche lassen sie jedoch oft die Spannung vermissen. Dem ist nicht so bei dem vorliegenden Roman. Dieser Roman ist dramaturgisch inszeniert, auch wenn viele Elemente davon autobiografisch oder biografisch sein sollten, ist zu spüren, dass an der Dramaturgie gefeilt wurde, damit die Leser nicht nur an die Informationen gelangen, sondern auch noch Spaß dabei haben. Ein einfühlsamer, bewegender Roman mit einem Ende, wie es sie auch geben mag. Von mir gibt es dafür fünf Sterne.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 16.08.2020

sehr rasanter, gut zu lesender spannender Krimi aus Düsseldorf

Bluthunde
0

In dem vierten Roman der Krimi-Cops geht es wieder heiß her in Düsseldorfs schmutzigen Ecken. In einer Parkhalle im Hafen rutscht ein Kollege von der Streife in einer riesige Blutlache aus. Doch außer ...

In dem vierten Roman der Krimi-Cops geht es wieder heiß her in Düsseldorfs schmutzigen Ecken. In einer Parkhalle im Hafen rutscht ein Kollege von der Streife in einer riesige Blutlache aus. Doch außer der Blutlache ist kein Verletzter oder keine Leiche vorzufinden. Kriminalhauptkommissar Struhlmann, genannt Struller, und sein Praktikant Jensen nehmen dennoch die Witterung auf, getreu dem Motto: Wo so viel Blut ist, muss auch eine Leiche sein. Ihre Wege führen sie zu alten und neuen Bekannten. Beispielsweise zu einem Musikproduzenten, der in der Klatschpresse ständig wegen irgendwelcher Partys mit Promis abgelichtet ist. Oder sie treffen Spinnen-Petra, eine Jugendfreundin von Struller. Doch alle Gespräche bringen sie nicht so richtig voran. Dann entdecken Müllmänner in ihrem Müllwagen einer Leiche. Jetzt kommen die Ermittlungen ins laufen. Zwar wird der Leser immer noch auf viele falsche Fährten gelockt, aber ohne dem würde das Lesen auch keinen Spaß machen.

Und bei Spaß sind wir schon beim richtigen Schlagwort. Die Krimi-Cops sind bekannt für ihre extrem unterhaltsamen Lesungen, in welchen sie genauso viel Situationskomik an den Tag legen wie in ihren Romanen. Da sie im wahren Leben richtige Polizisten sind, können sie auf einen unerschöpflichen Fundus von lustigen und weniger lustigen Begebenheiten mit halbseidenen und schweren Verbrechern oder gar keinen Verbrechern zurückgreifen. Die unterschiedlichsten Situationen werden fiktiv sehr gut aufbereitet und in entsprechende Handlungsstränge und Dialoge umgesetzt. Besonders schön gelungen ist die Erzählerstimme, die uns den gesamten Krimi in der Umgangssprache erzählt. Da passiert es eben schon mal, dass den Protagonisten etwas auf den Sack geht. Man hat beim Lesen stets das Gefühl, als würde man sich mit jemanden beim Bier am Stammtisch unterhalten. Doch bei all dem Spaß wird auf eines nie und nimmer verzichtet: die Spannung. Die einzelnen Abschnitte und parallelen Handlungen sind exakt aufeinander abgestimmt und werden nahezu ausnahmslos mit einem Cliffhanger beendet. Da viele Abschnitte zudem noch recht kurz sind, kommt dabei ein enormes Tempo für das Lesen zu Stande. So manches Mal schlug ich das Buch nach dem Zuklappen erneut auf, um doch noch mal drei Seiten weiter zu lesen, und dann nochmal drei Seiten, dann nochmal drei Seiten, nochmal drei Seiten … Krimi- und Thrillerelemente wurden gekonnt eingesetzt und führen zu einem fulminanten Show-down auf den letzten Seiten des Buches. Elegant wurde von den Autoren eine zweite Spannungsebene eingebaut, die nichts mit dem Krimi an sich zu tun hat. Dabei geht es um den Kollegen Berti Strothmann, der von Struller gerne als der dümmste Kollege im Präsidium bezeichnet wird. Berti hat Struller allerdings dazu verpflichtet, sein Trauzeuge zu sein. Das passiert ganz am Anfang des Buches bereits. Alleine schon, um zu erfahren ob Hauptkommissar Struhlmann tatsächlich Trauzeuge wird, lohnt es sich, den Roman bis ans Ende zu lesen.

Obwohl das Thema der Hundekämpfe ein ekelhaftes und ernstes Thema ist, handelt es sich um einen sehr rasanten gut zu lesenden spannenden Krimi aus Düsseldorf, der fünf Sternen gerecht wird.



© Detlef Knut, Düsseldorf 2013