Babylon
BabylonDa nimmt man sich endlich vor eine Party zu geben, ist tierisch nervös und völlig mit der Planung überfordert, da man vorher noch nie eine Party veranstaltet hat, und dann endet diese auch noch im folgenschweren ...
Da nimmt man sich endlich vor eine Party zu geben, ist tierisch nervös und völlig mit der Planung überfordert, da man vorher noch nie eine Party veranstaltet hat, und dann endet diese auch noch im folgenschweren Chaos und man wird selber in ebendieses hineingezogen.
Elisabeths Gäste sind eine bunte Mischung aus allen gesellschaftlichen Schichten und kommen immer besser miteinander ins Gespräch, je mehr Alkohol fließt. Die Zungen lösen sich, Witze werden gerissen und Anekdoten aus dem Alltag zum Besten gegeben. Jean-Lino, der Nachbar von oben, erzählt von einem Vorfall in einem Restaurant, wo seine Frau Lydie den Kellner gefragt hat, ob das Hühnchen, welches auf der Speisekarte gelandet ist, ein gutes Leben in Freilandhaltung geführt hat. Er fand die Frage seiner Frau belustigend, schämte sich aber auch für ihre immer wieder ausgelebten Aktivitäten hinsichtlich des Tierschutzes. Lydie hingegen findet diese kleine Wiedergabe der Geschehnisse alles andere als amüsant und fühlt sich von ihrem Ehemann angegriffen. Die Stimmung ist vorläufig dahin, die Gäste werden Zeugen einer verbalen Auseinandersetzung des Ehepaares, welches kurze Zeit später die Party verlässt. Einige Gläser Sekt und Schnaps später wird die Stimmung wieder locker, es wird gegessen und sich unterhalten, bis die Gäste nach und nach die Festlichkeiten verlassen und sich auf den Heimweg begeben.
Elisabeth und ihr Mann räumen nur das Nötigste weg, gehen ins Bett und werden durch das Klingeln an der Haustür aus ihrem Schlaf gerissen. Jean-Lino steht vor ihrer Tür und gesteht beiden, dass er seine Frau Lydie umgebracht hat und nun nicht weiß was er tun soll. An eine nächtliche Ruhe und ein paar Stunden erholsamen Schlaf ist nun gar nicht mehr zu denken.
Yasmina Reza greift wieder einmal nach einer Alltagssituation, mit ganz gewöhnlichen Menschen als Hauptdarsteller, und lässt diese in einer Tragikomödie enden. Wie auch schon in ihrem Roman „Gott des Gemetzels“ lässt sie die Situation langsam und gekonnt eskalieren, zieht die Hauptprotagonisten immer tiefer in einen Strudel aus Diskussionen, einer vorherrschenden Ratlosigkeit, absurden Ideen und einer belustigenden Darbietung. Gespickt mit einigen Hintergrundinformationen zu den Akteuren erwartet den Leser ein gutes, aber nicht herausragendes Buch. Amüsant und kurzweilig ist es hingegen in jedem Fall. Doch fehlt hier m.E. das gewisse „Etwas“, welches die groteske Story mitreißend erscheinen lässt. Die Autorin hätte das Buch ruhig ein wenig furioser und mit ein wenig mehr Biss schreiben können.