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Veröffentlicht am 29.09.2020

Ein tolles Coffee Table Book

Wien by NENI
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Als bekennender Kochbuch-Fan habe ich mich sehr gefreut, dass ich „Wien. Food. People. Stories“ im Rahmen einer Buchverlosung gewonnen habe. Ich war leider erst einmal in Wien und das ist auch schon wieder ...

Als bekennender Kochbuch-Fan habe ich mich sehr gefreut, dass ich „Wien. Food. People. Stories“ im Rahmen einer Buchverlosung gewonnen habe. Ich war leider erst einmal in Wien und das ist auch schon wieder fast 30 Jahre her, aber noch immer erinnere ich mich gern an diese tolle Stadt zurück.

Wie es der Titel schon sagt, gewährt die Köchin und Autorin Haya Molcho in diesem Buch nicht nur einen Einblick in ihre Küche, sondern auch einen sehr persönlichen in ihr Leben. Sie erzählt von ihrer Familie und wie alles begann, zeigt ihre kulinarischen Lieblingsadressen in Wien und Umgebung, stellt befreundete Köche, Wirte, Café-Betreiber und Bio-Landwirte vor – auch diese sind oft Einwanderer, genau wie Haya, und bereichern die Wiener Küche mit ihren Ideen.

Doch natürlich geht es hauptsächlich um Rezepte, unterteilt in die Kategorien Gemüse, Fisch, Fleisch und Süßes, ergänzt durch Grundrezepte. Die Gerichte, von denen wir inzwischen einige probiert haben, sind etwas Besonderes. Haya kombiniert Traditionelles und Modernes, zeigt neben typisch österreichischen auch viele israelische Köstlichkeiten. Die Verknüpfung von Geschichte(n) und Rezepten hat mir sehr gut gefallen und die Fotos haben mich beeindruckt.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass aufgrund der zum Teil recht umfangreichen und exotischen Zutaten nicht alle fürs tägliche Kochen geeignet sind.

„Wien. Food. People. Stories.“ ist ein tolles Buch nicht nur für Köche, ein Weihnachtsgeschenk für Wien-Liebhaber und ein echtes Coffee Table Book, das man sich immer wieder gern anschaut.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Der Tag, an dem Karin Kruse starb

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Eins vorweg, um die Zusammenhänge in „Funkenmord“ zu verstehen ist es m.E. zwingend notwendig, den Vorgänger „Kluftinger“ zu lesen. Dort hatte der Kommissar begonnen, einen 30 Jahre alten Mordfall wiederaufzurollen ...

Eins vorweg, um die Zusammenhänge in „Funkenmord“ zu verstehen ist es m.E. zwingend notwendig, den Vorgänger „Kluftinger“ zu lesen. Dort hatte der Kommissar begonnen, einen 30 Jahre alten Mordfall wiederaufzurollen – den ersten seiner Laufbahn überhaupt. Inzwischen er ist sich allerdings nicht mehr sicher, ob Harald Mendler, den er damals verhaftet und zum Geständnis getrieben hat, wirklich der Täter war. Leider ist Mendler bei den Ermittlungen ums Leben gekommen und auch Kluftinger hat nur knapp überlebt.
„Sie können ab heute eh machen, was sie wollen.“ (S. 29) kommentiert Polizeipräsidentin Dombrowski seine weiteren Bemühungen. Sie wurde weggelobt und er ist jetzt der kommissarische Leiter des Präsidiums. Also muss er sich neben dem Fall auch noch mit dem ganzen Verwaltungskram rumschlagen. Dabei hat er schon genug Sorgen. Strobel, sein engster Mitarbeiter, ist bei den Ermittlungen ebenfalls ums Leben gekommen und dessen Kollege Richie (Richard Maier) baut einen regelrechten Trauerkult um ihn auf. Zum Glück bringt Lucy Beer, Strobels junge Nachfolgerin, frischen Wind in die eingespielte Altherrenrunde. „Das kann nur guttun, wenn dieser Haufen alter weißer Männer mal ein wenig aufgemischt wird.“ (S. 37/38)
Und als wäre das alles nicht schlimm genug, leidet Erika (seine Frau) an Depressionen. Kluftinger muss sich zum ersten Mal in seinem Leben um den Haushalt kümmern und kann von seinen heißgeliebten Kässpatzen nur träumen. Auch sein Vater treibt immer wieder quer und das Butzele, sein Enkelkind, muss endlich getauft werden.

