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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2020

Spannend inszenierter Thriller, der jedoch nicht ganzheitlich überzeugt

Der Todesspieler
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Der Thriller "Der Todespieler" von Jeffery Deaver bildet den Auftakt um eine neue Thriller Reihe rund um Colter Shaw, Privatermittler und knallharter Spurenleser, der seine Fälle nach der Höhe der Belohnung ...

Der Thriller "Der Todespieler" von Jeffery Deaver bildet den Auftakt um eine neue Thriller Reihe rund um Colter Shaw, Privatermittler und knallharter Spurenleser, der seine Fälle nach der Höhe der Belohnung ausrichtet. Kompromisslos, erfahren und mit logischer Kompetenz bricht er jeden Fall in Wahrscheinlichkeiten herunter und überzeugt sowohl strategisch als auch handwerklich.

In seinem ersten Fall verschwindet eine junge Studentin spurlos und Colter Shaw wittert sehr schnell, dass das Mädchen nicht einfach davongelaufen ist, wie die Polizei es vermutet, sondern das mehr dahintersteckt. Schnell findet er die entsprechenden Puzzleteile, setzt sie zusammen und sieht sich inmitten eines gigantischen Netzes, dass bis in die hoch dotierte Spielindustrie reicht.

Der Einstieg des Thrillers ist sehr fesselnd, der Leser sieht sich direkt mit einem Spannungsmoment konfrontiert, der sich zunächst nicht deuten lässt und insgesamt hat mir der erste Passus am besten gefallen aufgrund der Dramatik, Charaktere und Spannungsmomenten. In Colter Shaw findet der Leser einen passionierten Ermittler, strukturiert und mit unglaublich viel Weitblick, sowie dem Blick für die Details. Er hat eine harte Schule in der Kindheit genossen und dahin wechselt auch immer wieder die Perspektive, was dem Protagonisten Tiefgang verleiht, Mehrdimensionalität. Besonders erwähnenswert sind die liebevoll integrierten Skizzen, die sich Shaw anfertigt, um Ereignisse Revue passieren zu lassen und dem Leser die Visualisierung leichter gestaltet. Leider hat mich die Geschichte als Ganzes jedoch nicht überzeugt. Die Inhaltsbeschreibung verrät leider schon viel zu viel von der Geschichte, was ich als sehr schade empfinde und in diesem Fall auch störend. Der gute Spannungsaufbau vom Anfang ist leider für mich nicht konsequent bis zum Ende gedacht worden, weshalb es mir hier definitiv an Wendungen, Überraschungsmomenten und der großen Fragen, nach dem "Wer" und "Warum" gefehlt hat. Es bleibt alles etwas durchschaubar, klischeebehaftet und nicht komplett fesselnd, was ich jedoch von Jeffery Deaver definitiv erwartet hätte. Eine Empfehlung für Computerspiele Nerds und Freunde von guten, wenig komplexen Kriminalgeschichten.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Wandelt leider nur leicht auf den Spuren von "Die Päpstin"

Das Erbe der Päpstin
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"Das Erbe der Päpstin" von Helga Glaesner ist ein historischer Roman, der sich als lose Fortsetzung zu "Die Päpstin" von Donna W. Cross versteht und thematisch kurzzeitig überlappt, sowie schließlich die ...

"Das Erbe der Päpstin" von Helga Glaesner ist ein historischer Roman, der sich als lose Fortsetzung zu "Die Päpstin" von Donna W. Cross versteht und thematisch kurzzeitig überlappt, sowie schließlich die Ereignisse weitererzählt.

Im Mittelpunkt steht Freya, die mit ihrer Schwester, sowie Mutter bei den räuberischen Dänen als Sklavin lebt, bis an einem ereignisreichen Abend ihre Mutter ermordet wird. Freya muss zusammen mit ihrer Schwester fliehen und alles, was sie haben ist die Geschichte von Gerold, ihrem Großvater, den sie zu finden versuchen. Als Freya schließlich nach Rom gelangt, wo Gerold die Wache des Papstes befehligt, kann sie leider nur noch mitansehen wie dieser und der Papst, eigentlich die vielgerühmte Johanna, umgebracht werden. Freya muss fliehen, schwört jedoch den Mord aufzuklären, wenn sie auch nicht abschätzen kann, dass sie sich in weit größere Gefahr begibt als angenommen.

