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Veröffentlicht am 01.04.2021

Völlig realitätsferne Reise mit zwei paranioden Hypochondern

Reise mit zwei Unbekannten
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Das Buch "Reise mit zwei Unbekannten" hat mich durch die Leseprobe total neugierig gemacht. Eine Geschichte mit ernsten Themen, die aber mit Humor genommen werden, das hat mich neugierig gemacht. Durch ...

Das Buch "Reise mit zwei Unbekannten" hat mich durch die Leseprobe total neugierig gemacht. Eine Geschichte mit ernsten Themen, die aber mit Humor genommen werden, das hat mich neugierig gemacht. Durch den schönen Schreibstil und die anfangs perfekt positionierten ironischen Kommentare und Witze, die mich das ein oder andere Mal lauf auflachen haben lassen, konnte ich mir gut vorstellen, dass das ein Buch nach meinem Geschmack sein könnte.
Anfangs konnte sich dieser Eindruck noch festigen, denn beispielsweise gab es an und an auch sehr tiefgründige Stellen im Buch, die schön erzählt wurden und einem etwas zum Denken mitgaben. Gegen Ende wurde das leider weniger, zumindest nach meinem Eindruck, ich muss allerdings auch sagen, dass ich durch viele Dinge, die mich zunehmend gestört haben, gegen Ende auch mal den ein oder anderen Abschnitt ausgelassen habe, um das Buch schneller zu beenden und hinter mich zu bringen. Denn zum Beispiel die Witze, die ich anfangs größtenteils noch unterhaltsam und in ihrer Menge gut verteilt fand, häuften sich im Laufe der Geschichte immer mehr und blieben im Grundprinzip immer gleich. Beispiel: Maxine hat eine riesige Handtasche dabei, in der sie anscheinend allen möglichen Blödsinn mit sich herumschleppt. Immer mal wieder kam im Buch ein Abschnitt, in dem sie etwas in ihrer Tasche gesucht hat und schließlich fand. Dazwischen beförderte sie aber JEDES Mal noch mindestens 5 andere, komplett unsinnige Gegenstände zutage, die schön der Reihe nach aufgezählt wurden. Ich gebe gern zu, diesen "Witz" fand ich schon beim ersten Mal nicht gut und nach dem 5. Mal wurde es definitiv nicht besser. Neben den Witzen wurden auch andere Infos im Buch immer mehrfach erwähnt, was für den Spannungsaufbau natürlich eher kontraproduktiv war. Auch die allgemeinen Eigenschaften der Charaktere wurden überdeutlich dargestellt. Beispielsweise die Leiterin von Maxines Altenheim, die in jedem Wortbeitrag Werbung machte und Geld machen wollte. Alex muss der paranoideste Mensch sein, dem ich (in einem Buch) je begegnet bin und nachdem ich am Anfang dachte, dass ich ihn vielleicht mögen könnte, fand ich das nach einigen völlig abstrusen Geschichten, die ihm durch den Kopf geschossen sind, definitiv nicht mehr. Auch mit Maxine hatte ich zunehmend Probleme. Eine 95-jährige Frau, die Boxauto fährt und auch sonst völlig agil und quasi fit wie ein Turnschuh ist? Das würde ich gerne mal sehen. Und dann soll sie gleichzeitig Alzheimer haben und im Altenheim leben. Bei letzterem frage ich mich, warum eigentlich, ersteres konnte ich einfach nicht in Einklang bringen mit diesem übertriebenen Bild, das von ihr gezeichnet wurde. Und auch charakterlich war sie mir durch ihre Überheblichkeit immer weniger sympathisch. Gleichzeitig konnte ich auch keinen Zugang zu den Charakteren finden, was vermutlich an deren komplett unglaubwürdigen und übertriebenen Persönlichkeiten lag.
Und damit komme ich zum Umgang mit schweren Krankheiten im Buch, wo ich auch leider etwas SPOILERN muss:
Alex hat eine schwere Depression, die Maxine auf wundersame Weise durch aufbauende Gespräche und den Kauf eines teuren Anzuges (?) in zwei Tagen (!) vollständig beheben kann. Und das ohne Medikamente oder eine entsprechende Ausbildung. Ich bin Angehörige einer im Moment an einer (wirklich) schweren Depression erkrankten Person und finde das einfach nur lächerlich und abwertend gegenüber Menschen, die eben wirklich solche Probleme haben. Gleiches mit Maxines Alzheimer-Erkrankung, die es am Ende doch gar nicht gibt. Was soll denn die Botschaft dahinter sein? Auch der Umgang mit dem wichtigen Thema Sterbehilfe, von der Alex diese 95-jährige, anfangs ja wirklich schwer kranke Person abhalten will?! Auch in dieser Hinsicht widerspricht das Buch meinen eigenen Überzeugungen.
Zuletzt zur Handlung, die im Laufe des Buches immer mehr an Lächerlichkeit gewonnen hat und zuletzt durch oben erwähnte Wunderheilung den Vogel für mich abgeschossen hat. Zuvor wird Alex natürlich noch eine Entführung angehängt, auch wieder ein Punkt, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Denn auf einem vorhandenen Überwachungsvideo sieht man, wie Maxine mit einem Koffer in der Hand (!) eigenständig in das Auto steigt. Wie kommt man da denn bitte auf eine Entführung? Ich kann damit echt nichts anfangen, habe das Gefühl, komplett meine Zeit verschwendet zu haben und kann das Buch beim besten Willen nicht weiterempfehlen. Vielleicht ist einfach auch der französische Humor nicht meins, aber ich wünschte echt, ich hätte von diesem Buch die Finger gelassen. Die Geschichte hat in ihrer Ausgangssituation eine schöne Grundidee, die für mich aber viel zu gewollt komisch und mit zu viel Wunschdenken und zu wenig Glaubwürdigkeit umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Langatmig, konstruiert, vorhersehbar

Touch of Ink, Band 1: Die Sage der Wandler (Fesselnde Gestaltwandler-Romantasy)
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Auf Touch of Ink war ich sehr neugierig, die Geschichte hat viel Spannung und unvorhergesehene Wendungen versprochen. Die Grundidee zur Geschichte mit den Tribes und den Wandlern fand ich sehr interessant, ...

Auf Touch of Ink war ich sehr neugierig, die Geschichte hat viel Spannung und unvorhergesehene Wendungen versprochen. Die Grundidee zur Geschichte mit den Tribes und den Wandlern fand ich sehr interessant, auch der Schauplatz auf Vancouver Island war ungewöhnlichnund spannend. Nach Ende der Lektüre bin ich leider sehr ernüchtert und echt enttäuscht von dem Buch. Ich habe das Gefühl, dass das Potenzial der Geschichte einfach nicht ausgeschöpft wurde. Ich will mal versuchen zu erklären, woran das lag.

Ich fange mal bei Quinn an, der weiblichen Protagonistin. Ich habe es während des gesamten Buches eigentlich nicht geschafft, eine Verbindung zu ihr aufzubauen oder gar Sympathie zu entwickeln. Sie blieb mir fremd und ich glaube das lag vor allem daran, dass iht Verhalten manchmal so merkwürdig war und für mich einfach nicht zu einer 18-jährigen gepasst hat. Denn zum einen hatte sie in mancher Hinsicht, wenn es zum Beispiel darum ging, dass jemand anders etwas getan hat, das sie eigentlich hätte verletzen oder wütend machen können, total verständnisvoll reagiert hat, nie wütend wurde, sondern immer völlig neutral versucht hat, die Situation zu erörtern und die Gründe des Handeln des anderen zu verstehen. Für mich war das alles zu glatt und völlig unrealistisch. Auf der anderen Seite war Quinn, wenn es wirklich um sie selbst und ihr Leben ging, total unempfänglich für die Sorgen und den Rat anderer, hat derart impulsiv und ohne nachzudenken gehandelt, dass ich manchmal das Gefühl hatte, sie wäre zwei verschiedene Personen. Auch wenn Nathan sie förmlich angebettelt hat, etwas nicht zu tun oder noch abzuwarten, Quinn gab sich davon völlig unbeeindruckt.

Quinn hat außerdem eine Blausehschwäche, was zu Anfang des Buches mehrfach betont wurde und für ihr Studium vielleicht ein kleines Hindernis darstellt, aber für die eigentliche Geschichte (zumindest in Band 1) völlig bedeutungslos ist. Dabei wurde immer so ihre Opferrolle betont, als hätte sie so ein unglaublich schweres Schicksal dadurch und würde sich mit dem Studium des Grafik Designs dann doch durchschlagen und plapla. Nicht falsch verstehen, ich kann mir schon vorstellen, dass so eine Sehschwäche einen belastet und ein Hindernis darstellt, aber dennoch war mir das Ganze einfach viel zu dick aufgetragen und ich finde es setzt einfach total Menschen herab, die wirklich große Probleme im Leben haben, die es ihnen erschweren, sich in die Gesellschaft einzufügen. Vielleicht sehe das aber auch nur ich so

Auch mit Nathan konnte ich nicht so viel anfangen, er bleib für mich fast noch unnahbarer als Quinn. Zu seinem Charakter kann ich auch echt nur wenige Aussagen machen. Und da überrascht es dann eigentlcih wenig, dass die Gefühle und die Beziehung zwischen den beiden nicht so zu mir vorgedrungen sind. Tohmah als weiterer wichtiger männlicher Charakter, dessen Rolle ich mal nicht weiter ausführe, hätte eigentlich Spannung in die Sache bringen können. Nur leider wurde mehrfach sehr vehement betont, dass Quinn rein freundschaftliche Gefühle für ihn hegt und auch er selbst machte keine Anstalten, so dass die anbahnende Beziehung zwischen Nathan und Quinn einfach langweilig blieb.

Das bringt mich zur Handlung im gesamten, die mich eigentlich nicht wirklich fesseln konnte und genauso langweilig war, wie die Zwischenmenschlichen Beziehungen. Alles, was den Leser überraschen hätte können, wurde vorher so offensichtlich in Hinweise verpackt und mehrfach wiederholt, dass das Buch unglaublich vorhersehbar war, sich wahnsinnig gezogen hat und mich echt irgendwann nur noch gelangweilt hat. Kurz vor Ende nimmt die Geschichte dann plötzlich wahnsinnig an Fahrt auf, da bin ich dann komplett überrumpelt gewesen und nicht mehr richtig mitgekommen.. das Buch entlässt danb mit vielen Fragen, einem fiesen Cliffhanger und wirklich schlau wurde man aus der Geschichte nicht. Und wenn ich so darüber nachdenke ist im Buch insgesamt auch nicht sehr viel passiert

Außerdem wirkte die Handlung für mich an einigen Stellen sehr konstruiert. Ich hatte das Gefühl, manche Charaktere oder Szenen. wurden nur eingebaut, weil ansonsten die Handlung nicht mehr aufgegangen wäre. Auch gegen Ende will Nathan, dass Quinn an einen Ort kommt, von dem sie sich eigentlich hätte fern halten sollen. Komisch, denn nur so war sie dann glücklicherweise zum großen Showdown anwesend..

Also man merkt leider, dass das Buch mir nicht wirklich gefallen hat. Es gab zu viele Unstimmigkeiten und war für mich einfach nicht durchdacht genug.. das Ende macht zwar neugierig auf Teil 2, dennoch werde ich mich diesem fernhalten.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Gewollt und nicht gekonnt

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Zum Inhalt: Blair ist eigentlich eine ganz normale junge Frau, doch ihre Mutter ist eine von 9 Valkyren aus der nordischen Mythologie mit übernatürlichen Kräften. Blairs Schwester Fenja soll diese Kräfte ...

Zum Inhalt: Blair ist eigentlich eine ganz normale junge Frau, doch ihre Mutter ist eine von 9 Valkyren aus der nordischen Mythologie mit übernatürlichen Kräften. Blairs Schwester Fenja soll diese Kräfte in Kürze übertragen bekommen, doch dann ändert sich alles, als sowohl Mutter und Schwester bei einem Autounfall ums Leben kommen. Und plötzlich steht Blair vor einer Zukunft, die sich nie für sich selbst erwartet hatte.

Die Grundidee zu Biancas Iosivonis neuem Buch "A fate darker than love" hat mir echt gut gefallen. Von der nordischen Mythologie habe ich bisher nichts gelesen und gerade in Zeiten des New-Adult-Genres, in dem gefühlt eine Geschichte der anderen gleicht, kam mir diese Idee wie eine schöne und gelungene Abwechslung vor.

Ich fange mal mit dem Positiven an: Der Schreibstil der Autorin gefällt mir echt richtig gut, man kommt gut in die Geschichte hinein, bleibt nicht an Begriffen oder Formulierungen hängen, sondern kann sich voll in die Geschichte hineinstürzen und den Film im Kopf anschalten. Das Buch liest sich total leicht und flüssig. Blair fand ich als Protagonistin sehr sympathisch und nett, wenn ich auch nicht ganz verstanden habe, weshalb sie so wenig von den Valkyren und der Mythologie wusste, wo sie doch eine von ihnen ihr ganzes Leben lang um sich hatte.

Auch die anderen Charaktere und deren Beziehungen zueinander fand ich sympathisch und gut ausgefeilt, auch wenn ich gleich dazu sagen muss, dass die anderen Valkyren mir etwas rätselhaft erschienen und ich mir sie und ihre Arten nicht ganz so gut vorstellen konnte. Sehr interessant fand ich Blairs besten Freund Ryan und die Beziehung der beiden zueinander, die sich im Laufe des Buches immer mehr zuspitzte und einen Großteil der Handlung ausmachte. Auch Zev, den Blair schnell aus Freund gewinnt, war ein interessanter Charakter, der für überraschende Wendungen sorgte und mir gut gefallen hat.

Die Handlung fand ich hingegen eher schwierig. In der ersten Hälfte des Buches geschah so wenig, ich glaube in anderen Fantasybüchern wäre genau das alles in den ersten beiden Kapiteln abgearbeitet worden, wofür hier fast das ganze Buch benötigt wurde. Aber in den letzten ca. 30 Seiten haben sich die Ereignisse dann plötzlich derart überschlagen, dass ich eigentlich gar nicht mehr mitgekommen bin und jetzt nach dem Lesen des Buches total verwirrt bin und mich frage, was das denn für eine blöde Handlungsaufteilung war. Eine Überraschung löste die nächste ab, dann zack, war das Buch fertig, und nichts von dem, was passiert war, wurde nochmal besprochen, hinterfragt oder erklärt. Was echt seltsam ist, wenn man bedenkt, dass das Buch zuvor vor allem aus endlosen Wiederholungen des bereits Gesagten bestand und aus seitenlangen gedanklichen Monologen von Blair, in denen sie sich immer wieder die selben Fragen stellt. Blair mag zwar sympathisch sein, doch sie hat einige derart unüberlegte und dumme Entscheidungen getroffen, dass ich mir manchmal in Gedanken mit der Hand an den Kopf gefasst habe. Und genau auf diesen Entscheidungen beruht ein Großteil der Handlungen des Buches, was einen fast denken lässt, dass ohne Blairs Unvernunft im ganzen Buch quasi gar nichts passiert wäre.

Die Idee mit der nordischen Mythologie, die ich eigentlich so besonders und spannend fand, wurde auch nur dürftig umgesetzt. Anfangs wurde immer wieder der Begriff "Ragnarök" eingestreut, so richtig erklärt wurde er aber nicht, Manchmal hatte ich das Gefühl, ich wäre besser mitgekommen, wenn ich vorher eine ausführliche Internetrecherche zum Thema betrieben hätte, aber eigentlich sollte mich ja das Buch selbst genügend in das Thema einführen. Jetzt habe ich mehr das Gefühl, ein Buch gelesen zu haben, das einen schwach aufgebauten Rahmen im Fantasybereich hat, in dem dann allerdings vor allem Teenie-Probleme und zwischenmenschliche Beziehungen erläutert wurden. Ich habe mich auch gefragt, wie Blairs Mutter als so wichtige Valkyre ein derart normales Leben führen konnte und Blair selbst dann überstürzt ihr Zuhause verlässt und nie mehr wieder zurück kommt. Allgemein blieben für mich mehr Fragen offen, als geklärt wurden.

Dies war mein zweites Buch von Bianca Iosivoni und nachdem ich von "Schattenblick" schon eher weniger begeistert war, dachte ich, dass dann wenigstens dieser Roman dem Hype um sie gerecht werden sollte. Nach Beenden des Buches muss ich leider sagen, dass mich eigentlich genau die selben Dinge gestört haben, wie bei Schattenblick und damit wird dies wohl mein letztes Buch der Autorin sein. Vielleicht liegt ihr einfach das Genre nicht so gut, denn ihr Schreibstil ist wirklich toll, aber eigentlich habe ich gar keine Lust mehr, das herauszufinden. Es reicht eben nicht, sich auf einer guten Idee auszurufen, diese muss auch durchdacht und ausgefeilt sein. Schade!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Viel versprochen, leider mehr enttäuscht

Die Farbe von Glück
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Auf "Die Farbe von Glück" war ich besonders neugierig. Ich liebe Bücher, die eine Botschaft haben und einen nachdenklich zurücklassen, aber aber auch oft bei tiefgründigen Büchern das Gefühl, dass sie ...

Auf "Die Farbe von Glück" war ich besonders neugierig. Ich liebe Bücher, die eine Botschaft haben und einen nachdenklich zurücklassen, aber aber auch oft bei tiefgründigen Büchern das Gefühl, dass sie nicht ganz zu mir vordringen. Durch das wunderschöne Cover, die vielen positiven Stimmen und die Leseprobe, bei der ich beim ersten Satz sogar eine Gänsehaut bekommen habe, habe ich mir von diesem Buch besonders viel versprochen.

Leider muss ich nach dem Ende der Geschichte sagen, dass ich mehr als enttäuscht von dem Buch bin. Der Schreibstil war zwar schön und ließ sich einfach lesen, und anfangs haben mir die Lebensweisheiten und Sprüche auch noch sehr gut gefallen, aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr haben sich die Inhalte dieser Weisheiten geglichen und jeder der Charaktere war plötzlich total schlau und hat groß dahergeredet. Und das, obwohl die meisten Charaktere große Probleme mit sich selbst und ihrem Werdegang hatten und alles andere als mit sich selbst im Reinen waren. Anderen Ratschläge geben konnten sie dennoch ohne Pause.

Die Charaktere konnten mich leider auch nicht erreichen, ich habe mich mit keiner Person wirklich verbunden gefühlt und konnte mich in sie hineinversetzen, obwohl sie alle ihre tragischen Geschichten mit einem teilten und den Leser daran teilhaben ließen.

Was mir aber am wenigsten gefallen hat, war letztendlich die Handlung des Buches. Ich kann nicht viel dazu schreiben, ohne zu viel davon zu verraten, aber ich finde, dass insgesamt im Buch nicht viel passiert ist und sich alles immer nur um das Gleiche Thema gedreht hat. Vor allem aber hatte ich das Gefühl, dass die einzig wichtigen Teile der Anfang und das Ende des Buches haben. Im Mittelteil wurden auf vielen Seiten schlaue Sprüche wiederholt und wiederholt, um Seiten zu füllen und dem Leser den Eindruck zu vermitteln, dass viel Zeit vergeht. Was mir auch gar nicht gefallen hat, war, wie unkonkret manche Aussagen waren. Charlotte zieht irgendwann in ein anderes Land, dessen Namen nicht einmal im gesamten Buch erwähnt wurde. Vermutlich war das Absicht, aber ich fand es einfach richtig nervig und hatte wieder das Gefühl, einfach nichts zu erfahren und irgendwie auch meine Zeit zu verschwenden. Gegen Ende musste ich mich wirklich zwingen, das Buch weiterzulesen. Und wenn ich ehrlich zu mir bin hätte ich das Buch im Nachhinein lieber weglegen sollen, weil ich persönlich das Ende einfach komplett überzogen und völlig unrealistisch fand.

Ich finde das Buch ist insgesamt einfach viel zu dick aufgetragen. Es hat zwar eine Botschaft, über die man definitiv nachdenken kann und muss, aber die Art und Weise, wie diese Botschaft übermittelt wurde, war für mich einfach viel zu viel des Guten. Leider kann ich das Buch nicht empfehlen, ich habe nicht das Gefühl, einen Mehrwert mit dem lesen erreicht zu haben.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Ein einziges Klischee

My Wish - Breite deine Flügel aus
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Auf die "My Wish" Reihe von Audrey Carlan war ich besonders neugierig, da die Bücher mich thematisch an die Romane von Antje Babendererde erinnerten, die ich als Jugendliche geradezu verschlungen habe. ...

Auf die "My Wish" Reihe von Audrey Carlan war ich besonders neugierig, da die Bücher mich thematisch an die Romane von Antje Babendererde erinnerten, die ich als Jugendliche geradezu verschlungen habe. Auch der Klappentext klang interessant und ich hab mich total auf die Geschichte gefreut. Leider war das Buch für mich eine einzige Enttäuschung und definitiv der erste und letzte Roman, den ich von der Autorin gelesen habe.

Warum? Zuerst einmal, weil das Thema "Sex" im ganzen Buch einfach hoffnungslos überpräsent war. Angefangen von ständigen anzüglichen Bemerkungen, über ständige Gedanken der Protagonistin an Sex bis hin zu für meinen Geschmack wirklich viel zu ausführlichen erotischen Szenen, die ich mehr oder weniger überflogen habe. Diese Oberflächlichkeit zog sich aber auch durch andere Aspekte des Buches, man hatte das Gefühl es ginge den Protagonisten immer nur um gutes Aussehen, Sexappeal, die Beschreibungen mancher Outfits hatten fast schon was von einer Modeberatung und waren mir einfach viel zu ausführlich. Restlos alle Charaktere in der Geschichte sind suuuper heiß und Formulierungen wie "Du bist der feuchte Traum eines jeden Mannes" wiederholten sich einfach viel zu oft.

Weiter geht es mit den Protagonisten. Suda Kaye war mir von Anfang an unsympathisch, sie wirkt unreflektiert, vollkommen egozentrisch und - Überraschung - oberflächlich. Gleichzeitig entspricht sie dem absoluten Klischee einer Weltenbummlerin, die nie sesshaft wird und ständig wechselnde, gefühlslose Bekanntschaften hat. Camdens Verhalten hätte ich als wütend und verletzt eingeschätzt, tatsächlich war es aber total unverständlich für mich: er ist auf der einen Seite viel zu verständnisvoll und hält ausschweifende, emotionale Dialoge, gleichzeitig ist er aber komplett besitzergreifend und herrisch. Wieder: komplettes Klischee. Dazu kommen merkwürdige Dialoge mit teilweise sehr fragwürdiger Wortwahl, die von übertriebenem Businessslang zu übertriebener Alltagssprache wechselt und wieder zurück.

Die Handlung macht gerade zu Beginn den Eindruck, dass zu viel Zeit und zu viele Ereignisse auf viel zu wenige Seiten gepresst wrden, wodurch sich der oberflächliche Eindruck der Geschichte verstärkt. Suda Kaye scheint ihr ganzes Leben nur durch einzelne Briefe um 180 Grad zu wenden, auch das wirkt unrealistisch. Die Handlung wirkt wenig durchdacht und sehr einfach konstruiert.

Was war gut? Der Schreibstil war überraschend flüssig, trotz der erwähnten Wortwahl und ich hatte immer wieder Passagen, in denen sich das Buch echt gut lesen lies. Leider wurden diese immer wieder von den erwähnten Ärgernissen unterbrochen, aber immerhin konnte ich dieses "Lesevergnügen" dadurch schnell beenden. Dazu war nicht alles so vorhersehbar, wie ich erwartet hatte. Empfehlen kann ich das Buch aber beim Besten Willen nicht.

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