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Veröffentlicht am 26.09.2020

Preußen oder Bayern ?

Der falsche Preuße
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Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Preuße von Geburt, arbeitet als Ermittler bei der bayrischen Polizei in München. Er ist in der modernen Kriminalistik ausgebildet und fiebert seinem ersten Mordfall ...

Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Preuße von Geburt, arbeitet als Ermittler bei der bayrischen Polizei in München. Er ist in der modernen Kriminalistik ausgebildet und fiebert seinem ersten Mordfall entgegen, um sein Können zu beweisen. Tatsächlich wird er zu einem bizarr anmutenden Tatort gerufen : ein Toter ohne Gesicht auf einem Umhang aus Vogelfedern. Spuren führen sowohl in die Welt der Bierbrauereien als auch in die der Schickeria. Einer der Hauptverdächtigen ist Eduard Lemke, ebenfalls Preuße. Die Ermittlungen treten auf der Stelle, als sich der preußische Gesandte an Gryszinski wendet und an seinen preußischen Nationalstolz appelliert, um die Aufklärung des Falles zu beeinflussen. Wem fühlt sich Gryszinski verpflichtet ? Seinem bayrischen Arbeitgeber oder seiner preußischen Geburt ?
Ich konnte den Krimi nach den ersten Seiten kaum aus der Hand legen. Zuerst haben mich die bildhafte Sprache und die anschaulichen Schilderungen München für sich eingenommen. Restlos begeistert war ich dann, als ich Gryszinski näher kennengelernt hatte. Nicht zu vergessen seine sympathische Frau, die man fast nur mit einem Buch antrifft. Obwohl er Preuße ist, kommt er mit der bayrischen Lebensart gut zurecht und widmet sich der Aufklärung des Falles voller Eifer. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin an passender Stelle die damaligen Ermittlungsmethoden etwas breiter schildert. Manches war erstaunlich modern, anderes brachte mich wegen der aus heutiger Sicht absurden Weise zum Lachen. Beim Hauptverdächtigen Lemke schwankte ich zwischen Abneigung und gelegentlichem Mitleid . Der Fall selbst ist sehr undurchsichtig und bietet einige überraschende Wendungen. Verschiedene Verdächtige und Motive erschienen plausibel. Die Auflösung hat mir gut gefallen, vielleicht auch, weil sie eher tragisch ist und nicht eindeutig schwarz oder weiß.
Sprachlich hat mich der Krimi ebenfalls vollkommen überzeugt. Die Figuren waren lebensnah dargestellt und immer wieder blitzte Humor auf.
Ich kann das Buch aus meiner Sicht mit gutem Gewissen empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Familiengeheimnisse

Eisblumenwinter
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Pia liebt Paul. Dessen ist sich Pia sicher. Nur Paul lebt auf Juist und Pia lebt auf Rügen zusammen mit ihrer Oma Anni und ihren beiden Schwestern, die sie nicht verlassen will. Ein echtes Dilemma. Deshalb ...

Pia liebt Paul. Dessen ist sich Pia sicher. Nur Paul lebt auf Juist und Pia lebt auf Rügen zusammen mit ihrer Oma Anni und ihren beiden Schwestern, die sie nicht verlassen will. Ein echtes Dilemma. Deshalb ist Pia nur zu gerne bereit, ihre Oma auf eine Reise an den Schöneberger Strand zu begleiten um sich abzulenken. Der Grund für die Reise ist der Besuch bei Tante Hedwig, die Oma Anni vor 60 Jahren das letzte Mal gesehen hat. Missverständnisse haben dazu geführt, dass der Kontakt abbrach. Und so wie die Vergangenheit in neuem Licht erscheint, bekommt Pia einen anderen Blick auf ihre Beziehung.

Schon die ersten Seiten des Buches haben dazu geführt, dass ich mich bei Pias Familie wohlgefühlt habe. Der Roman spielt in der Adventszeit und ich hatte trotz spätsommerlicher Hitze plötzlich Lust auf Plätzchen und heißen Tee. Was mir sehr gut gefällt, ist der beneidenswerte Zusammenhalt zwischen den Schwestern und der Oma. Für Spannung sorgt das Auftauchen der tot geglaubten Tante Hedwig. Diese hatte vor vielen Jahren den Kontakt abgebrochen, obwohl man davor ein herzliches Verhältnis hatte. Die Geschichte, die sich nach und nach in den Gesprächen enthüllt, hat mich berührt. Durch Oma Annis Pragmatismus wird es aber nie rührselig. Gelungen fand ich auch die aufgezeigten parallelen zwischen der Vergangenheit und Pias Gewissenskonflikt.

das Buch endet fröhlich und mit einem optimistischen Blick in die Zukunft. Toll finde ich die angehängten Rezepte, die so einfach gehalten sind, dass auch ein wenig geübter Bäcker wie ich, einen Versuch wagen kann.

