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Veröffentlicht am 06.11.2020

alter Feind

Baskische Tragödie
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Bereits seit der Zeit, als Luc Verlain von der Pariser Polizei zurück in seine Heimat gezogen ist und nun leitender Commissaire bei der Police nationale in Bordeaux ist, bekommt er seltsame, handgeschriebene ...

Bereits seit der Zeit, als Luc Verlain von der Pariser Polizei zurück in seine Heimat gezogen ist und nun leitender Commissaire bei der Police nationale in Bordeaux ist, bekommt er seltsame, handgeschriebene Postkarten aus San Sebastian im Baskenland. Die letzte Meldung verstört ihn zutiefst, er soll Vater einer Tochter aus einer flüchtigen Bekanntschaft sein, ein Vaterschaftstest bestätigt dieses. Um seine Tochter aufzusuchen fährt er nach San Sebastian und gerät dort ins Drogenmilieu. Vor seiner Abreise wurden an der südfranzösischen Atlantikküste Drogenpakete angeschwemmt, ein kleiner Junge probierte davon und liegt seither im Koma. Und nun soll Luc selbst als Drogenkurier tätig werden, sonst stirbt seine Tochter und deren Mutter. Luc lässt sich darauf ein, denn die örtliche Polizei kann er nicht um Hilfe bitten, die meisten von ihnen wurden geschmiert.
Dieses Mal geht es ins Baskenland und neben der eigentlichen Handlung erfahren wir einiges über das Land und die Besonderheit der baskischen Bevölkerung, immer mit viel Liebe und Sachkenntnis geschildert. Beim Lesen des Kriminalromans lief vor meinem geistigen Auge ein Film ab, bei dem Luc Verlain auch an seine körperlichen Grenzen stieß und, entgegen seiner bisherigen Einstellung, sogar an vorsätzliche Tötung seines Kontrahenten und alten Feindes dachte. Man fiebert mit dem Kommissar mit, wie er es wohl schaffen kann, aus dieser ausweglosen Situation wieder heraus zu kommen. Kleine Hinweise zu den Kollegen oder vergangenen Fällen helfen beim Lesen, falls man die Vorgängerbände nicht kennt.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

sozialkritisch

Kreuzberg Blues
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Als Privatermittler ist der ehemalige Polizeibeamte Georg Dengler zu Recherchen nach Berlin aufgebrochen. Silke, eine Bekannte seiner Lebensgefährtin Olga hat um Hilfe gebeten. Ihr Baby wurde in ihrer ...

Als Privatermittler ist der ehemalige Polizeibeamte Georg Dengler zu Recherchen nach Berlin aufgebrochen. Silke, eine Bekannte seiner Lebensgefährtin Olga hat um Hilfe gebeten. Ihr Baby wurde in ihrer Wohnung von einer Ratte gebissen. Der Eigentümer des Wohnkomplexes versuchte seit einiger Zeit, die Mieter aus den Wohnungen zu bekommen, doch steckt wirklich die Kröger Immobilien AG hinter dieser Tat? Wie kamen die Ratten ins Haus und warum waren sie so untypisch aggressiv? Der Berliner Wohnmarkt ist für mehrere Großkonzerne von Interesse, seitdem der Senat zu einem Spottpreis ganze Häuserblöcke an sie verkauft hat. Höhere Gewinne erzielt man durch häufigen Mieterwechsel oder Sanierungen und beides wird vorangetrieben. Als auch Herr Kröger Dengler engagiert gerät er selbst in Gefahr.
Der Kriminalroman ist mehr ein gesellschaftskritischer Roman über den Wohnungsmarkt und nicht mehr bezahlbare Mieten in Ballungsgebieten, in diesem Fall Berlin. Korruption, Machtbesessenheit, Verschwörungen und rechte Gesinnung nehmen ebenso einen breiten Raum wie auch der Beginn der Corona Pandemie und der Umgang der Menschen damit. Sehr spannend und mit viel Hintergrundwissen bringt der Kriminalroman einen selbst zum Nachdenken über Missstände in unserer Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

erschütternd und bewegend

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Stefania, genannt Fusia, wächst mit ihrer Mutter und Geschwistern auf einem Bauernhof in Polen auf. Bereits in jungen Jahren sehnt sie sich nach dem Stadtleben und schafft es, bei ihrer älteren Schwester ...

