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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2020

Ein Kinderbuch, wie es gelungener nicht sein könnte

Die wundersame Winterreise der Selma Larsson
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Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Mutter muss arbeiten, in einem Altersheim. Dass diese Arbeit sehr wichtig ist, weiß Selma, gerade an Weihnachten. Deshalb soll Selma zu ihrem Papa, der inzwischen ...

Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Mutter muss arbeiten, in einem Altersheim. Dass diese Arbeit sehr wichtig ist, weiß Selma, gerade an Weihnachten. Deshalb soll Selma zu ihrem Papa, der inzwischen eine neue Familie hat. Doch Papa sagt ganz kurzfristig ab. Selma ist sehr traurig, da bleibt nur noch, ganz wild auf dem Trampolin herumzuhüpfen, das hilft ein wenig. Schließlich kommt die rettende Idee: Selma soll zu Tante Maja, darüber freut sich Selma sehr. Als sie aus dem Zug aussteigt, wird sie jedoch von niemandem erwartet. So macht sich Selma zu Fuß durch den tiefen Schnee auf den Weg. Und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer…

Welch eine Wohltat: „Die wundersame Wintereise der Selma Larsson“ ist ein Kinderbuch, wie es nicht gelungener sein könnte. Durch die spannungsreiche Geschichte verführt es kleine Leser in eine andere Welt. Ohne modisch anbiedernde Gassensprache. Ohne pädagogisch wertvolle Absichtserklärungen. Ohne offenkundige Problembewältigungs-Vorschläge. Nein, einfach ein Kinderbuch, wie es Kindern gut tut. Märchenhaft fast. Zum Wegträumen. Phantasie anregend. Zum Mitfiebern. Und tröstlich vor allem, denn die Geschichte geht gut aus. Und deshalb wohltuend für Kinderseelen. Eine Geschichte für kleine Leser (oder Zuhörer), die aufregend ist und deshalb gefangen nimmt, um nach einer Zeit des Mitfieberns wieder in die Realität auftauchen zu lassen. So, genauso sollen Kinderbücher sein, wenn sie das Wichtigste, was es gibt, den Leseanfängern mitgeben wollen: Die intensive Kraft der Phantasie. Die schlichten, aber ausdrucksstarken Illustrationen von Sonja Bougaeva, zum Teil koloriert, unterstreichen dieses rundum schöne vorweihnachtliche Kinderbuch

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Die Barbie-Puppe bringt den Tod

Artiges Mädchen: Thriller
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Die Autorin bringt mich immer wieder zum Staunen, denn Band für Band gelingen ihr Thriller, wie sie besser nicht sein könnten!

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in ihrem fünften Fall wieder bis an ...


Die Autorin bringt mich immer wieder zum Staunen, denn Band für Band gelingen ihr Thriller, wie sie besser nicht sein könnten!

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in ihrem fünften Fall wieder bis an die Grenzen gefordert. Da wird die Leiche einer Frau auf einem Spielplatz abgelegt, herausgeputzt wie ein braves Schulmädchen mit Schleifchen und weißem Rüschenkleid. Todesursache war ein Pfeil mitten durchs Herz. Doch damit nicht genug. Eine weitere weibliche Leiche auf einem nahegelegenen Spielplatz lässt die Ermittlungen von Kommissar Florian Kessler gemeinsam mit Julia Schwarz auf Hochtouren laufen, denn es liegt nahe, dass der Killer weiter morden wird. Doch wie vorgehen, wenn absolut keine Spur zu finden ist?

Catherine Shepherd ist eine verlässliche Thriller-Autorin. Verlässlich insofern, da es ihr von Titel zu Titel gelingt, in stets gleicher Weise Spannung in einem solchen Maß aufzubauen, dass man das Buch, einmal begonnen, nicht mehr zur Seite legen kann. Kurze Kapitel und viele Cliffhänger der gemeinsten Sorte treiben den Leser unaufhaltsam voran. Und verlässlich ist die Autorin auch dahingehend, dass sie viele Spuren legt und den Leser zunehmend verwirrt, wobei man mit dem wahren Täter nie gerechnet hätte. Alle Protagonisten sind psychologisch stimmig gezeichnet in ihren Stärken und Schwächen. Geschrieben ist das Buch in einer leicht lesbaren, klaren Sprache ohne vermeintlich künstlerische Sperenzchen. Kurzum: Ein Thriller, wie er besser nicht sein könnte.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Das Spiel des Lebens - klug und literarisch interpretiert