Anderthalb Jahre musste ich warten um zu erfahren, wie es in Kluftingers verrücktestem und persönlichsten Fall weitergeht. Und obwohl die Grundstimmung durch Strobls Tod, den Cold Case Karin Kruse und Erikas Erkrankung etwas bedrückend ist, blitzt natürliche auch der spezielle Humor der Reihe durch. Ich habe mich köstlich über die Wortgefechte zwischen Kluftinger und seinem Vater bzw. Langhammer amüsiert und hatte ganz schön Mitleid, wenn sich seine Mama wiedermal eingemischt und spitze Bemerkungen in Erikas Richtung losgelassen hat. Außerdem nimmt der Kommissar jedes Fettnäpfchen mit, das sich ihm bietet.
Auch Richie trägt sehr Unterhaltung des Lesers und Verzweiflung seiner Kollegen bei. Er versucht den Zusammenhalt der Abteilung durch hanebüchene Teambuildingmaßnahmen zu stärken und ist schnell beleidigt, wenn das nach hinten losgeht. Lucy, die neue Kollegin, ist ein guter Gegenpol zu ihm. Sie ist sehr forsch und direkt und bringt ordentlich frisches Blut und neue Ideen ein – ich habe sie sofort gemocht.

Aber hauptsächlich geht es natürlich um die Aufklärung des grausamen Mordes an Karin Kruse vor vielen Jahren. Die Ermittlungen sind sehr spannend und nehmen einige dramatische Wendungen. Sie können zwar verschieden Verdächtige ausmachen, aber die weisen die Schuld von sich und die Fakten- und Beweislage scheint zu unspeziell, um die Tat einem von ihnen beweisen zu können. Zudem will Klufti wissen, wie es nun wirklich passiert ist. Er braucht das Geständnis des Täters, um endlich mit den schlimmen Erinnerungen abschließen zu können.

Ich habe auch diesen Teil der Reihe wieder innerhalb kürzester Zeit verschlungen - gewohnt spannend, humorvoll und kurzweilig. Eine perfekte Fortsetzung, die Lust auf weitere Fälle von „Klufti“ macht.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Ein Buch, das auch mir die Sprache verschlagen hat

Das Jahr ohne Worte
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Sich zu verlieben ist, als würde man Zirkusartisten dabei zusehen, wie sie durch die Luft wirbeln, sich drehen und rollen, immer mit dem Risiko, in den Tod zu stürzen, aber mühelos die Schwerkraft überwinden ...

Sich zu verlieben ist, als würde man Zirkusartisten dabei zusehen, wie sie durch die Luft wirbeln, sich drehen und rollen, immer mit dem Risiko, in den Tod zu stürzen, aber mühelos die Schwerkraft überwinden wie eine Zeitfalte.“ (S. 24/25)
Syd hat gerade eine gescheiterte Ehe hinter sich, als sie Theo kennenlernt. Sie wollen es langsam angehen lassen, auch wegen ihres kleinen Sohnes, aber es passt einfach zwischen ihnen und so vervollständigt bald ein gemeinsamer zweiter Sohn die Beziehung. Und auch wenn sie hin und wieder Probleme haben, sind sie insgesamt doch glücklich. Alles läuft gut, Syd startet nach der Kinderpause beruflich wieder voll durch und hat Erfolg. Doch dann der Schock. Nach 9 Jahren Beziehung wird bei Theo ALS diagnostiziert. Während er sich sofort damit abfindet und die Diagnose hinnimmt, kann Syd das nicht. Sie konsultieren mehrere Spezialisten, probieren diverse alternative Heilmethoden und Heiler aus, jedes Fitzelchen Hoffnung zählt.
So weit, so schlecht. Jahrelang reibt sich Syd zwischen Theo, ihren Kindern und ihrem Job auf. Er braucht bald eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und sie muss Geld verdienen, um alles zu bezahlen. Sie will es immer allen recht machen und kommt dabei selbst stets zu kurz. Und dann entdeck Syd etwas, was ihr den Boden unter den Füßen wegzieht …