Stefania, genannt Fusia, wächst mit ihrer Mutter und Geschwistern auf einem Bauernhof in Polen auf. Bereits in jungen Jahren sehnt sie sich nach dem Stadtleben und schafft es, bei ihrer älteren Schwester unter zu kommen. Sie sucht sich eine Arbeit und findet sie im Geschäft der Familie Diamant, die sie schnell wie eine eigene Tochter behandeln und sie bei sich wohnen lassen. Dass die Familie jüdisch und sie selbst katholisch spielt nie eine Rolle. Bis zu dem Zeitpunkt als der 2. Weltkrieg ausbricht und eine regelrechte Judenhatz einsetzt. Wenig später wird die jüdische Bevölkerung ins Ghetto eingesperrt und junge Männer zur Arbeit eingesetzt. Auch der jüngste Sohn Izio der mit Fusia eine junge Liebe verbindet, wird bis zu seinem Tod zur Arbeit getrieben. Als die Eltern mit dem Zug in Vernichtungseinrichtungen abgeholt werden, beschließt der älteste Sohn Max zu fliehen. Fusia ergattert ein ganzen Haus für sich und ihre kleine Schwester, die sie nach der Zwangsdepotation ihrer Mutter zu sich geholt hat, mit einem Dachboden, auf dem nicht nur Max sondern weiter 12 Juden auf engstem Raum leben.
Der Roman nach einer wahren Begebenheit erinnert an die Erlebnisse Anne Franks, doch aus der Sicht der Versteckenden geschrieben. Die Ängste, Krankheiten, die Verzweiflung, der Hunger, aber auch die kleinen Momente des Glücks sind greifbar nah beschrieben. Fusia war ein Mädchen von 16 Jahren, als sie die Verantwortung für ihre Schwester und das Leben von 13 Juden auf sich nahm, als sie als einzige zur Arbeit gehen konnte und von ihrem Geld alle satt werden sollten. Der Roman ist erschütternd und berührend zugleich. Einzig der sperriger Titel und das nicht sonderliche gute Titelbild mindern den Gesamteindruck.

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Veröffentlicht am 26.06.2020

politisch

Achtzehn
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In dem hochbrisanten und aktuellen schwedischen Thriller geht es auch um längst vergangene Ereignisse, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Morden an König Gustav III im Jahre 1792, mehreren Attentaten ...

In dem hochbrisanten und aktuellen schwedischen Thriller geht es auch um längst vergangene Ereignisse, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Morden an König Gustav III im Jahre 1792, mehreren Attentaten von gut 30 Jahren und jetzt. Der investigative Journalist Axel Sköld hat bereits in der Vergangenheit Missstände aufgedeckt, nun ist er so angeeckt, dass er von seinem Radiosender entlassen wird. Was ihn nicht daran hindert weiter zu machen. Er merkt schnell, das er gejagt wird, jemand, der bereits an dem Mord von Olof Palme involviert war, ist hinter ihm her. Bei seinen Recherchen stößt er auch auf Ungereimtheiten in seiner eigenen Familie. Hatte auch sein Großvater mit der elitären Gruppe für ein - für sie - besseres Schweden zu tun?
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite mit sehr vielen politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen. Das Ende verspricht einen Fortsetzungsband, worüber ich mich sehr freuen würde.

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Veröffentlicht am 15.05.2020

facettenreich

Cox
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Nach dem Tod seiner kleinen Tochter Abigail und der darauf verstummenden Ehefrau Faye hält es Alister Cox nicht mehr länger aus. Etwas muss sich verändern. Da kommt der Auftrag des Kaisers von China, Qianlong, ...

Nach dem Tod seiner kleinen Tochter Abigail und der darauf verstummenden Ehefrau Faye hält es Alister Cox nicht mehr länger aus. Etwas muss sich verändern. Da kommt der Auftrag des Kaisers von China, Qianlong, gerade recht. Mit seinen Gehilfen und Partner fährt Cox in die verbotene Stadt um für Qianlong besondere Uhren zu bauen. Der kaiserliche Hof ist voller Misstrauen gegenüber den Fremden, die sich sogar in der verbotenen Stadt aufhalten dürfen. Nur der Dolmetscher Kiang steht ihnen zur Seite. Aber ist es wirklich eine Ehre und eine hervorragende Vergütung für den Kaiser zu arbeiten? Cox erlebt auch die Folterungen und grausame Tode für kleinste Vergehen.
Wunderbare und gleichzeitig verstörende Einblicke werden in das Kaiserreich Chinas gezeigt. Schönheit und immenser Reichtum auf der einen Seite, Brutalität, blinder Gehorsam und Armut auf der anderen. Der Schreibstil Christoph Ransmayrs ist facettenreich und gut lesbar.

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