Der Erzählstil ist leicht, fließend, nahezu als plätschernd zu bezeichnen. Die Geschichte lässt keine Zeit für große Beschreibungen, denn kaum mit dem Lesen begonnen überschlagen sich bereits die Ereignisse. Der Leser wird sehr schnell in die mittelalterliche Welt geworfen, verfolgt die Flucht, die Suche und schließlich den Mordkomplett um Johanna und Gerold. Die Charaktere sind leicht gezeichnet und die Dialoge leider überwiegend nicht überzeugend. Zudem hatte ich thematisch immer wieder Fragezeichen, weil manche Aspekte für mich ungereimt bleiben, was mich definitiv enttäuscht hat. Als riesiger Fan von "Die Päpstin" stand der thematisch verknüpfte Roman von Helga Glaesner ganz oben auf meiner Wunschliste, jedoch bin ich leider nicht überzeugt. Mir fehlen tiefsinnige Dialoge, eine schärfere Skizzierung der Charaktere, die auf mich teilweise lapidar und oberflächlich wirkte und die Detailarbeit, die gerade historische Romane für mich auszeichnet, um authentisch in diese Zeit eintauchen zu können. Eine Empfehlung für diejenigen, die sich von "Die Päpstin" wirklich lösen können, das ganze eigenständig betrachten und leichte Lektüre bevorzugen.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Die große Liebe, die in den Drogenabgrund führt

8.540 Kilometer
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In ihrem Roman "8.540 Kilometer gegen das System" schildert Jennifer Schmitz die Liebesbeziehung der jungen Sunny, komplett verankert im strukturierten Leben mit einem klaren Plan für ihre Zukunft, zu ...

In ihrem Roman "8.540 Kilometer gegen das System" schildert Jennifer Schmitz die Liebesbeziehung der jungen Sunny, komplett verankert im strukturierten Leben mit einem klaren Plan für ihre Zukunft, zu Jasper, dem verwegenen, gutaussehenden Amerikaner, den sie auf einem Festival kennenlernt. Sie verfällt ihm sofort komplett und somit auch allen Geheimnissen und Mysterien, die sie erst komplett begreift, als sie sich für ihn ins Unbekannte wagt, fernab ihrer Pläne einfach nur ihren Gefühlen folgt.

Der Schreibstil ist leicht, einfach und liest sich schnell und flüssig. Sunny ist eine junge, naive Frau, die sich Hals über Kopf in Jasper verliebt, was mehr Probleme mit sich führt, als sie zu erahnen vermag. Mir imponiert ihr Mut, alles hinter sich zu lassen, um sich komplett dieser Liebe zu widmen. Und Jasper ist gut skizziert und immer für eine Überraschung gut. Insgesamt überzeugen mich jedoch nicht alle Handlungsstränge komplett. Mir fehlen etwas Tiefgang und mehr Reflektion der Situationen, denn somit bleiben die Charaktere etwas oberflächlich für mich. Trotzdem sehr lesenswert für Freunde von jungen Liebesgeschichten mit Thriller artigen Momenten.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Biographisch, emotional und nahbar- eine etwas andere Annährung an das Thema Fleischkonsum

Fleisch ist mir nicht Wurst
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Klaus Reichert schildert in seinem Sachbuch "Fleischbuch ist mir nicht Wurst" seinen persönlichen, familiären Zugang zum Thema Fleischkonsum. Als Sprössling der dritten Generation einer renommierten Metzgerfamilie ...