Ein tolles Buch für alle, die einfach vom Alltag abschalten und nicht ständig die Probleme der Menschheit lösen, sondern sich einfach gut unterhalten und dabei sympathische und liebevoll gezeichnete Menschen treffen wollen.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Tödliches Tangofieber

Nur Rudi tanzte schräger
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Inge, die Ehefrau des Dorfpolizisten Jupp Backes, versucht erneut, ihre in die Jahre gekommene Ehe zu beleben. Was liegt näher als ein gemeinsamer Tangotanzkurs ? Leider ist Jupp der absolute Tanzmuffel ...

Inge, die Ehefrau des Dorfpolizisten Jupp Backes, versucht erneut, ihre in die Jahre gekommene Ehe zu beleben. Was liegt näher als ein gemeinsamer Tangotanzkurs ? Leider ist Jupp der absolute Tanzmuffel und so führt der Tanzkurs nicht zu neuen Liebeshöhen , sondern zu heftigen Ehezerwürfnissen. Jupps Problem scheint sich ,von selbst zu lösen , als der Tanzlehrer Julio tot am Ende einer Kellertreppe gefunden wird. Doch Jupps kriminalistischer Spürsinn erkennt auf den ersten Blick, dass es kein Unfall, sondern Mord war. Gemeinsam begibt sich die erfahrene Ermittlungsgruppe Backes auf Mörderjagd. Ehefrau Inge kümmert sich im Hintergrund um die Schreibarbeiten. Oma Käthe ist für die Internetrecherche zuständig und Jupp kümmert sich um die Zeugenbefragung. Auch das Thema Tanz ist noch nicht abgeschlossen. Jupp muss an einem Tanzwettbewerb zu Ehren des Verstorbenen teilnehmen, will er seine Ehe retten. In beiden Fällen tritt Jupp zielsicher in jedes Fettnäpfchen.

Das ist bereits der 3. Fall , bei dem ich die Familie Backes begleiten durfte. Der Autor überrascht mich jedes Mal mit seinen originellen Einfällen, die mich zum Lachen bringen oder Erinnerungen wecken. Dieses Mal lässt er die 70ziger Jahre auferstehen. Rudi tanzt zu "Saturday Night Fever ", dass Travolta blass wird vor Neid. Die Krimihandlung ist spannend und es gibt einige Verdächtige, die ein Motiv hätten. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Ermittlungen nicht gradlinig verfolgt werden , sondern der Autor und damit auch der Leser einige Umwege geht. Da gibt es die neue Küche der Rathausangestellten Doris zu feiern oder man nimmt teil an Inges Sorgen um die Gestaltung der nicht geplanten Heirat der Tochter. Für mich war das das Salz in der Suppe und gab dem Autor die Möglichkeit, gekonnt mit Klischees zu spielen. Der Fall wird am Ende von Jupp in seiner unnachahmlichen Art gelöst. Die Person des Täters hat mich überrascht, da mein Hauptverdächtiger jemand anders war.

Das Buch hat mich als Gesamtpaket überzeugt. Ich hatte eine spannende Krimihandlung und dazu jede Menge Humor, was mir vergnügliche Lesestunden beschert hat.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Dracula lebt !?

Ein Fall für Peter Conrad / Blut
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Der Archäologe Peter Conrad nimmt zusammen mit seiner guten Freundin , der Archäologiestudentin Lisa Franks an einer Notgrabung in London teil. Auf dem Areal, auf dem ein großer Bürokomplex entstehen soll, ...

