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Veröffentlicht am 05.06.2022

Gefährliche Überfahrt

Tod vor Helgoland
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Immer wieder verschwinden Menschen, wenn sie sich auf einem Boot befinden - und diese gruselige Vorstellung greift der Regionalkrimi auf. Sofort nach dem Prolog heißt es auf der Fähre vom Festland nach ...

Immer wieder verschwinden Menschen, wenn sie sich auf einem Boot befinden - und diese gruselige Vorstellung greift der Regionalkrimi auf. Sofort nach dem Prolog heißt es auf der Fähre vom Festland nach Helgoland "Mann über Bord". Die zufällig anwesende Kommissarin Rike von Menkendorf wird inoffiziell mit den Ermittlungen betraut.

Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Fall für die Kommissarin. Ich kenne die beiden Vorgänger nicht und hatte kein Problem, der Handlung zu folgen. Ab und zu wird auf die vergangenen Fälle angespielt, aber ich hatte nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Deswegen kann ich auch das Lesen ohne Vorkenntnisse empfehlen.

Die Kommissarin fand ich sehr sympathisch. Sie hatte eine angenehme Art, die Ermittlungen behutsam aber entschlossen zu führen. Dabei konnte man ihren Gedankengängen auch immer gut folgen.

Toll fand ich auch die kleinen Exkursionen zum Thema Natur und Umweltschutz auf Helgoland. Das hatte nicht wirklich etwas mit dem Fall zu tun, wurde aber geschickt in die Handlung eingeflochten, sodass man nicht das Gefühl hatte, es geht um etwas ganz anderes. Man bekommt wirklich Lust, auf der Insel Urlaub zu machen, aber erfährt auch, wie empfindlich das dortige Ökosystem ist.

Der Fall an sich war spannend, da man nicht so recht wusste, was denn jetzt eigentlich geschehen ist. Waren es Unfälle, Selbstmorde oder gar Mord? Natürlich weiß man, dass man ersteres ausschließen kann, schließlich liest man einen Krimi. Unterbrochen wurde diese Handlung auch immer wieder durch das Thema Drogen, was mich wirklich gestört hat. Denn auch wenn sich am Ende alles zusammenfügt, war es in meinen Augen etwas zu konstruiert und übertrieben. Das hätte ich so nicht gebraucht, denn im Endeffekt wurden hier verschiedenste Straftaten in ein Buch gepackt.

Insgesamt habe ich das Buch aber sehr gern gelesen und Helgoland bleibt einfach ein Traumziel von mir. Von mir gibt es 3,5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2020

Brutal und verstörend...

Blutasche
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Obwohl ich bereits "Leichenbraut" gelesen habe und man die Vorgänger nicht unbedingt kennen muss, hatte ich hier anfangs leichte Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden. Denn bis ich alle Personen ...

Obwohl ich bereits "Leichenbraut" gelesen habe und man die Vorgänger nicht unbedingt kennen muss, hatte ich hier anfangs leichte Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden. Denn bis ich alle Personen und ihre Aufgaben wieder parat hatte, hat es doch etwas gedauert. Vor allem Jules konnte ich nicht wirklich einordnen und ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass mir hier Informationen fehlen. Das war etwas schade. Auch wie Gabriel in die Geschichte hineinpasst, war mir bis zum Schluss nicht klar. Vielleicht kann ich mich nicht mehr erinnern und es kam in Teil 2 vor, oder es war im ersten Band, den ich nicht gelesen habe.

Auch hat es etwas gedauert, bis es so richtig losging. Stephen Lang macht gerade Urlaub, das MID-Team hat eigentlich keine Fälle, denn sie ermitteln ja nur bei besonders schwerwiegenden Dingen, bei denen die normalen Ermittler nicht weiterkommen und bis es dann etwas zu ermitteln gibt, ist schon einige Zeit - und auch einige Seiten - vergangen.

Aber das ändert sich nach den ersten 100 Seiten dann sehr schnell und ich war gefesselt. Es gibt verschiedene Tatorte, man springt immer mal wieder hin und her, was für viele kleine Cliffhanger sorgt. Richtig erschüttert haben mich die Passagen, die aus Sicht des Täters geschildert wurden. Diese gehen ganz schon unter die Haut und man muss schon einiges aushalten können, denn sie sind ganz schön brutal und unheimlich.

