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Veröffentlicht am 05.01.2021

Schwein gehabt ;-)

Mookie – Weihnachten mit Schwein
1

„Mookie – Weihnachten mit Schwein“ von Laura Wohnlich ist die etwas andere Geschichte, die mit Weihnachten nicht viel zu tun hat. Es ist eher die Suche nach dem Sinn des Lebens. Wie geht das Leben eigentlich ...

„Mookie – Weihnachten mit Schwein“ von Laura Wohnlich ist die etwas andere Geschichte, die mit Weihnachten nicht viel zu tun hat. Es ist eher die Suche nach dem Sinn des Lebens. Wie geht das Leben eigentlich nochmal? Irgendwann hat er das verlernt.

Joachim – er verzapft ziemlich viel Mist. Trinkt zu viel, zieht sich seit neuestem so manchen Joint rein, zur Arbeit geht er auch nicht mehr. Öde Tage, die nicht vergehen wollen. Joy, seine Zufallsfreundin, hat sich Muhammed geschnappt oder er sich sie – so genau weiß man das nicht. Was solls, vorbei!

Dann liegt ein ziemliches schweres Paket mit Luftlöchern vor der Haustür, an ihn adressiert. Was ist das denn? Ein 15 kg schweres Schwein grunzt fröhlich vor sich hin in Joachims Bude. Wer hat ihm dieses Geschenk vor die Tür gestellt? Nicht genug damit: Über ne Dating-App lernt er Madeleine kennen und gemeinsam machen sie sich auf, den edlen Schenker zu finden.

Die etwas andere, eigenwillige Art, sein Leben aufzuräumen, in andere Bahnen zu lenken. Sich selbst zu erkennen, sich neu zu definieren. In sich hineinhorchen, wer man ist, wo man steht, wohin man will. Madeleine führt ihn auf die Spur seines Vaters, über den Umweg zu seiner Mutter. „Darf ich vorstellen: Mookie, mein Weihnachtsgeschenk.“

Ein kurzweiliger, ja ein amüsanter Schreibstil. Der Vater, nach dem er nie gesucht hat, die Frau, die er gesucht und gefunden hat, die sein Leben kurzerhand umkrempelt. Sie kennt ihn zwar erst seit ein paar Minuten, weiß aber genau, was ihm fehlt. Wenn das kein Wink des Schicksals ist! Und sein Seelenfrieden ist endlich wieder hergestellt. Joachim, der Suchende…

Für zwischendurch eine ganz unterhaltsame (Weihnachts)-lektüre.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Leben mit dem Virus

Die Krone der Schöpfung
1

Experten sind wir alle, durchleben wir doch genau diese Corona-Zeit, von der und über die Lola Randl in „Die Krone der Schöpfung“ erzählt.

Das neue Virus breitet sich im Frühjahr 2020 aus, keiner entkommt ...

Experten sind wir alle, durchleben wir doch genau diese Corona-Zeit, von der und über die Lola Randl in „Die Krone der Schöpfung“ erzählt.

Das neue Virus breitet sich im Frühjahr 2020 aus, keiner entkommt ihm. Die Autorin lebt auf dem Dorf, auch hier ist es angekommen. Abstand halten, Hände waschen, desinfizieren und daheim bleiben ist angesagt. Homeschooling – wie regelt man das hier am besten?

Zunächst musste ich mich in das Buch, in ihren ganz eigenen Erzählstil einfinden, über ihre teils doch sehr absonderlichen Gedankengänge mich des Öfteren wundern. Sie erzählt mitunter gewollt naiv von den ganzen Eigenheiten, wie leichtfertig sie zuweilen mit dem Virus umgeht. In wunderlich anmutenden Szenen hält sie uns bisweilen einen Spiegel vor. Augenzwinkernd erfahre ich so manche Anekdote, als das Virus ihr Leben eroberte. Ihren Alltag mit dem Mann und den Kindern, dem Liebhaber und der Dorfgemeinschaft mit den Zugezogenen, ihren doch recht rigorosen Umgang mit der Mutter, die ganze Unsicherheit, verpackt Lola Randl in Ironie.

Ein schmales Buch mit erstaunlich viel Inhalt, für das man sich Zeit nehmen sollte. Neben Corona ist eine Zombiegeschichte immer mal wieder dazwischen geschoben, viele Anekdoten, für den Moment kurz angerissen und lose in sehr kurzen Kapiteln über die Seiten verteilt, verlangen schon Aufmerksamkeit.