Der Archäologe Peter Conrad nimmt zusammen mit seiner guten Freundin , der Archäologiestudentin Lisa Franks an einer Notgrabung in London teil. Auf dem Areal, auf dem ein großer Bürokomplex entstehen soll, befand sich im vorigen Jahrhundert ein Friedhof. Beim Öffnen der Gräber finden die Archäologen zu ihrer Überraschung Leichname, an denen man nach ihrem Tod eine spezielle rituelle Behandlung vorgenommen hat. Die Vorgehensweise deutet darauf hin, dass man die Toten für Wiedergänger gehalten hat. Sofort tauchen Gerüchte über Vampire auf. Selbst der Grabungsleiter, Professor James Small und seine rechte Hand Susan Bishop, scheinen dieser Interpretation der Funde nicht abgeneigt. Im Gegenteil Small bemüht sich um die Erlaubnis, Grabungen auf dem Brompton Friedhof durchführen zu dürfen und erhält sie auch. Als man eine mumifizierte Leiche findet, der man alles Blut entzogen hat, scheint sich die Vampirtheorie zu bestätigen. Lisa und Conrad, die zuerst alles als Humbug abgetan haben, beginnen Zweifel zu entwickeln. Eine wieder entdeckte Grabkammer, die der Familie eines durchsichtigen Grafens gehört, enthält ebenfalls eine größere Anzahl der rätselhaften Mumien. Könnte der Graf ein Nachfahre des Grafen Dracula sein ? im Umfeld der Grabung kommt es zu mysteriösen Todesfällen. Auch diesen Leichen fehlt jedes Blut. Das alles scheint auch für Lisa und Conrad nur einen Schluss zu zulassen. Vampire treiben ihr Unwesen. Wirklich ?
Das Buch bietet eine gekonnte Mischung aus Krimi, Grusel und fundierten Ausführungen zur Archäologie, die mir persönlich gut gefallen haben. Conrad und Lisa ergänzen sich perfekt. Obwohl sie nur gute Freunde sind, benehmen sie sich gelegentlich wie ein altes Ehepaar. Ihre Dialoge sind oft voller Ironie und haben mir nicht nur einmal ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.. Die Autoren bieten zudem einen guten Einblick in den Wissenschaftsbetrieb. Ohne konkret zu sagen, es gibt Vampire, brachte mich die Erzählung dazu, ernsthaft an die Existenz von Vampiren zu glauben. Besonders dazu beigetragen hat die gelungene Figur des möglichen Grafen Dracula. Die Auflösung der rätselhaften Vorkommnisse hat mich ehrlich verblüfft, war aber stimmig. Alle Hinweise waren mir als Leser bekannt. Nur meine Interpretation war falsch.
Das Buch bekommt von mir 5 Sterne für seine gelungene Mischung der verschiedenen Genre und nicht zuletzt für seine unterhaltsame Erzählweise.

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Eine Sagengestalt erwacht zum Leben ?

Ein Fall für Peter Conrad / Die Ersten
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Eigentlich wollte der Archäologe Peter Conrad sich von seiner letzten Grabungsexpedition erholen und endlich seine Doktorarbeit fertig stellen. da wird er mehr oder weniger dazu gedrängt, an einer Ausgrabung ...

Eigentlich wollte der Archäologe Peter Conrad sich von seiner letzten Grabungsexpedition erholen und endlich seine Doktorarbeit fertig stellen. da wird er mehr oder weniger dazu gedrängt, an einer Ausgrabung in Kanada teilzunehmen. Ohne große Begeisterung macht er sich auf die reise. kaum am Ausgrabungsort angekommen, wird ein Expeditionsteilnehmer Opfer eines tödlichen Angriffs. Die Verantwortlichen für die Ausgrabung behaupten, es wäre ein Bärenangriff gewesen. Die Wissenschaftlerin Tshakapesh mit indigenen Wurzeln vertritt vehement die Ansicht, ein Monster aus der Sagenwelt der Ureinwohner sei am Tod des Mitarbeiters schuld. Conrad bleibt skeptisch. Doch als er erfährt, dass er einen Kollegen ersetzt, der kurz zuvor verstorben ist, wird er neugierig. Er versucht die letzten Tage des Kollegen zu rekonstruieren und plötzlich scheint die Vorstellung einer urzeitlichen Bedrohung nicht mehr abwegig.

Ich hatte an dem Buch meine helle Freude. das Autorenduo vermischt auf sehr unterhaltsame Weise archäologische Vorgehensweisen, historische Tatsachen, Wortwitz, Anspielungen auf Filme - die Schlussszene war an den Film "Psycho" angelehnt - mit einer spannenden Krimihandlung, die am Schluss trotz zuvor geäußerten gewagten Thesen logisch aufgelöst wird. Interessant fand ich die Einblicke in die konkrete Arbeit der Archäologen . Es wurde sehr anschaulich und auch für den Laien verständlich die Bergung eines Grabfundes beschrieben. Überrascht hat mich die Rivalität zwischen den Grabungsteilnehmer. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies der Realität entspricht. Der Spannungsbogen war in meinen Augen hoch . Obwohl sich ein Lösungsansatz bereits einige Seiten vor dem Ende andeutet, war ich über die komplette Auflösung dann doch überrascht, aber auch sehr zufrieden, denn die Menschheitsgeschichte muss - zumindest vorerst - nicht neu geschrieben werden.

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