Was den Täter angeht, hatte ich leider schon ziemlich schnell eine Ahnung, die sich dann auch bestätigt hat. Zwar wird der Leser noch auf die ein oder andere Fährte gelockt, aber das ist teilweise so offensichtlich, dass ich nicht darauf reingefallen bin. Nichtsdestotrotz bin ich mit der Auflösung sehr zufrieden. Es hat alles Hand und Fuss und wird zum Schluss nochmal richtig rasant.

Insgesamt wurde ich also gut unterhalten, ich empfehle aber dringend, die Vorgänger zu lesen, bevor man sich "Blutasche" widmet. Von mir gibt es 3,5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.06.2019

Keine Erinnerung...

Lügengift
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Das Buch beginnt damit, dass die Protagonistin Chloe nach einen Autounfall in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnert. Sie weiß weder ihren Namen, kennt ihre Familie nicht oder weiß, was ...

Das Buch beginnt damit, dass die Protagonistin Chloe nach einen Autounfall in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnert. Sie weiß weder ihren Namen, kennt ihre Familie nicht oder weiß, was passiert ist.

Allerdings wechselt die Geschichte schnell zu dem Zeitpunkt, an dem Chloe versucht, sich daheim bei ihren Eltern wieder einzuleben. Das fand ich ganz gut, denn sonst hätte es etwas langatmig werden können.

Nach und nach tauchen Erinnerungsfetzen auf, die auch dem Leser helfen, sich ein genaueres Bild zu machen. Vieles bleibt aber im Dunkeln. Da helfen auch die Sitzung mit ihrem Vater, einem Psychiater, der auf solche Erinnerungsverluste spezialisiert ist, wenig. Mich hat dabei gestört, dass sich Chloe sehr zurückhaltend verhält. Denn auch wenn sie ihrer Familie und vor allem ihrem Vater nicht zu trauen scheint, wehrt sie sich nicht oder versucht endlich die Wahrheit zu erfahren. Dazu braucht sie eine ganze Weile und ich muss gestehen, dass das Buch dann auch spannender wurde.

Neben den Passagen die aus Sicht der Protagonistin erzählt werden und die ihr gegenwärtiges Leben schildern, gibt es auch immer wieder kursiv gedruckte Einschübe einer unbekannten Person. Man kann nur herauslesen, dass diese in Chloe verliebt ist und das schon wahnhaft. Natürlich will man als Leser wissen, wer dahinter steckt, muss sich aber bis zur Auflösung am Ende gedulden.

Leider habe ich aber schon sehr früh eine Ahnung entwickelt, wer dahinter stecken könnte und habe das Ende des Buches schon vorausgeahnt. Deswegen blieb bei mir die Überraschung aus und die Spannung hat auch etwas gelitten. Zwar versucht die Autorin die Leser auf falsche Fährten zu führen, bleibt hier aber zu oberflächlich.

Insgesamt hat mir der Plot aber sehr gut gefallen. Schön war auch, dass man mit den wenigsten Figuren sympathisiert. Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Allerdings fehlte mir ein bisschen Tiefe und der Aha-Effekt blieb aus. Deswegen gibt es von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.06.2019

Tiefgefrorene Leichen...

Ich küss dich tot
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Der Roman startet gewohnt turbulent: Man lernt die Hauptperson Annabelle kennen, die noch in New York lebt, aber schon mehr oder weniger auf dem Sprung nach Singapur ist, um dort ein Luxushotel zu leiten. ...

Der Roman startet gewohnt turbulent: Man lernt die Hauptperson Annabelle kennen, die noch in New York lebt, aber schon mehr oder weniger auf dem Sprung nach Singapur ist, um dort ein Luxushotel zu leiten. Als dann ein Hilferuf aus der Heimat eintrifft, macht sie sich auf den Weg ins winterliche Puxdorf. Und dort gehen die Probleme weiter. Denn es taucht eine Leiche auf. Hier muss ich gestehen, war ich etwas überrascht (auch wenn es der Klappentext schon verrät) - denn so viele Leichen gibt es in den Büchern von Ellen Berg nicht.

