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Veröffentlicht am 09.12.2020

Putzen, bügeln, spionieren

Die Saubermacherin
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Der Gmeiner Verlag kann nur Regionalkrimis? Nein! Denn diesmal steht nicht eine bestimmte Stadt oder Region im Mittelpunkt, sondern der Beruf der Protagonistin Millie. Sie ist eine Putzfrau mit Migrationshintergrund, ...

Der Gmeiner Verlag kann nur Regionalkrimis? Nein! Denn diesmal steht nicht eine bestimmte Stadt oder Region im Mittelpunkt, sondern der Beruf der Protagonistin Millie. Sie ist eine Putzfrau mit Migrationshintergrund, aber das war es dann auch schon mit den Klischees. Denn auch wenn jeder ihrer Arbeitgeber sie für etwas einfältig hält und denkt, sie könnte die Sprache nicht verstehen, ist sie in Wirklichkeit eine Geheimagentin und spioniert ihre Arbeitgeber aus.

Das Buch ist ganz klar ein bisschen drüber und man muss es auch mit einem Augenzwinkern lesen, denn es nimmt sich selbst nicht zu ernst. Die Autorin spielt mit so ziemlich jedem Klischee, das man über Putzfrauen hat - und denen, wie sich deren Auftraggeberinnen benehmen. Ich fand das richtig witzig, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack sein wird.

Auch die Story an sich ist sehr skurril. An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern, aber die bereits im Klappentext angesprochene Verschwörung um manipulierte Lebensmittel ist schon sehr realitätsfern, passt aber gerade deswegen sehr gut in das Buch hinein.

Wie gesagt, irgendwie ist alles in dieser Geschichte ein bisschen drüber und zu viel. Aber genau das hat mir dann eben gefallen, weil es mal etwas ganz anderes war. Millie ist sehr sympathisch, ihr bester Freund auch eine Nummer für sich und der Rest der Figuren einfach liebenswert. Man weiß manchmal gar nicht, wer jetzt der Bösewicht ist, denn irgendwie macht niemand alles richtig - wie im richtigen Leben eben.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, was auch daran liegt, dass die Autorin sehr viele Dialoge eingebaut hat. Einige davon auch mit Akzent, was sehr gut zu Millies Rolle passt und sich auch gut lesen lässt. Es geht rasant zu und es gibt keine Längen, die Schauplätze werden oft gewechselt und immer neue Richtungsänderungen sorgen für Spannung.

Es ist kein klassischer Krimi mit einem Mord, der dann aufgeklärt wird. Ich finde es sehr schwer, dieses Buch überhaupt in ein Raster zu packen. Fakt ist: Es ist mal etwas anderes, mir hats gefallen und ich wurde gut unterhalten. Allerdings hat mir noch das gewisse Extra gefehlt, deshalb gibt es an dieser Stelle von mir 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Tödliche Heirat

Taubertaltod
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Ich glaube, es gibt kein schlimmeres Szenario, als einen Todesfall auf einer Hochzeit - vor allem wenn es sich um den Bräutigam handelt. Aber genau dieses Szenario ist der Ausgangspunkt für diesen Regionalkrimi ...

Ich glaube, es gibt kein schlimmeres Szenario, als einen Todesfall auf einer Hochzeit - vor allem wenn es sich um den Bräutigam handelt. Aber genau dieses Szenario ist der Ausgangspunkt für diesen Regionalkrimi aus dem Taubertal.

Im Mittelpunkt steht Anke Wardlinger, sie ist Standesbeamtin, geschieden und ein bisschen das schwarze Schaf in ihrer Heimatstadt, die von der Autorin wirklich super beschrieben wird. Auf der einen Seite sehr beschaulich, ruhig und so, dass man dort gerne leben würde. Auf der anderen Seite aber auch voller Klatsch und Tratsch, sodass man eine Großstadt doch vorzieht. Ich war zwar noch nie in Bad Mergentheim, aber die Beschreibungen der Gegend haben mir wirklich sehr gut gefallen und einen ruhigen Urlaub schließe ich dort nicht aus.

Aber zurück zum Buch: Auch wenn es sich um einen Krimi handelt, überwiegt doch der Witz. Denn die Situationen, in die sich die Protagonistin bringt, sind schon sehr skurril und ich musste das ein oder andere mal richtig laut lachen. Natürlich ist der Hintergrund ernst, denn es wurde ein Mord begangen und es gibt viele Verdächtige.

Das sorgt auch dafür, dass man als Leser gut miträtseln kann. Später im Buch kommt auch der Mörder an einigen Stellen selbst zu Wort. Diese andere Perspektive hat noch einmal Abwechslung in den Plot gebracht und gibt weitere Hinweise auf den Täter. Hier muss ich gestehen, dass ich doch schon eine Ahnung hatte und deshalb zum Schluss nicht mehr überrascht war.

Für mich ist das jetzt nicht unbedingt ein Kritikpunkt, allerdings war der Weg dahin doch an der ein oder anderen Stelle so, dass die Polizei und auch Anke Wardlinger den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen haben. Und das hat mich dann doch etwas gestört, denn es wurden offensichtliche Dinge einfach übersehen. Natürlich war das für die Story gut, die sich dadurch nochmal in andere Richtungen entwickelt hat, aber ich wurde dadurch auch ganz schön ungeduldig.

Nichtsdestotrotz wurde ich sehr gut unterhalten und es war ein Regionalkrimi, den ich sehr genossen habe. Von mir gibt es deshalb 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Eine Zugfahrt mit Leiche

Mord im Santa-Express
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Im November kann man sich ja schon mal langsam auf Weihnachten einstimmen, deshalb habe ich mir "Mord im Santa-Express" von Jan Beißen geschnappt.
Ein Toter in einem Zug - und es gibt keine bzw. viele ...

