Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
offline

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2020

Gemächlicher Regional-Krimi

Lügenpfad
4

Mit „Lügenpfad“ legt Brigitte Pons den bereits fünften Fall um den Polizisten Frank Liebkecht vor.

Los geht es gleich mal ganz gemächlich. Ein Dorfpolizist in der tiefsten Provinz zieht mit seiner Katze ...

Mit „Lügenpfad“ legt Brigitte Pons den bereits fünften Fall um den Polizisten Frank Liebkecht vor.

Los geht es gleich mal ganz gemächlich. Ein Dorfpolizist in der tiefsten Provinz zieht mit seiner Katze Trinity um. Auf seinem Ein-Mann-Außenposten richtet er sich ganz gut ein, genießt sein beschauliches Dasein und findet sich irgendwann im Horror wieder, ist doch sein bester Freund spurlos verschwunden. Gleichzeitig wird er in einen alten Fall hineingezogen, dessen Anfang in den 80er Jahren war. Damals verschwand eine junge Frau, die aktiv bei den Friedensdemonstrationen mitmischte. Sein Freund ist nicht auffindbar, Frank Liebknecht sucht auf eigene Faust, beileibe nicht immer nach Dienstvorschrift, gerät auf Abwege. Diese verschwundene Frau und ihr damaliges Umfeld geraten immer wieder in den Focus, es hat den Anschein, dass diese als RAF-nahe Zelle inmitten des Odenwaldes agierte.

Es zieht sich eine ganze Weile so dahin, kommt nicht recht weiter: Privates, das beschauliche Dorfleben - es sollte ein Provinz-Krimi sein, ich hatte daher nicht unbedingt Action erwartet, dieses zähe nicht-vorwärts-kommen hat mich allerdings irgendwann veranlasst, das Buch zur Seite zu legen. Es passierte einfach nichts. Dann wollte ich aber doch wissen, wie sich diese Story weiter entwickelt.

Die Vorgängerbände kenne ich nicht, bin aber trotz der zuvor beschriebenen Längen dann doch in die Geschichte hineingekommen. Allen voran war Frank Liebknecht mir durchaus sympathisch, auch seine Art konnte mich für ihn einnehmen. Nichts desto trotz fand ich die Passagen um das Geschehen von 1983 und vor allem das, was aus denen von damals geworden ist, nicht so ganz schlüssig. Das passte für mich einfach nicht so recht zusammen, war nicht stimmig.

Was mir gut gefallen hat, war die sehr temporeiche Suche nach dem verschwundenen Marcel. Da funktionierte die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten einwandfrei, das menschliche konnte die Autorin auch sehr gut vermitteln. Da war ich so richtig dabei.

Ein Krimi mit Höhen und Tiefen, mit privaten Einblicken und einer Portion Lokalkolorit. Geschichte kann er nicht vermitteln, da greift man besser zu Anderem.

All jene, die es nicht so blutrünstig und brutal wollen, werden hier ganz gut unterhalten. Die Frank Liebknecht-Fans sowieso.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.10.2020

Ein Gaunerpärchen a la Bonnie & Clyde

Love & Bullets
1

Bill und Fiona – ein Pärchen, das sich ergänzt. Aber nicht so, wie ein Normalo sich das vorstellt. Er liebt Luxus und irgendwie muss der finanziert werden. Da er nichts Gescheites kann außer ...

Bill und Fiona – ein Pärchen, das sich ergänzt. Aber nicht so, wie ein Normalo sich das vorstellt. Er liebt Luxus und irgendwie muss der finanziert werden. Da er nichts Gescheites kann außer stehlen, betrügen und das Geld mit vollen Händen ausgeben, braucht er für seine Geldbeschaffung Fiona, die er schon liebt (und sie ihn auch). Sie hat andere Qualitäten, ihr liegt die Gewalt im Blut. Ist flink, hart im Nehmen und wenn es sein muss, hat sie mit Gewalt keine Probleme. Das letzte Ding ging gewaltig schief und auf der Flucht klebt ihnen immer irgendeiner gewaltig auf den Fersen, es sieht des Öfteren nicht so gut aus für sie. Die Jagd führt sie schließlich zurück nach New York City und hier geht es noch einmal um alles.

Es ist eher eine Slapstick-Nummer denn ein Thriller, so habe ich diese Story empfunden. Ein sehr flapsiger Schreibstil, der mich so manches Mal zum schmunzeln brachte. Die Knallerei ist hier Programm und es geht gleich mal richtig los. Eine sehr besch…(eidene) Lage, in der Bill sich befindet. Die ersten 120 Seiten – eine einzige Ballerei, Metzelei… Da habe ich mich schon gefragt: Geht das jetzt so weiter?