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
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Ich als lebenslanger Sportmuffel soll das Buch einer Tennisspielerin lesen? Ohne auch nur die minimalste Ahnung von Tennis zu haben? Kann nicht gut gehen, dachte ich. Sicher schrecklich langweilig, dachte ...


Ich als lebenslanger Sportmuffel soll das Buch einer Tennisspielerin lesen? Ohne auch nur die minimalste Ahnung von Tennis zu haben? Kann nicht gut gehen, dachte ich. Sicher schrecklich langweilig, dachte ich. Doch wie so oft bei Vorurteilen: Ich hatte mich sehr, sehr geirrt! Ja, es geht um Tennis – auch. Und ja, es geht um das Leben einer Top-Ten-Tennisspielerin – auch. Aber es geht noch um so viel mehr.

In einzelnen Episoden, nicht immer chronologisch, erzählt Andrea Petkovic aus ihrer Kindheit und Jugend bis hin zu der sehr erwachsenen späten Entscheidung, Tennis einfach nur noch so aus Spaß zu spielen. Sie erzählt von Begegnungen, schwierigen und besonderen. Sie erzählt von den gewaltigen Anforderungen des Leistungssports und von einer Psyche, die nicht immer mithalten kann im Auf und Ab des Unterwegsseins. Sie gibt uns Einblick in das Gespaltensein eines Menschen, der zum Teil eine Serbin ist, zum anderen Teil Darmstädterin. Die nicht auffallen will und doch auffällt durch ihren zornigen Willen, immer und überall Beste sein zu wollen und die mit ungebändigter Wut reagiert, wenn etwas nicht so läuft, wie sie will. Sie erzählt vom Verlust der Kindheit, von Depressionen: „… mein Körper ausgeschabt, mein Herz ausgewrungen, meine Seele gekidnappt…“ Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn mentale Stärke zum Sieg verhilft oder wie durch einen einzigen ablenkenden Gedanken plötzlich Selbstzweifel die Führung übernehmen. Und sie erzählt von Begegnungen mit ungewöhnlichen Menschen und mit ungewöhnlichen Büchern. All das beschreibt sie in einer überraschend literarisch kraftvollen Sprache, gewürzt mit einer guten Portion Ironie und Humor, selbstkritisch, messerscharf sich selbst und die anderen beobachtend. Und so wie uns Andrea Petkovic eine Ahnung vom Tennisspielen vermittelt, so zeigt sie uns gleichermaßen eine Parabel vom Leben als solchem.
Kurzum:Ein kluges, kurzweiliges Buch das sich zu lesen sehr lohnt.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Perfektes Lesefutter mit Suchtfaktor

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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Hinter „Sophie Martaler“ verbirgt sich ein erfahrenes Autorenduo, lässt uns der Verlag wissen. Und in der Tat, die Erzählweise, der Aufbau der Geschichte, die Ausgestaltung der Personen zeigt, dass die ...


Hinter „Sophie Martaler“ verbirgt sich ein erfahrenes Autorenduo, lässt uns der Verlag wissen. Und in der Tat, die Erzählweise, der Aufbau der Geschichte, die Ausgestaltung der Personen zeigt, dass die Autoren ihr Handwerk verstehen. Der Roman ist perfekt kombiniert, mit ausreichend Gefühl und sehr viel Spannung versehen und hat somit alles, um den Leser im Genre Unterhaltungsromane leicht und gut zu unterhalten.