„Das Jahr ohne Worte“ beruht auf auf Syd Atlas‘ wirklichem Leben. Es ist einerseits die Geschichte einer wunderbaren großen Liebe und andererseits die schonungslos offene und ehrliche Schilderung der Krankheit ihres Mannes und was diese aus ihm und ihr gemacht hat. „Kann man jemanden lieben und trotzdem nicht wollen, dass er weiterlebt? Kann man jemanden lieben und doch nicht das Leben mit ihm verbringen wollen?“ (S. 183)

Über ALS hatte ich vor einigen Jahren schon mal in dem Buch „Meine scheißkranke Familie“ gelesen und obwohl ich dadurch schon wusste, was Theo blüht und wie die Krankheit verläuft, war ich wieder geschockt. Es hat mich extrem berührt, wie Syd trotz allem an ihm festgehalten hat, denn auch wenn er sich verändert, liebt sie ihn natürlich immer noch. „Mit jedem Tag verliert er etwas von dem Mann, der er einmal gewesen ist.“ (S. 171) Und mit Veränderung ist nicht nur sein Äußeres oder seine Leistungsfähigkeit gemeint, sondern auch sein Charakter. Es ist zwar verständlich, dass man als Kranker traurig, wütend und sauer ist und das gegen die richtet, die einem am nächsten stehen, aber was Theo sich geleistet hat, war für mich unvorstellbar, einfach krass. Ich will nicht zu viel verraten, aber ich war im Moment der Enthüllung sprachlos, weil ich mit etwas ganz anderem gerechnet hatte. „Wir zerbrechen alle. Wir sind Crashtest-Dummys, aber es gibt keine Airbags, und wir bereiten uns auf den Aufprall vor.“ (S. 144) – mit dieser Art der Kollision aber konnte sie gar nicht rechnen.

„Das Jahr ohne Worte“ hat auch mir die Sprache verschlagen und ist ein weiteres Jahreshighlight für mich.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Verwunschene Wiesn

Das Mädchen auf der Wiesn
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Antonia Bruckner freut sich auf das Fest zur Eröffnung der Wiesn zusammen mit ihrem Mann Melchior. Sie wollen sich einen schönen Tag zusammen machen, aber Melchior kommt ein Geschäftstermin dazwischen. ...

Antonia Bruckner freut sich auf das Fest zur Eröffnung der Wiesn zusammen mit ihrem Mann Melchior. Sie wollen sich einen schönen Tag zusammen machen, aber Melchior kommt ein Geschäftstermin dazwischen. Also spaziert sie allein über das Festgelände, dabei fällt ihr ein kleines Bauernmädchen auf, dass unbemerkt ein geschundenes Pferd vom Wagen der Brauerei Hopf wegführt – naja, fast unbemerkt, schließlich hat Antonia sie ja gesehen. Aber Hopf ist ein Konkurrent und Antonia neugierig, warum das Mädchen das macht. Sie freundet sich mit Mina an und zusammen erleben sie eine ganz besondere, verwunschene Wiesn.