Ein sehr aktuelles Thema, witzig und ironisch, zu weilen flapsig erzählt, für mich in diesen schnellen Wechseln etwas zu chaotisch.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Die Welt des organisierten Verbrechens

Der erste Tote
1

Es geht gleicht heftig los. Ein Toter, wie hin drapiert unter der Straßenlaterne - übelst zugerichtet. Ein Umweltaktivist, wie sich später herausstellt. Zwei Journalisten - Carlo und Andrew - stolpern ...

Es geht gleicht heftig los. Ein Toter, wie hin drapiert unter der Straßenlaterne - übelst zugerichtet. Ein Umweltaktivist, wie sich später herausstellt. Zwei Journalisten - Carlo und Andrew - stolpern regelrecht über ihn. Carlo ist die Ruhe selbst, macht seine Fotos, während Andrew mit dem Mageninhalt kämpft. Sie sind in Poza Rica, Veracruz. Die frühere Erdölmetropole Mexikos leidet unter den Altlasten wie Umweltverschmutzung und Gewalt. Dies hält Investoren ab, trotzdem ist ein großer amerikanischer Konzern interessiert.

Die allzu dunkle Seite Mexikos wird hier thematisiert. Immer wieder machen Bilder und Reportagen auf die grausamen Verbrechen aufmerksam. Da werden ganze Gruppen vermisst, nie mehr gefunden oder irgendwo vergraben, verstümmelt, wie weggeworfen aufgefunden. Ein Menschenleben ist hier nicht viel wert. Es braucht diesen investigativen Journalismus, um zu informieren, die Welt aufzurütteln. Die Guardia Civil ist hier unterwandert vom organisierten Verbrechen. Die Brutalität berüchtigter Kartelle, Todesschwadronen und deren grenzenloser Gnadenlosigkeit lassen ein Bild der Hoffnungslosigkeit entstehen.

Zurück in Mexico City wird Andrews Partner und Freund Carlos umgebracht, der hinterlässt ihm brisantes Material. Andrew beginnt nun alleine zu recherchieren, mehr als einmal schrammt er knapp am Tod vorbei. Der Anfang war eine rasante Reise durch ein korruptes, ein gefährliches Land. Was den Lesefluss doch sehr getrübt hat, waren die vielen spanischen Begriffe und Sätze. Um dem in Teilen recht turbulenten Geschehen folgen zu können, musste ich immer wieder nachschlagen. Das hätte man besser lösen können. Und - mit der ganzen Story hatte ich über lange Strecken so meine Probleme, es war teilweise wirr und nicht recht nachvollziehbar.

Zum Schluss gibt Tim MacGabhann mit der Würdigung des „echten Carlos“ Einblick in die Entstehungsgeschichte seines „Ersten Toten“ und vermittelt einen kurzen Abriss über die unsauberen Geschäfte der Ölindustrie.

„Der erste Tote“ ist der Beginn einer Trilogie, jedoch muss ich die nachfolgenden Bände nicht unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Wo findet man wirkliches Glück?

Die Farbe von Glück
1

Ein Kinderwunsch, der für immer ein Wunsch bleiben wird? Jules und Louise bangen zum mittlerweile vierten Mal um ein Neugeborenes. Zwei Totgeburten, das dritte Baby durfte nur wenige Tage leben ...

Ein Kinderwunsch, der für immer ein Wunsch bleiben wird? Jules und Louise bangen zum mittlerweile vierten Mal um ein Neugeborenes. Zwei Totgeburten, das dritte Baby durfte nur wenige Tage leben und nun sieht er dieses kleine, durchscheinende, fast nicht lebensfähige Wesen und trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Marlene geht einfach, schreibt ihrem sechsjährigen Sohn „Adieu“ auf die Stirn. Charlotte nimmt sich seiner an, hofft inständig, dass ihr Antoine nie weggenommen wird.
Nach einer schlaflosen Nacht zwingt Jules diese Krankenschwester, ein gesundes Kind gegen seines auszutauschen. Er will nur, dass Louise endlich glücklich ist und ihrer beider Leben wieder ein lebenswertes wird. Er - der Richter - droht, ihr Antoine wegzunehmen, in ein Heim einzuweisen, sollte sie sie seinem Wunsch nicht nachkommen.

Kann dieses Leben funktionieren? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Allein den Gedanken an diese Tat mag ich nicht zulassen, habe mich aber trotzdem damit auseinandergesetzt. Kann man mit einer Lüge Glück herbeiführen? Es sind sehr versöhnliche Momente beschrieben. Wenn ich nur an Charlotte und Antoine denke, wie sehr sie einander schätzen. Sie flieht vor der Vergangenheit, kann den Tausch so gar nicht verarbeiten. Auch für Jules läuft alles anders als erhofft. Das eigene Glück auf dem Unglück anderer aufzubauen, hinterlässt seine dunklen Spuren.

