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Veröffentlicht am 30.08.2023

Vom Ende der Nacht (Hörbuch)

Vom Ende der Nacht
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Will und Rosie wollen einander oder aber auch nicht und wenn doch, dann passen die Umstände nicht, es ist der falsche Zeitpunkt oder das Leben kommt dazwischen. Gegensätzlicher könnten die beiden nicht ...

Will und Rosie wollen einander oder aber auch nicht und wenn doch, dann passen die Umstände nicht, es ist der falsche Zeitpunkt oder das Leben kommt dazwischen. Gegensätzlicher könnten die beiden nicht sein und genau dieser Gegensatz zieht die beiden in Abständen von Wochen, Monaten und Jahren an. Sie finden immer wieder zu einander und verlieren sich dann doch wieder. Eine unglückliche Konstellation und Liebe, mit viel Tragik, psychischen und gesundheitlichen Problemen, Kontrollverlust und voller ungenutzter Möglichkeiten.

„Vom Ende der Nacht“ von Claire Daverley in Form eines Hörbuchs konnte mich leider nicht überzeugen. Zu viele Passagen waren zu langatmig und zogen sich wie zäher Kaugummi. Hier verlor ich sogar teilweise das Interesse und schweifte beim Hören mit meinen Gedanken ab. Ich habe keinen Zugang zu den Protagonist*innen gefunden, da diese in meinen Augen unscheinbar blieben und ich so auch keine Sympathien entwickeln konnte. Es plätscherte alles vor sich hin und leider habe ich mir bei dem (Hör-)Buch etwas Anderes erhofft und gewünscht. Nun ja, nicht jedes Buch kann ein Volltreffer sein und die Idee zu der Story klingt auch vielversprechend, aber leider wurde diese nur mittelmäßig umgesetzt.

Die Stimme der Sprecherin ist in Ordnung, aber ihr Stil die Story zu lesen hat mich nicht gecatcht.Es war ok, aber mir fehlte das gewisse Etwas. Mag sein, dass die Story an sich dies einfach nicht hergab und die Sprecherin somit nicht mehr aus den Zeilen herausholen konnte.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Als Großmutter im Regen tanzte

Als Großmutter im Regen tanzte
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Juni braucht dringend eine Auszeit und begibt sich auf eine Insel, wo das Haus ihrer verstorbenen Mutter steht. In diesem Haus haben auch schon ihre Großeltern gelebt und so hat Juni eine Menge Aufräumarbeit ...

Juni braucht dringend eine Auszeit und begibt sich auf eine Insel, wo das Haus ihrer verstorbenen Mutter steht. In diesem Haus haben auch schon ihre Großeltern gelebt und so hat Juni eine Menge Aufräumarbeit vor sich. Das Haus muss entrümpelt werden und dabei fallen Juni viele Erinnerungsstücke, Fotos und Briefe in die Hand, die einige bis dahin gut gehütete Geheimnisse der Familie und vor allem die ihrer Großmutter ans Tageslicht befördern.
Das (Hör-)Buch besticht durch eine emotionale und vielschichtige Geschichte, doch hat dieses einige Schwächen, so dass mich das Buch nicht vollständig überzeugt hat.
Theklas Geschichte hat mich sehr berührt und ich mochte diesem Handlungsstrang viel lieber lauschen als dem von Juni, da mir hier jegliche Emotionen fehlten. Das Eintauchen in die Geschichte der Großmutter hatte viel mehr Charakter und war viel bewegender geschildert. Die Geschichte von Juni hingegen war in ihrer Entwicklung leider sehr vorhersehbar, teils kitschig und ihr fehlte es an Tiefgang. Ich hätte auch gut auf Junis Geschichte beim Hören verzichten können, aber da es sich hierbei um eine familiäre Verbindung zwischen den Generationen handelt, durfte diese also nicht fehlen.
Gestört hat mich auch, dass es oft schwer zu hören war, wann von der Vergangenheit zur Gegenwart und umgekehrt in den Kapiteln gesprungen wurde. Die Pausen waren hier nicht lang genug und es wurde auch kein Hinweis im Hinblick auf den Beginn eines neuen Kapitels o.ä. gemacht und so stellte ich oft erst nach einigen Sätzen fest, dass ich mich wieder in einer anderen Zeitform befinde.

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Veröffentlicht am 08.11.2017

Babylon

Babylon
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Da nimmt man sich endlich vor eine Party zu geben, ist tierisch nervös und völlig mit der Planung überfordert, da man vorher noch nie eine Party veranstaltet hat, und dann endet diese auch noch im folgenschweren ...