„Das Mädchen auf der Wiesn“ ist ein Sonderband zur „Das Brauhaus an der Isar“-Reihe von Julia Freidank und dreht sich um den Eröffnungstag des Oktoberfestes 1901.
Die Autorin beschreibt die damals geradezu revolutionären Attraktionen wie elektrische Karussells, Schiffsschaukeln und die Völkerschau durch Minas Augen. „Ich hab so viel hier gesehen wie in meinem ganzen Leben noch nicht.“ (S. 102) Deren kindliche Neugier und Freude überträgt sich ganz schnell auch an Antonia, die dadurch an ihre eigene Kindheit und ihren ersten Wiesnbesuch erinnert wird. Natürlich schlemmen sich die beiden auch durch das kulinarische Angebot des Festes und auch die Spannung und der Humor kommen nicht zu kurz, schließlich gilt es, Mina und ihre Pferdefreundin sicher und unauffällig vom Gelände zu bringen.

Eine sehr berührende und wunderbar nostalgische Geschichte mit viel Herz, welche die Wiesn vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden lässt und damit ein schöner Ersatz für den Ausfall des diesjährigen Oktoberfestes ist.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Lust am Leben

Keine Ahnung, was für immer ist
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„Ich will ja auch erwachsen werden, aber nicht erwachsen sein.“ Mit knapp 30 fängt man an, über das Leben zu sinnieren, seine Werte, Vorstellungen, Träume und Ziele neu zu überdenken. Wie, wo, wovon und ...

„Ich will ja auch erwachsen werden, aber nicht erwachsen sein.“ Mit knapp 30 fängt man an, über das Leben zu sinnieren, seine Werte, Vorstellungen, Träume und Ziele neu zu überdenken. Wie, wo, wovon und vor allem mit wem will ich leben? „Läufst Du nicht davon, wenn Du jetzt gehst?“ „Ich lauf nicht davon, ich folg meinem Gefühl.“ Bin ich glücklich? „Ich liebe es wach zu sein … und ich tanze mit mir allein, einfach weil mir danach ist.“ Habe ich genug Freiraum und meine innere Mitte schon gefunden? Was macht mein Leben neben der Arbeit aus? Wo kommen wir her, was kommt nach uns, und kann man sich irgendwie darauf vorbereiten – und vor allem, will man das überhaupt? Oder ist es nicht besser, einfach nur im Moment zu leben und ihn zu genießen? „Wir brauchen nur Wünsche viel größer als Angst, am Ende reicht Hoffnung schon aus“.
Diesen und anderen Fragen geht Julia Engelmann in ihrem neuesten (Hör-)Buch nach. Und obwohl ich schon älter bin, finde ich mich in ihrer Poesie wieder, weil man sich die Fragen wahrscheinlich ein Erwachsenen-Leben lang immer wieder stellt. Sie berührt und regt zum Reflektieren an, macht auch ein bisschen Angst, wenn man überlegt, dass nichts wirklich unendlich ist. Aber sie macht auch Hoffnung, fordert uns auf, mutig zu sein, bewusster zu leben und zu genießen, genügsam zu werden oder bleiben und nicht zu schweigen, wenn uns etwas stört. Wir haben eine Stimme und wir sollten sie nutzen. Ich mag die Mehrdeutigkeit ihrer Gedichte, die mir besonders bei „Mein Herz“ aufgefallen ist, meinem aktuellen Lieblingsstück: „Mit dir ist jeder Schritt ein Tanz, mit dir lauf ich nicht ich flieg … und ich will dich nie verlier´n, denn nur du schlägst meinen Takt, was auch war, was passiert, dass hier hält ein Leben lang. … Ich kann nicht ohne dich leben mein Herz, ohne dich würde ich sterben, mein Herz.“

Und ich schwärme auch bei diesem Hörbuch wieder von ihrer Stimme und ihrer Vortragsweise. Julia Engelmann ist eine wunderbare Interpretin ihrer eigenen Texte. Man fühlt sich ihr so nah, fühlt ihre Trauer, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung bei der Sinnsuche, aber auch ihr Glück und ihre Lust am Tanzen, Feiern und Genießen – ihre Lust am Leben.

Und noch immer gilt: Wer tiefsinnige Poetry Slams oder moderne Lyrik mag, kommt an Julia Engelmann nicht vorbei. 5 Sterne und meine Hörempfehlung!

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