Im November kann man sich ja schon mal langsam auf Weihnachten einstimmen, deshalb habe ich mir "Mord im Santa-Express" von Jan Beißen geschnappt.
Ein Toter in einem Zug - und es gibt keine bzw. viele Verdächtige. Das erinnert auf den ersten Blick an Agatha Christie und ihren "Mord im Orientexpress". Wer diesen Stil mag, der wird auch hier auf seine Kosten kommen.
Der Krimi zeichnet sich durch sehr sympathische und unterschiedliche Figuren aus, die sich alle zufällig begegnen, weil sie an Heiligabend im ICE von Hamburg nach München sitzen. Ich fand es gelungen, wie die einzelnen Figuren und die Beweggründe für ihre Reise kurz vorgestellt wurden, denn so konnte man sie immer gut einordnen.
Ansonsten ist die Handlung relativ unaufgeregt, was für eine entspannte Lesestimmung sorgt. Es gibt wie gesagt einen Toten, allerdings geht es recht unblutig zu. Man kann den Krimi also auch mit schwachen Nerven lesen.
Eingeteilt ist das Buch in unterschiedliche Kapitel, die sich an den verschiedenen ICE-Haltestellen orientieren. Das war sehr passend und hat das Setting nochmals unterstrichen. Erzählt wird auch aus den unterschiedlichen Perspektiven der Reisenden bzw. Zugangestellten, sodass immer wieder kleine Cliffhanger entstehen, die zum Weiterlesen animieren.
Es gibt einige überraschende Wendungen, allerdings ist die Lage nie so verzwickt, dass man als geübter Krimileser nicht schon eine Vorahnung entwickelt. Das fand ich allerdings nicht schlimm.
Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und auf jeden Fall Lust auf Weihnachten gemacht.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Mal etwas anderes...

Schlafe jetzt für immer
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Bei diesem Buch hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Ich wollte einfach sofort wissen, wie es möglich sein kann, das ein Kind Tatorte eines Mörders zeichnet, ohne das die Handlung ins mystische ...

Bei diesem Buch hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Ich wollte einfach sofort wissen, wie es möglich sein kann, das ein Kind Tatorte eines Mörders zeichnet, ohne das die Handlung ins mystische abrutscht, sondern in der Realität bleibt.
Die Plotidee finde ich äußerst gelungen und auch die Umsetzung hat mir gefallen. Leider weiß man durch den Klappentext schon ziemlich viel, was mich beim Lesen etwas gestört hat, da ich endlich neue Infos wollte.
Positiv hingegen war der Prolog, der sofort Spannung aufbaut, sodass man weiterlesen möchte.
Im Gegensatz zu anderen Thrillern ist "Schlafe jetzt für immer" nicht in Ich-Form aus Sicht der Hauptperson geschrieben, sondern in diesen Passagen schaut man durch die Augen des Mörders. Am Anfang war das etwas verwirrend, aber dann hat es sehr gut gepasst, denn seine Beweggründe sind spannend und hätten ruhig noch etwas mehr in den Fokus gestellt werden können.
Das Buch geht auf jeden Fall unter die Haut, denn einige Passagen sind richtig gruselig. Hier hat es der Autor wirklich geschafft, auch diese eher phantastisch anmutenden Ereignisse in einen realen Hintergrund zu setzen. Leider war es aber an einigen Stellen auch etwas too much - dann wirkte die Handlung sehr gekünselt und aufgebauscht.
Nichtsdestotrotz hat mich das Buch gefesselt und ich habe es in kurzer Zeit durchgelesen. Eine spannende Idee, die für mich gut umgesetzt wurde. Den Autor behalte ich auf jeden Fall im Blick!

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Charmant, witzig, rätselhaft

Bunburry - Schlechter Geschmack ist tödlich & Tod eines Charmeurs
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Für mich ging es wieder zurück nach Bunburry, allerdings habe ich die Teile bisher nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen, was aber nicht schlimm ist. Dadurch, dass die einzelnen Episoden abgeschlossen ...

Für mich ging es wieder zurück nach Bunburry, allerdings habe ich die Teile bisher nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen, was aber nicht schlimm ist. Dadurch, dass die einzelnen Episoden abgeschlossen sind und man das drumherum auch so mitbekommt, kann man die kurzen Geschichten auch ohne Vorkenntnisse genießen.
Mir gefällt das Setting sehr gut: Das kleine Bunburry, sehr dörflich, aber trotzdem belebt, ist ein Ort, den ich selbst mal besuchen würde. Seine Bewohner sind liebenswert, ein bisschen schrullig und eigen, was dazu führt, dass die ein oder andere witzige Situation entsteht - gerade wenn ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen.
Ganz besonders habe ich die beiden Damen Liz und Marge ins Herz geschlossen. Sie sind so sympathisch und mit ihrer neugierigen Art, den Verbindungen zu den anderen Dorfbewohnern und ihrem selbstgemachten Karamel die perfekten Ermittlerinnen. Auch Alfie finde ich als Kontrast sehr gelungen, auch wenn er an der ein oder anderen Stelle sehr verschlossen wirkt.
Der Fall an sich ist sehr kurzweilig, sodass man ihn perfekt zwischendurch lesen kann. Allerdings darf man jetzt nicht sooo viel Spannung erwarten, denn im Vordergrund steht, wie für einen Cosy-Krimi üblich, die Art und Weise der Ermittlungen. Es ist auch so, dass das Ende dann relativ schnell kommt, man als Leser aber schon eine Ahnung hat, was genau passiert ist.
Mir gefällt die Serie richtig gut und ich werde auf jeden Fall "dranbleiben".

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