Da nimmt man sich endlich vor eine Party zu geben, ist tierisch nervös und völlig mit der Planung überfordert, da man vorher noch nie eine Party veranstaltet hat, und dann endet diese auch noch im folgenschweren Chaos und man wird selber in ebendieses hineingezogen.
Elisabeths Gäste sind eine bunte Mischung aus allen gesellschaftlichen Schichten und kommen immer besser miteinander ins Gespräch, je mehr Alkohol fließt. Die Zungen lösen sich, Witze werden gerissen und Anekdoten aus dem Alltag zum Besten gegeben. Jean-Lino, der Nachbar von oben, erzählt von einem Vorfall in einem Restaurant, wo seine Frau Lydie den Kellner gefragt hat, ob das Hühnchen, welches auf der Speisekarte gelandet ist, ein gutes Leben in Freilandhaltung geführt hat. Er fand die Frage seiner Frau belustigend, schämte sich aber auch für ihre immer wieder ausgelebten Aktivitäten hinsichtlich des Tierschutzes. Lydie hingegen findet diese kleine Wiedergabe der Geschehnisse alles andere als amüsant und fühlt sich von ihrem Ehemann angegriffen. Die Stimmung ist vorläufig dahin, die Gäste werden Zeugen einer verbalen Auseinandersetzung des Ehepaares, welches kurze Zeit später die Party verlässt. Einige Gläser Sekt und Schnaps später wird die Stimmung wieder locker, es wird gegessen und sich unterhalten, bis die Gäste nach und nach die Festlichkeiten verlassen und sich auf den Heimweg begeben.
Elisabeth und ihr Mann räumen nur das Nötigste weg, gehen ins Bett und werden durch das Klingeln an der Haustür aus ihrem Schlaf gerissen. Jean-Lino steht vor ihrer Tür und gesteht beiden, dass er seine Frau Lydie umgebracht hat und nun nicht weiß was er tun soll. An eine nächtliche Ruhe und ein paar Stunden erholsamen Schlaf ist nun gar nicht mehr zu denken.

Yasmina Reza greift wieder einmal nach einer Alltagssituation, mit ganz gewöhnlichen Menschen als Hauptdarsteller, und lässt diese in einer Tragikomödie enden. Wie auch schon in ihrem Roman „Gott des Gemetzels“ lässt sie die Situation langsam und gekonnt eskalieren, zieht die Hauptprotagonisten immer tiefer in einen Strudel aus Diskussionen, einer vorherrschenden Ratlosigkeit, absurden Ideen und einer belustigenden Darbietung. Gespickt mit einigen Hintergrundinformationen zu den Akteuren erwartet den Leser ein gutes, aber nicht herausragendes Buch. Amüsant und kurzweilig ist es hingegen in jedem Fall. Doch fehlt hier m.E. das gewisse „Etwas“, welches die groteske Story mitreißend erscheinen lässt. Die Autorin hätte das Buch ruhig ein wenig furioser und mit ein wenig mehr Biss schreiben können.

Veröffentlicht am 25.06.2017

Zwei Kugeln Glück mit Sahne

Zwei Kugeln Glück mit Sahne
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Aurora hat den Entschluss gefasst ihre Eisdiele in Maratea zu verkaufen. Die Eisdiele ist schon seit langem in Familienbesitz und Aurora hat sie von ihrer verstorbenen Mutter Perla geerbt, doch irgendwie ...

Aurora hat den Entschluss gefasst ihre Eisdiele in Maratea zu verkaufen. Die Eisdiele ist schon seit langem in Familienbesitz und Aurora hat sie von ihrer verstorbenen Mutter Perla geerbt, doch irgendwie muss sie diesen riesigen Schuldenberg, den ihr Ehemann verursacht hat, abbezahlen. Ihr fällt keine bessere Lösung ein, als ein Verkauf der sehr gut laufenden „Casa del Gelato“. So beschließt sie in ihren malerischen Heimatort zu reisen und den dort noch lebenden Familienmitgliedern ihre Entscheidung mitzuteilen. Ihr Vater Gino und ihre Tante Olivia reagieren ausgesprochen gelassen, doch sie haben einen Bitte an Aurora. Sie soll einige Tage in der Gelateria arbeiten, um noch ein letztes Mal den Duft des Gelato und die Atmosphäre der Räumlichkeiten zu verinnerlichen. Aurora sagt spontan zu und weiß hier noch nicht welche Veränderungen, überraschende Entscheidungen und emotionalen Handlungen sie in den nächsten Tagen erwarten werden.