Die Autorin vermittelt so manch weisen Gedanken, lässt viele Facetten des Lebens zu. Ein Buch, eine Geschichte, die Zeit braucht. Immer mal wieder habe ich es beiseite gelegt, um meinen Gedanken Raum zu geben. Das Gelesene auf mich wirken zu lassen, all dem nachzuspüren.

Charlotte und Antoine habe ich begleitet in ihr neues Leben fernab der Heimat, dabei die „andere Familie“ kennengelernt. Habe Jules und Louise mit ihrer Tochter beobachtet, ihre Unzufriedenheit gespürt. Wie kommt man zurecht angesichts eines solchen Eingriffs ins Leben zweier Familien? Werden sie, die das lange nicht wussten, jemals verzeihen können? Ein sehr emotionaler Roman, behutsam erzählt. Wenn da nicht diese allzu vielen Zufälle wären, die aus den Konflikten letztendlich ein fast zuckersüßes happy end machen würden.

Ich war sehr gerne dabei, habe so einige Lebensweisheiten mit Vergnügen gelesen, aber diese schwere Schuld löst sich beinahe in Wohlgefallen auf. Das und nur das hat mich gestört an dieser ansonsten feinsinnigen Erzählung.

Wie bewerte ich diese fast märchenhafte Geschichte? Viele weise Gedanken, eine Story, die so passieren könnte, bestimmt schon oft passiert ist, jedoch nie so versöhnlich, beinahe schon utopisch, alles verzeihend endet. Deshalb bleiben von meinen ursprünglich angedachten vier Sternen drei übrig.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Gemächlicher Regional-Krimi

Lügenpfad
4

Mit „Lügenpfad“ legt Brigitte Pons den bereits fünften Fall um den Polizisten Frank Liebkecht vor.

Los geht es gleich mal ganz gemächlich. Ein Dorfpolizist in der tiefsten Provinz zieht mit seiner Katze ...

Mit „Lügenpfad“ legt Brigitte Pons den bereits fünften Fall um den Polizisten Frank Liebkecht vor.

Los geht es gleich mal ganz gemächlich. Ein Dorfpolizist in der tiefsten Provinz zieht mit seiner Katze Trinity um. Auf seinem Ein-Mann-Außenposten richtet er sich ganz gut ein, genießt sein beschauliches Dasein und findet sich irgendwann im Horror wieder, ist doch sein bester Freund spurlos verschwunden. Gleichzeitig wird er in einen alten Fall hineingezogen, dessen Anfang in den 80er Jahren war. Damals verschwand eine junge Frau, die aktiv bei den Friedensdemonstrationen mitmischte. Sein Freund ist nicht auffindbar, Frank Liebknecht sucht auf eigene Faust, beileibe nicht immer nach Dienstvorschrift, gerät auf Abwege. Diese verschwundene Frau und ihr damaliges Umfeld geraten immer wieder in den Focus, es hat den Anschein, dass diese als RAF-nahe Zelle inmitten des Odenwaldes agierte.

Es zieht sich eine ganze Weile so dahin, kommt nicht recht weiter: Privates, das beschauliche Dorfleben - es sollte ein Provinz-Krimi sein, ich hatte daher nicht unbedingt Action erwartet, dieses zähe nicht-vorwärts-kommen hat mich allerdings irgendwann veranlasst, das Buch zur Seite zu legen. Es passierte einfach nichts. Dann wollte ich aber doch wissen, wie sich diese Story weiter entwickelt.

Die Vorgängerbände kenne ich nicht, bin aber trotz der zuvor beschriebenen Längen dann doch in die Geschichte hineingekommen. Allen voran war Frank Liebknecht mir durchaus sympathisch, auch seine Art konnte mich für ihn einnehmen. Nichts desto trotz fand ich die Passagen um das Geschehen von 1983 und vor allem das, was aus denen von damals geworden ist, nicht so ganz schlüssig. Das passte für mich einfach nicht so recht zusammen, war nicht stimmig.

Was mir gut gefallen hat, war die sehr temporeiche Suche nach dem verschwundenen Marcel. Da funktionierte die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten einwandfrei, das menschliche konnte die Autorin auch sehr gut vermitteln. Da war ich so richtig dabei.

Ein Krimi mit Höhen und Tiefen, mit privaten Einblicken und einer Portion Lokalkolorit. Geschichte kann er nicht vermitteln, da greift man besser zu Anderem.

All jene, die es nicht so blutrünstig und brutal wollen, werden hier ganz gut unterhalten. Die Frank Liebknecht-Fans sowieso.

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