Sympathien hegte ich durchaus mit den zweien. Auch wenn ich wusste, was die beiden hier abziehen, konnte ich nicht umhin, auf ihrer Seite zu sein. Zu hoffen, dass sie aus dieser erneuten unangenehmen Lage einigermaßen glimpflich davon kommen. Und - was Elvis auf dem Cover zu suchen hat, klärt sich im Laufe der Story auch noch.

Ich fühlte mich beim Lesen in einen Western versetzt, so typisch amerikanisch. Harte Kerle halt (wobei ich Fiona hier mit einschließe). Einmal Gauner, immer Gauner. Da wird nicht lange gefackelt. Zimperlich darf da keiner sein, nicht mal der Leser.

Wer Action, sehr viel Schießerei, wer gesetzlose, kriminelle Helden mag, alles vermischt mit schrägem Humor, der ist hier goldrichtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2020

Kennedy und mehr…

Vier Tage im Juni
1

Wir schreiben das Jahr 1963, Kennedy will Deutschland besuchen, wir sind bei den Vorbereitungen dabei und wie bei allen Staatsbesuchen steht Sicherheit an erster Stelle. Diesem jugendlichen US-Präsidenten ...

Wir schreiben das Jahr 1963, Kennedy will Deutschland besuchen, wir sind bei den Vorbereitungen dabei und wie bei allen Staatsbesuchen steht Sicherheit an erster Stelle. Diesem jugendlichen US-Präsidenten fliegen die Herzen zu, er hat aber auch mächtige Feinde.

Gerade zu Anfang ist das Personenregister eine große Hilfe, ich konnte mich gut orientieren. Aus Sicht der Arbeit der Staatssicherheit, des Staatsschutzes Sicherungsgruppe Bonn ergibt sich ein gut nachvollziehbares Bild über die ganzen Vorarbeiten, diese unendlich vielen Kleinigkeiten, die bedacht werden müssen, um die Sicherheit des Staatsgastes zu gewährleisten. Kennedy nahm wohl des Öfteren ein Bad in der Menge. Dass da alle Sicherheitsleute Schweißausbrüche hatten, kann ich mir lebhaft vorstellen. Einige Passagen bringen uns über den großen Teich ins Weiße Haus. Auch hier laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Was im Rahmen dieses Besuches da alles passiert und ans Tageslicht kommt. Da spielen so einige ein doppeltes Spiel. Es ist schon fein ausgedacht, wenn plötzlich einer falsch spielt, von dem man Anderes erwartet. Spitzeldienste waren und sind ja nichts neues, da war ich wieder dabei. Wogegen eine kurzfristig eingesprungene Dolmetscherin, die in jeglicher Hinsicht brilliert, schon sehr unglaubwürdig daherkommt.

Beim Lesen habe ich verschiedene Phasen durchlaufen und war dann so richtig in der Story, als ich den geschichtlichen Hintergrund ausblendete. Denn – sobald ich mich fragte: „Wie war das nochmal - war das wirklich so?“ Genau in solchen Momenten war nichts mehr, also habe ich beschlossen – es ist ja als Thriller angekündigt – ihn als solchen zu betrachten. All das Wirkliche hintanzustellen. Ohne präzise Geschichtsvorstellung im Hinterkopf war das eine in Teilen passabel erzählte Story. Woran ich aber schon zu knabbern hatte, waren diese Attentatsversuche, die es in Wirklichkeit nie gegeben hat. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, diese Passagen haben mich sehr gestört. Auch wenn ich wusste, dass dies reine Phantasie ist, war es überhaupt nicht schlüssig. Man hätte auch anders agieren, feiner justieren können. Weniger wäre hier mehr gewesen – so bewahrheitet sich dieser alte Satz immer wieder.

Lange habe ich überlegt, wie denn mein Fazit für dieses Buch ausfällt. Es gab gut erzählte, rasante Momente, aber auch unlogische, überzogene Passagen. Und die haben letztendlich den Ausschlag für meine Bewertung gegeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2020

Krimi mit Schwächen

Die Tote von Dresden
1

Die Kommissare Frank Haberking und Anna-Maria Slakow werden strafversetzt und sollen den zehn Jahre zurückliegenden Todesfall mit vorheriger Entführung der Familienrichterin Jennie Flagant aufklären. Ein ...

Die Kommissare Frank Haberking und Anna-Maria Slakow werden strafversetzt und sollen den zehn Jahre zurückliegenden Todesfall mit vorheriger Entführung der Familienrichterin Jennie Flagant aufklären. Ein Cold Case, der nun doch wieder aufgerollt werden sollte. Jennie wurde zur Prostitution gezwungen, hat Selbstmord begangen – zumindest deutet alles auf Selbstmord hin.