Im Band 1 „Das Gestüt“ geht es um die junge Witwe Elisabeth Clarkwell, die 1947 von ihrem Onkel zur Hälfte das Pferdegestüt Seydell in der Lüneburger Heide erbt. Elisabeth benötigt dringend Geld, möchte ihre Hälfte des Erbes verkaufen, doch der unbekannte Miterbe in Spanien, dessen Zustimmung sie benötigt, lehnt jeglichen Kontakt rigoros ab. In Rückblicken bis ins Jahr 1889 erfahren wir, wie die beiden Brüder Ludwig und Alexander, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, nach einem unüberwindlichen Zwist getrennte Wege gehen. Diese Wege, voll an Schicksalsschlägen, verfolgen wir mit Spannung…

Der Roman fesselt von Anfang an und legt im Verlauf der Geschichte immer mehr an Spannung zu. Obwohl die Szenerien und Ereignisse detailreich geschildert werden, gibt es keinen Moment der Langeweile beim Lesen, im Gegenteil. Die Geschichte ist reich an Gefühlen, aber auch an hochdramatischen Ereignissen. Die historischen Zeitbezüge sind, wie wir dem Nachwort entnehmen können, sorgfältig recherchiert. Die Protagonisten werden in ihren jeweiligen Persönlichkeiten psychologisch nachvollziehbar geschildert und lösen beim Leser intensive Gefühle der Abneigung oder Sympathie aus, was ein weiterer Pluspunkt des Buches ist.
Rundum: Ein Roman, der in seiner Lebendigkeit und Erzählfreude völlig gefangen nimmt und den Leser sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Das hinreißendste Kinder-Erwachsenen-Buch seit langem

Memento Monstrum (Bd. 1)
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Graf Dracula ist 589 Jahre alt und muss zwei Tage lang seine Enkelkinder hüten. Das macht ihm gewaltige Angst, denn er ist zwar Opa, hat aber keine Ahnung von Kindern, den wahren Monstern, die immer nur ...


Graf Dracula ist 589 Jahre alt und muss zwei Tage lang seine Enkelkinder hüten. Das macht ihm gewaltige Angst, denn er ist zwar Opa, hat aber keine Ahnung von Kindern, den wahren Monstern, die immer nur Blödsinn im Sinn haben. Und außerdem: Wie lange muss sich überhaupt ein Vampirkind Zähne putzen? Doch mit einem Vorrat an Blutorangen-Tee und Blutgummibärchen wird es schon gut gehen. Und die Enkelkinder Globine, die Kleinste, sowie ihre Schwester Vira und Bruder Rhesus lassen sich gerne davon ablenken, Unsinn zu machen, wenn Graf Vlad Dracula Geschichten aus seinem Leben zum Besten gibt. Und diese Geschichten haben es in sich, glaubt es mir!

Der Coppenrath Verlag schafft es immer wieder zu beeindrucken mit großartig gestalteten, aus dem Rahmen des Üblichen herausstechenden Büchern. Da wird nicht billig produziert, sondern liebevoll ins Detail gehend die Einmaligkeit des jeweiligen Buches herausgearbeitet. Memento Monstrum wirkt wie ein Buch aus einer ganz, ganz alten Bibliothek, mit Ledereinband, mit Golddruck, mit Prägung, mit Stockflecken auf den Innenseiten. Und mit Illustrationen, die so unfassbar lebendig, mit beeindruckender Farbenfülle und Ausdrucksstärke gestaltet sind, dass auch die schrecklichsten Monster einen Niedlichkeitsfaktor haben, der nicht mehr zu überbieten ist. Wiebke Rauers, Illustratorin und Ideengeberin, hat sich da schlichtweg selbst übertroffen.
Die Geschichten in der Geschichte sind überraschend und enthalten unaufdringlich kluge Botschaften. Für kindliche Leser sind sie spannend, aufregend, lustig, herzanrührend. Für erwachsene Leser zeigen sich die Geschichten ideenreich, doppelbödig, mit zahlreichen literarischen Anspielungen und intelligentem Humor versehen. Ich könnte endlos weiter schwärmen, endlos viele geniale Details aufzählen, und würde dennoch dem Buch nicht in vollem Umfang gerecht werden können. Deshalb meine dringende Empfehlung: Nehmen Sie es selbst in die Hand!

Denn Memento Monstrum ist das schönste, das hinreißendste, das witzigste, das ideenreichste Buch, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet, das ich seit langem in Händen hielt.

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