Klaus Reichert schildert in seinem Sachbuch "Fleischbuch ist mir nicht Wurst" seinen persönlichen, familiären Zugang zum Thema Fleischkonsum. Als Sprössling der dritten Generation einer renommierten Metzgerfamilie in Frankfurt kennt er sich aus mit Hausschlachtungen, der permanenten Arbeit hinter der Fleischtheke, den verschiedenen Wurstsorten und wie Fleisch sein Leben bestimmt hat von klein auf. Er kennt jedoch auch die andere Seite, denn anders als sein Bruder, Vater und Opa hat er sich einer anderen Berufssparte zugewandt, dem Journalismus. Er kennt genauso gut den Blick von außen auf diesen mittlerweile verpönten Berufsstand, dem er die nötige Akzeptanz über sein Werk zuschreiben lässt. Mit eben diesem reflektierten Blick schildert er die Anfänge seines Opas, die Herausforderungen, die das Geschäft bietet, die Übergabe an seinen Vater und eben auch den nächsten Schritt, den sein Bruder nun bestreitet in eine ungewisse Zukunft, die immer kritischer hinterfragt, wieviel Fleisch wir noch konsumieren sollen und vielleicht auch müssen. Sehr emotional, nahbar und fast wie ein Roman lesen sie die meisten sehr biographisch angehauchten Kapitel. Die Beschreibungen wirken so echt, dass mir teilweise Gänsehaut widerfahren ist. Mir hat jedoch eine größere Auseinandersetzung mit dem Thema Fleischkonsum gefehlt, weshalb ich nur drei Sterne vergeben kann. Der Titel hat in mir andere Erwartungen geweckt, als das Buch letztlich einhalten konnte. Nichtsdestotrotz ist es ein wunderbar geschriebenes, unterhaltsames Werk mit viel Nähe zur Familie und der Intention eben die ungesehene Seite der Metzger klarer zu beleuchten.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Aktuelles Thema oberflächlich beleuchtet

Schwarzer Jasmin
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Der Roman "Schwarzer Jasmin" von Manfred Rumpl thematisiert vor allem ein sehr aktuelles Thema: Migration, Integration und die Intention möglicher Gefährder. Eymen wächst in Tunesien auf, seine Kindheit ...

Der Roman "Schwarzer Jasmin" von Manfred Rumpl thematisiert vor allem ein sehr aktuelles Thema: Migration, Integration und die Intention möglicher Gefährder. Eymen wächst in Tunesien auf, seine Kindheit ist geprägt von Hass, Gewalt und der Willkür der Salafisten. Schnell wird ihm klar, dass er in Tunesien keine Zukunft hat und begibt sich als Flüchtling nach Europa. Dort trifft er auf Julia, eine Vollblut Sozialarbeiterin, die sich auch privat mit der Ungerechtigkeit der Welt, der fehlenden Balance unseres Systems und systemischer Diskriminierung auseinandersetzt. Das bekommt auch ihr Freund Jakob zu spüren, der zwar ein gutes Gespür für Wein besitzt, jedoch ein fehlendes Händchen für zwischenmenschliche Beziehungen. Der letzte Protagonist ist Frank, Polizist kurz vor der Pension, der sich dem Thema der Terrorabwehr im Land widmet. Die Handlungsstränge sind enger verwoben als gedacht und führen zu einem dramatischen Finale.

Die Leseprobe dieses Romans hat mich schlichtweg umgehauen: Eymens Kindheit wird beleuchtet, seine Umstände und eben auch das Leben in Tunesien. Schwarzer Jasmin als Leitfaden taucht immer wieder auf und vernetzt alsbald die ersten Handlungsstränge sanft und trotzdem drastisch. Dazu die Beleuchtung der Liebesbeziehung von Jakob und Julia, sowie die Bedürfnisse von Frank, der sich trotz nahender Pension nochmal komplett in seine Arbeit vertieft. Die Geschichte an sich mit all ihren Handlungssträngen hat unglaublich viel Potential, mir fehlt jedoch die Nähe zu den Charakteren, wahrscheinlich auch aufgrund der vielen, für mich teilweise nicht mehr nachvollziehbaren Sprünge im Zeitverlauf. Dadurch verliert die Geschichte an Tiefe und emotionaler Komplexität, sodass für mich das Ende zwar spannend war, ich mir jedoch eine größere Verbundenheit mit den Protagonisten gewünscht hätte. Das Verhältnis bleibt für mich somit oberflächlich, leicht angeraut. Für mich spannend klingende Handlungspassagen wurden gefühlt auch leider nicht intensiviert oder näher thematisiert, teilweise ebenfalls übersprungen trotz des brachliegenden Potenzials. Ich hätte mir eine tiefergehende Reflektion gewünscht. Eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich für die Geschichten hinter potenziellen Gefährdern interessieren, ihren Lebensweg und ihre Sichtweisen, jedoch weniger für Leser, die komplexe Charaktere lieben und Geschichten mit emotionalem Tiefgang.

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