Wer nach einem leichten und ein wenig kitschigen „Wohlfühlbuch“ mit viel Amore, viel Gelato und liebevoll gezeichneten Charakteren sucht sollte zu „Zwei Kugeln Glück mit Sahne“ greifen. Der Schreibstil des Romans ist sehr flüssig und die Atmosphäre des kleinen italienischen Städtchens kann man förmlich riechen. Auch die Zwischenkapitel, in denen jeweils eine Eissorte vorgestellt wird, finde ich ausgesprochen gut und originell. Bemängeln muss ich an dieser Stelle leider die Vorhersehbarkeit der ganzen Geschichte. Nach nur wenigen Kapiteln weiß der Leser, der ein wenig seine Phantasie spielen lässt, wie die Story voranschreiten wird. Ich habe immer wieder zwischendurch auf überraschende und unerwartete Wendungen gehofft, die der Story ein wenig mehr Brisanz und Aufregung verleihen, aber da kam leider nichts. Die Story ist meiner Ansicht nach eine wenig zu perfekt konstruiert, zu sehr "heile Welt".

Wenn man sich als Leser einfach berieseln lassen möchte, dann ist diese lockere Lektüre für einen Strandtag an der italienischen Küste allerdings empfehlenswert.

Veröffentlicht am 15.02.2017

Dinge, die vom Himmel fallen

Dinge, die vom Himmel fallen
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Zufälle passieren immer und überall. Manchmal verwundern sie uns in ihrem Vorkommen und ihrer Intensität, manchmal nehmen wir sie nur nebenher wahr und beschäftigen und nicht weiter mit ihnen. Bei ungewöhnlichen ...

Zufälle passieren immer und überall. Manchmal verwundern sie uns in ihrem Vorkommen und ihrer Intensität, manchmal nehmen wir sie nur nebenher wahr und beschäftigen und nicht weiter mit ihnen. Bei ungewöhnlichen und einschneidenden Zufällen fragen wir uns oftmals, ob hier nicht eher das Schicksal seine Finger im Spiel hatte und hinterfragen dieses – egal ob im positiven oder negativen Sinne.
Das Buch „Dinge, die vom Himmel fallen“ strotzt nur so vor Zufällen oder gar schicksalhaften Begebenheiten. Da verliert die kleine Saara ihre Mutter auf tragische Weise als diese von einem Eisbrocken, der urplötzlich vom Himmel fällt, im Garten erschlagen wird. Ihre Tante Annú gewinnt gleich zwei Mal im Lotto und ein Brieffreund ebendieser wird mehrere Male von einem Blitz getroffen und überlebt erstaunlicherweise.
Das in drei Abschnitte eingeteilte Buch ist nicht allzu dick, aber dafür inhaltlich sehr intensiv. Die im Vordergrund stehenden Protagonisten polarisieren aufgrund ihrer teils konfusen, aber auch liebenswerten Art. Die in sich gekehrte Saara ist eine Einzelgängerin. Sie hat keine Freunde, erscheint einem sehr isoliert und hat außergewöhnliche und gar beängstigende Gedanken. Annú hadert mit ihrem Lottogewinn und sucht nach einer Bestätigung dafür, dass sie trotz allem noch „normal“ ist und nicht zu den Freaks dieser Welt gehört und Pekka, ihr Bruder und Saaras Vater, verfällt in eine tiefe Depression, die der Verlust seiner geliebten Frau heraufbeschworen hat. Außerstande sich um seine Tochter zu kümmern, lebt diese in ihrer eigenen Welt und gibt schon sehr erwachsen Acht um ihren Vater.
Die finnische Autorin hat einen ganz eigenwilligen Schreibstil, der harsch, melancholisch und doch auch märchenhaft ist. Eine bizarre Mischung vieler Themen, über die man sich im Nachhinein regelrecht den Kopf zerbrechen kann. Nach Beendigung der Lektüre war ich zunächst sehr verwirrt und enttäuscht, doch je länger ich über das Gelesene nachdenke, desto mehr Tiefe entwickelt das Buch und so merke ich, dass es mich immer noch beschäftigt und zum Nachdenken bewegt. Es sind all die verstörenden Szenen und Gedanken, die generelle Frage nach der Suche nach Glück und Hoffnung und einzelne Risikokalkulationen, die mich zum Grübeln bringen. So irritierend die Zufälle in dem Buch auch sein mögen, so können unterschiedlichste Zufälle doch tagtäglich unser Leben in neue Bahnen lenken.
Mir haben allerdings der drastische Perspektivenwechsel, der manchmal zu sperrige Schreibstil und die mitunter grotesken Gedankengänge der Protagonisten die Lektüre erschwert.