Wer jetzt aber einen Krimi erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Es gibt zwar noch mehr Tote, aber keine klassische Ermittlung. Trotzdem kann man miträtseln, wer dahinter steckt, was aber ehrlich gesagt nicht schwer zu erraten ist. Das fand ich aber nicht schlimm, da das nicht der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Denn hauptsächlich geht es um das Hotel von Annabelles Eltern, das seine besten Zeiten hinter sich hat. Es muss also einiges geschehen, und die Protagonistin hat da auch schon konkrete Vorstellungen. Natürlich erwartet man als Leser, dass hier eine positive Lösung gefunden wird. Für mich ging aber alles ein bisschen zu glatt.

Überhaupt war ich diesmal - obwohl ich die Bücher der Autorin wirklich sehr mag - von der Geschichte nicht so begeistert. Alles war irgendwie sehr übertrieben, egal ob die Charaktere oder die Entwicklung, die die Story nimmt. So sind mir die Freunde von Annabelle einfach zu klischeehaft gewesen, die Hauptperson selbst war mir auch nicht so sympathisch, was auch an ihrem Liebesleben lag. Hier legt sie sich nicht wirklich fest und ist mir insgesamt zu wehleidig. Am schlimmsten fand ich allerdings die Polizisten, die bei den Morden in Puxdorf ermitteln. Sie sind so überzogen, dass sie mich gar nicht abholen konnten. In Bezug auf die eigentliche Geschichte geht mir alles zu glatt, es war dann ein bisschen unglaubwürdig.

Leider war ich also diesmal nicht so begeistert wie sonst. Trotzdem war das Buch eine nette Unterhaltung und der Schreibstil von Ellen Berg ist einfach super, da er sehr flüssig und lebhaft ist. Trotzdem vergebe ich insgesamt nur 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Solider Krimi, leider wenig Afrika

Mord am Mandela Square
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Das Buch startet gleich mal - wie es sich für einen guten Krimi gehört - mit einer Leiche. Allerdings wechseln dann erstmal die Perspektiven, sodass man nicht zu ungeduldig sein darf. Nach und nach lernt ...

Das Buch startet gleich mal - wie es sich für einen guten Krimi gehört - mit einer Leiche. Allerdings wechseln dann erstmal die Perspektiven, sodass man nicht zu ungeduldig sein darf. Nach und nach lernt man die Protagonisten kennen, darunter Frank Sattler aus Deutschland, der mit einem Sonderauftrag seines Freundes im Gepäck nach Südafrika reist. Dort trifft er unter anderem auf Pia, eine deutsche Aktivistin, die er unterstützen soll.

So unterschiedlich die Charaktere auch auf den ersten Blick scheinen, harmonieren sie doch ganz gut. Sie haben eine komplett andere Ansichtsweise was das Leben betrifft, was man auch durch die Wahl ihres Wohnorts merkt. Gerade aber das aufeinanderprallen dieser beiden unterschiedlichen Welten war schön mitzuverfolgen.

Leider - und das ist vielleicht dem geschuldet, dass die Protagonisten beide Deutsche sind - hat mir allerdings der Afrika-Charme gefehlt. Ja, mal liest ein bisschen was über Townships und auch Pias Aufenthaltsort, ein besetztes, altes Hotel, zeigt die nicht so schönen Seiten von Johannesburg, aber das Lebensgefühl und der Unterschied zu uns in Europa kam mir einfach zu kurz. Auch aufgrund des Covers habe ich mehr Traditionen und Kultur erwartet.

Es handelt sich hier ja auch um einen Krimi und es bleibt nicht bei dem einen Mord. Der zweite bleibt leider etwas oberflächlich, auch wenn er mit dem ersten verknüpft ist. Eine klassische Ermittlung gibt es nicht, Sattler und seine Gefährten machen sich selbst an die Aufklärung, weil sie immer mehr darin verwickelt werden. Bis es so richtig in Fahrt kommt und der Leser auch seine ersten Ideen entwickeln kann, dauert es leider etwas. Dann wird es aber richtig spannend, vor allem weil der Mörder keine Skrupel kennt und äußerst brutal vorgeht. Die Verwicklungen gehen dann auch tiefer, als anfangs gedacht, man sollte also genau lesen, um keinen Schnittpunkt zu verpassen.

Insgesamt war das Buch nicht unbedingt das, was ich erwartet habe, weil mir Südafrika zu kurz kam. Trotzdem war es ein solider Krimi mit spannenden Momenten, deswegen von mir 3,5 Sterne!