Haberking und Slakow – ein Gespann, das sich erst finden muss und dann doch bald harmoniert, recht gut zusammenarbeitet. Ihre Gegensätzlichkeit – auf der einen Seite Haberking, der „Dienst nach Vorschrift“ bevorzugt und seine neue Kollegin Slakow auf der anderen Seite, die „von Ehrgeiz zerfressen“ keine ruhige Minute kennt – ergänzen sich. So wird es nicht langweilig, es ist immer was los. Das Lesevergnügen ist garantiert. Auch die doch recht unterschiedliche Vorgehensweise der zwei Kommissare gibt was her.

Lange ist offen, was mit Jennie Flagant wirklich geschah. Warum es geschah. Es mischen viele ganz unterschiedliche Typen auf allen Ebenen mit. Irgendwann dämmert es dann, warum die Richterin verschleppt wurde und auch wer dahinter stecken könnte. Ich war ziemlich schnell im Geschehen, war mit den handelnden Figuren bald vertraut. Ein über weite Strecken guter Krimi, der mich lange miträtseln ließ, der so manch falsche Fährte legte, schlussendlich jedoch zu schnell zu viel wollte. Die Story hat was, jedoch packt der Autor zu viel hinein. Es gibt jede Menge Nebenschauplätze und – das bemängle ich – es werden so etliche Handlungsstränge nicht oder sehr unzureichend aufgeklärt. Irgendwie war alles im Schnellverfahren abgefertigt und aufgeklärt wurde ein wenig „wie aus dem Hut gezaubert“.

Dieses offene Ende lässt auf eine Fortsetzung, eventuell eine Reihe mit Haberking und Slakow schließen, deren Abteilung ungeklärte Fälle wieder aufrollt. Was auch ganz in Ordnung ist und interessant werden könnte.

Ein durchaus kurzweiliger Krimi mit etlichen Schwächen. Das sehr konstruiert wirkende Ende hat letztendlich den Ausschlag für meine Bewertung gegeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 12.08.2020

Cosy Crime für zwischendurch

Lady Arrington und die tödliche Melodie
1

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ von Charlotte Gardener ist ein Kreuzfahrt-Krimi der leichten Art.

Mary Elizabeth Arrington ist wieder auf der Queen Anne. Beim Eröffnungskonzert spielt der Pianist ...

„Lady Arrington und die tödliche Melodie“ von Charlotte Gardener ist ein Kreuzfahrt-Krimi der leichten Art.

Mary Elizabeth Arrington ist wieder auf der Queen Anne. Beim Eröffnungskonzert spielt der Pianist falsch, als ob ihn etwas erschreckt hat. Auch den Auftritt der Operndiva Anastasia Botticelli ruiniert er, indem er ihre Darbietung mit einem vollkommen falschen Lied übertönt. Noch in derselben Nacht wird der Musiker erdolcht an seinem Klavier aufgefunden. Erneut steckt Krimi-Autorin Mary mitten in einem echten Mordfall - und gerät diesmal selbst ins Visier des Mörders.

Es ist der zweite Band um die Krimiautorin Mary auf der Queen Anne. Auch hier – wie im ersten Band – ist an Bord ein Mord passiert. Dieser Kuschelkrimi (Cosy Crime) ist ganz angenehm zu lesen und man ist auch flott durch. Natürlich ist dieses Genre Wohlfühlcharakter pur mit einer großen Prise Gemütlichkeit.

Die Aufklärung des Mordes an dem Pianisten war mit allerlei Verwicklungen und Irrungen gewürzt. Während des Lesens aber habe ich mich über so manches gewundert. Natürlich verlangt dieses Genre solche Figuren, aber manchmal war es schon zu arg konstruiert. Amüsant war es auf jeden Fall, das möchte ich schon noch dazusagen. Wie gesagt, der Schreibstil gefällt mir, ist leicht und unterhaltsam zu lesen, aber diese extremen Überspitzungen sind dann doch zu viel des Guten. Mit einem normalen Schiffsalltag hat dieser beschriebene Mord und dessen Aufklärung nicht das Geringste zu tun. Natürlich kann man übertreiben, Figuren tapsig oder auch forsch wirken lassen, aber ein ganz klein bisschen sollte es schon noch realitätsnah sein.

Noch ein Wort zum Cover: Wunderschön - da möchte man doch gleich aufs nächste Kreuzfahrtschiff und es sich im Deckchair gemütlich machen. Da passt alles - auch die Präsentation des Titels fügt sich ins Gesamtbild stimmig ein.

Unterhaltsam war es, auch wenn so mache Szene überzogen daherkam. Ein Cosy Crime für zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil