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Veröffentlicht am 23.10.2020

Rache in Mainz!

Was ich Dir nehmen will
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Es handelt sich hier um den zweiten Mainzer Lokalkrimi um die schwedisch stämmige Kommissarin Tuulia Hollinder. In diesem Buch gibt es im Wesentlichen drei Handlungsstränge, die gut miteinander verwoben ...

Es handelt sich hier um den zweiten Mainzer Lokalkrimi um die schwedisch stämmige Kommissarin Tuulia Hollinder. In diesem Buch gibt es im Wesentlichen drei Handlungsstränge, die gut miteinander verwoben sind. Da ist zum einen natürlich die Ermittlungsarbeit der Kommissarin mit ihren Kollegen zu nennen. Dabei gibt es im Laufe der Ermittlungen eine große Überraschung, die gegen Ende des Buches aufgelöst wird. Die Morde werden raffiniert durchgeführt. Die Ermittlungen ziehen sich aber ein wenig hin und hätten durchaus auch etwas intensiver und raffinierter sein können. Insgesamt verlaufen die Ermittlungen jedoch recht solide.

Im Weiteren steht die Familie Claaßen im Mittelpunkt mit drei sehr unterschiedlichen Geschwistern. Sie müssen aufgrund einer Anordnung ihres Vaters das von diesem bisher geleitete Familienunternehmen nun gemeinsam führen. Aufgrund unterschiedlicher Lebenseinstellungen und Philosophien geraten diese drei immer wieder arg aneinander. Diese Streitpunkte zu lesen hat mir sehr gut gefallen, wenn es auch hin und wieder für mich ein wenig übertrieben rüber kam. Allerdings war mir zu Beginn nicht ganz klar, in welchem Zusammenhang genau die Familie Claaßen selbst oder indirekt in die Mordserie verwickelt ist. Aber so soll es ja auch sein, Rätselraten auf Leserseite ist angesagt. Dass die Autorin weiß wie man gekonnt falsche Fährten legt, möchte ich an dieser Stelle unbedingt betonen.

Das Buch wird immer wieder durch einige Tagebucheinträge unterbrochen und auch aufgelockert, in dem der Täter seine Gedankenwelt offenbart.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen. Allerdings hat es mir zu Beginn an Spannung gefehlt. Diese hat sich erst spät, aber dann mit Wucht eingestellt. Die Auflösung des Falles ist interessant. Die Charaktere haben mir aber nicht so gut gefallen. Ich konnte mich mit diesen irgendwie nicht so richtig anfreunden. Demgegenüber fand ich Tuulia’s Bruder wiederum sehr interessant. Tuulia und ihr Bruder haben ihre Eltern bei einem schweren Schiffsunglück verloren und das geht an beiden nicht spurlos vorbei, insbesondere der Bruder leidet darunter.

Insgesamt ein Thriller, der mir ganz gut gefallen hat und dem ich 4 von 5 Sternen gebe.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Eine Kleinstadt in Angst und Schrecken!

Brennen muss Salem
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Mit „Brennen muss Salem“ hatte der „King of Horror“ Stephen King seinen zweiten Roman veröffentlicht. Das rezensierte Buch ist im Heyne Verlag erschienen und hat 656 Seiten.
„Der Schriftsteller Ben Mears ...

Mit „Brennen muss Salem“ hatte der „King of Horror“ Stephen King seinen zweiten Roman veröffentlicht. Das rezensierte Buch ist im Heyne Verlag erschienen und hat 656 Seiten.
„Der Schriftsteller Ben Mears kehrt nach Jahren ins beschauliche Salem‘s Lot in Maine zurück. Er interessiert sich für das Marsten-Haus, das eine unheimliche Aura umweht. Ist es möglich, dass sich dort ein Vampir eingenistet hat? Ben Mears nimmt den Kampf gegen das Böse auf.“
Zu diesem Buch aus dem Jahr 1975 ist bestimmt schon so viel geschrieben worden, dass wohl jede weitere Anmerkung überflüssig erscheint. Das Buch beginnt vom Erzählstil her sehr langsam. Salem’s Lot hat in sehr kurzer Zeit keine Einwohner mehr, sie sind einfach teilweise spurlos verschwunden oder einige Bewohner sind weggezogen. Das macht zu Beginn gleich richtig neugierig. King beschreibt sehr detailreich diese ländliche und teilweise triste Idylle dieser amerikanischen Kleinstadt, in der das sonntägliche Kuchenbacken offensichtlich bereits zum Höhepunkt der Woche avanciert. Man bekommt auf sehr, sehr vielen Seiten einen sehr tiefen Einblick in diese Kleinstadt, so dass man das Gefühl hat, diese Stadt schon lange zu kennen. Offenbar arbeitet King mit diesem Setting dann auch in weiteren seiner Romane. Hinzu kommt eine schier enorm große Anzahl von Personen, die mehr oder weniger sehr detailreich beschrieben werden. Da kann einem bald der Überblick fehlen. Aber alle Einwohner gewinnen nach und nach gekonnt an Tiefe und Schärfe, alle haben ihre Eigenheiten und Macken. Dadurch gewinnt diese Kleinstadt an Leben und Präsenz. Viele dieser Figuren werden einem sympathisch. Das Marsten-Haus steht dabei besonders im Mittelpunkt. Hat doch Ben Mears bereits vor vielen Jahren als er noch ein kleiner Junge war ein äußerst unheimliches und prägendes Erlebnis in diesem Haus gehabt, und dieses Geschehen wirkt im ganzen Buch nach und gibt diesem einen unterschwelligen und unheimlichen Anstrich.
Nach und nach kommt dann auch die angedeutete Vampirgeschichte ans Tageslicht. Der Spannungsbogen wächst kontinuierlich an. Die Angst der Menschen gibt King geschickt an die Leser weiter. Man wartet ganz gespannt auf die nächsten Szenen. Ganz klassisch fürchten sich die Gestalten der Nacht vor Sonnenlicht, dem Weihwasser, geweihten Boden und das Kreuzsymbol, so wie man das aus unzähligen Vampirfilmen und Geschichten auch kennt. Die Spannung steigt dann von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel an und endet dann mit einem relativ schnellen Showdown.
Dieser Roman hat mich gut unterhalten. Gut gefallen haben mir die Detailfülle der Figuren und das Kleinstadtsetting. Nicht so gut war, dass sich King ein wenig zu sehr in der Detailfülle nach meinem Geschmack verloren hat. Das war ein wenig zu viel. Dennoch kann ich das Buch sehr empfehlen und gebe ihm vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Beeindruckender Roman!

Im Lautlosen
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Im Buch "Im Lautlosen" erleben wir die herzliche Familiengeschichte von Richard und Paula. Beide studieren Medizin, er wird Psychiater, sie Ärztin. Alles scheint gut. Im Lautlosen lebt es sich anders. ...

Im Buch "Im Lautlosen" erleben wir die herzliche Familiengeschichte von Richard und Paula. Beide studieren Medizin, er wird Psychiater, sie Ärztin. Alles scheint gut. Im Lautlosen lebt es sich anders. Das muss auch der gehörlos zur Welt gekommene Georg erfahren. Doch durch Gebärdensprache und viel Hingabe seiner Eltern kann er fast alles machen. Im Lautlosen hört man die Gefahren nicht, die langsam, aber sicher sich dem Jungen und der Familie nähern.
Wie viel ist ein Menschenleben wert? Welchen Wert hat es für die Volkswirtschat? Hat eine schwer erkrankte Person überhaupt ein Recht auf Leben? Undenkbare Fragen, sollte man meinen, aber diese Fragen sind gegen Ende des vorherigen und zu Beginn des letzten Jahrhunderts wissenschaftlich diskutiert worden. Euthanasie, das sei die Lösung. Die Nazis haben das tatsächlich umgesetzt und Menschen getötet, hundertfach, tausendfach. Im Roman geht es um psychisch erkrankte Menschen, psychische labile Personen, Menschen, die aufgrund ihrer geistigen Erkrankung nicht alleine leben können. Richard leitet u.a. eine Psychiatrie. Nach und nach erschweren die Nationalsozialisten die Arbeit von Richard und dem medizinischen Personal. Finanzielle Mittel werden gekürzt, Essenrationen gekürzt, die Menschen klassifiziert und schließlich aussortiert, freigegeben zur Tötung. Melanie Metzenthin zeigt eindrucksvoll diesen schleichenden, immer stärker werdenden Prozess in der Ärzteschaft, aber auch in der Gesellschaft greift das perfide Gedankengut der Nazis immer mehr um sich. Von den ersten Einschränkungen und Repressalien und Drohungen bis hin zu den menschenverachtenden Rassengesetzen und dem Euthanasieprogramm zur „Vernichtung unwerten Lebens“. Eindrucksvoll, wie sich Richard in dieser überaus schwierigen Zeit geschickt und unter Einsatz seines und seiner Familie Lebens standhaft wehrt, sich diesem Wahnsinn anzuschließen und wie er sich gegen Anhänger der Nazis durchzusetzen versucht. Auch Paula hat es in dieser Zeit als Ärztin nicht leicht. Kinder gebären, am Herd stehen. Das sind die Vorgaben dieser Zeit. Auch hier kämpft sie gegen alle Widerstände. Und auch Georg steht im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung, ist er doch gehörlos und entspricht so gar nicht den Vorstellungen der Nazis. Immer wieder muss sich Paula wehren gegen Untersuchungen und Drohungen. Folgenlos bleibt dies nicht, auch nicht für Bekannte, Kollegen und Freunde. Hinzu kommt der zweite Weltkrieg, der zahlreiche Opfer fordert. Dabei ist das Buch auch sehr spannend geschrieben und es zeigt, was Liebe zwischen zwei Personen bewirken kann. Mut und Hoffnung schweißen zusammen.
Ein beeindruckender Roman voller Herzlichkeit, Wärme, Zuversicht und Menschlichkeit. Manchmal aber auch ein wenig zu viel des Guten. Was mir nicht so gefallen hat, war die Sprache, aber hier hat sich die Autorin wohl der Sprache der damaligen Zeit bedient.
Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, dem ich vier von fünf Sternen gebe.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Thriller zum Thema Rechtsextremismus und Vergangenheit

Westwall
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Die junge Polizeischülerin Julia verliebt sich in den jungen Nick, den sie wie zufällig kennenlernt. Doch auf seinem Rücken trägt er ein Hakenkreuzsymbol, und auch sein Name scheint nicht zu stimmen. Als ...

Die junge Polizeischülerin Julia verliebt sich in den jungen Nick, den sie wie zufällig kennenlernt. Doch auf seinem Rücken trägt er ein Hakenkreuzsymbol, und auch sein Name scheint nicht zu stimmen. Als Julia nach ihm recherchiert, findet sie Bezüge zum Rechtsextremismus. Ihr Vater lebte einst mit ihr in einer Kommune, und auch er scheint irgendwie Verbindung zu haben.

Mit diesem Thriller legt Benedikt Gollhardt ein gut gelungenes Thrillerdebüt hin. Vorherrschendes Thema ist die Verstrickung von Politik, Verfassungsschutz und Rechtsextremismus und Aussteigertum aus der rechten Szene sowie die gesellschaftliche Notlage junger Leute ohne jegliche Hilfe, die auf der Straße leben. Und auch Polizeiangehörige spielen eine nicht zu unterschätzende traurige Rolle in dieser Szene. Ein aktuelles Thema, das jüngst wieder in Presse und Fernsehen debattiert worden ist. Alle im Buch vorkommenden Personen sind sehr gut dargestellt. Allerdings kann man diese nicht in die Schubladen gut und böse einsortieren. Hier verschwimmen die Grenzen, man weiß bald nicht mehr so genau, ob der oder diejenige wirklich etwas Gutes will oder nicht. Diese Grautöne in den Persönlichkeiten der Personen sind sehr gut gelungen.

Die Story ist vielschichtig und ich hatte zunächst auch meine kleinen Probleme, in die Geschichte einzutauchen. Doch das änderte sich recht schnell, die Spannung wird gut hoch gehalten. Der Showdown ist sehr gut gelungen. Die Geschichte spielt in der Eifel mit seinem sehr dichten Wald. Die ruhige und teilweise unheimliche Stille ist gut beschrieben worden. Und auch der namensgebende Westwall spielt eine Rolle in diesem Thriller. Im Anhang des Buches findet sich sehr übersichtlich und anschaulich die Historie zu diesem wahnwitzigen Verteidigungswall aus dem Zweiten Weltkrieg sowie ein Interview mit dem Autor.

Alles in allem ein guter Thriller, den ich mit 4 von 5 Sternen jedem empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Guter Auftakt!

Die Meisterin: Der Beginn
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Mit „Die Meisterin – Der Beginn“ legt Markus Heitz den ersten Band einer neuen Trilogie vor.

Im Mittelpunkt dieser fantastischen Geschichte steht die unsterbliche Heilerin Geneve Cornelius. Sie entstammt ...

Mit „Die Meisterin – Der Beginn“ legt Markus Heitz den ersten Band einer neuen Trilogie vor.

Im Mittelpunkt dieser fantastischen Geschichte steht die unsterbliche Heilerin Geneve Cornelius. Sie entstammt einer alten Scharfrichter-Dynastie, hat diesen Beruf des Henkers jedoch nie ausgeübt. Sie hat sich von jeher den Personen gewidmet, die nach den peinlichen Befragungen - Verhörungen und Folterungen im Mittelalter - zur Erzwingung von Geständnissen schwere Verletzungen erlitten hatten. Diese hatte sie gepflegt, damit sie bei weiteren Befragungen wieder dabei sein konnten. In der Gegenwart ist sie eine Heilerin und betreibt in Leipzig eine entsprechende Praxis. Aber nicht nur Menschen suchen sie auf, sondern auch Wesen aus der Anderswelt. Sie ist eine mutige und prinzipientreue Frau. Nachdem ihr Bruder geköpft wurde, scheint ein jahrhunderter alter Familienzwist zwischen der Familie Cornelius und den Bugattis wieder aufzuleben. Bei der Aufklärung dieses Falles hilft ihr ausgerechnet der Vatikanpolizist Allessandro Bugatti. Dieser beteiligt sich nicht an der Fehde und hilft ihr in brenzligen Situationen. Die Schauplätze wechseln sich ab. Es gibt Szenen in Leipzig, London oder New Orleans. Stück für Stück klärt sich das Verbrechen auf. Dies ist alles sehr gut und spannend erzählt. Neben diesem Handlungsstrang in der Gegenwart, entführt Markus Heitz den Leser aber auch in die Vergangenheit. Dort erfahren wir, wie es zu dieser Fehde der beiden Familien gekommen ist. Auch diese Zeitebene wird sehr detailliert und atmosphärisch dicht erzählt.

Beide Zeitebenen werden geschickt verbunden. Dazu bedient sich Markus Heitz eines Kniffs. Er lässt die beiden Geschichten durch die Mutter Catharina Cornelius erzählen, so dass man abwechselnd fließend von einer zur nächsten Ebene gelangt. Doch dabei bleibt es nicht. Die Mutter gibt hier sehr interessante Einblicke in die Geschichte der Scharfrichter oder Henker und nennt uns einige bedeutende Henker aus der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart. Dazu kommen die gesellschaftlichen Komponenten. Welche Stellung hatte man als Henker, was hat man verdient, wie liefen Verhörungen oder Hinrichtungen ab und wie hat sich das Henkerswesen entwickelt? Das wird in diesen Zwischenphasen erläutert, wenn auch so manches Mal ein wenig zu viel des Guten.

Nicht zuletzt kommen - wie sollte es bei Markus Heitz anders sein – natürlich Wesen aus der Anderswelt vor wie Vampire, Hexen, Werwölfe, Gestaltwandler oder andere Dämonen. Und so hat dieses Buch dann auch einen entsprechenden Genremix aus Fantasy, Historisches und Thriller.

Noch zu erwähnen bleibt, dass bereits in 2018 eine entsprechende Hörspielreihe vorausgegangen ist.

Insgesamt ein gelungener Auftakt dieser Reihe, dem ich 4 von 5 Sterne vergebe.

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